o ie ews nr. 88 5 6 2005 zeitung für denn studiofilm im arthouse alba • arthouse commercio • •v / / marthouse movie 1+2 • arthouse nord-süd • arthouse le paris • arthouse piccadilly • riff raff • uto Die freche, sexy Sommerkomödie mit Valeria Bruni Tedeschi und Jean-Marc Barr CrustacesCrustaces etet CoquillagesCoquillages MEERESFRÜCHTE Studiofilm-Vorpremieren Arthouse Le Paris, Zürich-Stadelhofen Sieben Tage die Woche um 12.15 Uhr www.lunchkino.ch bin-jip «Meine Figuren sind so schweigsam, weil etwas sie tief verletzt hat», wäscht oder kaputte Geräte flickt – koboldhaft etwas durcheinander zu erklärte Kim Ki-duk vor zwei Jahren das fast gänzliche Fehlen der Dialoge bringen. Erst erschrickt Tae-suk, als Sun-huoa ihn ertappt. Dann aber hilft in seinem wunderschönen Film «Spring, Summer, Fall, Winter...and er ihr sich gegen ihren Gatten zu wehren. Fortan brechen die beiden Spring». Mit BIN-JIP stellt der Südkoreaner wieder einen Film vor, dessen gemeinsam in die Häuser ein und werden zu einem romantischen Liebe- Helden kaum miteinander reden, und die Erklärung dafür dürfte die glei- spaar, das sich ohne Worte innig verbunden ist und dessen Wege sich erst che sein: Verheiratet mit einem Mann, wieder trennen, als ihnen die Polizei auf den sie nicht liebt, verbringt Sun-houa ihr die Schliche kommt. Leise verschmitzt, m Tage zum grössten Teil alleine zu Hause zeitweise hoch erotisch fasziniert BIN-JIP und erträgt schweigend die Misshandlun- durch das oszillierende Nebeneinander gen, die ihr Gatte ihr jeweils angedeihen von Aggression und buddhistischem lässt. Einem Schutzengel gleich taucht in Langmut. Er stellt in den Hauptrollen ihrer Wohnung eines Tages dann aber zwei bezaubernde Darsteller vor und Tae-suk auf, ein junger Mann mit Golf- endet im sinnigen Spruch: «Es lässt sich schläger und sanftem Gesicht. Tae-suk nie sicher sagen, ob die Welt, in der wir hat sich darauf kapriziert in vorüberge- leben, Traum oder Wirklichkeit ist.» hend verlassene Wohnungen einzubre- chen, dort zu essen und schlafen und das Regie: Kim Ki-duk. Mit: Lee Seung-yeon, Leben der Inhaber – indem er ihre Kleider Jae Hee, Kwon Hyuk-ho. Verleih: Filmcoopi. confiture Mit «Pauline & Paulette», einer köstlichen Tragödie um vier ältere Schwe- verwandelt, kann Gerda es schlicht nicht ertragen, dass Tuur nun bei der gestattet. und mit Quellenangabe der Redaktion mit Genehmigung stern, ist Lieven Debrauwer 2001 der internationale Durchbruch geglückt. lesbischen, von ihr seit Jahren verstossenen Josée wohnt. Einem General Nun stellt der Belgier mit CONFITURE eine nächste, nicht minder dramati- gleich zetert sie in ihrem Bett herum. Intrigiert, manipuliert, keift und sche Komödie um vier alles andere als junge Menschen vor. Held und schimpft, bis selbst die gutmütige Emma ihre Nerven verliert. Ein starkes Hahn im Korb seines neusten Films ist Tuur, ein so kräftiger, wie wortkar- Quartett hat Debrauwer mit Marilou Mermans, Rik Van Uffelen, Viviane De ger und bedächtiger Mann. Jahrelang Muynck, Chris Lhomme zum Spiel gela- lebt Tuur mit seiner Gattin Emma im den. Er erzählt in CONFITURE von Selbst- Haus seiner seit Kindesbeinen kranken mitleid, Eifersucht, geplatzten Lebens- Schwester Gerda und betreibt