Folge 42 Vom 17.10.1998

Folge 42 Vom 17.10.1998

Heute auf Seite 3: Neues Parteiensystem? £>as öfipnuHmblau UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 49 - Folge 42 Erscheint wöchentlich Landsmannschaft Ostpreußen e.V. p RROA Postvertriebsstück. Gebühr bezahlt 17. Oktober 1998 Parkallee 84)86, 20144 Hamburg 33Ä4 Wahlversprechen: Die Saga vom Bonner Milliardenloch Die Finanzierungsrisiken sind schon seit langem bekannt SPD-Chef Oskar Lafontaine zieht dung zurückgeht, befaßt sich mit unter der Verschuldungsobergren• stets ein schmerzhaftes Gesicht, den Wachstumsprognosen für die ze des Grundgesetzes geblieben, wenn er auf ständig neue Haus• Wirtschaft. Daß Asien-, Rußland- daß jedes Risiko den Haushalt in die haltslöcher, Zinszahlungen und und Südamerika-Krise seit länge• Verfassungswidrigkeit gebracht Staatsschulden angesprochen wird. rem den Aufschwung bremsen und hätte. Dann murmelt der Saar-Napoleon die Prognosen zurückgenommen von einer „Erblast" der christlich-li• werden müssen, ist kein Geheimnis. Laut Grundgesetz darf die Neu• beralen Koalition. Die CDU/CSU verschuldung nicht höher sein als schlug sofort zurück und sprach Die Deutsche Bank Research er• die Summe aller im Haushalt vorge• von „Bilanzfälschung" der Rotgrü• wartet jetzt für 1999 statt drei Pro• sehenen Investitionen. Zwischen nen. Haushaltslöcher von 20 Milli• zent Wachstum in Deutschland nur neuen Schulden (56,2 Milliarden) arden Mark und mehr seien „eine noch 2,25 Prozent. Entsprechend und Investitionen (57,5 Milliarden) Lüge" und ein „völlig blödsinniges korrigierten die Banker die Gesamt• bleibt im neuen Haushalt jedoch nur Szenario", so CDU/CSU-Frakti• steuereinnahmen für 1999 um etwa eine Marge von 1,3 Milliarden Mark. „Woran denkt ihr gerade, Genossen?" Zeichnung aus „Süddeutsche Zeitung" onschef Wolfgang Schäuble. zehn Milliarden nach unten, was für Das ist der gesamte Spielraum, den den Bundesanteil das bereits ge• die Regierung hat, wenn sie nicht Doch in Bonn gibt es keine Tata• nannte Minus von fünf Milliarden bewußt gegen die Verfassung ver• renmeldung, die nicht durch eine Mark ergibt. Das alles ist nachzule• stoßen will. Jedes kleine Risiko wird andere übertroffen werden könnte. sen in dem Löcher-Papier des Grü• da zum Sprengsatz. ES Wird ernSt / Von Hans Heckel Als die 20-Milliarden-Löcher lang• nen-Finanzexperten Oswald Metz- weilig wurden, wurde draufgesat- Steigen zum Beispiel die Zinsen ie Fernsehkamera schwenk• nen der veröffentlichten Meinung er vom 6. Oktober - also nicht un- auf dem Kapitalmarkt, muß der Fi• telt. Aus dem Arbeitskreis „Ge• §edingt brandneu. Und Voraus• te öfter zu ihm hinüber, so nur um so greller umrissen. samtwirtschaftliche Vorausschät• nanzminister für neue Schuldver• daß der Zuschauer die Re• schätzungen über die Steuerent• schreibungen mehr Zinsen zahlen. D zung" der Regierung wurde das wicklungen bis 2001 haben den Zu• aktionen von Ignatz Bubis auf die Anders Walser. Er begab sich „Super-Loch" gemeldet: 50 Müliar- Ein Prozent Zinserhöhung würde Rede Martin Walsers gut verfolgen nicht nur auf das wohl gefährlichste verlässigkeitswert von Wetterpro• sofort drei Milliarden Mark mehr den Mark minus bei den Steuerein• gnosen. konnte. Da war zunächst ein