Julius Evola MENSCHEN INMITTEN VON RUINEN I n h a l t s v e r z e i c h n i s Julius Evolas politisches Wirken von Dr. H. T. Hansen .......................................... 2 Vorwort zur Neuauflage ................................................................................. 75 Vorwort von J. Valerio Borghese...................................................................... 76 Erstes Kapitel. Revolution – Gegenrevolution – Tradition .................................... 78 Zweites Kapitel. Souveränität – Autorität – Imperium ........................................ 85 Drittes Kapitel. Persönlichkeit – Freiheit – Hierarchie.......................................... 93 Viertes Kapitel. Organischer Staat – Totalitarismus .......................................... 105 Fünftes Kapitel. Bonapartismus – Machiavellismus – Elitismus ........................... 111 Sechstes Kapitel. Arbeit – Dämonie der Wirtschaft........................................... 117 Siebentes Kapitel. Geschichte – Historismus ................................................... 126 Achtes Kapitel. Wahl der Tradition................................................................. 129 Neuntes Kapitel. Militärstil – »Militarismus« – Krieg ......................................... 137 Zehntes Kapitel. Tradition – Katholizismus – Ghibellinismus .............................. 146 Elftes Kapitel. Realismus – Kommunismus – Antibourgeoisie ............................. 156 Zwölftes Kapitel. Wirtschaft und Politik – Berufsstände – Einheit der Arbeit ......... 161 Dreizehntes Kapitel. Okkulter Krieg – Waffen des okkulten Krieges .................... 169 Vierzehntes Kapitel. Lateinischer Charakter – Römertum – Mediterrane Seele...... 182 Fünfzehntes Kapitel. Das Geburtenproblem..................................................... 194 Sechzehntes Kapitel. Ein Europa Form und Voraussetzungen............................. 199 Anhang. Evolas Selbstverteidigung ................................................................ 209 Bibliographie .............................................................................................. 216 Julius Evolas politisches Wirken von Dr. H. T. Hansen Diese Arbeit ist darauf zurückzuführen, daß mit dem stärkeren Bekanntwerden der Werke Julius Evolas seine Beziehungen zum Faschismus und Nationalsozialismus zum Anlaß ge- nommen wurden, sein Ideengut insgesamt und ohne weitere Prüfung abzulehnen. Das hat auch seine rein esoterischen Schriften betroffen, die mit politischen Fragen gar nichts gemein haben. Trotzdem wirft eine Darstellung von Evolas politischer Tätigkeit neue, vielfach unvermutete Aspekte auf und kann so zu einem größeren und besseren Ver- ständnis des Gesamtwerkes dieses Kulturphilosophen beitragen. Damit sich der Leser selbst ein Urteil über das politische Schaffen Evolas machen kann, schien es am geeignetsten, ihn selbst so weit wie möglich zu Wort kommen zu lassen und mit Deutungen oder Wertungen zurückhaltend zu sein. Besonderen Wert haben wir dabei auf Zeugnisse aus den jeweiligen Epochen und einzelnen Schaffensphasen gelegt. Auch die Denker, die unserer Ansicht nach Evola am meisten prägten, möchten wir weit- gehend wörtlich zitieren. Das führt allerdings – leider – zu einer Häufung von Belegstellen und bibliographischen Angaben, die den Leser ermüden können. Dieser Weg war bereits von Philippe Baillet anläßlich des im Rahmen der religionswissenschaftlichen Sektion ab- gehaltenen Kolloquiums über René Guénon und Julius Evola an der Pariser Sorbonne im Oktober 1986 beschriften worden (siehe Actes du Ilème colloque de Wilitica Hcrmetica: »Métaphysique et Politique: René Guénon – Julius Evola«, Paris 1987). In unserer Zusammenstellung soll vor allem gezeigt werden, wie Evola zu seinen vielfach »skandalös« anmutenden Stellungnahmen gekommen ist, welchen Anteil der damalige »Zeitgeist« daran hatte, wo Parallelen zu anderen Denkern bestehen und was auf seine eigene »persönliche Gleichung« (ein Lieblingsausdruck Evolas für die Wesensart und Per- sönlichkeit eines Menschen) zurückzuführen ist. Diese Studie möchte also dem Leser evolianischer Schriften ein zusätzliches Interpretationsmittel in die Hand geben und ihm so den Weg zu einer klaren eigenen Stellungnahme ebnen. Wir möchten jedoch von vornherein auf einen Punkt hinweisen: Bei Evola bildet nicht der Mensch den Mittelpunkt, um den sich alles gruppiert, sondern das Transzendente. Mit welcher Frage Evola sich auch beschäftigen mag, immer sucht er den unmittelbaren Be- zug zum Absoluten, zu dem also, was jenseits des bloß Menschlichen liegt. Denn menschliche Anliegen sind heute so und morgen vielleicht schon anders. Die Prinzipien, die nach traditionaler Anschauung die Grundlage unserer Welt bilden, bleiben dagegen immer dieselben. Nicht das Zeitgebundene interessiert ihn, sondern