Die Erfahrung der Anderen Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 1 08.02.12 14:46 Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 2 08.02.12 14:46 Shelley Berlowitz Die Erfahrung der Anderen Konfl iktstoff im palästinensisch-israelischen Dialog Konstanz University Press Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 3 08.02.12 14:46 Diese Forschung wurde vom Schweizerischen Nationalfonds gefördert. Der Druck wurde unterstützt durch Beiträge der Max Geldner Stiftung, der Stiftung Irène Bollag-Herzheimer und des Dissertationenfonds der Universität Basel. Umschlagabbildung: Tsibi Geva, Keffi yeh Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio grafi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Dies betriff t auch die Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz (Konstanz University Press ist ein Imprint der Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn) www.fi nk.de | www.k-up.de Einbandgestaltung: Eddy Decembrino, Konstanz Printed in Germany. Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn ISBN 978-3-86253-020-5 Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 4 08.02.12 14:46 »Das Prinzip des Dialogs beruht auf der Erkenntnis, dass auch der Andere, der uns gegenübersteht und unser Leben berührt, eine Geschichte zu erzählen hat, die vielleicht nicht weniger ergreifend und sicher nicht weniger wirklich ist als die unsere.« (Martin Buber, Reden über Erziehung, 1986, S. 37) »Just because it’s true in your world, doesn’t mean it’s true in my world.« (Dylan Abbott, 5 Jahre) Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 5 08.02.12 14:46 Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 6 08.02.12 14:46 Inhalt Vorwort 11 1. Einführung 15 2. Theoretische Reflexionen 35 Dialoge als Räume der Pluralität 37 ›Palästinensisch‹-›israelische‹ Dialoge 41 Kollektives Gedächtnis … 44 … und Identität 45 Nationale Narrative 48 Geschichte und Gedächtnis: Wahrheit und Fiktion? 52 3. Kontexte 57 Dialogische Zusammenarbeit im historischen Rückblick 57 Die palästinensische Bevölkerung in Israel 59 / 1967–1987: Vom Beginn der Besetzung bis zur ersten Intifada 69 / 1987–1993: Vom Beginn der ersten Intifada bis zu den Oslo-Abkommen 80 / 1993–2000: Von den Oslo-Abkommen bis zur zweiten Intifada 90 / 2000 –2010: Nach der Al-Aqsa-Intifada 98 Kategorisierungen der Zusammenarbeit 104 Akteure, Akteurinnen und Zielpublikum 105 / Aktivitäten und Strategien 106 / Haltungen und Herangehensweisen 107 4. Ein paradigmatisches Gespräch 111 Die Teilnehmer 113 Ibrahim Souss 113 / Zvi Elpeleg 115 / Eric Rouleau 117 Die Inhalte 117 Die Besetzung ab 1967 122 Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 7 08.02.12 14:46 8 Inhalt Zionismus: Kolonialmacht oder Befreiungsbewegung? 126 Kolonie 129 / Kolonialismus 132 Orientalismus 134 5. Die Beit Sahour-Dialoggruppe 139 Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen 141 Die Aktivitäten 147 Erste Krise: Golfkrieg 1990/1991 150 / Zweite Krise: die Oslo-Abkommen 152 / Das Ende 156 Die Beziehung: free and equal 158 Der Blick auf die Armee 163 6. Der JERUSALEM LINK 175 Gender matters 176 Die Vorgeschichte: Frauen in der Intifada 180 Die Organisationen des Jerusalem Link 188 Das Jerusalem Center for Women (JCW) 188 / Bat Shalom 191 Dialogische Zusammenarbeit im Jerusalem Link 193 Die strategische Ebene: Vorstandsfrauen 194 / Die operative Ebene: Leiterinnen und Koordinatorinnen 196 / Die Basis: Mitglieder und interessiertes Publikum 197 Die Beziehung: Nähe und Distanz 199 Normalisierung 204 Feministinnen ohne Grenzen? 208 7. »Das Beste aus zwei Welten« 217 Siedler und Siedlerinnen im Dialog? 220 Operation Charlie 223 Landnahme und Landverlust 225 8. Spannungsfelder der dialogischen Zusammenarbeit 235 Erstes Spannungsfeld: Zwischen Nähe und Distanz 237 Zweites Spannungsfeld: Zwischen Gleichheit und Ungleichheit 239 Drittes Spannungsfeld: Zwischen Reden und Handeln 240 Viertes Spannungsfeld: Zwischen Vergangenheit und Gegenwart 242 Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 8 08.02.12 14:46 Inhalt 9 Abkürzungen 249 Quellen und Literatur 251 Literatur 251 Internet 271 Interviews und Gespräche 275 Anhang 277 Prinzipienerklärungen des Jerusalem Link 277 Chronologie des Nahostkonfl ikts 282 Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 