leid• Feld der deutscher Debatten, den nahmen bis zum Jahre 2001. Allein Zinsen kosten. Dieses Risiko ist lich gelöster, fast an ein Lächeln ge• Umgang mit der NS-Vergangenheit 1999 müsse der Bund mit fünf Milli• Für Schäuble hat die Erfindung nicht neu, Vorsorge getroffen wur• mahnender Ausdruck zu sehen, der - das tun viele, indes in wenig anek- arden weniger als geplant auskom• von immer neuen Löchern keinen de jedoch nicht. indessen nach und nach zu einer kender Weise. Was der Schriftstel• men. anderen Sinn, als „daß dort die un• Wer eng schneidert wie Waigel, Miene gefror, die an Finsternis ler Walser jedoch in glänzender haltbaren Wahlversprechen von darf sich nicht wundern, wenn die nichts übrigließ. Der Schein trog Rhetorik verlautete, ist mit „Tabu• Während Laien befürchten könn• Rotgrün unauffällig verschwinden Nähte platzen. Rotgrün hätte jetzt nicht. bruch" nur fade umschrieben. Es ten, der Staat taumele dem Bankrott sollen". Das ist zum Teil richtig. Der die Chance auf eine Wende in der könnte zum Auftakt der heftigsten entgegen, werden Experten von der Auftritt von Grünen-Boß Jürgen Walser war vergangenen Sonntag Finanzpolitik, die nach dem Motto in der Frankfurter Paulskirche mit intellektuellen Kontroverse Nach• Dramaturgie eher heiter gestimmt. Trittin auf dem Länderrat seiner „Spare in der Zeit, dann hast Du in kriegsdeutschlands reifen. Denn die Löcher sind zumeist kei• Partei spricht Bände: „Es gibt nichts dem Friedenspreis des Deutschen der Not" ausgerichtet werden könn• Buchhandels ausgezeichnet wor• ne, sondern es handelt sich über• umzuverteilen", hatte Trittin seinen te. Doch die Entwicklung der Lan• gnatz Bubis jedenfalls ist außer wiegend um Finanzierungsrisiken, überraschten Mannen mitgeteilt, den für sein literarisches Werk, aber deshaushalte von Lafontaine (Saar• auch für sein frühzeitiges Eintreten sich: „Leute wie der DVU-Vor• die schon seit langem bekannt sind die so gerne als Gutmenschen aufge• land) und Gerhard Schröder (Nie• sitzende Gerhard Frey und Ex• und über die auch im Bundestag treten wären und eine Grundsicne- für die deutsche Einheit und dafür, I dersachsen) läßt befürchten, daß Republikaner-Chef Franz Schönhu- debattiert wurde. Aber dessen Sit• rung von 800 Mark im Monat plus daß er „den Deutschen ihr Land Rotgrün eine dramatische Verschul• wieder nähergebracht hat". ber sagen es auch nicht anders", zungen, da hat Schäuble recht, fin• Miete und Heizkosten eingeführt dungspolitik führen wird. Verfas• schimpfte er tags darauf und ge• den meistens unter Ausschluß der hätten. Schon die Auszeichnung Martin Öffentlichkeit statt. sungsgrundsätze wie das Verbot brauchte dann den Anfang der 90er Andererseits ist aber auch die Be• übermäßiger Verschuldung werden Walsers mochte manchen überra• Jahre in Umlauf gebrachten, ver• Und das 50-Milliarden-Mark- hauptung des Unions-Haushaltspo- das SPD-Duo nicht stören, solange schen. Hatte man sich doch schon nichtendsten Vorwurf, den man Loch ist keines. Der Arbeitskreis der litikers Adolf Roth falsch, der Haus• man sich mit eigener Mehrheit eine fast daran gewöhnt, daß unter der Politikern, Literaten, Intellektuel• Bundesregierung, auf den die Mel- haltsentwurf der Bundesregierung „Störung des