Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz Band 17 Im Auftrag des Vorstandes herausgegeben von Dr. Uwe Czubatynski Perleberg 2017 Homepages des Vereins: www.uwe-czubatynski.homepage.t-online.de/verein.html www.geschichtsverein-prignitz.de Abbildung auf dem Umschlag (vgl. Seite 17): Dr. Hieronymus Schurff (1481–1554), Jurist in Wittenberg und Frankfurt (Oder). Redaktion: Dr. Uwe Czubatynski, Burghof 10, 14776 Brandenburg Druck: Hohnholt GmbH, Bremen (www.hohnholt.com) Auflage: 250 Exemplare 3 Inhaltsverzeichnis Jürgen W. Schmidt Die Havelberger Schiffbauer zu Beginn des 19. Jahrhunderts 5 Uwe Czubatynski Zur Genealogie der Perleberger Familien Konow, Bulss und Karstedt 9 Gordon Thalmann Der Heilige Olav in der Wallfahrtskirche zu Wilsnack 25 Fritz Martins Erinnerungen aus schönen und schlechten Zeiten. Tagebuch 1910 bis 1915 35 Hans-Peter Schulz Das Rittergut Wüsten Buchholz 1942 - 1945, eine deutsche Geschichte 87 Wolfram Hennies Der Bau der Chausseen in der Westprignitz im 19. Jahrhundert 109 Dieter Dehame Märkte in Wittenberge, der Prignitzverband und das Hotel Stadt Frankfurt 157 JAHRESBERICHT der Studienstiftung Dr. Uwe Czubatynski für 2016 175 PROTOKOLL der Mitgliederversammlung Verein für Geschichte der Prignitz 181 KASSENBERICHT für das Jahr 2016 185 TÄTIGKEITSBERICHT des Domstiftsarchivs Brandenburg für 2016 189 BIBLIOGRAPHIE zur Geschichte der Prignitz 197 Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz 17 (2017) 4 Neuerscheinung ! Uwe Czubatynski Bibliographie zur Kirchengeschichte in Berlin-Brandenburg Band 1: Allgemeines und Altmark. Nordhausen: Bautz 2013. 252 S. ISBN 978-3-88309-806-7, Preis: 30,– EUR Band 2: Kreise und Orte im Land Brandenburg. Nordhausen: Bautz 2014. 284 S. ISBN 978-3-88309-898-2, Preis: 30,– EUR Aus dem Inhalt: Band I: Allgemeines: Archiv- und Bibliothekswesen – Kirchenbuchwe- sen – Zeitschriften und Zeitungen – Quellenkunde – Gesamtdarstellun- gen – Das Mittelalter: Heiligenverehrung – Bistümer Brandenburg, Ha- velberg, Lebus, Kammin – Orden, Klöster und Bruderschaften – Die Reformation – Protestantismus seit der Reformation – Themenfelder: Kirchenbau, Kirchenmusik, Kirchenrecht – Katholische Kirche – Die Altmark: Landschaften und Landesteile – Familien und Personen – Orte und Ortsteile. Band II: Landschaften und Landesteile – Kreise 1815 bis 1952 – Kreise nach 1952 – Landkreise nach 1993 – Einzelne Orte: Ab- bendorf bis Züllichau. Bezugsadresse: Verlag Traugott Bautz, Ellernstr. 1, 99734 Nordhausen Tel. 0 36 31 / 46 67 10, Fax: 0 36 31 / 46 67 11 E-Mail: [email protected], Internet: www.bautz.de Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz 17 (2017) 5 Jürgen W. Schmidt Die Havelberger Schiffbauer zu Beginn des 19. Jahrhunderts Über den frühneuzeitlichen und neuzeitlichen Schiffbau in Havelberg existieren er- freulicherweise bereits wissenschaftliche Veröffentlichungen.1 Über den Hochsee- schiffbau in Havelberg unter Benjamin Raule im Auftrag der brandenburgischen Kurfürsten von 1687/88 bis 1702 informierte 1986 Günther Schmidt.2 Der späteren Zeit des Havelberger Flußschiffbaus widmete Lieselott Enders in ihrer sehr schät- zenswerten Geschichte der Prignitz ein eigenes Unterkapitel.3 Für ihre Darstellung