
Landtag Brandenburg Drucksache 6/1216 6. Wahlperiode Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 438 des Abgeordneten Christoph Schulze fraktionslos Drucksache 6/938 KAG I Wortlaut der Kleinen Anfrage 438 vom 24.03.2015: Seit Jahren schwelt im Land Brandenburg die Problematik der völlig aus dem Ruder gelaufenen Abwasserpolitik. Seit über 15 Jahren bemüht sich die Landesregierung das Desaster bei Trink- und Abwasserpreisen, welches durch fehlgeleitete Politik in den 90er Jahren entstanden ist, wieder in den Griff zu bekommen. Hunderte von Mil- lionen € sind für Liquiditätssicherung und Haushaltssicherung an die entsprechenden Zweckverbände, die in Schieflage waren, verausgabt worden. Trotzdem ist kein En- de abzusehen. Im Jahr 2004 wurde dann durch eine Novelle im KAG ein neuer Rechtsstreit aufge- macht, nämlich, dass die Frage der Verjährungszeit, die ursprünglich entsprechend Abgabenordnung als Bundesrecht vier Jahre betrug, und auch im Brandenburger KAG so verankert wurde, aufgeweicht wurde dadurch, dass im KAG Brandenburg eine Klausel eingefügt wurde, dass die Verjährung erst zu laufen beginne, wenn eine rechtswirksame Satzung zustande gekommen wäre. Dazu gab es in der Folge auch umfassende Rechtsprechungen durch die verschiedenen Oberverwal- tungsgerichte. In einem Paukenschlag hat das Bundesverfassungsgericht im Jahr 2014 im März und September zu einem bayerischen Fall und einem Brandenburger Fall klarge- stellt, dass unbeschränkte Verjährungsfristen verfassungsrechtlich nicht zulässig sind. Dies hat dann dazu geführt, dass die Landesregierung Brandenburg im Rahmen der 6. KAG-Novelle im November 2013 die Verjährung im Brandenburger KAG von vier Jahren auf 25 Jahre angehoben hat. Hintergrund sollte die Möglichkeit für die Zweckverbände sein, von allen, die in die Verjährung zu rutschen drohten, doch noch bis 2015 entsprechende Beitragsforderungen eintreiben zu können. Dies hat natür- lich zu einer erneuten Verschärfung der Abwasserproblematik und der Akzeptanz der Politik des Landes Brandenburg im Bereich Trinkwasser und Abwasser geführt. Aus diesem Grunde frage ich die Landesregierung an: 1. Welche Zweckverbände waren seit 1996 in finanzieller Schieflage? Bitte hier alle Zweckverbände auflisten. 2. Welche Zweckverbände haben seit Mitte der 90er Jahre vom Land finanzielle Hilfsmittel im Rahmen Haushaltssicherung/Liquiditätssicherung u.a. ähnlicher Landesprogramme Geld bekommen? (bitte tabellarisch nach Jahr, Verband, Zu- schüssen und Haushaltstitel aufschlüsseln 3. Wie viel Geld hat das Land Brandenburg insgesamt für die Unterstützung in Schieflage geratener Zweckverbände seit Mitte der 90er Jahre verausgabt? Bitte die Gesamtsumme von 1998 bis 2014 für alle Abwasserzweckverbände, die ent- sprechende Hilfen beantragt und bekommen haben. 