3 2.3 Benennungen Als Strategische Kampfzone: Behandelt Diese Arbeit Einen Rechtsextremen Forschungsgegenstand?

3 2.3 Benennungen Als Strategische Kampfzone: Behandelt Diese Arbeit Einen Rechtsextremen Forschungsgegenstand?

Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung .............................................................................................................................................. 2 2. Forschungsüberblick .............................................................................................................................. 8 2.1 Geschichtswissenschaft als politische Arena: Zum aktuellen Forschungsstand .................................. 10 2.2 Gesellschafts- und Sozialwissenschaften ............................................................................................. 13 2.3 Benennungen als strategische Kampfzone: Behandelt diese Arbeit einen rechtsextremen Forschungsgegenstand? .............................................................................................................................. 16 3. „Gegen-68“: die Geburt der Reaktion aus dem Geist der Revolte .......................................................... 20 3.1 Was ist die Neue Rechte? ...................................................................................................................... 21 3.2 Wer ist die Neue Rechte? ....................................................................................................................... 24 3.3 „Fake French“ – Der Re-Import antidemokratischen Denkens aus Frankreich .................................... 29 4. „Ich verstehe mich als einen der Väter der Neuen Rechten in Deutschland“ – der Publizist Armin Mohler ............................................................................................................................................................... 35 5. „Informationelles Kapillarsystem“: neurechte Publizistik ..................................................................... 47 5.1 Der Criticón ............................................................................................................................................ 53 5.1.1 Themen und Positionen ................................................................................................................ 59 5. 2 Die Junge Freiheit ................................................................................................................................. 62 6. „Bonzo Goes to Bitburg“ – die 1980er von rechts ................................................................................. 69 6.1 Die Neuen Rechten und die Wende 1982 .............................................................................................. 71 6. 2 Die Neuen Rechten und die Wende 1989 ............................................................................................. 77 7. Ausweitung der Diskurszone ................................................................................................................ 85 7.1 Ausweitung der Diskurszone I: Vereinigung, Bundesrepublik und Westbindung .................................. 85 7.2 Ausweitung der Diskurszone II: Migration, Asyl und rassistische Gewalt ............................................. 96 7.3 Fazit der Diskussion ........................................................................................................................... 115 8. Ausweitung der Kampfzone? Eine Schlussbetrachtung ....................................................................... 118 9. Quellen- und Literaturverzeichnis ...................................................................................................... 121 9.1 Quellen ............................................................................................................................................... 121 9.2 Literatur .............................................................................................................................................. 127 1 1. Einleitung Ein Blick in die jüngste Vergangenheit: Die Neue Rechte, ihre Strategien, Akteur_innen und Ziele, erfährt spätestens seit dem Aufstieg und Wandel der AfD von einer Euro-kritischen Partei neoliberalen Zuschnitts zum Tummelfeld völkischer und nationalistischer Kräfte verstärktes Interesse. Auch die enorme mediale Aufmerksamkeit, die die PEGIDA- „Spaziergänge“ von Dresden aus ab Winter 2014 erzeugten – die mit Redner_innen wie Götz Kubitschek langjährig Aktive des rechtsintellektuellen Milieus auf die Bühne holten – machte einen größeren Rechtsdrift in weiten Teilen der Gesellschaft sichtbar. Seitdem haben sich zahlreiche Wissenschaftler_innen, Journalist_innen und Talkshowrunden auf Ursachenforschung begeben und das Interesse an der deutschen Rechten hat die einschlägigen wissenschaftlichen Disziplinen lange schon verlassen. So stellen heute auch Designer_innen und Architekt_innen je fachspezifische