Bergsteigerdorf Ramsau

Bergsteigerdorf Ramsau

Ramsau b. Berchtesgaden Nationalpark-Gemeinde am Fuße des Watzmanns FSC zertiziert Dieses Papier stammt aus verantwor- tungsvollen Quellen. http://www.fsc-deutschland.de Impressum Herausgeber: Deutscher Alpenverein e.V., Von-Kahr-Str. 2-4, 80997 München, Tel.: 089/140 03-0, Fax: 089/140 03-64, [email protected], www.alpenverein.de | Für den Inhal verantwortlich: Gemeinde Ramsau; DAV-Ressort Natur- und Umweltschutz | Konzeption und Gestaltung: Dr. Tobias Hipp | Autoren: Alois Amort, Herbert Gschoßmann, Waltraud Gschoßmann, Fritz Rasp | Titelfoto: Dr. Tobias Hipp | Druck: Wpp Osetdruck GmbH, Zorneding | Papier: Revive 100 natural matt (aus 100% Altpapier; FSC- zertiziert) | Auage: 5.500 [09/15] Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger Genehmigung des Herausgebers. Die Initiative "Bergsteigerdörfer" ist eine Initiative des Österreichischen und Deutschen Alpenvereins. 3 Inhalt Bergsteigerdörfer und Alpenkonvention 04 Vorwort 06 Ramsau bei Berchtesgaden 08 Geschichtliches 10 Besonderheiten 15 Tourentipps Sommer 21 Tourentipps Winter 40 Schlechtwetteralternativen 44 Erreichbarkeit und Mobilität vor Ort 45 Partnerbetriebe 46 Wanderkarten und Führerliteratur 49 Wichtige Adressen 50 Bildnachweis 51 1. Au age, München 09/2015/5.500 4 Bergsteigerdörfer - Mosaiksteine einer gelebten Alpenkonvention Die Alpenvereine waren maß- geblich am Zustandekom- men der Alpenkonvention mit ihren Protokollen betei- ligt. Seit jeher versuchen die Vereine, die Alpenkonvention für die breite Öentlichkeit fassbar zu machen, sie von dem – zugegebenermaßen zum Teil sehr komplizierten Juristenlatein – loszulösen und in ganz konkreten Pro- jekten mit der Bevölkerung umzusetzen. Eines dieser Bei- spiele ist die Initiative „Berg- steigerdörfer”. Der Österrei- chische Alpenverein, Initiator der Initiative, legte schon bei der Auswahl der nunmehr 20 Gemeinden und Talschaften Die Alpenkonvention – ein Umsetzung 2002 war und ist in Österreich besonderes Au- völkerrechtlicher Vertrag der es ein langer Weg. genmerk auf die Geschichte acht Alpenstaaten und der Aber gerade jetzt, wo die der Gemeinden, auf ihre Ent- Europäischen Gemeinschaft; Finanzkrise – paradoxerwei- scheidungen in der Vergan- eine Vereinbarung mit höch- se – jeden Umweltschutzge- genheit und ganz besonders sten Zielsetzungen für die danken mehr denn je in den auf ihre zukünftigen Entwick- nachhaltige Entwicklung im Hintergrund drängt, gewinnt lungsziele. Denn nicht jedes alpinen Raum, ein Meilenstein die Alpenkonvention als Ent- Bergsteigerdorf aus den An- in der Geschichte des Um- wicklungsinstrument neue fangsjahren des Alpintouris- weltschutzes... möchte man Bedeutung. Es gilt, die acht mus ist bis heute ein solches meinen. Ganz so ist es aber Protokolle der Alpenkonven- geblieben. Viele Gemeinden leider nicht. Seit den 1950er- tion wo auch immer möglich haben sich ganz dem Winter- Jahren, in denen die Idee zur anzuwenden, nicht nur im tourismus verschrieben, ha- Alpenkonvention erstmals in Rahmen von Genehmigungs- ben die Berghänge planiert, den Gründungsdokumenten verfahren, sondern insbeson- entwässert, Speicherseen ge- der internationalen Alpen- dere im Hinblick auf