
In collaboration with the Austrian Cultural Forum in Milan _____________________________________________________ Studia austriaca IX Hugo von Hofmannsthal • Imma von Bodmershof Thomas Bernhard • Peter Handke • Robert Musil Elfriede Jelinek • Christoph Ransmayr August Ernst von Steigentesch edidit Fausto Cercignani Studia austriaca An international journal devoted to the study of Austrian culture and literature Published annually in the spring ISSN 1593-2508 Editor: Fausto Cercignani Electronic Edition (2012) of Vol. IX (2001) Studia austriaca Founded in 1992 Published in print between 1992 and 2011 (vols. I-XIX) On line since 2012 under http://riviste.unimi.it Online volumes are licensed under a Creative Commons Attribution- NonCommercial-NoDerivs 3.0 Unported License. The background image of the cover is elaborated from the first page of a manuscript by Peter Handke entitled “Der Donnerblues von Brazzano in Friaul” (Robert Musil-Institut der Universität Klagenfurt / Kärntner Literaturarchiv – Bestand Edizioni Braitan). _| |_ Forum Culturale Austriaco a Milano ___________________________________________ Sezione di Germanistica del DI.LI.LE.FI Università degli Studi di Milano Studia austriaca IX Hugo von Hofmannsthal • Imma von Bodmershof Thomas Bernhard • Peter Handke • Robert Musil Elfriede Jelinek • Christoph Ransmayr August Ernst von Steigentesch edidit Fausto Cercignani _ _ | | _| |_ Proprietà letteraria originaria dell’Università degli Studi di Milano Sezione di Germanistica del DI.LI.LE.FI _ _ | | _| |_ Premessa Grazie all’accordo concluso con il Console Mario Erschen nel 1994, anche questo nuovo volume di Studia austriaca esce per iniziativa congiunta del Forum Culturale Austriaco (già Istituto Austriaco di Cultura) a Milano e della Sezione di Germanistica (già Istituto di Germanistica) del Diparti- mento di Studi Linguistici, Letterari e Filologici (DI.LI.LE.FI) dell’Università degli Studi di Milano. I compiti redazionali sono stati svolti con l’aiuto di Gabriella Rovagnati, che desidero qui ringraziare per la fattiva e paziente collaborazione. F. C. _ _ | | _| |_ Indice dei saggi Wolfgang Nehring – Das Unheimliche in Hofmannsthals frühen Er- zählungen: Zum Zusammenhang von Form und Gehalt p. 9 Giuseppe Dolei – La Sicilia del dopoguerra. Mito e storia nella rico- struzione di un romanzo austriaco p. 25 Evelyne Polt-Heinzl – Elfriede Jelineks verstörende Arbeit im Stein- bruch der Sprache. «Wolken.Heim.» als Analyse historischer Ge- dächtnislücken p. 43 Gabriella Rovagnati – Tetre escatologie di mondi estremi. L’opera di Christoph Ransmayr p. 63 Anton Reininger – Thomas Bernhard «Am Ziel». Eine Hand- reichung für Schauspieler p. 79 Grazia Pulvirenti – Le Muse inquiete. Sinergie artistiche agli inizi del Novecento p. 101 Wolfgang Straub – «Die Liftkarte gilt hier nicht». Der Topos des Schifahrers in der österreichischen Literatur p. 125 Fausto Cercignani – Robert Musil e il ritorno del merlo p. 143 Ursula Klingenböck – «Die Natur ist wie unsere Oper». Rezeption und Reflexion von Stadt und Provinz in August Ernst von Stei- genteschs «Zwey Tage auf dem Lande» p. 177 Moira Paleari – Parallelismi tematici a confronto. Le «Geschichten vom lieben Gott» e il «Malte» p. 213 _ _ | | _| |_ Sezione curata dal Forum Culturale Austriaco a Milano Il Forum Culturale Austriaco a Milano p. 245 Manifestazioni varie organizzate dal Forum Culturale Austriaco a Mi- lano nel 2000 p. 247 _ _ | | _| |_ Studia austriaca IX (2001), 9-23 Wolfgang Nehring (Los Angeles) Das Unheimliche in Hofmannsthals frühen Erzählungen Zum Zusammenhang von Form und Gehalt Es gehört zum “guten Ton” der Hofmannsthal-Forschung, das «auf- fallend geringe Interesse am erzählerischen Werk» des Dichters zu bekla- gen1, und die eigenen Deutungsversuche der Prosa als kompensatorischen Ausgleich solcher Vernachlässigung vorzustellen. Aber mag die Mehrheit der Interpreten den Autor auch, seinem eigenen Selbstverständnis fol- gend, in erster Linie in seinen lyrischen und dramatischen Dichtungen aufsuchen, so gibt es doch ein halbes Dutzend Bücher zum Erzählwerk und kaum weniger als zwanzig Analysen von Texten wie dem Märchen der 672. Nacht oder der Reitergeschichte. Dieser Umstand ist wohl geeignet, die Klagen zu relativieren und denjenigen, der sich erneut auf das Erzählwerk einläßt, eher einzuschüchtern. Hofmannsthal hat sich in den neunziger Jahren, parallel zu den Ge- dichten, lyrischen Dramen und Essays, systematisch um die Kunst des Er- zählens bemüht. «Ich schreib’ Prosa», heißt es in einem Brief an die Eltern aus dem Jahr 1898, «was in Deutschland bekanntlich eine ziemlich unbe- kannte Kunst ist und wirklich recht schwer, sowohl das Anordnen des Stoffes wie das Ausdrücken. Aber man muß es lernen, denn entbehren kann man keine Kunstform, denn man braucht früher oder später jede, weil jede manches auszudrücken erlaubt, was alle anderen verwehren»2. Und in einem Brief an Richard Beer-Hofmann vom Sommer 1896 fühlt sich der junge Poet geradezu als «italienischer Novellist», der in Kürze 1 Rolf Tarot: Hugo von Hofmannsthal, in: Handbuch der deutschen Erzählung, hrsg. von Karl Konrad Polheim, Düsseldorf 1981, S. 409. Ähnlich Hertha Dengler-Bangsgaard: Wirklichkeit als Aufgabe. Eine Untersuchung zu Themen und Motiven in Hugo von Hofmannsthals Erzählprosa. Frankfurt 1983, S. 7. 