Macbeth an Der Wiener Staatsoper“

Macbeth an Der Wiener Staatsoper“

DIPLOMARBEIT Titel der Diplomarbeit „Vera Nemirovas Inszenierungen in Wien unter besonderer Berücksichtigung von Giuseppe Verdis Macbeth an der Wiener Staatsoper“ Verfasserin Linda Wagentristl angestrebter akademischer Grad Magistra der Philosophie (Mag.phil.) Wien, 2014 Studienkennzahl lt. Studienblatt: A 317 Studienrichtung lt. Studienblatt: Theater,- Film- und Medienwissenschaft Betreuerin: Ass.-Prof. Dr. Isolde Schmid-Reiter 2 INHALTSVERZEICHNIS 1. EINLEITUNG .......................................................................................... 5 2. DIE REGISSEURIN VERA NEMIROVA ................................................. 9 2.1. Kurzbiografie ....................................................................................... 9 2.2. Exkurs: Regietheater und „Werktreue“ ................................................ 9 2.3. Zur Ästhetik der Inszenierungen von Vera Nemirova ........................ 17 3. MACBETH (WIENER STAATSOPER, 2009) ....................................... 31 3.1 Zur Produktion .................................................................................... 32 3.1.1 Zur Fassung ............................................................................. 33 3.2. Die visuellen Komponenten der Aufführung ...................................... 34 3.3. Verlaufsanalyse ................................................................................. 36 3.4. Wichtige Merkmale der Inszenierung ................................................ 87 3.5. Presse- und Publikumsreaktionen ..................................................... 90 4. WEITERE INSZENIERUNGEN ............................................................ 97 4.1. Pique Dame (Wiener Staatsoper, 2007) ........................................... 97 4.1.1. Die visuellen Komponenten der Aufführung ............................ 98 4.1.2. Verlaufsanalyse ....................................................................... 99 4.1.3. Wichtige Merkmale der Inszenierung .................................... 115 4.1.4. Presserezensionen ............................................................... 118 4.2. Gräfin Mariza (Volksoper Wien, 2002) ............................................ 121 4.2.1. Die visuellen Komponenten der Inszenierung ....................... 122 4.2.2 Wichtige Merkmale der Inszenierung ..................................... 124 4.2.3. Publikums- und Pressereaktionen ........................................ 130 4.3. Ergänzung: Autodafé aus Verdis Don Carlos (Wiener Staatsoper, 2004) ...................................................................................................... 133 4.3.1. Die visuellen Komponenten des Autodafés .......................... 133 4.3.2. Verlaufsanalyse ..................................................................... 134 4.3.3 Wichtige Merkmale der Inszenierung des Autodafés ............. 139 4.3.4. Publikums- und Pressereaktionen ........................................ 139 5. ZUSAMMENFASSUNG ..................................................................... 141 6. QUELLENVERZEICHNIS .................................................................. 147 7. ABBILDUNGSVERZEICHNIS ............................................................ 155 ANHANG ................................................................................................ 157 I. Inszenierungen von Vera Nemirova (Stand: 15. Juni 2014) ................ 157 3 II. Interviews ........................................................................................... 161 ABSTRACT (deutsch) ............................................................................ 183 ABSTRACT (englisch) ............................................................................ 185 4 1. EINLEITUNG Vera Nemirova gilt als eine der renommiertesten Musiktheater- Regisseurinnen der Gegenwart. Im Jahr 1972 in Sofia, Bulgarien, geboren, begann sie bereits mit 24 Jahren an europäischen Opernhäusern – bevorzugt im deutschsprachigen Raum – zu inszenieren. Anfänglich geprägt durch ihren Lehrer, den Regisseur Peter Konwitschny, hat sich Nemirova als eine herausragende Vertreterin jener inszenatorischen Herangehensweise etabliert, die in der Öffentlichkeit als „Regietheater“ bezeichnet wird – ein problematischer Begriff, der im Laufe dieser Arbeit (Kapitel 2) noch erörtert werden soll. Immer wieder hat Nemirovas Weg sie auch nach Wien geführt, beginnend mit ihrer Mitarbeit an der Autodafé-Szene in Konwitschnys Inszenierung von Giuseppe Verdis Don Carlos (Staatsoper, 2001). Anschließend folgte an der Volksoper die Inszenierung von Gräfin Mariza von Emmerich Kálmán (2002). Mit Peter Iljitsch Tschaikowskis Pique Dame (2007), brachte Nemirova erstmals selbstständig an der Wiener Staatsoper ein Werk auf die Bühne – eine