9 08.02.12 14:46 Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 10 08.02.12 14:46 Vorwort Diese Geschichte beginnt mit einem Dialog zwischen Martin Broszat und Saul Friedländer. Die Lektüre des veröff entlichten Briefwechsels zwischen dem deut- schen Zeitgeschichtler und dem israelischen Historiker über die Historisierung des Nationalisozialismus1 hat Fragen nach dem Zusammenhang von Gegenwart und Vergangenheit aufgeworfen, die mich seither nicht losgelassen haben: Wie wirkt die Vergangenheit in der Gegenwart weiter? Und umgekehrt: Wie beeinfl usst die gegenwärtige Verankerung in einem Wissens- und Gefühlskontext – kollektives Ge dächtnis eben – die Wahrnehmung von Vergangenheit? Mit diesen Fragen habe ich mich dem Konfl ikt zwischen Israel und Palästina genähert – nach der Vernich- tung der europäischen Juden und Jüdinnen das zweite weltbewegende Th ema, das in meinem Leben seit meiner Kindheit Anspruch auf Auseinandersetzung und Positionsbezug erhebt. Ich bin in einem zionistisch-religiösen Milieu in Zürich aufgewachsen. Vom Milieu meiner Kindheit und Jugend habe ich mich politisch zwar entfernt, eine familiäre und emotionale Verbindung besteht freilich immer noch. Im memory talk2 in der Familie und im nationalreligiösen Jugend bund wurde mir implizit und explizit beigebracht, dass Eretz Israel3 erst dank der Erschließung und Bebauung durch sich aufopfernde, zionistische Pio niere aus einer Art Dornrös chenschlaf erwacht und mit der israelischen Staatsgründung in die Geschichte eingetreten sei. Von einem arabischen Palästina und seiner Geschichte hatte ich nichts gehört. Und auch nichts davon, dass der Kauf und die Bebauung von Land durch die zionisti- sche Bewegung mit der Ver treibung der palästinensischen Fellachen einhergingen, dass der Aufbau vorstaatlicher Strukturen und einer funktionierenden Wirtschaft gekoppelt waren an ethnische Separation und Exklusion4 und dass der Zionismus die nationale Homogenisierung von Erfahrun gen, Kultur und Traditionen von Ju den und Jüdinnen aus allen Ländern erst schuf und nicht einfach nachvollzog. 1 Broszat/Friedländer 1988. Siehe dazu Berlowitz 2003. 2 Siehe A. Assmann 2006a: 206: »Zu einem sozialen Gedächtnis kommt man unweigerlich dadurch, dass man gebo ren wird und in eine menschliche Gemeinschaft hineinwächst. In dem Maße, wie wir sprechen lernen, lernen wir auch die Interaktionsform bzw. den Sprechakt des ›memory talk‹ oder ›conversational remembering‹…«. 3 ›Eretz Israel‹ ist die hebräische Bezeichnung für das biblische Land Israel, dessen eigentliches Zen- trum die heu tige Westbank war. 4 Siehe dazu Shafi r 1989. Urheberrechtlich geschütztes Material. © 2012 Konstanz University Press, Konstanz K0020-Berlowitz.indd 11 08.02.12 14:46 12 Vorwort Dies wurde mir erst im Erwachsenenalter durch die Konfrontation mit der Sicht der Anderen und mit der Wahrneh mung von Zwischenräumen und Überlappun- gen zwischen dem Eigenen und dem Ande ren be wusst. Als ich meine Interview- partner/innen über ihre Dialogerfahrungen befragte, trat ich mei nerseits in einen Dialog mit ihnen. Als Folge davon hat sich in der Auseinandersetzung mit den Per- spektiven der unterschiedlichen Gespräche ein innerer Dialog in mir entwickelt: zwischen meinem mitgebrachten Vorwissen und den Dichotomien (Juden/Araber, Ost/West, Tradition/Moderne), mit denen ich gelernt hatte, die Welt zu interpre- tieren, und neuen Einsichten in andere Konfl iktlinien und Brüche; zwischen Erin- nerungen, Emotionen, Atmosphären aus meiner Vergangenheit und jüngeren Erfahrungen, Überzeugungen und moralischen Empfi ndungen; zwischen kollekti- vem Gedächtnis und individuellen Entscheidungen. Historisch Forschende sind, in den Worten Saul Friedländers, »unaufl ösbar verfangen in einem Netz aus persönlichen Rückerin nerungen, allgemeiner gesellschaftlicher Konditionierung, ange eignetem fachlichen Wissen – und ständiger Versuche kritischer Distanzie- rung«.5 Dieses Netz aufzulösen und eine ›objektive‹ Geschichte zu schreiben, ist nicht möglich. Aber es ist möglich, sich der Perspektive, aus der man schreibt, bewusst zu sein und sie für den Umgang mit den Quellen einzusetzen. Das habe ich ver sucht. Im Mittelpunkt dieses Buches stehen viele Menschen
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