innovati- graben, gesprengt, Seilbah- schutzkommission CIPRA auf- ve Ideen für eine nachhaltige nen errichtet, Hotelburgen scheint, bis zum Inkrafttreten wirtschaftliche Entwicklung gebaut... alles für den Gast. 1995 und bis zum Beginn der auf lokaler Ebene. Für die ortsansässige Bevöl- 5 kerung resultiert daraus die laufen und Rodeln stehen Abhängigkeit von einem sich auf dem Programm. Auch immer schneller drehenden schlechtes Wetter ist kein Hin- Erschließungs-Kapital-Kreisel, dernis, sich draußen zu bewe- dessen Höhepunkt noch gen: Von geführten geologi- nicht erreicht scheint. schen oder ornithologischen Mit den Bergsteigerdörfern Wanderungen bis hin zum nimmt sich der Alpenverein Besuch von Bergwerksstol- mit den Sektionen und dem len, Museen und alten Werk- Ständigen Sekretariat der stätten gibt es eine Vielzahl Alpenkonvention sowie ex- an Möglichkeiten. Oft reicht ternen Fördergeldern jenen aber auch schon ein warmes, Übernachtungen auf Schutz- Gemeinden an, die sich be- trockenes Plätzchen am Ofen, hütten gebucht, ndet das wusst für eine nachhaltige, eine Tasse Tee und ein gutes regionale, kulinarische Ange- eigenständige und selbstbe- Buch - zum Beispiel über die bot seine Abnehmer – und wusste Entwicklung entschie- Alpingeschichte der Region - genau DAS entspricht einer den haben. Merkmale aller um einen verregneten Nach- gelebten Umsetzung der „Al- Bergsteigerdörfer sind ihre mittag zu genießen. penkonvention”: die Balance Kleinheit und Ruhe, ihre Lage Kurzum: die Bergsteigerdör- zwischen Schutz der Gebirgs- im Alpenraum mit einer ent- fer sollen eine Gästeschicht regionen und einer nachhalti- sprechenden Reliefenergie, ansprechen, die sich Urlaubs- gen Wirtschaftsentwicklung. ihr harmonisches Ortsbild, orte aussuchen, in denen Oberstes Ziel ist es, die Wert- ihre alpine Geschichte, ihre es noch einigermaßen „nor- schöpfung in der Region zu gelebten Traditionen und mal” zugeht. Gäste, die einen halten und nicht an irgendei- ihre starke Alpinkompetenz. Aktiv-Urlaub in der Natur nen regionsfremden Investor Zusammen mit den Sektio- erleben wollen, die Eigenver- abzugeben. nen des Alpenvereins wird antwortung und Umweltbe- Die Zeit wird zeigen, ob sich an einer umfangreichen An- wusstsein mitbringen oder Geduld und Fleiß auszahlen gebotspalette an Aktivitäten, zumindest sehr oen dafür werden, aber wir – das Pro- die gänzlich ohne technische sind. Und mit dem Besuch in jektteam Bergsteigerdörfer Hilfsmittel auskommen, gear- einem der Bergsteigerdörfer des Österreichischen und beitet. Je nach Charakter des entsteht eine echte Symbio- Deutschen Alpenvereins – Bergsteigerdorfes kann sich se: Denn während der Gast sind davon überzeugt: Die der Gast in einer weitestge- endlich den Alltag hinter Bergsteigerdörfer können hend unverbrauchten Land- sich lassen kann, werden in eine echte Vorreiterrolle bei schaft aktiv erholen: Wan- den Gemeinden Arbeitsplät- der Umsetzung der Alpen- dern, Bergsteigen, Klettern, ze erhalten, können kleine konvention im Alpenraum Bouldern, Skitourengehen, Gastronomiebetriebe ihr einnehmen. Schneeschuhwandern, Lang- Auskommen nden, werden 6 Herzlich Willkommen in Ramsau! Bewohner hier, deren Liebe die Schönheit der Berge, und zur Heimat, deren Wertschät- so stehen