Arbeit, auf die Verdis Macbeth (2009) folgte. Diese Macbeth-Inszenierung war es auch, die den Anstoß dazu lieferte, sich näher mit der künstlerischen Arbeit Vera Nemirovas zu beschäftigen. Die Verfasserin der vorliegenden Arbeit hatte die Möglichkeit, mehreren Aufführungen dieser Produktionen beizuwohnen und war von dem ungewohnt heftigen Ausmaß der negativen Publikums- und Pressereaktionen äußerst irritiert. Ziel dieser Arbeit ist es, die persönlichen Zugangsweisen und die „Handschrift“ in den Inszenierungen von Vera Nemirova darzulegen. Das soll vor allem anhand der eben angeführten Wiener Produktionen geschehen, die exemplarisch für das Gesamtschaffen Nemirovas gewählt wurden. Die Analyse von Macbeth, also der jüngsten Produktion, wird dabei am detailliertesten ausfallen. Die Verlaufsanalysen der Inszenierungen stehen dabei im Mittelpunkt. Die Bühnenabläufe werden chronologisch geschildert, um eine bildliche Vorstellung der Inszenierungen zu ermöglichen. Damit ist unweigerlich eine selektive Vorgehensweise und somit auch ein Akt der Interpretation 5 verbunden („Jedes Notieren heißt interpretieren“1). Die Schlüsselmomente der jeweiligen Inszenierung werden kommentiert und interpretiert und gegebenenfalls im darauffolgenden Teilabschnitt zu den wichtigsten Merkmalen der Inszenierung noch einmal aufgegriffen. Hierzu sollen die wesentlichen Punkte des Regiekonzepts, wie beispielsweise die Figurencharakterisierung oder relevante Interaktionen sowie die Differenzen zum Theatertext untersucht werden. Additiv zur sprachlichen Darstellung geben Fotos Einblick in die Inszenierungen. Abschließend werden die Publikums- und Pressereaktionen vorgestellt. Trotz des Anspruchs, eine einheitliche Herangehensweise für alle Werke zu verfolgen, gibt es aufgrund der variierenden Quellenlage kleine Abweichungen in der Struktur: So musste bei der Analyse von Gräfin Mariza auf eine Verlaufsanalyse verzichtet werden, weil die Verfasserin dieser Arbeit weder einer Aufführung dieser Produktion beiwohnen konnte, noch eine Videoaufzeichnung zur Verfügung hatte. In der Zusammenfassung soll schließlich eine Zusammenschau von Nemirovas Wiener Inszenierungen erfolgen, um die Einordnung dieser Inszenierungen in das Oeuvre der Regisseurin vorzunehmen. Das Autodafé aus Don Carlos wird hierbei jedoch nicht berücksichtigt, da es sich um den Einschub in eine fremde Inszenierung handelt. Abschließend bedanke ich mich bei Vera Nemirova, die jederzeit für Auskünfte zur Verfügung stand, sowie bei meinen InterviewpartnerInnen Sybille Wagner, Patric Seibert, Ioan Holender, Walter Pamberg und Guillermo García Calvo. Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Isolde Schmid-Reiter, die mich während meines Arbeitsprozesses stets mit ihrem Fachwissen und ihrer Geduld unterstützt hat. 1 Hiß, Guido, „Zur Aufführungsanalyse“, in Theaterwissenschaft heute - eine Einführung, Hg. Renate Möhrmann, Berlin: Reimer 1990, S.65-80, hier S, 75. 6 Nicht zuletzt möchte ich all jenen danken, die mich bei all den Höhen und Tiefen während des Verfassens dieser Arbeit mit gutem Zuspruch und einem geduldigem Ohr seelisch unterstützt haben. Dazu zählen meine Familie und meine Freundinnen, insbesondere Malou Löffelhardt und Johanna Graf. 7 8 2. DIE REGISSEURIN VERA NEMIROVA 2.1. Kurzbiografie Vera Nemirova wurde im Jahr 1972 in Sofia, Bulgarien, als Tochter einer Opernsängerin2 und eines Opernregisseurs3 geboren. Sie lebt seit 1982 in Deutschland und studierte „Musiktheaterregie“ an der Musikhochschule Hanns Eisler. Mit 23 Jahren schloss sie als Jüngste ihres Jahrgangs das Studium ab. Für ihr Diplom inszenierte sie Richard Strauss’ Des Esels Schatten, nach Christoph Martin Wielands Geschichte der Abderiten. Seit 1998 ist Nemirova als freischaffende Regisseurin tätig und inszenierte unter anderem (ausführliches Inszenierungsverzeichnis im Anhang) an der Staatsoper Berlin, der Oper Bonn, dem Theater Basel, der Nationaloper Bukarest, dem Theater Freiburg, der Oper Frankfurt sowie dem Luzerner Theater. In Österreich arbeitete sie auf den Bühnen der Oper Graz, der Salzburger Festspiele, der Volksoper Wien und der Wiener Staatsoper. Nemirova war Finalistin des Ring Award Graz im Jahr 2000 sowie Stipendiatin und Preisträgerin der Akademie »Musiktheater heute« der Kulturstiftung der Deutschen Bank. Des Weiteren gewann sie im Jahr 2006 den »Kunstpreis Berlin« im Bereich Darstellende Kunst der Berliner Akademie der Künste. In kritischen Betrachtungsweisen wird Nemirova oft als Vertreterin des Regietheaters bezeichnet. Daher erscheint ein kurzer Exkurs zu diesem Begriff notwendig, bevor auf Nemirovas Inszenierungsästhetik näher eingegangen wird. 2.2. Exkurs: Regietheater und „Werktreue“ Regietheater ist ein stark kontroversieller Begriff, obwohl er wörtlich genommen eigentlich keine besondere Aussagekraft

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