Sonntag, 26. April 2015 (20:05-21:00 Uhr), KW 17 Deutschlandfunk / Abt. Musik und Information FREISTIL „Bigger than HipHop“. Von Heiko Behr Regie: Matthias Kaphol Redaktion im DLF: Klaus Pilger [Produktion WDR 2013] M a n u s k r i p t Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich ge- schützt und darf vom Empfänger ausschließ- lich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urhe- berrechtsgesetz geregelten Umfang hinaus- geht, ist unzulässig. © - ggf. unkorrigiertes Exemplar - Musik: Dead Prez „Bigger than HipHop“ (Instrumental) Ansage: „Bigger than HipHop“ Ein Feature von Heiko Behr Erzählt von Torch Torch Eine Geschichte über die Bronx in den 70ern. Über Gangs und Gewalt. Über Aus- beutung und Geld. Und über Beats und Reime. Eine Geschichte über HipHop – und wie alles begann. Mit Afrika Bambaataa. Der Gottvater. 001 Bam how you doin. This is afrika bambaataa DJ Grandmaster Flash. Der Wissenschaftler. 002 Flash I’ve been playing more sounds for over 30 years. I´m the first person to do it. Lady Pink. Die Künstlerin. 003 Pink I´m considered a HipHop icon. I don´t know what it means. I have no idea. DJ Jazzy Jay. Der Sammler. 004 Jay It´s the funkmaster, the original DJ Jazzy Jay, peace to all my people in Germany Grandmaster Caz. Die Stimme. 005 Caz What´s up you all. It ist he greatest of them all. Even your momma fall for. Grandmaster caz, I´m from the legendary cold crush brothers. You know what I mean, i´m HipHop day 1. Day 1, ok? Grand Wizzard Theodore. Der Scratcher. 006 Theo I took your favorite record and my favorite part of the record and I keep repeating it and repeating it and repeating it. Fab 5 Freddy. Der Macher. 007 Fab That´s how I do it. Always first. Fab Five Freddy always in the lead. 2 Davy D. Der Aktivist. 008 Davy I´m a journalist, media justice advocate. Some people say historian. I do a little bit of it all. Jeff Chang. Der Journalist. Muss es auch geben. Torch Außerdem mit Curse als Co-MC, den DJs Lifeforce und DJ Haitian Star und mit mir, Torch. Wir kennen uns schon ewig, wie lange noch mal genau, Bambaataa? 009 Bam Hard to say. (lacht) Torch been with us for many years. As the Zulu Nation of Germany. One of the early leaders. Ich glaub’ es war ‘85. Bevor wir also hier loslegen, sollten wir eine wichtige Frage klären. Lady Pink? Musik: fade out. Stille. 010 Lady Pink If you can please clarify to me. What exactly is HipHop? Tell me. Musik: Fatback Band – „King Tim III (Personality Jock)“ 011 Bam We had no name for the culture. We just were doin it. Curse: Einfach machen. Sagt Bam. 012 Lady Pink What is the popular belief, what is HipHop? Define it for me. 013 Davy HipHop is a set of expressions. Curse Ausdruck. Sagt Davy. 014 Lady Pink It´s a made-up term – now give me a definition. 3 015 Jeff One of the things you find is HipHop in so many ways is a reaction, a direct reaction to what´s happened socially. Curse Reaktion. Sagt Jeff. Torch Was Jeff Chang damit meint: Um zu verstehen, wie alles begann, müssen wir erstmal verstehen, wie die Leute damals gelebt haben in New York. Und eigentlich noch genauer: in der Bronx, die gilt ja als der große mythische Ort, an dem alles begann. Wir erzählen hier die Geschichte, wie Anfang der 70er Jahre eine komplette Ju- gendkultur beginnt. Eine Kultur, die nicht nur aus Musik besteht, aus rappen und DJ-ing, sondern auch aus B’Boying, und Graffiti. Eine Jugendkultur mit Codes und Styles, mit eigener Sprache, eigenem Sound, eigenem Look, eigenen Bewe- gungen, eigener Kunst. Es sind Jugendliche, die all das schaffen. Und sie wissen es nicht einmal. Und diese Geschichte beginnt in der Bronx... Soundmix: Bronx Hier gibt es in den 70ern um die 12 000 Feuer – pro Jahr. Ständig brennen Gebäu- de nieder, Rauch überzieht den Stadtteil, die Straßen sind zerstört, überall liegt Müll, Schutt, Geröll. Der weiße Mittelstand flieht – wenn er kann. 017 Pink The Bronx is very cool and dangerous... 018 Bam It was an area, one of the most dangerous in the United States. Soundmix: Feuerwehrsirenen, New York 70er 019 Jeff What you´ve seen over the last four decades is his country has been the poli- tics of abandonment. What i mean by that if you look at the neighbourhoods HipHop came out of, talking about neighbourhoods with white flight. white folks left those areas. When they left, the jobs went. And when they left and the jobs went with them government said we´re gonna pull the services and take them away from the people that really need them the most. And when you have these things coming together you get chaos. 