Die Lafnitz als Lebensraum für Fische MIT UNTERSTÜTZUNG VON LAND UND EUROPÄISCHER UNION Bewusstsein für Umwelt und Natur er Erhalt der natürlichen Flusslandschaft, die sich Landesrat durch eine enorme Vielfalt an Lebewesen auszeichnet, Andreas Liegenfeld D ist ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung der heimischen Bio- Burgenländische Landesregierung diversität. Die Lafnitz prägt das Landschaftsbild des Burgen- landes nachhaltig und dient als Heimat- und Rückzugsgebiet einer eindrucksvollen Tier- und Pflanzenwelt. Mit einem zunehmenden Bewusstsein für Umwelt und Na- tur gewinnt auch der Erhalt dieser traditionellen Lebensräume immer mehr an Bedeutung. Nachhaltige Maßnahmen, die die Natur schützen und einen wertvollen Beitrag für die regionale Artenvielfalt leisten haben hohe Priorität. Die vorliegende Bro- schüre zum Lebensraum Lafnitz widmet sich dem natürlichen Fischvorkommen im Flusslauf und beschreibt künftige Heraus- forderungen zur Sicherung und dem Ausbau der Bestände. Die Erfassung des komplexen Zustandes der Lafnitz ist ein wichtiger Beitrag und ein zentrales Element für künftige Handlungen. Die Erläuterungen helfen das Flussgebiet für kommende Genera- tionen in seiner Ursprünglichkeit zu erhalten und der Natur Raum zur Entfaltung zu geben. Als zuständiger Landesrat ist es mir ein rücksichtsvoller und schonender Umgang mit unserer Umwelt ein besonderes Anliegen. Die vorliegende Broschüre trägt einen wichtigen Teil dazu bei, über die einzigartige Natur der Lafnitz mit ihren natürlichen Fischvorkommen zu informieren und etwaige Handlungserfordernisse aufzuzeigen. 2 Die Lafnitz als Lebensraum für Fische as Lafnitztal war die längste Zeit die Außengrenze der Habs- Mag. Dr. Ernst Breitegger burger gegen den Osten. Ab 1760 lies Kaiserin Maria Theresia Obmann Naturschutzbund DGrenzsteine aufstellen, von denen noch einige erhalten sind. Wie Burgenland es im Mittellauf der Flüsse leicht passiert, ändert der Fluss durch Durchbruch von Mäandern oft seinen Weg; die Grenzstreitigkeiten folgen auf dem Fuße. Die Lafnitz setzt heute aber eine klare Grenze zwischen der Steiermark und dem Burgenland. Der Lafnitzfluss hat ihre Quelle im Wechselgebiet und mündet nach mehr als 100 km bei Szentgotthard in die Raab. Wir finden hier österreichweit noch die letzten gut erhaltenen naturnahen Fluss- und Kulturlandschaften, welche über weite Strecken mit Mäandern, Altarmresten und Auge- hölzen die ursprüngliche Flussdynamik bewahrt hat. Das Lafnitztal wurde im Jahr 2002 zum „Ramsargebiet“ erklärt und damit auf die Liste der Feuchtgebiete von internationaler Bedeutung gesetzt. Die Fließstrecke der Lafnitz ist in Österreich zur Gänze in ein Natura- 2000-Gebiet eingeschlossen und beherbergt eine außergewöhnlich hohe Vielfalt an Arten und Lebensräumen. Die vorliegende Broschüre, die von Dr. Georg Wolfram und Mitar- beitern erstellt wurde, zeigt die Ergebnisse jahrelanger umfangreicher fischökologischer Untersuchungen an der Lafnitz, welche von einem beeindruckenden Artenreichtum an Fischen geprägt ist. Der Naturschutzbund Burgenland bedankt sich bei der Abt. 4a und Abt.5/III des Amtes der Burgenländischen Landesregierung für die Finanzierung des Projektes „Äschenprojekt Lafnitz – Monitoring 2013-2014“ im Rahmen einer Förderung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds, Schwerpunkt 3, Maßnahme 323a – Erhaltung und Verbesserung des ländlichen Erbes – Naturschutz und wünscht Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, viel Freude mit dieser neu erschie- nenen Broschüre. 