4. Wie hoch sind aktuell die Außenstände der Zweckverbände in der Frage der Beitreibung von Erschließungsgebühren für Trink- und Abwasser? Namens der Landesregierung beantwortet der Minister des Innern und für Kommu- nales die Kleine Anfrage wie folgt: Vorbemerkung: Bei der Beantwortung der Fragen 1 bis 3 wurden im Sinne der Vollständigkeit und Transparenz alle Aufgabenträger der Wasserver- und Abwasserentsorgung des Lan- des Brandenburg (Gemeinden, Ämter, Zweckverbände), die den dort genannten Kri- terien entsprechen, aufgeführt. Für die Beantwortung der Frage 4 wurden gemäß des Inhaltes der Fragestellung nur die Aufgabenträger in der Rechtsform des Zweckver- bandes berücksichtigt. Diese Differenzierung erfolgte auf Grund des Umstandes, dass die Daten zur Beantwortung der Fragen 1 bis 3 der Landesregierung ohne zu- sätzlichen Erhebungsaufwand unmittelbar zur Verfügung standen, während für die Beantwortung der Frage 4 zusätzlich die unteren Landesbehörden im Rahmen einer Schnellumfrage um Zuarbeit gebeten werden mussten. Frage 1: Welche Zweckverbände waren seit 1996 in finanzieller Schieflage? Bitte hier alle Zweckverbände auflisten. zu Frage 1: Es wird auf die beigefügte Übersicht (Anlage 1) verwiesen. Darin wurden nur die Aufgabenträger aufgenommen, die mindestens eine Zuweisung aus dem Liquiditätssicherungsfonds und/oder Schuldenmanagementfonds erhielten. Frage 2: Welche Zweckverbände haben seit Mitte der 90er Jahre vom Land finanzielle Hilfs- mittel im Rahmen Haushaltssicherung/Liquiditätssicherung u.a. ähnlicher Landes- programme Geld bekommen? (bitte tabellarisch nach Jahr, Verband, Zuschüssen und Haushaltstitel aufschlüsseln zu Frage 2: Die Beantwortung ist den Anlagen 2 bis 5 zu entnehmen. In den Anlagen sind die gefragten Daten (Aufgabenträger, Jahr, Höhe der Zusage) in tabellarischer Form aufgelistet: Anlage 2 gilt für den Liquiditätssicherungsfonds (1995 bis 1998). Anlagen 3 bis 5 beziehen sich auf den Schuldenmanagementfonds (ab 1999 bis 2014). Die Zusagen gelten auch für die Vorbereitung (z.B. Erstellung von Gutachten) und für die Durchführung von Kooperationen, Beitritten und Eingliederungen von Aufgaben- trägern der Wasserver- und Abwasserentsorgung, die sich nicht in wirtschaftlicher Schieflage befanden. Die Zuweisungen des Liquiditätssicherungsfonds erfolgten auf der Grundlage eines Darlehens, das das Land Brandenburg bei der Investitionsbank des Landes Bran- denburg aufgenommen hatte. Die Rückzahlungen waren im Haushaltsplan unter Ka- pitel 20030, Titel 62310 veranschlagt. Der Schuldenmanagementfonds als ein Teil des Ausgleichsfonds nach § 16 des Ge- setzes über den allgemeinen Finanzausgleich mit den Gemeinden und Gemeinde- verbänden im Land Brandenburg (Brandenburgisches Finanzausgleichsgesetz - BbgFAG) wird im Haushalt des Landes Brandenburg unter Kapitel 20030, Titel 61314 geführt. Frage 3: Wie viel Geld hat das Land Brandenburg insgesamt für die Unterstützung in Schief- lage geratener Zweckverbände seit Mitte der 90er Jahre verausgabt? Bitte die Ge- samtsumme von 1998 bis 2014 für alle Abwasserzweckverbände, die entsprechende Hilfen beantragt und bekommen haben. zu Frage 3: Die Summe (Liquiditätssicherungsfonds und Schuldenmanagementfonds) beziffert sich mit dem Stand zum 31.12.2014 auf 228.702.018,18 EUR. Darin sind nur die tatsächlichen Auszahlungen aufgrund von erlassenen Bescheiden eingerechnet. Dabei wurden aber auch Rückzahlungen der Aufgabenträger, die rückzahlbare Zuweisungen aus dem Schuldenmanagementfonds erhalten haben, berücksichtigt. Ebenso fanden auch Beachtung die Zuweisungen für die Vorbereitung und für die Durchführung von Kooperationen, Beitritten