4 Curse: Das lief so: Zuerst sind die Weißen verschwunden und mit ihnen die Jobs. Dann hat die Stadt Müllabfuhr, Feuerwehr, alle möglichen Dienste abge- schafft. Und dann hast du – Chaos. Torch Feuerwehrstationen werden geschlossen, die Müllabfuhr abgeschafft, die Leute werden komplett alleingelassen. Keine Heizung, kein Wasser, überall Ratten. New York ist im Grunde pleite, deshalb wird besonders dort gekürzt, wo die Machtlosen und Armen leben. Und so wird die Bronx zum gefährlichsten Ort der USA. Grandmaster Flash hat mit „The Message“ den Sound dazu, der weltberühmt ist... Musik: Grandmaster Flash & The Furious Five „The Message“ Torch Um sich zu schützen, treten viele Leute Gangs bei. Auch um ein bisschen Macht zu haben. Es gibt immer mehr Ärger zwischen den Gangs, alles kocht immer mehr hoch. Aber es gibt ein Ventil: Musik: James Brown „Give it up or turn it a loose“ 025 Davy People found different ways to express themselves. And one of those ways in which they did that was an early party culture, jam culture which we now call HipHop. Curse: Und das ist das Ventil: Parties! Party als Alternative zum Irrsinn, zur Ge- walt, zum Dreck. Torch Und der der Chef im Ring, das ist Clive Campbell. Oder wie man ihn bald in der ganzen Bronx nennt: Hercules. Kurz: Herc. 026 Davy I heard herc´s name all the time. Er zieht mit 12 mit seiner Familie von Kingston, Jamaica nach New York. Und plötzlich hat er eine Idee. Er organisiert eine Party, im Partykeller des Hochhauses, in dem er lebt. 50 Cent Eintritt für die Jungs, die Hälfte für die Mädchen. Papa holt Getränke von um die Ecke, Mama macht bisschen Essen. Die ganze Familie hilft 5 und ist an seiner Seite. Und am 11. August 1973 steigt das, was man heute die al- lererste HipHop-Party nennt. Und das ist der Anfang von allem. 027 Bam kool herc, when he was playing taft high school, doing his thing on his side. He started with a big soundsystem... Curse Herc auf seiner Seite, die anderen auf der anderen Seite. Herc! Das Soundsystem, das macht den Unterschied in den Anfangsjahren. DJ Kool Herc, so nennt er sich jetzt, hat einen Riesenvorsprung gegenüber den anderen DJs in der Bronx: er hat die Technik. Zwei Plattenspieler und riesige Boxen, von sei- nem Vater. Und von dem hat er auch die meisten Platten. Angefangen bei Jamaica, der Reggae, kickt er jetzt die Klassiker von James Brown, Funk, Soul – aber auch Crazy Stuff... Musik: Booker T & the MGs „Melting Pot“ 028 Jay Herc played those songs.... he wasn´t by any means a flamboyant dj or fancy dj. Or quick cuts or whatever the deal is. Herc just had groove, he let most of the records just play. He let that sucker just rock out. Curse Cool Herc war nicht der krasseste DJ, aber der Typ hat Groove, ohne Schnickschnack, ohne Dies und Das. Er hat’s laufen lassen. Torch Niemand von den 300 Partygästen hat DJ Kool Herc je auflegen gehört. Aber schon am nächsten Tag ist er eine DJ-Legende in der West-South Bronx. Auf den Punkt gebracht also: Was zur Hölle hat diese Party im Sommer vor 40 Jahren so besonders gemacht, Davy? 029 Davy Was it because they were the best DJs that ever came along? I would argue that they were. Was it because they played breakbeats? Maybe. But there was always percussion and rhythm in our community that people liked. So why now and not then? There was a political environment that whether they knew it or not was being addressed in these coming together and gatherings that happened at these events that we know say were the early HipHop par- ties. So with that being said. Once these events started to take off there was a reaction to it. 6 Curse Warum hat sich das was Herc gemacht hat so verbreitet? Was war die Ma- gie? War Herc also der beste DJ der Welt? Weil er Breakbeats gespielt hat? Vielleicht. Auf jeden Fall ist das politische Umfeld genau das richtige für das was Herc gemacht hat. Die Leute haben gewartet auf jemanden wie Herc. Man kann sagen: zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Torch Manchmal ist das so. Vielleicht wäre die Party ein Jahr früher ein Flop geworden. Vielleicht hätte sich ein Jahr später niemand dafür interessiert. Fest steht: ein Jahr später legt DJ Kool Herc im Cedar Park Open Air auf. Diese Partys heißen Block- party, die Nachbarschaft wird eingeladen. Es ist umsonst, es ist draußen, es ist Sommer. Und jetzt wird die Sache so richtig groß... Dieser Sound ist es, der die Leute reinzieht in dieses Ding, das noch keiner Hip- Hop nennt.
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