Fragen nach dominanten ästhetischen Codes und „Rechten Räumen“.1 In der Geschichtswissenschaft bricht sich das Interesse an der (Neuen) Rechten jedoch deutlich langsamer Bahn.2 Das verwundert auch deshalb einigermaßen, weil seit Jahren im Fach Debatten darüber geführt werden, wie geschichtswissenschaftliche Forschungsergebnisse mit größeren Teilen der Öffentlichkeit geteilt werden könnten – eine Beteiligung an breiteren gesellschaftlichen Diskursen (ohne sich zu diesen bloß reaktiv zu verhalten, natürlich) wäre eine Möglichkeit. Fragen nach der Genese und Transmission ideologischer Kernbestände, Netzwerken und Aktivitäten rechtsextremer Kräfte nach 1945 sind bisher aus Perspektive der Geschichtswissenschaft noch weitgehend unbeantwortet geblieben, obschon dies bereits vor dem jüngsten Aufstieg 1 Die Jahrestagung 2019 der Deutschen Gesellschaft für Designtheorie-und -forschung e.V. (DGTF) wird sich der Neuen Rechten schwerpunktmäßig widmen. Das Institut für Grundlagen moderner Architektur und Entwerfen (IGmA) der Universität Stuttgart hat gemeinsam mit ARCH+ 2018 das Forschungsprojekt „Rechte Räume“ initiiert und mittlerweile ein Themenheft veröffentlicht. Auch aus anderen Disziplinen wären sicherlich weitere Beispiele zu nennen. 2 Das ZZF Potsdam und das MMZ haben jüngst ein Netzwerk zur Rechtsextremismusforschung gegründet. Piorkowski, Christoph David, Forscher blicken nach rechts, in: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 26.07.2019 (Online: https://www.pnn.de/wissenschaft/netzwerk-rechtsextremismusforschung-forscher- blicken-nach-rechts/24692748.html?fbclid=IwAR0c1iVtT- b2OASfs_iJNLQajzZKqRsbyawulpyNZ6Kc8qhqtnuJ3IwCuj0, Zugriff: 28.07.2019). 2 rechter Kräfte in Deutschland immer wieder angemahnt wurde.3 Norbert Frei sprach diesbezüglich von „blinden Flecken der Historiker“4 und verwies so auch darauf, dass Kontinuitäten von Rassismus, Antisemitismus, nationalsozialistischem Denken und völkischer Militanz in der Geschichte der (jungen) Bundesrepublik bisher nicht in den Fokus von Historiker_innen gerieten.5 Deswegen fanden auch die Transformationen und Spaltungen innerhalb dieses Lagers im Fach kaum Beachtung und wurden den Gegenwartswissenschaften vielleicht auch dankbar überlassen. Dabei sollte das Fach auch ein eigenes Interesse an der Erforschung der politischen Rechten in Deutschland nach 1945 haben: Mit Klaus Hornung, Helmut Seewald, Roland Bubik, Hellmut Diwald, Caspar von Schrenck-Notzing, Karlheinz Weißmann, Michael Paulwitz, Dieter Stein, Rainer Zitelmann, Andreas Molau und Björn Höcke sind zahlreiche ehemalige und gegenwärtige Stichwortgeber_innen und Wortführer_innen der Rechten geschichtswissenschaftlich ausgebildet. Ihre Rollen als Produzent_innen und Lieferant_innen historischer Deutungen für das rechte Milieu wäre also in den Blick zu nehmen. Erst der letzte Historiker_innentag im Herbst 2018 in Münster brachte etwas Bewegung in die Szenerie. Die von Petra Terhoeven und Dirk Schumann eingebrachte und dann verabschiedete „Resolution der Historikerinnen und Historiker Deutschlands zu gegenwärtigen Gefährdungen der Demokratie“ spricht zwar nicht explizit die bisherigen Versäumnisse an und bezieht sich ausdrücklich nur auf die Forschung zum Nationalsozialismus, erwähnt aber immerhin eine allgemeine Aufgabe des Faches, aus der heraus sich auch die Notwendigkeit der Beforschung der politischen Rechten ergibt: „Geschichtswissenschaft hat die Aufgabe, durch die Analyse historischer Entwicklungen auch zur besseren Wahrnehmung von Gegenwartsproblemen beizutragen und die Komplexität ihrer Ursachen herauszuarbeiten.“6 3 z.B. Heun, Robin, Wer schreibt die Geschichte des Rechtsextremismus?, in: DISS-Journal 26 (2013), S.28- 29. Online: https://www.diss-duisburg.de/2013/11/wer-schreibt-die-geschichte-des-rechtsextremismus/ (Zugriff: 03.12.2018). 4 Frei, Norbert, Die blinden Flecken der Historiker, in: Süddeutsche Zeitung vom 16.09.2018, Online: https://www.sueddeutsche.de/politik/geschichte-die-blinden-flecken-der-historiker-1.4129746 (Zugriff: 04.05.2019). 5 Klaus Theweleit, der für einen von der Psychoanalyse gelenkten Blick plädiert, meint gar, dass von Historiker_innen in dieser Sache „am wenigsten […] zu erwarten“ sei. „Diese Körper sind von Angst erfüllt.“ Interview mit Klaus Theweleit zur aktuellen Gewalt in Deutschland, L.I.S.A.-Blog (Online: https://lisa.gerda- henkel-stiftung.de/maennergewalt_theweleit; Zugriff: 13.02.2019) 6 Resolution der Historikerinnen und Historiker Deutschlands zu gegenwärtigen Gefährdungen der Demokratie, Online: https://www.historikerverband.de/verband/stellungnahmen/resolution-zu- 3 Die teils heftigen Kritiken und Empörungen,7 die der Text der Resolution 2018 auslöste, sind dabei nicht selten argumentativ ähnlich inszeniert wie die Wehklagen über eine vermeintliche politisch-korrekte „Meinungsdiktatur“, die unten noch genauer betrachtet werden sollen. Frank Bösch

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