die vom träumen, verpassten Sehnsüchten und Vater übernommene Schuhmacherei. später Reue. Und von den seltsamen Doch am fünfzigsten Hochzeitstag ver- Umwegen, welche die Liebe bisweilen lässt Tuur Emma wortlos und zieht zu einschlägt, damit sie von Bestand sein seiner zweiten Schwester Josée. Nun ist kann. CONFITURE ist eine herzhaft-be- in CONFITURE der Teufel los. Denn der- schwingte Alten-Komödie, die eine erfri- weil Emma die Entwicklungen nimmt, schend junge Filmsprache spricht. wie sie kommen und in einem ver- Regie: Lieven Debrauwer. Mit: Marilou Mer- schmitzten Akt später Emanzipation die mans, Rik Van Uffelen, Viviane De Muynck. Schusterei in ein Konfitüren-Geschäft Verleih: Filmcoopi. coca – die taube aus tschetschenien «Coca» – «die Taube» – nannten die Eltern Sainap Gaschaiewa. Geboren in der Verbannung in Kasachstan, wurde die Tschetschenin Geschäftsfrau und zog vier Kinder gross. Seit 1994 dokumentiert sie, was in ihrer Heimat täg- lich geschieht: Verschleppung, Folter, Mord: Präsident Putins «antiterroristi- sche Aktion» trägt Züge eines Völkermordes. Hunderte von Videokassetten hat Sainap Gaschaiewa zusammen mit anderen Frauen inzwischen aufge- nommen und vorerst versteckt. «Etwa in zwanzig Jahren», erklärte sie dem Schweizer Filmemacher Eric Bergkraut vor einigen Monaten, «wird man sich interessieren, was in Tschetschenien Ende des 20., Anfang 21. Jahrhunderts geschah.» So lange soll es nicht dauern. Denn inzwischen hat Bergkraut COCA – DIE TAUBE AUS TSCHETSCHENIEN gedreht und lässt die Menschen- rechts-Aktivistin Coca, ihre Kolleginnen und Kollegen erzählen, was in Tschet- schenien geschieht. COCA – DIE TAUBE AUS TSCHETSCHENIEN, hat Jean Zieg- ler geschrieben, ist «ein erschütterndes Zeugnis über das Martyrium des tschetschenischen Volkes und die kriminelle Indifferenz der europäischen 8001 ZÜRICH 8001 Regierungen und der Öffentlichkeit. ✩ P.P. Regie: Eric Bergkraut. Dokumentarfilm. Verleih: Lock Now! 1 · 8001 Zürich · Grossmünsterplatz AG Arthouse Movie Commercio Herausgeber · · · www.arthouse.ch · · www.commercio.ch · nur Nachdruck the hitchhikers guide to the galaxy Keine Panik, Leute! Streckt den Daumen vor und springt auf: Nachdem nen sich Arthur und Ford in letzter Sekunde auf ein zufällig vorbeikom- endlose Querelen um Besetzung und Regie vor zwei Jahren endlich ein mendes Raumschiff retten. Schon befinden sich die beiden Abenteurer Ende fanden, kommt diesen Sommer die sehnlichst erwartete Verfilmung auf einer Reise durchs All, auf der nichts so ist wie es scheint; sich ein von Douglas Adams’ Kultroman THE HITCHHIKERS GUIDE TO THE GALAXY Badetuch als nützlichster Gegenstand des Universums herausstellt, das endlich ins Kino. Dafür wurde das vom 2001 verstorbenen Adams noch Leben plötzlich Sinn macht und die ultimative Antwort auf die ultimative selber verfasste Drehbuch von «Chicken Frage «42» lautet. Anders als die mei- Run»-Autor Karey Kirkpatrick gekürzt und sten heutigen SF-Movies kommt THE gehipt: «Wir haben Douglas’ Ideen zum HITCHHIKERS GUIDE TO THE GALAXY Leben erweckt», meint Regisseur Garth ohne spektakuläre Spezialeffekte aus. Jennings, «und wir hoffen, dass unser Doch aus der eigenwilligen Mischung Film ganz in seinem Sinne