gesamtwirtschaftli• Titulatur „unbequemer Denker len oder Journalisten seitdem ma• sei „seriös und vollständig finan• chen Gleichgewichts" bescheinigen und Mahner" nur noch solche mit chen kann: „Das ist geistige Brand• ziert gewesen. Finanzminister Theo und der alten Regierung die Schuld Preisen bedacht werden, welche die stiftung!" Andere prominente Re• Waigel (CSU) war nämlich so knapp in die Schuhe schieben kann. HL „politisch korrekten" Denkschablo- präsentanten der jüdischen Ge• DIESE WOCHE meinschaft schlössen sich der Kritik an, wie der Hamburger Publizist Zittern um Arbeitsplätze Ralph Giordano und Michel Fried• Industrie fürchtet man, Präsidiumsmitglied im Zen• grüne Ökosteuer-Pläne 2 Balkanisches Trauerspiel Sieg der SED tralrat der Juden - wenn auch in weniger scharfer Form. Endlich zeigt auch Europa Entschlossenheit Schumachers ehrlose Erben Warum nicht Schröder? Die Demokraten haben sich geirrt: Was hat Walser gesagt? Senten• Milosevicf war es, der mit Waffen• brauchte es Monate und zahllose zen wie diese machen die äußerste Gedanken über einen gewalt den Slowenen das Selbstbe• Tote, bis das Umdenken einsetzte. Sie wollten nicht glauben, daß Ha• Bundespräsidenten aus Sachsen 4 stimmungsrecht zu verweigern ver• Und auch das wäre kaum geschehen, rald Ringstorf fs SPD der Versuchung Brisanz seiner Rede erlebbar: „Ich suchte. Milosevicf war es, der Kroa• hätte nicht Deutschland das Selbst• erliegen würde, mit der Partei der halte es für unerträglich, die deut• tien mit Krieg überzog, weil es aus bestimmungsrecht der Slowenen Mauerschützen gemeinsame Sache sche Geschichte - so schlimm sie Linkskartell dem jugoslawischen Völkergefäng• und Kroaten anerkannt, wäre die zu machen. Sie haben sich geirrt. zuletzt verlief - in einem Katastro• Kommunisten und Sozialisten nis ausbrach. Milosevicf war es, der Empörung in der europäischen Öf• phenpunkt enden zu lassen." Und, Ob Koalition oder Tolerierung - für viele noch empörender: „Ausch• machen europaweit mobil in Bosnien-Herzegowina Mordbren• fentlichkeit über das Wüten von ner-Truppen ein Blutbad nach dem Milosevicfs Soldateska in Bosnien- was soll's! Entscheidend ist, daß witz eignet sich nicht dafür, Droh• anderen unter den Moslems anrich• Herzegowina nicht übergebordet Ringstorff seine Ministerpräsident• routine zu werden, jederzeit ein• Seltenes Wiedersehen ten ließ, weil sie frei sein wollten. und hatten sich die USA nicht zum schaft dem Wohlwollen jener Partei setzbares Einschüchterungsmittel überantwortet, die Hunderte von oder Moralkeule oder auch nur Drehbücher nach Und Milosevicf ist es, der seit Jahren Eingreifen entschlossen. ein beispielloses Regiment brutaler Sozialdemokraten auf dem Gewis• Pflichtübung ... In der Diskussion ostdeutschen Dichtem Und wieder sind es die USA, die in sen hat. Der rot-rote Händedruck auf Unterdrückung im Kosovo gegen pausenlosen Verhandlungen und mit um das Holocaustdenkmal in Berlin das Mehrheitsvolk der Albaner exer• dem Appell an die Verbündeten zu Peter Hintzes Wahlplakaten - als kann die Nachwelt einmal nachle• üble Polemik verteufelt - wird Wirk• sen, was Leute anrichteten, die sich Ende der Hilfe? ziert - seit Monaten unschuldige

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