
BUNDESARCHIV - MILITÄRARCHIV Nationale Volksarmee Bestand DVW 1 Ministerium für Abrüstung und Verteidigung Band: Minister für Abrüstung und Verteidigung Parlamentarischer Staatssekretär Chef der Nationalen Volksarmee Bearbeitet von Albrecht Kästner Freiburg 1999 Inhaltsverzeichnis Seite A. Vorbemerkungen I. Einleitung I - VIII II. Abkürzungen IX - X III. Literaturhinweise XI - XII IV. Dokumente, Organigramme XIII B. Archivalienverzeichnis 1. Büro des Ministers 1.1 Militärische Bestimmungen 1 1.2 Leitung und Planung 2 - 13 1.2.1 Grundsatzdokumente 1.2.2 Reden und Referate 1.2.3 Sitzungen 1.2.4 Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch 1.2.4.1 Warschauer Vertrag 1.2.4.2 staatliche und gesellschaftliche Organisationen 1.3 Kaderarbeit 14 1.4 Finanzwirtschaft 15 1.5 Recht 16 - 17 1.6 Grenzsicherung 18 1.7 Politische Arbeit 19 1.8 Organisation des Dienstes in der Truppe 20 - 21 1.9 Organisation und Planung 22 - 23 1.10 Raketen- und Waffentechnischer Dienst 24 - 25 1.11 Unterbringung 26 - 28 2 Parlamentarischer Staatssekretär 2.1 Militärische Bestimmungen 29 2.2 Recht 30 2.3 Organisation des Dienstes in der Truppe 31 - 35 2.4 Politische Arbeit 36 - 40 3 Chef der NVA 41 – 42 C. Register Orts-, Personen- und Sachregister 43 - 53 Konkordanz 54 - 57 A. Vorbemerkungen I I. Einleitung Nach der ersten freien Wahl zur Volkskammer der Deutschen Demokratischen Re- publik am 18. März 1990 endete die Tätigkeit des Ministeriums für Nationale Vertei- digung, das bis dahin ständig durch einen Soldaten geführt wurde. Die von der SED-Spitze nominierten Minister waren Armeegeneral Will Stoph (1956 - 1960), Armeegeneral Heinz Hoffmann (1960 - 1985), Armeegeneral Heinz Keßler (1985 - 1989) und Admiral Theodor Hoffmann (1989 - 1990). Nach dem sicherlich überraschenden Wahlsieg der „Allianz für Deutschland“, in der sich die Parteien CDU, DSU und DA zusammengeschlossen hatten, war ein Wech- sel in der Leitung des Ministeriums vorprogrammiert. So wählte die Volkskammer nach den Koalitionsverhandlungen der „Allianz“ und SPD am 12. April Lothar de Maizière zum Ministerpräsidenten. Rainer Eppelmann, Vorsitzender des DA wurde Verteidigungsminister. Auf seinen Wunsch hin erhielt das Ministerium die programmverheißende Bezeichnung „Ministerium für Abrüstung und Verteidigung“ (MfAV). Nach dem allgemeinen Revirement hatte das Ministerium folgende Spitzenbeset- zung: Minister - Rainer Eppelmann Staatssekretär - Werner E. Ablaß Parlamentarischer Staatssekretär - Dr. Bertram Wieczorek Staatssekretär für Abrüstung - Frank Marczinek Chef der Nationalen Volksarmee - Admiral Theodor Hoffmann Eppelmann kannte die NVA von innen, da er als Bausoldat Dienst geleistet hatte. Er kannte aber auch die Haftbedingungen in DDR-Gefängnissen, weil er das als Bau- soldat abzuleistende Gelöbnis verweigert hatte.1 Mit ihm wurde ein evangelischer Pfarrer einer Berliner Gemeinde und jetziger Parteivorsitzender des Demokrati- schen Aufbruch Vorgesetzter einer ca. 170 000 Mann starken Armee. Die Staats- II sekretäre Ablaß und Wieczorek hatten keine militärischen Erfahrungen, lediglich der Staatssekretär für Abrüstung Marczinek hatte es in der NVA bis zum Major an der Militärakademie „ Friedrich Éngels“ gebracht, war