nutzte Lieselott Enders zwar nicht das erwähnte Buch von Günther Schmidt, dafür aber Akten aus dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam und Akten aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem.4 Weil jene Akten des Geheimen Staatsarchivs manche zusätzliche Information zu den Havelberger Schiffbauern und ihren Lebens- und Arbeitsverhältnissen enthalten, sollen sie hier noch einmal in ihrem wesentlichen Informationsgehalt vorgestellt werden. Zur Vorgeschichte der nun zu schildernden Vorgänge ist es wichtig zu wissen, dass um 1800 in Havelberg ca. 50 Beschäftigte im Schiffbau tätig waren, darunter ne- ben „Schiffbaumeistern“ und angelernten „Gehülfen“ auch 33 ausgebildete Schiff- bauergesellen, von denen sich eine ganze Reihe schon zu „Schiffbaumeistern“ qua- lifiziert hatten, ohne indessen als (selbständige) Meister tätig zu sein. Im August 1800 baten namens sämtlicher Havelberger Schiffbauergesellen Johann Christoph Leppin, Johann Joachim Fahrendorff und Carl Friedrich Berckholtz um ein In- nungsprivileg für die Havelberger Schiffbauer, ähnlich dem, über welches die Schiffbauer zu Berlin, Magdeburg und Brandenburg bereits verfügten. Das Gesuch wurde zwar abgelehnt, aber trotzdem schon im Oktober 1800 wiederholt, weil die Havelberger Schiffbauer ansonsten keine Möglichkeit sahen, ihr Gewerk gegen an- dere Handwerker ausreichend zu schützen.5 Diesmal erreichte man das gesteckte 1 Allgemeine Informationen zum Havelberger Schiffbau finden sich bei Gerald Christopeit: Fischerei und Schiffbau – zwei traditionelle Havelberger Gewerbe. In: Havelberg – kleine Stadt mit großer Vergangenheit. Halle 1998, S. 87–102. 2 Günther Schmidt: Schiffe unterm Roten Adler. Rostock 1986. Im Buch finden sich viele Informati- onen über die Lage und Produktionsweise der Havelberger Werft sowie über die dort gebauten Schiffe und deren Schicksal nebst vielen Bildquellen. 3 Lieselott Enders: Die Prignitz. Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Jahrhundert. Potsdam 2000, S. 1068–1070. 4 Es handelt sich dabei um die Akten GStA HA II Abt. 14 (Kurmark-Städte) Tit. CXXXIV Havel- berg Sect. a Nr. 2 und Nr. 3. Bei Enders ist im ersteren Fall fälschlich „Tit. CXXIV“ angegeben. 5 Wie hart zwischen den Gewerken um bestimmte Aufträge gerungen wurde, habe ich in meiner Miszelle „Nagelschmiede und Schlosser zu Pritzwalk 1798“ in: Mitteilungen des Vereins für Ge- schichte der Prignitz 16 (2016), S. 49–50 gezeigt. Eine ähnliche Konkurrenz ließe sich in Havel- berg zwischen Schiffbauern und Zimmerleuten bzw. Drechslern, aber auch Schmieden vermuten. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz 17 (2017) 6 Ziel, denn am 16. Dezember 1801 wurde namens des preußischen Königs den Ha- velberger Meistern Neumann, Nieper, Leppin und Birkholz die Erlaubnis zuteil, nach den Vorschriften des Generalprivilegs6 für das Schiffbauergewerk in der Kur- mark von 1735 eine spezielle Schiffbauerinnung in Havelberg zu errichten.7 Am 9. September 1803 ging dem Kriegsrat von Lamprecht8 vom Kurmärkischen Departement in Berlin ein Schreiben zu,9 in welchem er darüber informiert wurde, dass die Schiffbauergesellen zu Havelberg mehr Lohn verlangen, um ihre Familien unterhalten zu können. Anlass