COLLAB RATIONS £ O I I O !

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COLLAB RATIONS £ O I i O ! I JEFF KOONS, BORN IN YORK, PENNSYLVANIA 1955, LIVES IN NEW YORK CITY. JEFF KOONS, GEBOREN 1955 IN YORK, PENNSYLVANIA, LEBT IN NEW YORK CITY. MARTIN KIPPENBERGER, LEBT IN MADRID. GEBOREN 1953 IN DORTMUND. MARTIN KIPPENBERGER, BORN IN DORTMUND IN 1953, LIVES IN MADRID. DIEDRICH DIEDERICHSEN Arbeit zurückgehen und sich wie ein prächtig und vielgestalt. Als Karen auf diese Weise genauso von techno­ Avantgardist benehmen. Er tut das, Marta Anfang 1988 in Köln zu Besuch logisch-kulturellen Entwicklungen wie indem er einen Teil seines künstle­ war und die Idee für dieses Double- Fea­ sein amerikanischer Kollege, nur ist er rischen und seines Propaganda-Aufwan­ ture formulierte, fand ich sofort, dass am Ende feiner raus, auf den ersten des auf die Behauptung konzentriert, daran etwas Wahres sei, unabhängig moralischen Blick. Der Amerikaner ist dass er etwas Neues tue, den Nachdruck davon, wie man zu Kippenberger und/ auch fein raus, mit Glück, Liebe, Ruhm DAS KAUFE ICH der Pose der Avantgarde schlicht Grös­ oder Koons überhaupt steht. Sie reprä­ und Geld. Aber nur als hundertprozen­ senverhältnissen entnehmend, die der sentieren unter den Künstlern, denen tiger Künstler (das heisst Mensch mit menschlichen Urszene aus «The Incre­ immer die gesamte Kunstgeschichte ein hundertprozentig der höheren Aufgabe dible Shrinking Man» entsprechen, nur existentielles Anliegen ist, die beiden dienendem Seelenleben) kann er aus- IHNEN AB dass es bei Koons als Sekundaristen bis exponiertesten Vertreter ihres Konti­ halten, dass es sein könnte, dass er in ins letzte Kapillargefäss eher das nents. Beiden ist gemeinsam, dass sie der Frage der Gerechtigkeit, des auf der Remake «The Incredible Shrinking alle Menschen glücklich sehen wollen richtigen Seite Stehens - in der Kunst Woman» ist, mit LilY Tomlin und ihrer und dass jeder weiss, dass sie es waren, eine alte amerikanische Tugend und Im Fernsehen konnte man zum Jahres­ bleme der Käuflichkeit und Gekauftheit befriedigendste und reichste Produk­ milden Gesellschaftskritik. Denn wer die das Glück über die Menschen ausge­ Spezialität der 60er und 70er Jahre, die wechsel sehen, wie zur zweihundertsten qualitativ einfach dadurch ändern, tionsweise austüfteln muss. Der andere anders als viele, viele bunte LilY Tom­ schüttet haben (Koons durch Rührung, mit den 80ern in ihr Ursprungsgebiet Wiederkehr des Revolutionsjahres so- wenn der Preis höher ist (eine gewisse gibt sich mit dem Zurkenntnisnehmen lins spiegeln sich im ungesunden Licht Kippenberger durch Witze, gelegentlich nach Mitteleuropa zurückgekehrt ist - undsoviele Montgolfières aufstiegen. Grenze überschreitet, in einer gewissen dieses Umstandes nicht zufrieden oder der Vernissagen in seinen Spiegeln, fah­ aber auch umgekehrt), weswegen ihnen falsch liegt (zum Ausgleich bietet er die «Sie verkörpern für den Franzosen alles, Geschwindigkeit steigt, die jenseits kann ihn nicht wahrnehmen oder ren neckisch - ihren Sinnen nicht trau­ alle Dankbarkeit gehört (Liebe und Überdosis Süssigkeit, die überarbeitete was er an Positivem mit der Revolution einer zu bestimmenden Grenze liegt. akzeptieren und ist unaufhörlich