3 Inhalt Einleitung . 5 Die Lafnitz – eine natürliche Flusslandschaft? Der Kampf gegen die „wilde“ Natur . 6 Charakteristik und Gliederung der Lafnitz im Längsverlauf . 8 Die Fischarten der Lafnitz im Überblick . 12 Portraits ausgewählter Fischarten Bachforelle . 16 Europäische Äsche . 17 Koppe . 18 Ukrainisches Bachneunauge . 18 Gründlinge . 19 Steinbeißer und Goldsteinbeißer . 20 Schlammpeitzger . 20 Zingel und Streber . 21 Fischer und Fischfresser Fischereiliche Nutzung . 22 Fischfressende Vögel und Säuger . 23 Fischbestände historisch/aktuell im Längsverlauf der Lafnitz Fischbestandserhebungen . 24 Fischbestand im Längsverlauf . 25 Langzeitvergleich des Fischbestands . 27 Fischökologische Defizite und die Suche nach der Ursache Viele Arten, geringe Bestände . 30 Mögliche Ursachen für den geringen Fischbestand . 31 Resümee . 35 Versuch einer Stützung der Äschenpopulation durch Nachzucht . 36 Literatur . 39 Naturschutzgebiet Wolfau 4 Naturstrecke auf Höhe Loipersdorf-Kitzladen Einleitung ie vorliegende Broschüre ist aus dem südlichen Burgenland, also Anlass zur Sorge geben. Zwar ist einem Fluss gewidmet, der dem Bereich des Zusammenflus- die Lafnitz auch heute noch aus- eineD herausragende Stellung un- ses von Lafnitz, Raab und Pinka gesprochen artenreich, die Fisch- ter den Fließgewässern des Bur- (bereits auf ungarischer Seite), be- bestände sind jedoch sehr gering. genlandes einnimmt: der Lafnitz. kannt. Mit der vorliegenden Broschü- Sie ist – ab der Einmündung der Leider ist die Situation aber heu- re wollen wir die schönen und Feistritz – der abflussreichste Fluss te nicht mehr so rosig, wie sie ein- die weniger schönen Seiten der des Landes und zeichnet sich ab- mal war. Die Landschaft verändert Lafnitz aus gewässerökologischer schnittsweise durch eine hohe sich. Mais-Monokulturen nahmen Sicht aufzeigen. Durch eine genaue Naturnähe aus, wie wir sie in Ost- im Lafnitztal flächenmäßig in der Analyse von ökologischen Defizi- österreich kaum mehr finden. zweiten Hälfte des 20. Jahrhun- ten und ihren Ursachen soll die Vor allem in biologischer Hin- derts um mehr als das Dreifache Wissensgrundlage dargelegt wer- sicht aber ist die Lafnitz ein Juwel. zu. Lafnitzwiesen bedecken heute den, welche notwendig ist, um den Botaniker schätzen die artenrei- weniger als 25 % der ehemaligen Zustand des Flusses zu verbessern. chen Lafnitzwiesen und auch unter Fläche; der Lebensraum von Wie- Denn nur was wir kennen und ver- Gewässerökologen ist der Fluss be- senknopf-Ameisenbläuling und Si- stehen, können wir auch ausrei- kannt für seine hohe Artenvielfalt. birischer Schwertlilie schrumpft [1]. chend schützen und der Nachwelt Eine Reihe von Arten unter den Auch im Fluss selbst müssen wir erhalten. Wirbellosen ist in Österreich nur Entwicklungen beobachten, die 5 Die Lafnitz – eine natürliche Flusslandschaft? Uferanbruch in der Äschenregion auf Höhe Loipersdorf-Kitzladen Der Kampf