Mimetischer Zauber: Die Englischsprachige Rezeption Deutscher Lieder in Den Usa, 1830-1880

Mimetischer Zauber: Die Englischsprachige Rezeption Deutscher Lieder in Den Usa, 1830-1880

ABSTRACT Title of Dissertation: MIMETISCHER ZAUBER: DIE ENGLISCHSPRACHIGE REZEPTION DEUTSCHER LIEDER IN DEN USA, 1830-1880 Armin Werner Hadamer, Doctor of Philosophy, 2005 Dissertation directed by: Professor Elke Frederiksen Department of Germanic Studies The English-language reception of German songs in the United States was a textual practice that extended across many social contexts in the 19th century. Translation, adaptation and circulation of these songs were a form of rhetorical and quasi mimetic representation that helped various American discourses constitute their worlds and identities (Transcendentalism, reform movements, revivalism, education, popular culture, political parties and the Civil War). Homi Bhabha’s concept of the “Third Space” is a valid approach to the reception as these discourses made German songs part of their negotiations of American national identity, class, moral values, gender, and ethnicity, thus creating their own usable as well as ambivalent German point of reference. German and American cultures did not simply coexist in symbiotic relations. Rather, as the reception shows, they constructed their identities and differences through multiple intertextual relations within a shared discursive sphere of song. Cultural transfer was thus as much an inside as an outside phenomenon. The dissertation builds on extensive archival research and a collection of several hundred German songs, each with melody and English text, ranging from the Classics, Romanticism, the Napoleonic Wars, to German, Austrian and Swiss folk songs. The main objective is to move the American reception of German songs from its hidden archival existence into the light of scholarly investigation by applying an interdisciplinary Cultural Studies approach. The dissertation uses Michel Foucault’s discourse analysis to refine this approach methodologically, demonstrating with an in- depth archeology the discursive function of the songs within their contexts. Two results of this analysis are crucial. First, it goes significantly beyond the existing scholarship on German-American relations in the 19th century (New England Transcendentalists, immigrant history) as it explores the German within the wider contexts of American popular culture. Second, by doing so it reads these relations against their scholarly and collective narratives, sharing Walter Benjamin’s emancipatory vision of history as a site of potentially many readings. In addition, the dissertation contributes to a broader understanding of German literature within the historical, cultural and interdisciplinary contexts of German Studies. MIMETISCHER ZAUBER: DIE ENGLISCHSPRACHIGE REZEPTION DEUTSCHER LIEDER IN DEN USA, 1830-1880 By Armin Werner Hadamer Dissertation submitted to the Faculty of the Graduate School of the University of Maryland, College Park in partial fulfillment of the requirements for the degree of Doctor of Philosophy 2005 Advisory Committee: Professor Elke Frederiksen, Chair Professor Linda Mabbs Professor Rose-Marie Oster Professor Guenter Pfister Professor Gabriele Strauch ©Copyright by Armin Werner Hadamer 2005 ii DEDICATION Meiner Frau Susanne iii ACKNOWLEDGMENT My thanks go to all who sponsored my research over the years, particularly the Walter Cerf Fund in Stowe, Vermont, my mother Anneliese Hadamer, Nadine Strawser in Elkins, West Virginia, and all those who provided their hospitality at various research locations across the country. My special thanks go to my adviser, Professor Elke Frederiksen, for the vision to give my research an academic home, the scholarly perspectives and advice, which allowed it achieving the form of this dissertation. iv TABLE OF CONTENTS List of Tables - vi Teil I: Einführung - 1 1.1. Ansatz, Ziel und Aufbau - 1 1.2. Positionalität: Cultural Studies und Geschichtsphilosophie – 7 1.2.1. Cultural Studies - 7 1.2.2. Geschichtsphilosophie - 10 1.3. Die Rezeption im wissenschaftlichen Diskurs - 16 1.4. Zum Sprachgebrauch der Dissertation – 29 Teil II: Die Textlandschaft der Rezeption - 33 2.1. Der historische und sozio-musikalische Rahmen - 33 2.2. Methodik der Quellenforschung - 36 2.3. Die Intertextualität der Rezeption - 49 2.3.1. Die Rezeption als intertextuelles Ereigniss - 51 2.3.2. Grundzüge und Beispiele der Intertextualität - 57 2.4. Die deutschen Vorlagen und ihr kultureller Kontext - 86 2.5. Zusammenfassung - 110 Teil III: Diskursanalyse - 113 3.1. Archäologische Diskursanalyse - 114 3.1.1. Interdiskursanalyse – 117 3.1.4. Diskursanalyse und die Rezeption - 118 3.2. Die epistemische und rhetorische Ordnung der Rezeption - 122 3.2.1. Repräsentation und Repräsentativität - 122 3.2.2. Die Rezeption als “mimetischer Zauber” – 128 3.2.3. Die