Mainzer Neustadt-Anzeiger Okt. 2013 – Stadtteilzeitung · Herausgegeben vom Gewerbeverein Mainz-Neustadt e.V. in Zusammenarbeit mit „Soziale Stadt“ Der 1. Aufschlag „Am liebsten baue Neustadtland- Gelungener Start ich den Maßschuh“ schaften und Erstes Kulturfest auf 1. Gaadefelder Konsumsplitter dem Gartenfeldplatz 20 Jahre Orthopädie Seniorenmesse im war ein voller Erfolg Stieb am Die Neustadt-Malerin Martinsstift Frauenlobplatz Martina Hammel stellt aus 2 3 6 7 „ Weihnachten rückwärts“ im Kirchenkeller „Brotkorb“ versorgt wöchentlich bedürftige Menschen (tre) Geschäftiges Treiben herrscht nachmittags Ich sitze mit Helga Ahrens auf einer Bank an der Evangelischen Paulusgemeinde in der und beobachte das Geschehen. Die Leute ken- Moltkestraße. Zwei Männer tragen jede Menge nen sich. Manchmal werden Waren auch grüner Kisten von einem Lieferwagen ins Haus. getauscht. Zum Beispiel will eine Muslimin Das ist jeden Dienstag so, denn in zwei ihre Wurst aus Schweinefleisch gegen Gemüse Stun den, um 19.00 Uhr, wird der „Brotkorb“ tauschen und findet auch gleich eine Tausch- geöffnet. partnerin. Bei den meisten hier hätte ich nie Fotos: Thomas Renth Fotos: In den Kisten sind Lebensmittel aller Art: vermutet, dass sie darauf angewiesen und dank- Gemüse, Obst, Brot, Molkereiprodukte, auch bar für diese Aktion sind. ein paar Blumen sind dabei. Es handelt sich um Dann kommt mir in den Kopf: Es ist wie Spenden von verschiedenen Supermärkten und Weihnachten, nur andersrum – es wird nicht Bäckereien. Abgeholt werden die Sachen von aus-, sondern eingepackt. Und ich bin stolz auf der „Initiative Hilfe für Menschen e.V.“ unseren Stadtteil und gerührt, dass sich diese Der Verein wurde 2010 gegründet und hat Männer und Frauen jede Woche für den Verein seinen Sitz in Wiesbaden. An fast allen Tagen einsetzen und das alles ermöglichen. der Woche organisiert er Lebensmittelausgaben „Wir würden aber auch gerne mal einen in Wiesbaden, dienstags auch in Mainz. So Dienstag frei haben, und wenn jemand wegen können täglich Lebensmittel in Geschäften der Krankheit oder Urlaub ausfällt, dann ist der gesamten Region eingesammelt und zu den Die Lebensmittel im Keller der Paulusgemeinde zeitliche Druck auf die anderen umso größer. jeweiligen Ausgabestellen geliefert werden. warten auf Abholer Daher suchen wir noch Menschen, die sich Im Keller der Kirche warten schon einige ebenfalls für diese gute Sache einsetzen wollen. Frauen, um die Körbe in Empfang zu nehmen Auch ,Kunden‘ könnten wir noch aufnehmen und den Inhalt zu sortieren. Sie arbeiten – wie nichts“, erklärt mir Frau Eisinger. „Ja, da sind sie macht auch die Buchhaltung für den ganzen und mit Lebensmitteln versorgen“, teilt mir alle hier – ehrenamtlich. Den Raum bekommen wir jetzt streng. Nachdem immer wieder darauf Verein. Helga Ahrens mit. sie kostenlos zur Verfügung gestellt. Er ist mit hingewiesen wurde, sehen wir uns erstmals „Beim ersten Besuch ist es den Leuten Nach einer halben Stunde sind die Tische Tischen ausgestattet, die im Kreis im Raum dazu gezwungen, so zu verfahren.