aber Anfang 1989 aus dem Dienst geschieden und hatte sich der unabhängigen Friedensbewegung angeschlossen.2 Der Minister mußte, wollte er die NVA militärisch führen, auf loyale, kenntnisreiche und engagierte Soldaten zurückgreifen. So bat er den bis dahin amtierenden Minis- ter Hoffmann, als Chef der NVA und ranghöchster Offizier unter ihm zu dienen: „Es war für Ihn wahrhaftig keine Beförderung, die ihm in Aussicht gestellt wurde, aber er nahm nach kurzer Bedenkzeit an.3 Dem Minister für Abrüstung und Verteidigung waren unmittelbar unterstellt: - Leiter des Büros des Ministers - Oberst Dr. Werner Melzer - Leiter des Beraterstabes - Dietmar Herbst - Leiter des Leitungsstabes - Oberst Joachim Roth - Soldatenbeauftragter - Michael Hahn - Umweltbeauftragter - Klaus Gille Beim Parlamentarischen Staatssekretär wurde in die Funktion des Bevollmächtig- ten für die Militärreform Klaus Jürgen Baarß eingesetzt. Beim Staatssekretär und Vertreter des Ministers wurden folgende Positionen be- setzt: - Leiter des Amtes für Information - Oberst Uwe Hempel und Öffentlichkeitsarbeit/Pressestab - Leiter des Personalamtes - Gerd Engelmann - Leiter des Amtes für Haushalt - Generalmajor Johannes Kaden - Leiter des Amtes für Verwaltung, - Oberst Dr. Horst Schulze. Recht und Soziales 1 Rainer Eppelmann, Fremd im eigenen Haus, Köln 1993, S. 47 ff. 2 Ebenda, S. 389. III Der Staatssekretär für Abrüstung hatte folgende Ämter besetzt: - Leiter des Amtes für Allgemeine - Oberst Dr. Dieter Schuster Angelegenheiten - Leiter des Amtes für Technik, - Generaloberst Joachim Goldbach Abrüstung und Konversion - Leiter des Amtes für - Generalleutnant Waldemar Seifert. Berufsvorbereitung und Überleitung von Berufssoldaten und Zivilbeschäftigten Der militärische Teil des Ministeriums für Abrüstung und Verteidigung wurde wie folgt besetzt: - Chef des Hauptstabes - Generalleutnant Manfred Grätz - Chef Ausbildung - Generalmajor Klaus Listemann - Chef Sicherstellung - Vizeadmiral Dr. Hans Hofmann - Chef Militärbauwesen und - Generalmajor Walter Tschoppe Unterbringung/Ökologie - Chef Staatsbürgerliche Arbeit - Generalmajor Oliver Anders Die Besetzung der Dienstposten und die Aufnahme der Tätigkeit des Ministeriums unter neuer Führung wurden als Ausdruck, der auch in Regierungskreisen noch vorhandenen Meinung verstanden, daß es möglich sein würde, die Nationale Volksarmee in einem überschaubaren Zeitraum im Verbund des Warschauer Pak- tes zu erhalten und später in gesamtdeutsche Streitkräfte zu überführen. In der am 19. April 1990 durch den Ministerpräsidenten de Maizière abgegebenen Regie- rungserklärung hieß es hinsichtlich der Aufgaben der NVA:“ Auf dem heutigen Ge- biet der DDR wird sich für eine Übergangszeit neben den sowjetischen Streitkräften eine stark reduzierte und strikt defensiv ausgerichtete NVA befinden, deren Aufga- be der Schutz dieses Gebietes ist“.4 3 Ebenda, S. 390. 4 zitiert nach: Theodor Hoffmann, Das letzte Kommando, Berlin, Bonn, Herford 1994, S. 210. IV Auf der am 2. Mai eilig einberufenen Kommandeurstagung referierte Minister Ep- pelmann u. a. zu den Perspektiven der NVA, nicht ahnend, daß das soeben formu- lierte in wenigen Monaten nicht mehr gelten würde: „ Es wird auch nach der Verei- nigung auf DDR-Territorium eine zweite deutsche Armee geben, die in kein Militär- bündnis integriert, hier eigene territoriale Sicherungsfunktionen ausüben wird und dementsprechend strukturiert, ausgerüstet und ausgebildet werden muß.