rhetorisch-diskursiven Strategien - 135 3.3. Zusammenfassung - 142 Teil IV: Die Diskursgeschichte der Rezeption - 144 4.1. Der kultur-ökonomische Kontext - 146 4.1.1. Markt und Zirkulation - 146 4.1.2. Evangelismus und Printkultur – 152 4.1.3. Printmarkt und nationale Identität - 158 4.2. Kontexte, Kontaktstellen und Vermittler - 165 4.2.1. Literarische Vermittlungen über England - 168 4.2.2. Die Transzendentalisten – 175 4.2.3. Amerikanische Studenten in Deutschland - 193 4.2.4. Die Übersetzer und Übersetzerinnen - 205 4.2.5. Deutsche Musiker und Musiklehrer in den USA – 221 4.3. Die Reformbewegungen Neu Englands - 231 4.3.1. Reformbewegung und Musikerziehung - 234 4.4. Die Gesellschaft: Sentimental Culture - 250 4.4.1. Die Familie: Cult of Domesticity - 252 v 4.4.2. Lieder, Lyrik, Romane und Motivkultur - 255 4.5. Die Musiklandschaft und das Lied - 281 4.5.1. Zirkulation und Repertoire - 282 4.5.2. Alpenromantik - 293 4.6. Andere Wirklichkeiten - 307 4.6.1. Der Seitenblick auf die Einwanderer - 309 4.6.2. Die deutsch-amerikanische Erfahrungswelt - 314 4.6.3. Minstrel Show und Dutch Character - 319 4.7. Die Rezeption als kulturelle Erinnerung - 331 4.8. Zusammenfassung – 335 Teil V: Schlusswort – 342 Notes - 347 Appendix – Texte der deutschen Lieder (German Song Lyrics) - 385 Bibliographie (Works Cited) - 421 1. Primärquellen (Primary Sources) - 421 2. Sekundärliteratur (Secondary Literature) - 440 vi LIST OF TABLES Tab. 1 Rezeption von Heinrich Heine Liedern zwischen 1850 und 1872 Tab. 2 Rezeption von Heines “Lorelei” zwischen 1831 und 1889 Tab. 3 Rezeption von Heines “Die schönsten Augen” Tab. 4 Die Adaptionen der Lieder mit Melodien von Friedrich Kücken Tab. 5 Liste der 35 am häufigsten adaptierten deutschen Lieder in den USA Tab. 6 Adaptionen deutscher Lieder im amerikanischen Bürgerkrieg Tab. 7 Am. Adaptionen deutscher Lieder der spätaufklärerischen Epoche Tab. 8 Am. Adaptionen deutscher Lieder der Hoch- und Spätromantik Tab. 9 Die populärsten Adaptionen der Lieder Joseph von Eichendorffs Tab. 10 Religiöse Kontrafakturen zu deutschen Liedmelodien Tab. 11 Adaptionen deutscher Lieder in Publikationen der Südstaaten 1 Teil I: Einführung 1.1. Ansatz, Ziel und Aufbau The spectacle of Mozart riding the Western Plains in a shape-note disguise shows what varied cultural influences were let loose on the frontier during the Age of Jackson. Robert Stevenson (Fig. 11, note) Die Welt ist kein Komplize unserer Erkenntnis. Michel Foucault (1991, 34) Die englischsprachige Rezeption deutscher Lieder in den USA des 19. Jahrhunderts ist eine widerspenstige Erscheinung. Sie ist wie das wirkliche Leben selbst: sie liefert eine unbegrenzte Vielzahl von empirischen Daten, die sich gegen die Einordnung in Oberbegriffe und gegen die Reduktion auf die Vorstellung eines einfachen kulturhistorischen Transfers sträuben. In ihrer verschriftlichen Existenz als sehr umfangreicher Textkorpus, so wie er mir vorliegt, manifestiert sie sich als eine offene Zeichenwelt, als ein, wie Walter Benjamin es im reproduzierten Kunstwerk erkannte, Schauplatz von Indizien (1977, 148). Durch ihren für uns verlorengegangenen Kontext stehen diese Indizien als ein verwirrendes und vieldeutiges Bricolage von Einzelheiten nebeneinander, die sich nicht mehr ohne Weiteres aufeinander beziehen lassen. Jeder Anspruch auf eine sinnhafte Einheit, Struktur und Deutung der Rezeption liefe deshalb Gefahr, sich diesem Schauplatz mit seinen eigenen Begriffen und Bildern zu nähern, die aber das Bedeutungspotential nicht entfalten, sondern nur wieder in neuen Verschlüsselungen aufschieben würden. Die gespenstige Erscheinung des über die Prärie reitenden Mozarts ist ein gutes 2 Beispiel solch einer solchen aufgeschobenen Bildphantasie, das sich ganz am Rand der Sekundärliteratur zur amerikanischen Musikgeschichte in Bezug auf die Rezeption finden lässt.1 Die zentrale Metapher wird hier gleich zu einer raum-zeitlichen Bildreihe allegorisch ausgeweitet: Mozart zu Pferd, seine shape-note-Verkleidung, die Prärie, das Grenzland und die Ära des Präsidenten Andrew Jacksons, wobei diese Reihe auf einer weiteren Ebene selbst wieder eingehüllt ist in das Bild von den freigesetzten kulturellen Einflüssen. Diese Allegorie bringt damit rhetorisch äußerst komplexe Prozesse auf einen einfachen, ironischen und doch scheinbar sinnhaften bildlichen Nenner und erspart damit ihrem Autoren, diese weiter zu untersuchen. Anstatt die Sicht freizugeben, schiebt sie sich so zwischen uns und die vergangene Wirklichkeit, die sie abzubilden vorgibt, und setzt sich als ein Stück vertexteter Geschichte an deren Stelle. Sie verweigert uns die Deutung, derer sie eigentlich bedarf und die so nur von Eingeweihten geleistet werden kann. Die Geschichtsschreibung weist sich so kraft ihrer Repräsentativität als ein Stück erzählter tatsächlicher, mit der Vergangenheit identischer

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