“ Die Abho- meist peinlich, dass sie die Hilfe in Anspruch leer und die Taschen gefüllt. Die Leute gehen aufgestellt sind. Dahinter stapeln sich gelbe ler, die ihre Berechtigung durch Sozial ausweis nehmen müssen. Daher sollen sie bereits für zufrieden nach Hause. Nun heißt es noch Plastikkisten, wie sie Bäckereien für ihre Back- oder ein ähnliches Dokument nachweisen müs- 17.30 Uhr kommen, damit wir sie in Ruhe regi- zusammenräumen und die grünen Körbe und waren verwenden. Helga Ahrens, die, ebenso sen, zahlen im Monat 15 Euro. Dafür dürfen sie strieren und über die ,Spielregeln‘ informieren den Müll nach oben tragen. Alles wird wieder wie Petra Johanna Eisinger zu den Aktiven der nicht nur an allen Dienstagen in der Neustadt können“, erklärt Petra Eisinger. vom Vereinstransporter abgeholt. Der selbst- ersten Stunde gehört, sortiert die Frischeartikel Waren abholen, sondern sich auch an den Aus- Der Treff am Dienstag dient aber auch lose Einsatz hat sich wieder einmal gelohnt. in einen großen Kühlschrank ein, der dem gaben in den Wiesbadener Stadtteilen bedie- als Kommunikationszentrale. Probleme werden Doch nach dem Brotkorb ist vor dem Verein gespendet wurde. nen. Dafür wird erwartet, dass jeder Bezieher geschildert und Fragen gestellt. So manchem Brotkorb … Die anderen wirbeln auf Hochtouren durch sich abmeldet, wenn er nicht kommen kann konnte so schon mit Rat und Tat geholfen wer- den Raum. Die gelben Kisten werden auf den oder niemanden hat, der ersatzweise die Sachen den – ganz nebenbei. Die Telefonnummer zur Tischen verteilt. Aufgeteilt werden die Lebens- abholt. Schließlich richten sich die Mengen Kontaktaufnahme lautet 0170 8888834 mittel heute in 15 „Portionen“ für 15 Bedürf- nach den Angemeldeten, und es soll ja nichts tige. „Normalerweise sind es etwa 21, da aber übrig bleiben und vergammeln. in der letzten Woche einige ohne Entschul - Zunächst wird das Obst und Gemüse durch- digung nicht kamen, bekommen die heute geschaut. Paprika und Kartoffeln werden aus Erntedank im Gartenfeld ihren Verpackungen befreit. Alles, was nicht in Ordnung, also matschig oder angeschimmelt (ab) Vor einem Jahr genau wurde eine Idee in ist, wird aussortiert und wandert in den Bio- die Tat umgesetzt: Die Neustadt bekam ihren müll. „öffentlichen“ eigenen Garten. Nun feiern die Bald sind alle Körbe voll, und eine neue emsigen Gärtnerinnen und Gärtner in diesen Schicht aus leeren Körben kann darüber gestellt Wochen Erntedank. werden. So geht es weiter, bis drei, manchmal Nicht nur in unserem Viertel, sondern auch über die Grenzen hinweg hat sich herum- sogar vier Körbe übereinander stehen. Zum Sabine Steimer Foto: Schluss kommen die Joghurts, Käse, Wurst gesprochen, welchen Erfolg das „urban gar- und alle anderen Kühlprodukte in die obersten dening“ hat. Am 4. September besuchten 30 Körbe. Lebensmittel gibt’s auf „Monatskarte“ Zwei Stunden sind inzwischen vergangen. Im Vorraum haben sich inzwischen schon die Stolze Gärtner/innen in ihrem „Revier“ Abholer versammelt. Ausgestattet mit Ein- deutsche und französische Jugendliche den kaufs trolleys und Taschen warten sie, bis die Neustadtgarten in der Forsterstraße und Türen sich öffnen. Herein kommen jüngere wie Breuel Annette Foto: waren höchst beeindruckt von diesem Projekt. ältere Leute, Deutsche, Frauen mit Kopf- Für die Gruppe begann damit ihr deutsch- tüchern, Paare, Singles, Familien – alles