2 Hugo von Hofmannsthal: Briefe 1890-1901. Berlin 1935, S. 265. _ _ | | _| |_ 10 Wolfgang Nehring dem Freund vier Geschichten, jede in einem anderen Stil und alle ver- schieden von dem Märchen der 672. Nacht vorlesen will3. Die meisten dieser Pläne sind im Ansatz steckengeblieben oder nach dem Vorlesen verwor- fen worden4, und erst die Kritische Hofmannsthal Ausgabe hat die frag- mentarischen Zeugnisse dieser Produktivität zugänglich gemacht. Doch die fertiggestellten oder zumindest weit gediehenen Erzählungen haben in der Tat einen Charakter, der sie von den gleichzeitigen lyrischen und dra- matischen Dichtungen substantiell unterscheidet. Sie faszinieren und be- fremden durch ihr unheimliches Wesen. Die Kritische Ausgabe hat zusammen mit der Fischer-Taschenbuch- ausgabe, die ihr vorausging und die sich bereits manche der neuen Prinzi- pien zu eigen macht, das Bild von Hofmannsthals Erzählwerk wesentlich verändert. Nicht nur daß der Band Erzählungen 2 sechzig bis siebzig Ent- würfe aus dem Nachlaß darstellt, von denen sich nur wenige in der lange allein herrschenden Ausgabe Herbert Steiners finden; vor allem sind viele narrative Texte, die bei Steiner unter die Reden und Essays geraten waren, Texte wie der berühmt-berüchtigte Chandos-Brief, wieder in ihrem er- zählerischen Charakter erkannt und unter die Erzählungen aufgenommen oder in Übereinstimmung mit Hofmannsthals eigenen Plänen einem Band Erfundene Gespräche und Briefe zugeordnet worden. – Freilich bringt die Erweiterung und Bereicherung des Erzählwerks auch das Problem mit sich, daß die ohnehin vielseitige und verschiedenartige Erzählprosa noch schwieriger zu übersehen und in den interpretatorischen Griff zu be- kommen ist. Impressionistisches, Symbolistisches und Ästhetisches finden sich nebeneinander. Die Fülle der Formen und Motive scheint Grenzen und Konzeptionen zu sprengen, und wer sich auf das Ganze einläßt, wird sich leicht im Labyrinthischen verlieren wie Hofmannsthals Knaben, Kaufmannssöhne, Soldaten und Wachtmeister in den Netzen der respek- tiven Erzählwelten selbst. Man kann in dem erzählerischen Gesamtwerk nach Gehalt und Form drei Hauptgruppen unterscheiden. Da sind zunächst die “eigentlichen” Erzählungen, Geschichten mit einem klar erkennbaren Handlungsab- lauf, der meist psychologische Tiefen und Untiefen ausmißt, gern das 3 Hugo von Hofmannsthal - Richard Beer-Hofmann: Briefwechsel. Hrsg. von Eugene Weber. S. 60. 4 So z.B. Geschichte der beiden Liebespaare, in: Hugo von Hofmannsthal: Sämtliche Werke Kritische Ausgabe, Band XXIX, Erzählungen 2, hrsg. von Ellen Ritter. Frankfurt 1978, S. 65ff. und 308ff. _ _ | | _| |_ Das Unheimliche in Hofmannsthals frühen Erzählungen 11 Dunkle, Dämonische, Verborgene thematisiert und zugleich auf das Ethi- sche und Existentielle zielt. Die bekanntesten Beispiele dafür sind Das Märchen der 672. Nacht, Reitergeschichte, Das Erlebnis des Marschalls von Bassom- pierre und Die Frau ohne Schatten. Aus dem Nachlaß gehören die Soldatenge- schichte, aber auch die bereits bei Steiner enthaltenen Fragmente Age of In- nocence und Dämmerung und nächtliches Gewitter oder Knabengeschichte in diesen Kontext, und ganz offensichtlich wächst Hofmannsthals einziger Roman, das Andreas-Fragment, aus demselben Geist hervor. Eine andere Grup- pe von Erzählungen, Texte wie Gerechtigkeit, Sommerreise, Erinnerung schöner Tage, Das Dorf im Gebirge oder die packend divinatorischen Wege und Begeg- nungen, verzichtet weitgehend auf Handlung und Psychologie und lebt viel- mehr von Bild, Eindruck, Vision und vor allem Stimmung. Die dritte Gruppe schließlich behandelt in der Form von erfundenen Gesprächen und Briefen ästhetische Fragen. Hofmannsthal liebt es, Eigenes in histori- scher Verkleidung zu sagen5. Der Chandos-Brief oder Die Briefe des Zurück- gekehrten, Das Gespräch über Gedichte sowie dasjenige Über Charaktere im Ro- man und im Drama oder die Unterhaltung über den «Tasso» von Goethe leben ebenso von der fingierten historischen und sozialen Atmosphäre wie von ihrem ästhetischen Gehalt. Für den Zweck unserer Untersuchung, für die Frage nach dem Un- heimlichen in den Erzählungen, ist nur die erste Gruppe, die Gruppe der “eigentlichen” Erzählungen relevant, und auch da müssen der Roman und die späte, etwas aus
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