und Eingliederungen von Aufgabenträ- gern, die sich nicht in wirtschaftlicher Notlage befanden. Frage 4: Wie hoch sind aktuell die Außenstände der Zweckverbände in der Frage der Beitrei- bung von Erschließungsgebühren für Trink- und Abwasser? zu Frage 4: Die Bezeichnung „Erschließungsgebühren“ ist begrifflich irreführend. Die Landesre- gierung geht davon aus, dass die Herstellungsbeiträge im Sinne des § 8 Abs. 2 des Kommunalabgabengesetzes für das Land Brandenburg, die der Finanzierung der Ersterrichtung von Anlagen dienen, gemeint sind. Die Ermittlung der Daten zur Höhe der Außenstände der Herstellungsbeiträge der Zweckverbände in den Bereichen der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung erfolgte im Rahmen der örtlichen Zuständigkeit der allgemeinen unteren Landesbe- hörden. Sie sind in der Anlage 5 in tabellarischer Form aufgelistet. Das Ministerium des Innern und für Kommunales übt die Kommunalaufsicht über zwei Zweckverbände aus. Für die Rechtsaufsicht der übrigen Zweckverbände sind die Landräte in ihrer Eigenschaft als allgemeine untere Landesbehörde zuständig. Eine allgemeine Rechtspflicht der Kommunalaufsichtsbehörden Daten zur Höhe der Außenstände im Beitragsbereich der Zweckverbände zu erheben und vorzuhalten, existiert nicht. Grundsätzlich fehlt der kommunalaufsichtsrechtliche Bezug. Unter „Fehlmeldung“ ist daher zu verstehen, dass diese Kommunalaufsichtsbehörden über keine Informationen zur Höhe der Außenstände verfügen. Anlage 1 Lfd. Aufgabenträger/Zweckverband N r. 1 Amt Bad Freienwalde-lnsel 2 Amt Döbern-Land (Eigenbetrieb) 3 TAZV Cottbus Süd-Ost 4 TAZV Crinitz 5 TAZV Dürrenhofe/Krugau 6 TAZ Sonnewalde/Umland 7 WAV Alt-Schadow 8 WAV Elsterwerda 9 WAZV Panketal/Eigenbetrieb Panketal 10 WAZV Scharmützelsee-Storkow/Mark 11 WAZV Lebus 12 WV Friedland Lieberose 13 WV Schlieben 14 WV Schwielochsee-West 15 ZVTA Doberlug-Kirchhain 16 AZV Ernster 17 TAZV Fiener Bruch 22 TAZV Freies Haveibruch 23 TAZV Lehnin 24 WAZV Ziesar 25 WAZV Mittelgraben 26 ZV Heiligengrabe/Liebenthal 27 ZV KMS 28 ZV Kremmen 29 ZV Werbig 30 AZV Sandenden 31 Stadt Mittenwalde 32 TAZV Strausberg Süd-Ost 33 ZV Hohenseefeld 34 TAZV Beetzseegemeinden 37 Nord-Uckermärkischer Wasser- und Abwasserverband 38 Trink- und Abwasserverband Liebenwalde 39 Trink- und Abwasserverband "Fiener Bruch" 40 Trink- und Abwasserverband Havelland 41 Trink- und Abwasserverband Luckau 42 Trink- und Abwasserverband Westniederlausitz 43 Trink- und Abwasserverband Mittelgraben 44 Trink- und Abwasserzweckverband Ernster 45 Wasser- und Abwasserzeckverband Lebus 46 WV Kleine Elster 47 Wasser- und Abwasserzweckverband Seelow 48 Märkischer Wasser- und Abwasserzweckverband (MAWV) 49 WV Märkische Schweiz 50 WV Schlieben 51 Wasserzweckverband Lindenberg 52 Westprignitzer Trinwasser- und Abwasserzweckverband 53 ZV Wasserver- und Abwasserentsorgung der Westuckermark Lfd. Aufgabenträger/Zweckverband N r. 54 ZV Wasserver- und Abwasserentsorgung Eberswalde 55 Abwasserzweckverband Sonnewalde/Umland 56 Amt Oberkrämer für Gemeinden Bärenklau, Eichstädt und Marwitz 57 Abwasserverband "Fürstenberger Seengebiet" 61 TAZV Burg/Spreewald 62 TAZV Undow-Gransee 63 TAZV Zechlin
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