auf der end - mit ihren von Spülmitteln unbe­ Geld). Das einzige Problem ist nicht, Eltern mit schlechtem Gewissen ihren verbindet, wie Freiheit und technischen Aus der Popmusik wissen wir eines: Suche nach einem moralischen Ort in rührten Fingern über die Oberfläche dass das Glück der Menschen nicht von vernachlässigten Kindern anbieten). Fortschritt», so ein Sprecher der Nach­ Selbst die ostentative Bejahung gestei­ der Kunst, der antiidealistisch materiali­ des FaYence-TeddYbauches (in wenigen Koons und Kippenberger abhängt, son­ Doch die Hundertprozentigkeit braucht richtensendung. Diese industriell in per­ gerter, offensichtlicher Warenform als stische Trostlosigkeiten für das bürger­ Minuten wird sie vom spanischen Haus­ dern dass die Vereinheitlichungs- und auch ein Kippenberger, denn der Ort fekter Imitation und Nachempfindung eine Form von Ehrlichkeit und Distanz liche Publikum so niederschmetternd mädchen irrtümlicherweise mit einem Harmonisierungszwänge, denen beide der Gerechtigkeit hat sich längst auch ihrer heutigen Rückschrittlichkeit gefer­ zu einer Subkultur, die durch Dissidenz- formulieren können soll, wie es ein Pis­ liegengebliebenen Rühreirest in den offensichtlich unterliegen und die sie aus der Gesellschaftskritik verzogen, die tigten, prächtigen Gasladungen nationa­ normen nur tot und unfruchtbar auf die soir einst gekonnt haben soll. Da aber Ausguss gespült werden, aber bis zu die­ antreiben und unter Dampf halten, ja bekanntlich längst nichts anderes len Sentiments verhalten sich zu den Mainstream-Kultur fixiert war - wie in die Moral nicht einfach so in Bilder ein­ ser PsYcho-Revolutionsphantasie ist irgendwann politisch werden oder ver­ mehr ist als ein Verschiebebahnhof für Jahren der aufgeregten, neuen Ideen, der Pop-Praxis 82, 83 geschehen -, kann fährt, muss sie aus dem Leben genom­ Koons noch nicht vorgedrungen.)? dampfen müssen. Und das ist nicht ver­ Professoren-Karrieren. Ihrem Gegenteil des Sieges über die Natur und die Ari­ sich letzten Endes genauso wenig gegen men werden. Während Koons seinem Publikum einbar mit den Glücksbärchis. Das - der Zersetzung durch Affirmation stokratie in einem Handstreich und auf die übermächtige Warenform zur Wehr Beiden Künstlern gemeinsam ist, die Uberwindbarkeit all dessen, was Urproblem: diese Künstler sind einzig­ oder andere vergleichbare, einst interes­ dem Boden des DezimalsYstems ge­ setzen, egal welches noch so vermittelte dass ihr Anliegen oder der objektive einem bürgerlichen Schöngeist je Angst artig in ihrer Nicht-Verlogenheit, die sante, mittlerweile heruntergewirtschaf- nauso, wie ein «ReadYmade» von Jeff oder gar kritische Verhältnis der Künst­ Gegenstand ihrer Kunst sie zu einem machen (oder seine jugendlich dissiden- aber nicht einfach das politisch korrekte tete Denkmodelle - ist allerdings das Koons zu einem ReadYmade von Mar­ ler dazu hat, wie ein Zitierender dem Paradoxon führt. Damit Koons seine ten Elemente faszinieren) konnte, ver­ Gegenteil der herrschenden Lügenkul­ gleiche widerfahren, so dass auch ein cel Duchamp. Während jede Arbeit von Zitierten einen neuen Inhalt geben Mitteilung vom grundsätzlichen Akzep­ kauft - von grossem Spielzeug, über tur ist, sondern psYcho-pathologisches Kippenberger