Heute auf Seite 3: Abschied von Legenden £XK £>ftptmHmWq!l UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 44 - Folge 9 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e.V. RROA fi Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt 27. Februar 1993 Parkallee 84ß6, 2000 Hamburg 13 Rußlanddeutsche: Draußen vor der Tür Schwächste Deutsche dem Asylkompromiß geopfert Zu wenige kennen das ganze Schicksal Gebieten muß dies in jedem Einzelfall der vier Millionen Deutschen außerhalb selbst glaubhaft machen. Wie aber soll er des Geltungsbereichs des Grundgesetzes das tun? Alle Aussiedlungsbewerber wer• und üben Solidarität mit ihnen. den nachweisen müssen, warum sie jahre• Leider verdecken einige Politiker auch lang in der Familie nicht oder zu wenig noch durch schlimme Schönfärberei die deutsch sprechen konnten und durften. krassen Nachteile des Kriegsfolgenbereini• Seit 45 Jahren hatten die meisten Aussied• gungsgesetzes und die Tatsache, daß von lungsbewerber keine deutschen Schulen. den geringen staatlichen Hilfen die Deut• Wie jahrzehntelang die Verwendung der schen in der Heimat nur wenig erreicht. Die deutschen Muttersprache in der Familie im Betroffenen hier und daheim brauchen ei• polnischen Machtbereich verfolgt wurde, nige Zeit, um zu merken, welche Auswir• legt das Bundesverfassungsgericht in sei• kungen das Kriegsfolgenbereinigungsge• ner Entscheidung zu den Ostverträgen dar. setz wirklich hat. Unsere Forderung, für die Arbeit der un• Behauptet wird, die früher von der Koali• teren Verwaltung jene Staaten zu bezeich• tion strikt abgelehnte Kontingentierung si• nen, wo die Pflege der Muttersprache unzu• chere nun eine stetige Aufnahmequote. mutbar war, erschien vielen sinnvoll zu Vor 60 Jahren: Nachdem Reichspräsident von Hindenburg am 30. Januar das Kabinett 1990 hat der Bundestag beschlossen, die sein. Praktisch aber soll nun dazu erst ein Hitler berufen hatte, folgte am 5. März 1933 die Wahl zum Deutschen Reichstag. Die Aussiedler bleiben Vertriebene und be• langer Abstimmungsprozeß zwischen Län• Regierungsparteien errangen knapp über 50 Prozent. Unser Bild zeigt den Reichspräsi• kommen Lastenausgleich. Heute sagt der dern und Bund folgen, obwohl die Tatsa• denten beim Verlassen des Wahllokals in der Berliner Kanonierstraße Foto Ullstein Gesetzgeber, sie kommen nur unter er• chen, auch durch höchstrichterliche Urtei• schwerten Bedingungen und auch nicht le, auf der Hand liegen. Wie soll ein junger mehr als Vertriebene herein, sondern als Verwaltungsangestellter über Verrol- Spätaussiedler, also für die Obhuts- und gungsdruck und Erhaltung der Mutter• Das Innere Reich Schutzpflicht der Bundesrepublik Deutsch• sprache entscheiden, wenn das hochge• land „Luft"! Aus diesem volksfeindlichen, stellte Politiker nicht wagen oder/und VON PROFESSOR Dr. RUDIGER RUHNAU menschenrechts- und obhutswidrigen „Ge• leugnen? Um die Jahrhundertwende erreichte den Dienst der kommunistischen Partei nerationenschnitt" werden antideutsche Mehr war nicht erreichbar, sagten uns Berlins Einwohnerzahl die Zweimillionen• stellte, mußte sich wegen Vorbereitung zum Chauvinistengruppen wohl Folgerungen jene, die gestern das Tor bestimmt ganz of• grenze, trotz Krieg und Nachkriegszeit ver• Hochverrat und Besenimpfung der republi• ziehen. Ein nächstes Gesetz kann auch Quo• fen zu halten versprachen. Kann man so die doppelte sich die Zahl dann nochmals in den kanischen Staatsform in einem sensationel• drei Jahrzehnten bis 1930. In diesem len Prozeß 1928 vor dem IV. Strafsenat in ten streichen oder senken. Garantien dage• Glaubwürdigkeit in der Politik retten? gen fehlen. Schmelztiegel der Völkerwanderung zwi• Leipzig verantworten. Als sich in Tausen• Ein Scheitern des Vermittlungsverfah• Nach einem Punkt des vorläufigen politi• schen New York und Moskau konzentrierte den von schriftlichen Protesten die weltwei• rens wäre besser gewesen, es hätte das der• schen Asylkompromisses soll auch noch sich die in Deutschland geschriebene Litera• te Solidarisierung der linksliberalen mit zeitige, in den letzten Wochen durch her• die Staatsangehörigkeit jener Nachkom• tur der zwanziger Jahre. Es waren die „gro• kommunistischen Autoren formierte - es vorragende oberstgerichtliche Urteile ge- men deutscher Staatsangehöriger infrage ßen" Jahre der linksliberalen Wochenschrift protestierten u. a. Brecht, Döblin, Zuck• en jede Verwaltungswillkür abgesicherte gestellt werden, deren Heimat man, ohne „Weltbühne", des „Berliner Tageblatts" und mayer, Thomas Mann, Walter von Molo - estehende Gesetz erhalten! Die Asylan• sie am zwingenden Selbstbestimmungs• f des großstädtischen Magazins „Quer• kam es zur überraschenden Niederschla• tenfrage betraf doch in der Sache nicht recht zu beteiligen, auszugliedern ver• schnitt", alles geprägt von einer hektischen gung des Verfahrens. Deutsche; wegen