in der Ramsau im zung der Natur gegenüber, ja 19. Jahrhundert die Wiegen auch die Selbstbeherrschung von Alpinismus und Touris- in der Lebensführung da- mus. hingehend, dass weniger Ramsau ist die Heimat groß- manchmal mehr ist. artiger Alpinisten wie Her- Ramsau war aufgrund seiner mann Buhl (Erstbesteiger des Lage immer schon ein Berg- Nanga Parbat 1953) und auch steigerdorf. Der Ort ist von großer Alpinsportler wie Toni markanten, hohen Bergen Palzer (Weltmeister Skiberg- umschlossen und önet sich steigen). nur durch das enge Tal Rich- tung Berchtesgaden. Ein Stück Alpinkompetenz steckt in der Ramsau in jedem Ohne den Weg über das Ge- Einheimischen, und in keiner „Die Liebe zur Heimat ist birge zu nehmen, wäre eine anderen Gemeinde ndet der Selbstbeherrschung in der Ansiedlung kaum möglich Gast eine solche Dichte an Lebensführung“. gewesen. Es galt, das Vieh auf Bergführern. steilen Pfaden auf die Almen Um das Prädikat „Bergstei- Bereits vor mehr als 2000 zu treiben, um die bäuerliche gerdorf“ zu erlangen, muss- Jahren sagte dies der altgrie- Existenz zu sichern; genau so ten wir uns nicht verbie- chische Philosoph Platon. wie das im Berchtesgadener gen. Sanfter Tourismus ist Und nicht wenige Inhalte der Bergwerk gewonnene Salz ein Synonym für Ramsau. Kriterien, die der Alpenverein auf dem wichtigen Handels- Als Teil der Biosphärenregi- für ein Bergsteigerdorf de- weg über den Hirschbichl- on Berchtesgadener Land, niert, nden sich in diesen Pass zu transportieren. heilklimatischer Kurort und Worten wieder. Bergpioniere wie der Geome- als Gemeinde mit einem ter Valentin Stanic (Erstbestei- großen Flächenanteil im ein- Ramsau, das erste Bergstei- gung Watzmann-Mittelspitze zigen Hochgebirgsnational- gerdorf in Deutschland. Eine August 1800) durchstiegen park Deutschlands ist hier beeindruckende Bergwelt, steile Wände, um die Gipfel kein Platz für Schneekano- Natur, wie man sie woanders zu erreichen und das Land nen, Massen- und Eventtou- kaum mehr erlebt und fühlt, zu vermessen. Der Bergfüh- rismus. Hier ist Platz für Bewe- Alpingeschichte und alpine rer Johann Grill, der „Keder- gung aus eigener Kraft. Kompetenz, maßgebliche bacher“ aus der Ramsau, Argumente für das Prädikat durchstieg 1881 die Watz- Ich bin stolz, dass alles, was „Bergsteigerdorf“. mann Ostwand. Die Künstler bei uns immer schon selbst- Es ist aber auch das Wesen der rühmten mit ihren Gemälden verständlich war, eine Würdi- 7 gung erfährt. Glücklich, dass unsere nachhaltige Lebens- führung Bestätigung ndet und den nachfolgenden Ge- nerationen eine gute Lebens- grundlage erhalten bleibt. Ich hoe, das Bergsteigerdorf Ramsau rückt mit dieser Aus- zeichnung in das Bewusstsein derer, die genau das suchen: ein Dorf mit einem intakten Miteinander der Einwohner, einen authentischen Ort mit gelebter Gastfreundschaft und Tradition, mit wertvoller Kulturlandschaft und großar- tigen Bergen. Mit dem Prädikat „Bergstei- gerdorf“ geben wir ein Quali- tätsversprechen an Dritte ab. Ich freue mich, die ganze Ramsau freut sich, Sie im Bergsteigerdorf Ramsau will- kommen zu heißen. Herzlichst Ihr Herbert Gschoßmann Bürgermeister Gemeinde Ramsau Ramsauer Trachtenverein vor der

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