gegen die „wilde“ Natur Über Jahrhunderte formten und des unmittelbar anstehenden Mate- spiel von Erosion, Transport und bestimmten die Flüsse ihren Ver- rials. Diese seitliche, aber auch die Sedimentation stellt eines der we- lauf in Mitteleuropa selbst. Mit ein- so genannte Tiefenerosion führen sentlichen Elemente dynamischer drucksvoller Dynamik gestalteten zur Bewegung großer Geschiebe- Flusssysteme dar. sie ein vielfältiges Landschaftsbild mengen. An strömungsberuhigten Natürliche Flusslandschaften und schufen ein kleinräumiges Mo- Zonen wiederum wird diese vom beherbergen eine Vielfalt verschie- saik unterschiedlicher Lebensräu- Wasser mitgeführte Sedimentfracht denster Lebensräume: fließende me. An Prallufern, den Außenbögen abgelagert. So entstehen Abbruch- und stehende Gewässer, schat- von Flussschlingen und Mäandern, kanten, Tief- und Seichtstellen, tig-feuchte Auwälder, aber auch erfolgt durch die erhöhte Fließge- Schotter- und Sandbänke entlang Extremstandorte wie Heißländen schwindigkeit ein ständiger Abtrag von Fließgewässern. Das Wechsel- und regelmäßig überschwemmte 6 Schotterfluren. Seit Jahrhunderten rücksichtigen ist zudem, dass viele wesentliches Charakteristikum der führt der Mensch einen regelrech- menschliche Eingriffe in die Natur Auenlandschaft ist verschwunden. ten Kampf gegen die eigenständige ihre volle Wirkung erst allmählich Die Entkopplung von Fluss und Dynamik von Fließgewässern, die entfalten. Au und der Verlust der Dynamik in Hochwasserzeiten auch Gefahr Seit mehreren hundert Jahren bedeuten das Ende der Sand- und und Zerstörung mit sich brachte. führt der Mensch in Mitteleuropa Kiesbänke und des Totholzes im Nicht zuletzt deshalb stehen viele eine intensive Auseinandersetzung Fluss. In vergleichsweise naturna- Menschen bis heute der „Verwil- um Flüsse mit ihren unbändigen hen Flussabschnitten findet man derung der Natur“ sehr skeptisch und unberechenbaren Hochwäs- bis zu 70 Kiesbänke auf einem Kilo- gegenüber. Die für wilde Flusssys- sern. Uferverbauungen und Quer- meter Flusslänge. Ähnliches gilt für teme typische Unbeständigkeit und bauwerke sollen den Flüssen die das Totholz, das erst bei Hochwas- Unvorhersagbarkeit steht kultur- Kraft nehmen und sie in kalkulier- ser seine gestaltende Kraft entfaltet historischen Interessen wie Bere- bare Bahnen außerhalb der ehe- und unter naturnahen Bedingun- chenbarkeit und Regelbarkeit, Nut- maligen Auen zwängen. Die ur- gen von Gehölzen der Auwälder zungsansprüchen, Wertsteigerung sprünglich oft mehrere Kilometer bereitgestellt wird. Während es in und Raumbedarf entgegen. breiten Überschwemmungsflächen naturfernen Flüssen und Bächen Die Lebensräume natürlicher mit ihren komplexen Lebensraum- fast vollständig fehlt oder durch Flusslandschaften mit ihren spe- gefügen haben Siedlungen, Indus- Rechenanlagen der Kraftwerke zu- zifischen Arteninventaren sind bis trieanlagen oder in vielen Fällen rückgehalten wird, sind naturna- auf kleinste Restbestände aus der der Intensivlandwirtschaft Platz he Gewässer mit bis zu 25 m3 pro mitteleuropäischen Kulturland- gemacht bzw. Platz machen müs- 100 m Gewässerlauf ausgesprochen schaft verdrängt worden. Zu be- sen.
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