ist ver- französisches ÖkoJahr, in dem sie sich – im treten. Rahmen des Internationalen Jugendfrei willi- Wessen Karte abgelaufen ist und wer somit gen dienstes – im Natur- und Umweltschutz wieder bezahlen muss, wendet sich zunächst an 30 Jugendliche wollten wissen, wie das engagieren. Frau Eisinger. Sie kassiert nicht nur hier die Gartenprojekt entstand Gut gekühlt bis zur Verteilung Beträge und trägt die Namen in die Listen ein, 2 Mainzer Neustadt-Anzeiger · Oktober 2013 „Der 1. Aufschlag“ Gartenfeld- Platz für Kultur Ein gutes Zeichen Das Quartiermanagement-Team ist wieder vollständig (Zentrum für Selbstbestimmtes Leben) waren es behinderte Jugendliche im Übergang von Schule zu Beruf, denen er sich intensiv widmete. Als Fotos: Annette Breuel Annette Fotos: Quartiermanager nun kann er seine beiden Berufungen miteinander verknüpfen. „Extrem neugierig macht mich der Brücken schlag zwi- schen der Neustadt, dem Zollhafen und dem Foto: Annette Breuel Annette Foto: Rhein, ein zukunftsträchtiges, spannendes Thema. Es interessiert mich, wie die neu hinzu- ziehenden Menschen mit der Neustadt und den alten, gewachsenen Struktu ren umgehen und sie aufnehmen.“ Welche Kon zepte und Projekte können und müssen entstehen, um den Rhein für die steigende Anwohnerzahl attraktiver und Das Orga-Team mit seinen Künstlern: Das Team ist nun wieder vollständig: nutzbarer zu gestalten. „Ich kann viel lernen bei Willy Zimmermann (li.), Nico Klomann (2.v.li.) und Alex Döring (4.v.re.) Holger Stangner und Silke Maurer meiner neuen Arbeit und will dazu beitragen, dass die Soziale Stadt einen weiteren Schritt (ab) „Wenn wir bedenken, unter welchen Jungunternehmer ansiedeln. Junge Erwachsene (ab) Im Büro ist alles vorbereitet für den „Neuen“, nach vorne macht.“ Umständen wir das Projekt gestemmt haben, bleiben nach ihrem Studium im Mainz statt, bis hin zum neuen gemeinsamen Namens schild Silke Maurer ist froh, dass sie nun wieder zu dann ist uns der 1. Aufschlag durchaus gelun- wie früher, abzuwandern. Im Gartenfeld ent- an der Tür: Silke Maurer, Holger Stangner. Der zweit das große „Gebiet“ und Aufgabenfeld bear- gen.“ Schmunzelnd erinnert sich Ortsvorsteher steht ein neues Flair. Unser Anliegen ist es, Nachfolger von Bernd Quick als Quartiermanager beiten kann. Die Menschen in der Neustadt Nico Klomann an die Geburtsstunde des Alteingesessene und neue Mitbürger zu verei- ergänzt seit 1. September das Zweier-Team, das haben ihr in den vergangenen acht Monaten viel 1. Kul turfestes auf dem Gartenfeldplatz am nigen. Unser Konzept ist gut angenommen bei der Sozialen Stadt für unser Viertel zuständig Verständnis und Unterstützung entgegenge- 6. und 7. Juli. Neben ihm sitzt Willy Zimmer- worden. Das gibt ungeheuren Support!“ Willy ist. „Das Geographische in mir und das Soziale bracht, wenn sie allein nicht das Arbeitspensum mann, Wirt und Kopf des „Nirgendwo“ in der war sich mit den beiden anderen bewusst, dass haben mich zu meiner Bewerbung auf diese bewältigen konnte, was sonst zwei erledigt Boppstraße 9, der breit lächelnd zustimmt. sie ein Unternehmerrisiko eingehen: „Aber es Stelle geführt“, erzählt der neue Kollege von
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages8 Page
-
File Size-