der Entscheidungsnot Betriebsamkeit und einer dekadenten Welt• Auch in der Sektion für Dichtkunst der sucht. Das deutsche Staatsangehörigkeits• würde es auch - ohne widerstandsloses recht war nie nur ethnisch bestimmt. Wird anschauung, die geradezu zwangsläufig die Preußischen Akademie der Künste herrsch• Opfern verfolgter Deutscher - dazu Ent• volksbejahenden Kräfte hervorrufen muß• dies vor dem Grundgesetz bestehen kön• ten erbitterte Auseinandersetzungen zwi• scheidungen geben. Ohne zähes Ringen hat ten. nen? schen dem linken und dem völkisch-natio• man die schwächsten Deutschen dem Asyl• nalistischen Flügel, sie führten schließlich Was geschieht mit dem auf ca. 180 000 Im Gefolge der Wirtschaftskrise und des kompromiß geopfert. kriegsbedingten Verlustes an nationaler 1931 zum Austritt von Erwin Fuido Kolben- Personen begrenzten Kontingentsanteil für Wer dies verantwortet oder verschleiert, Identität trat eine immer stärkere Polarisie• heyer, Wilhelm Schäfer und Emil Strauß. Rußlanddeutsche bei Bürgerkriegen und trägt eine schwere politische, rechtliche rung der bürgerlichen Intellektuellen nach Stefan George (1868-1933) verkörperte in fundamentalistischer Verfolgung/ Dürfen moralische Verantwortung vor unse- Rechts oder Links zutage. Johannes R. Be- Deutschland den Symbolismus, nach Mei• sich die Verfolgten dann sofort oder erst un rem Volk. Dr. Herbert Czaja eher, der seine literarische Arbeit ganz in nung der Symbolisten sollte die Dichtkunst nach langem Lageraufenthalt in die Bun• nicht die bedrückende Alltagswirklichkeit desrepublik retten? Und was ist mit dem schildern, wie sie der Schlesier Gerhart gegenüber 1989/90 auf 18 000 Personen de• Vertreibungsschäden: Hauptmann in seinen naturalistischen Dra• zimierten Kontingent für die eine Million men aufzeigte, sondern ein Reich des Gei• deutscher Staatsangehöriger im polnischen stes und der Schönheit errichten. Mit dem Machtbereich, wenn dort die Spannungen Philosophen Friedrich Nietzsche verband wachsen? Völkerrecht regelt Entschädigung George eine „aristokratische Verachtung Noch wird die vom Grundgesetz garan• Helmut Sauer MdB stellt Anfrage an die Bundesregierung des Pöbels" und der Wille, einen „neuen tierte Freizügigkeit für deutsche Staatsan• Menschen" durch Erziehen zu formen. Ge• gehörige nicht angetastet, aber schon jetzt Bonn - Wann beabsichtigt die Bundesregierung in Verhandlungen über die Regelung orge hatte schon früh an die Gründung einer wird die Eingliederungspflicht unseres so• der Vertreibungsschäden einzutreten, nachdem die Bundesregierung in der Denk• eigenen Zeitschrift gedacht. Die Begegnung zialen Rechtsstaates selbst für die sich auf schrift zum Gesetz zum Abkommen vom 13. Mai 1992 zwischen ihr und der Regierung mit dem jungen Hugo von Hofmannsthai diese Freizügigkeit Berufenden unter uner• der Vereinigten Staaten von Amerika über die Regelung bestimmter Vermögensan• war das auslösende Moment für die „Blätter füllbare Voraussetzungen gestellt. Gleich• sprüche unter Ziffer II la zu Recht festgestellt hat: „Nach dem Völkerrecht sind Enteig• der Kunst". Aus der Runde der Dichter die• zeitig sollen Fremde rasch eingebürgert nungen grundsätzlich nur gegen die umgehende Zahlung einer angemessenen und ser Zeitschrift bildete sich der „George- werden. effektiven Entschädigung zulässig. Dies gilt entsprechend auch für andere Fälle der Kreis" mit dem „Meister" als Mittelpunkt. Für deutsche Volkszugehörige aus der Vermögensentziehung. Stefan George wollte die Tradition eines ehemaligen Sowjetunion - so verkünden In der vorgenannten schriftlichen Frage an Völkerrecht sind Enteignungen grundsätz• Hölderlin erneuern, mit seinen späteren die Vorschußlorbeeren - gilt an sich die die Bundesregierung will der Bundestags• lich nur gegen die umgehende Zahlung ei• Gedichten griff er die Scheinkultur der Zeit Vermutung des fortbestehenden Aussied• abgeordnete Helmut Sauer (Salzgitter) wis• ner angemessenen und effektiven Entschä• an und in das politische Leben der Weimarer lungsdrucks. Ein Deutscher aus anderen sen, wann die Aufnahme von Verhandlun• digung zulässig. Dies gilt entsprechend Republik ein. In seiner letzten Sammlung gen über die Regelung der von Deutschen auch für andere Fälle der Vermögensentzie• „Das Neue Reich" (1928) rief er das „gehei• erlittenen Vertreibungsschäden mit der pol• hung." me Deutschland" auf, worunter er ein Aus dem Inhalt Seite nischen Regierung beabsichtigt ist. Diese zutreffende Feststellung müsse nun „geistliches Reich" nach hölderlinscher Art verstand. Begriff „Ostdeutschland" 2 Anlaß zu diesem erneuten Vorstoß ist eine auch hinsichtlich der berechtigten Interes• Unter dem Titel „Das Innere Reich" er• Vereinbarung zwischen den Regierungen sen der deutschen Staatsbürger gegenüber Sünden der Vergangenheit
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