das, was über der Zeit steht, das »Ewige«. Man darf also bei Evola nicht die jetzt (im Westen) vorherr- schenden »humanistischen« Werte erwarten, sondern muß vielmehr mit einer totalen Umkehr gewohnter Standpunkte rechnen. Ob aber ein solcher veränderter Blickwinkel bei der Bewältigung der heute zu lösenden, fast nicht mehr zählbaren Probleme dienlich ist, kann dabei nicht zur Debatte stehen. Es geht hier ausschließlich um das Nachvollziehen evolianischer Gedankenwege. (Diese absolute Betonung des Spirituellen findet sich auch bei anderen Intellektuellen dieser Zeit, so zum Beispiel bei Martin Heidegger.) Dabei wird sich zeigen, daß auch Evola, obwohl er nur eher selten in den tatsächlichen »Niederungen« der Tagespolitik zu finden ist, einer mit seinen verschiedenen Lebensab- schnitten zusammenhängenden Entwicklung seiner politischen Auffassungen unterlag, wenn auch die grundlegenden Prinzipien immer dieselben geblieben sind. Der Sprung von seinem im jugendlichen Überschwang geschriebenen Heidnischen Imperialismus bis zu der im Alter gepredigten »apoliteia«, also einer von der Politik völlig losgelösten Haltung, ist jedenfalls ein gewaltiger. 2 Unmittelbarer Anlaß zu dieser Arbeit waren die deutsche Erstausgabe von Evolas einzi- gem Lehrwerk politischer Doktrin, Menschen inmitten von Ruinen, sowie die Neuauflage von Revolte gegen die moderne Welt und die darauf zu erwartenden Reaktionen. Evolas Verbindungen zu Faschismus und Nationalsozialismus sind dem deutschen Leser durch verschiedene Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, durch unsere frühere Einführung in Re- volte gegen die moderne Welt sowie durch das Buch von Eduard Gugenberger und Ro- man Schweidlenka, Mutter Erde, Magie und Politik (Wien 1987), bekanntgeworden. Die beiden letztgenannten Autoren widmen Evola sogar ein eigenes, im großen und ganzen fair gehaltenes Kapitel, mögen auch viele seiner Zitate ohne den Zusammenhang unver- ständlich sein. Aber auch Umberto Eco hat Evola mehrmals, so zum Beispiel anläßlich der Frankfurter Buchmesse, aufs Korn genommen. Überraschenderweise geschah dies oft- mals in gehässiger Art, was man diesem so gescheiten und witzigen Autor eigentlich nicht zugetraut hätte. Muß gerade ein Autor, der sich der »Aufklärung« verpflichtet fühlt, zu Verunglimpfungen greifen, um seinen Standpunkt als den richtigen hervorzuheben? Inwieweit man aber zu Evola auf Abstand gehen will, wird jeder Leser nach Durcharbei- tung des hier gebotenen Materials für sich selbst beurteilen müssen. Noch einige Bemer- kungen zum Aufbau dieser Studie: Ziemlich breiter Raum wird den Jugendeinflüssen Evo- las gewährt, denn bereits mit seinem 25. Lebensjahr stehen die geistigen Grundfesten seines später sich so weit ausfächernden Lehrwerks (25 Bücher, rund 300 längere Essays und bestimmt über 1000 Zeitungs- bzw. Zeitschriftenartikel). Bei der Auswahl der Zitate seiner »Lehrmeister« haben wir natürlich nur solche Werke zu Rate gezogen, von denen durch Evolas eigene Aussagen feststeht, daß er sie tatsächlich in seiner Jugend durchge- arbeitet hat. Der Gleichklang zwischen diesen Zitaten und Evolas Kernaussagen (beson- ders in Menschen inmitten von Ruinen) wird dann jedem seiner Leser klar vor Augen tre- ten. Das soll aber keinen Zweifel an Evolas Eigenständigkeit mit sich bringen, sondern ein gar nicht weit zurückliegendes geistiges Klima dokumentieren, das in der Schärfe seiner Infragestellung dessen, was wir heute als selbstverständliche »Humanität« ansehen, ei- ner anderen Welt anzugehören scheint, deren Aussagen heute kaum mehr publizierbar sind. Die Schwierigkeiten, die der unzensierten Gesamtausgabe der Werke Nietzsches unter Colli und Montinari in den letzten Jahren anscheinend entgegenstanden, sind genau darauf zurückzuführen. – Danach folgt die Behandlung des eigentlichen Themas: Evola und der Faschismus bzw. Nationalsozialismus, ferner seine Stellung zu Rassismus und Judentum. Anmerkungen über Evolas Wirkung auf den italienischen Neofaschismus sowie eine kurze Behandlung der »moralischen« Frage beschließen diese Studie. Entscheidende Einflüsse auf das Denken Evolas Auch wenn wir nicht gern wiederholen, was wir bereits in der Einführung zur Revolte ge- gen die moderne Welt (Ansata, Interlaken 1982) geschrieben haben, so müssen wir doch die wichtigsten Lebensdaten Evolas kurz rekapitulieren. Giulio Cesare Evola wurde als Sohn einer sizilianischen Landadelsfamilie am 19. Mai 1898 in Rom geboren und streng katholisch erzogen. Das hatte bei seinem rebellischen Geist zur Folge, daß er schon in früher Jugend zu den damals ultraprogressiven Dichterkreisen um Filippo Tommaso Marinetti und Giovanni Papini stieß, die als Begründer und Befruch- ter des Futurismus den totalen Bruch mit überkommenen Denk- und Stilformen forder- ten.
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