ist». Dem Film von britischem Humor, raffiniert-billigen zu Grunde liegt der erste Band der «fünf- Requisiten und simplen Computertricks teiligen Trilogie», die Hauptrolle des entwickelt Jennings Film einen reizvollen Arthur Dent spielt Martin Freeman, sei- Charme – dem garantiert nicht nur die nen ausserirdischen Freund Ford Perfect Fans von Adams Romanen erliegen. der schwarze Musiker Mos Def. Und dann Regie: Garth Jennings. Mit: Martin Free- geht es los, wie gehabt: Am Tag, an dem man, Mos Def, Sam Rockwell. Verleih: die Erde in die Luft gesprengt wird, kön- Buena Vista. Pink Apple PINK APPLE, das grösste schwullesbische Filmfestival der Schweiz, geht Hongkong-Kinos und eine äusserst atmosphärische Dramaturgie. Der in die achte Runde! Vom 5. bis 11. Mai 2005 werden im Kino Arthouse eindringliche Dokumentarfilm «I Exist» von Peter Barrosa und Garrett Movie – fast ausschliesslich in Premiere! – mehr als achtzig Kurz-, Doku- Lenoir porträtiert muslimische Lesben und Schwule aus dem Nahen mentar- und Spielfilme aus aller Welt gezeigt, in deren Mittelpunkt Frau- Osten, die in den USA leben – während im Mittelpunkt des Dokumen- en liebende Frauen und Männer liebende Männer stehen. Eröffnungs- tarfilms «Keep Not Silent» von Ilil Alexander orthodoxe Lesben in Isra- film ist der für die Berlinale 05 ausge- el stehen. Beide Filme erzählen von den wählte «Crustacés et coquillages» von Schwierigkeiten in einer traditionellen Olivier Ducastel und Jacques Martineau – Kultur die eigene Homosexualität zu bekannt durch den Grosserfolg «Drôle de leben. Als ganz besonderen Leckerbis- Felix» – mit Valeria Bruni Tedeschi. Er sen und als Premiere im deutschen erzählt auf wunderbar humorvolle Weise Sprachraum zeigt PINK APPLE die eine französische Urlaubs- und Familien- gesamte erste Staffel (14 Episoden) der geschichte mit schwulem Touch. «Butter- ersten US-amerikanischen Lesbenserie fly» von Yan Mak wurde 2004 in Venedig «The L Word». gezeigt. Er handelt von der Liebe zweier Detailliertes Programm und zusätzliche Frauen und besticht durch seine farben- Infos unter: www.pinkapple.ch. Vorverkauf prächtige Ästhetik im Stil des neuen ab 27. April 2005 in allen Arthouse-Kinos. le grand voyage Mit Befremden nimmt man bisweilen wahr, welche Ungeheuerlichkeiten garien, die Türkei, Syrien, Jordanien bis nach Saudi-Arabien führt die Rei- unter dem Siegel des Islam geschehen. Befremdlich wirkt aufs erste auch se: Phantastische Bilder sich permanent verändernder Landschaften prä- LE GRAND VOYAGE, zu dessen Anfang ein streng gläubiger, muslimischer gen LE GRAND VOYAGE zum einen; im Innern des Autos stattfindende Vater seinen eben vor der Matura stehenden Sohn zwingt, mit ihm nach Gespräche zwischen den Protagonisten zum andern. Mal setzt sich eine Mekka zu fahren. Doch was da beginnt als eine mit viel Sturheit durch- verwirrte Frau zu den beiden ins Auto, mal drängt sich ihnen ein geführte Auseinandersetzung zwischen schwatzhafter Türke auf; mal zieht der einem traditionalistischen Vater, der fast Vater alleine los, mal verschwindet der nur Marokkanisch spricht, aber Franzö- Sohn in der Wüste. Immer aber wieder sisch versteht, und seinem
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