“5 Noch bis Ende Juli wurde diese Vorstellung der Truppe als wirklichkeitsnahe Vari- ante vermittelt. Erst im August wurden die tatsächlichen Entscheidungen bekanntgegeben. Danach war mit der Wiedervereinigung Deutschlands die NVA aufzulösen, ihre Soldaten wurden vorläufig Soldaten der Bundeswehr. Die Ausbildung der Soldaten hatte demgemäss nach den Grundsätzen und Rechtsnormen der Bundesrepublik Deutschland zu erfolgen. Die Streitkräfte Ost wurden bis zur endgültigen Regelung der Befehlsverhältnisse durch das Bundeswehrkommando Ost in Strausberg ge- führt.6 Noch aber hatte das Ministerium für Abrüstung und Verteidigung Aufgaben zu lö- sen, die - wie es schien - zur Festigung der NVA führten. So waren die turnusmäßi- ge Sitzung des Komitees der Verteidigungsminister des Warschauer Paktes vom 13. bis 15. Juni im Tagungszentrum Strausberg, die Übung „Granit“7 mit veränderter Aufgabenstellung, die Übung „DRUSHBA“ der Landstreitkräfte und die gemeinsame Geschwaderfahrt der verbündeten Ostseeflotten8 sowie Truppenbesuche vorzube- reiten und durchzuführen. Neu aufgestellt wurden das Institut für Sicherheitspolitik (Befehl Nr. 9/90 vom 14. 06. 1990) an der Militärpolitischen Hochschule in Berlin-Grünau sowie das Institut für Konversion der Streitkräfte (Befehl Nr. 33/90 vom 18. 08. 1990). 5 Militärreform in der DDR (Wochenzeitung) Nr. 17, 1990. 6 Ein Staat - Eine Armee, von der NVA zur Bundeswehr, Hr. von Dieter Farwick, Frankfurt, Bonn 1992, S. 39. 7 die Übung fand nicht mehr statt, vgl. Hoffmann, S. 277. V Andererseits erfolgte ein klar erkennbarer Abbau der NVA. Im Zusammenhang mit dem Inkrafttreten der „Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion“ zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik am 1. Juli 1990 wurden mit Befehl Nr. 10 vom 26. 06. die Kontrollen an der innerdeut- schen Grenze gegenüber Inländern eingestellt. Die Grenztruppen wurden in operati- ven Fragen für kurze Zeit durch das Ministerium für Innere Angelegenheiten geführt. Die Auflösung der Grenztruppen erfolgte dann mit Befehl Nr. 49/90 vom 21. 09 1990.9 Am 15. August 1990 erließ Minister Eppelmann den Befehl Nr. 28/90. Danach wa- ren bis zum 30. 09. 1990 alle Generale/Admirale, Offiziere, Fähnriche und Berufsunteroffiziere, die das 55. Lebensjahr vollendet beziehungsweise überschritten hatten, aus dem aktiven Wehrdienst zu entlassen. Das galt auch für die Berufssoldaten, die bis zum 2. Oktober zwischen 50 und 59 Lebensjahre zählten. Bereits mit Befehl Nr. 26/90 war die Auflösung der „Organe der staatsbürgerlichen Arbeit“10 in die Wege geleitet worden und schließlich wurden die Dienstverhältnisse der weiblichen Armeeangehörigen per 30. 09 1990 beendet. Der Minister ernannte allerdings auch mit Befehl Nr. 31/90 folgende Generale in neue Dienststellungen, die diese noch zwei Wochen innehatten: - Generalmajor Lothar Engelhardt - Chef der Armee - Generalmajor Michael Schlothauer - Chef des
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