dazu waren vor allem die hohen Getreidepreise.10 Man bat darum, die Tageslöhne neu und zugleich etwas höher festzulegen, und zwar gestaffelt nach folgenden Zeiträumen: 1. Von Ostern bis Michaelis 13 Silbergroschen, 2. von Michaelis bis Martini 11 Silbergroschen, 3. von Martini bis Fastnacht 9 Silbergroschen, 4. von Fastnacht bis Ostern 11 Silbergroschen.11 Die differierende Höhe der Tageslöhne zu den verschiedenen Jahreszeiten stand in Abhängigkeit mit der vom Tageslicht bedingten, unterschiedlichen Länge des Ar- beitstages, zusätzlich eventuell noch mit den jahreszeitlich differierenden Preisen wichtiger Grundnahrungsmittel. Die Richtigkeit zumindest ersterer Annahme ergibt sich im Fortgang des erwähnten Schreibens vom 9. September 1803. Denn gemäß der Angaben der hierzu befragten Havelberger Schiffbaumeister dauerte der Arbeitstag im Zeitraum von Ostern bis Michaelis von 5 Uhr früh bis abends 19 Uhr, wovon eine halbe Stunde Pause für das Frühstück und eine Stunde Pause für 6 Seit 1731 galt auch in der Mark Brandenburg die Reichszunftordnung. Sukzessive erhielten seit dieser Zeit die Gewerke der einzelnen Kommunen auf Wunsch eigene Zunftstatuten (siehe dazu meine erwähnte Miszelle über Pritzwalk, S. 49 Anm. 2). 7 Siehe zum Prozess der Entstehung einer Schiffbauerinnung zu Havelberg die vorzügliche Darstel- lung bei Enders (wie Anm. 3), S. 1069. 8 Der Kriegs- und Domänenrat v. Lamprecht wird im „Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat für das Jahr 1803“ auf S. 62 als Rat in der „Kurmärkischen Krieges- und Domainen- kammer zu Berlin“ (im weiteren zitiert als „Staatshandbuch“) verzeichnet. 9 Das Schreiben scheint ein „innerbetriebliches“ gewesen zu sein, denn unter den drei Unterzeich- nern findet sich der eigentlich dem Kriegsrat v. Lamprecht vorgesetzte Direktor der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer Grothe. Bei diesem Unterstellungsverhältnis verwundert es, dass Grothe dem Kriegsrat Lamprecht nur empfiehlt, wie er die Havelberger Angelegenheit zu ordnen habe, anstatt es ihm direkt vorzugeben. Der preußische Beamte scheint zu damaliger Zeit in seinem eigenen Fachressort eine hohe Selbständigkeit für Entscheidungen besessen zu haben, welche auch von den Vorgesetzten respektiert wurde. 10 Alle in dieser Miszelle ab sofort verwendeten Dokumente, inklusive des Schreibens vom 9. Sep- tember 1803, finden sich, soweit nicht ausdrücklich anders angegeben, in der Akte des Geheimen Staatsarchivs Berlin-Dahlem GStA HA II Abt. 14 (Kurmark-Städte) Tit. CXXXIV Sect. a Nr. 3: Die Erhöhung des Tagelohns der Schiffbauer-Gesellen zu Havelberg 1803–1806. 11 Welche konkreten Kalenderdaten man unter den heute ungewöhnlichen Bezeichnungen wie Marti- ni, Michaelis oder Fastnacht verstand, wird sich im Laufe meiner Ausführungen noch zeigen. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz 17 (2017) 7 das Mittagessen sowie eine Viertelstunde für das Vespern abgingen. Bislang wur- den hierfür 12 Silbergroschen Tagelohn gezahlt. Von Michaelis bis Martini dauerte die Arbeitszeit bei anscheinend gleichbleibender Länge der Pausen von 6 Uhr früh bis 18 Uhr abends. Man zahlte bislang 10 Silbergroschen
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