kein Auge zutun darf, Martin Kippenberger sich zu aller ande­ kann. Auf lange Sicht setzt sich immer tiertsein der Avantgarde als Revolu­ grosse Frauen, Tiere und grosse Revo­ Komplement wie die Beichte. Anderer­ ohne dies als Künstler zu tun. Für Kip­ ren heutigen Kunst so zu verhalten ver­ der ursprüngliche Sinn der Dinge tionsfeier an ein Publikum verkaufen lution alias grosse Geldwegnehme - und seits ziehe ich das naiv-idealistische, penberger wie für Koons gilt, dass sie sucht wie Duchamp sich zur Avantgarde durch. Kritik und Distanz gibt es nicht.). kann, das Gradmesser dieses Akzep­ nur deswegen ein wahrhaftiger grosser sYstemerhaltende Beichten dem Sich- sich nicht ihre Persönlichkeiten nach seiner Zeit, obwohl ihr das doch nicht Kippenberger und Koons gemeinsam tiertseins ist, und also den Gestus des Künstler ist, weil das tatsächlich alles Einrichten in der Lüge als lästigen, geist­ den Erfordernissen der Kunst zurecht­ möglich sein kann. Es wird anderer ist, dass sie keinen Schritt tun, ohne an Avantgardistischen braucht, um seiner­ überwunden ist, ob mich das nun freut losen, aber ebenso notwendigen, muti­ geschneidert haben, sondern umgekehrt Geschichtsschreiber bedürfen, um die den Markt zu denken, sie trennt, dass seits sein Akzeptieren voll auskosten zu oder nicht, während er Triumphbögen gen, richtigen ersten Schritt vor. Glück gehabt haben. (Das ist alles, was Frage zu klären, ob es eine Steigerung der eine eine Kunst über das Akzeptiert­ können (denn es will ja gerade das baut für die gemeinsam untergegange­ In Europa wird jeder Schritt voran ich zu den offensichtlichen und nicht von g e k a u f t gibt und ob sich die Pro- sein von allen, noch den avantgardi­ Nicht-Akzeptable akzeptieren - dieses nen Vorstellungen von Kunst und Ge­ nur möglich, indem sich der Schrei­ nur deswegen von mir nicht weiter erör­ stischsten Avantgarde-Forderungen und Publikum. Aber für sein grosses Herz rechtigkeit in einem Zusammenhang tende in grösstmöglicher Ferne zum terten psYchischen Bedingungen dieser DIEDRICH DIEDERICHSEN lebt Ideen macht und dafür logischerweise entlohnt werden durch Formenreich­ und deren Substitution durch milde Stand der Produktivkräfte und ihres Kunst sagen werde.) Es ist anstrengend, und arbeitet in Köln, u. a. als Redakteur von das sinnlich-üppigste Gesicht finden, tum.), damit er dies tun kann, muss Gesellschaftskritik baut, gibt Kippen­ jeweiligen Einflusses auf die gesamtkul­ aber es macht ihnen grossen Spass, Spex. die sowohl sinnlich wie konzeptuell Koons hinter die Erkenntnis seiner berger nicht auf und ist dabei ebenso turelle Lage hin ausrichtet. Er profitiert sonst sähen sie bei all den - wenn auch PARKETT 19 1989 7 0 77 völlig verschiedenartigen - Strapazen, intensive Zusammenarbeit mit Freun­ Modell einer idealisierenden Kapitalis­ Ich komme statt dessen aus dem Fertigstellung an ausserhalb des eigenen Reizen wie der Oberfläche des FaYence- die sie sich so zumuten, längst ganz den und Kollegen gehörte. Dazu kom­ mus-Propaganda genommen und es als Zusammenhang der Erörterung, ob und Lebens weiterexistiert, niemals insi­ TeddY-Lätzchen eine ebenso reichhal­ anders aus. (Offiziell-gesellschaftliche

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