Das Technische Hilfswerk

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Das Technische Hilfswerk Monatszeitschrift des THW 12. Jahrgang Nr. 9 - September 1965 I N HALT 12 IVA I Internationale Verkehrsausstellung Hier hat die Zukunft schon begonnen 2 DIPL.-ING. GUNTHER KAUTZKY 14 Auszeichnungen zum Gründungstag Hochwasser in Ostwestfalen 15 ING. GUNTER FASS 6 HANS-ULRICH KQRENKE Erprobung im Wasserwerk. - 95-kVA- Großes Unwetter in Nordhessen N otslromaggregat für den THW-Orts- verband Saarlouis 8 DR. GUNTHER ZA EPER N ICK Einsätze in Südniedersachsen 16 WALTER CRYSAN DER Weltraumforschung und Weltraumfahrt 9 Zivi Ischutzstre ifl ichter Pers ona I nach richten 18 Aus den O rtsverbänden 10 DIPL.- ING. LUDWIG HOLZL 23 Zeitsch ri ftenübersicht Der Eins atz auf dem Zugspitzplatt. - Er- Buchbesprechung ken ntniss e und Erfahrungen a us dem Lawinenunglück 24 Aus der Industrie Seit Mitte Juni standen mehrere tausend freiwil­ Der lige Helfer des Technischen Hilfswerkes bei den Hochwasserkatastrophen in Bayern, Niedersach­ Bundesminister sen, Hessen und Nordrhein-Westfalen bereit, um in selbstlosem Einsatz der betroffenen Bevölke• des Innern rung Rettung und Hilfe zu bringen. Ich spreche allen die-sen Männern für ihre durch dankt den die Tat bewiesene Hilfsbereitschaft meine beson­ dere Anerkennung aus. Darüber hinaus sehe ich THW-Helfern in dem erfolgreichen Einsatz einer so großen Zahl von Helfern eine Bewährung des Technischen Hilfswerkes überhaupt und freue mich darüber, daß sein rasches und wirksames Eingreifen auch in der öffentlichkeit seine verdiente Anerkennung gefunden hat. In einem Schreiben an den Direktor der Möge dieser Einsatz für alle Helfer eine Verpflich­ Bundesanstalt Technisches Hilfswerk tung sein, auch in Zukunft jederzeit bereitzustehen hat der Bundesminister des Innern aUen THW-Heljern, die bei den Hochwasser­ und das vielseitige technische Können in den tmd Unwetter katastrophen der letzten Dienst der Allgeme,inheit zu stellen. Ihr Beispiel Monate eingesetzt waren, mit folgenden möge als Ansporn für die Jugend dienen, stets für Worten seine besondere Anerkennung ausgesprochen: das Gemeinwohl einzutre·ten. THW als Helfe • derNot Dip l.-Ing. Günther Kautzky Hochwasser in Ostwestfalen Das Zusammenprallen feuchtwar­ etwa 140 Liter Regenwasser je Qua­ stationen und Abwasseranlagen hör• mer Luftmassen aus der Azoren­ dra tmeter Bodenfläche. ten auf, wirksam zu werden; Wie­ region mit kalter Skandinavienluft Die Folge war, daß in kurzer Zeit sen. Felder. Gärten, Wege und Stra­ unter besonders ungünstigen meteo­ harmlose Wasserläufe zu reißenden ßen wurden zum Bett gewaltiger rologischen Verhältnissen löste am Wildflüssen anschwollen und mit ele­ Ströme. Zäune, Mauern, Scheunen, Vormittag des 16. Juli 1965 im Län• mentarer Kraft ihren Weg zu Tal Ställe, Brücken stürzten ein. Das derdre:eck Westfalen-Hessen-Nieder­ uchten. Das mitgeführte Schwemm­ Wasser drang in die Häuser; zuerst sachsen, insbesondere im Raume gut versperrte Durchlässe und Brük• in Keller, dann auch in höhere Ge­ P aderborn-Warburg. langanhaltende ken, dadurch entstanden Stau-Bar­ schosse. Bald '.varen viele Anwesen Wolkenbrüche aus, die in dieser rieren, über deren Kronen sich alsbald von ihrer Wegeverbindung abge­ Mächtigke;t seit Menschengedenken die Wa,;sermassen in breiter Front schnitten; die Menschen retteten sich nicht wahrgenommen wurden. Vom ergossen. Die natürliche Vorflut auf die Dächer ihrer Häuser. Dazu Himmel ergossen sich an diesem Tage reichte nicht mehr aus. Kanal- ~trömte aus dichten, schwarzgrauen Wolken pausenlos eine unerbittliche Regenflut. EIYlsarz- ~.f p","'<A"bor., - 50..1013 NeMlot''''' !- i "pe.! co'" f Die entfesselten Energien dieser L'pps+<>dt Ha..,...,\ot1 - H"ltul1- Hart R~IAVl1+ ~ EHei", / Alte"'t'",tal Naturgewalten gaben alsbald dem R';;~+ke -Dorste>1 betroffenen Raum ihr tragisches Ge­ präge. Die verheerendsten Wirkun­ gen entstanden im Tal der Altenau, einem sonst harmlos-lieblichen Ne­ bengewässer des Lippe-Zuflusses Alme, etwa 10 km südlich der Stadt Paderborn. Die von den Feld- und Wiesenhängen zusammenströmenden Wassermassen ließen die Almenau zu einem mächtigen Strom anschwel­ Sa q ~I len, der in breiter Woge die kleinen ~. Ortschaften Husen, A HeIn und Etteln überrollte. Die Flut kam überraschend So 1& . schnell in diese abseits der großen Verkehrsadern gelegenen Orte, deren _1L ländliche Bevölkerung keinerlei Ver­ Mo '''I 7 ~i anlassung hatte, besondere Hochwas­ servorkehrungen zu treffen. Zu den ~1 gewaltigen Schäden an Bauernland, ", . Gebäuden, Betriebseinrichtungen und Di 20 . 7. , Hausinventar kamen hier Tausende 2t ; ~ ertrunkener Haustiere, ja, auch acht Menschenleben wurden Opfer dieser ML 21 . ,. Ereignisse. Eine ähnliche Lage, wenn auch nicht o mit diesem Schadensausmaß und ohne Do 22 . , . Menschenverluste, ergab sich für den i... am Diemel-Fluß gelegenen unteren o Stadtteil von Warburg, wo das Was­ o 'Fr 23., ser in den tiefgelegenen Straßen bis :~ auf fast zwei Meter anstieg und in .• '"11> die Häuser eindrang. Sa 24 ,. Auch in den tiefer gelegenen Stadt­ teilen von Paderborn waren die Was­ sermassen, die keinen Abfluß finden konnten, in die Keller der Häuser 50 25 . 7· eingedrungen und sammelten sich schließlich in den Straßen, die zu venezianischen Kanälen wurden. Mo 26 . 7 Die über Etteln und Paderborn nie­ dergegangenen Wassermassen ström• ten zur Alme und Lippe, und alsbald Dl 27·,. wurden diese Flüsse zu strömen, traten aus ihrem Bett und über• schwemmten weite Flächen Landes. Mi 28 . ,. Tiefliegende Straßen und Wege wurden überflutet und für den Ver­ kehr unbrauchbar; Teile von Ort­ schaften und einzelne Gehöfte wur- 2 den zu Inseln. Viele Brücken kamen Feuerwehr überlassen werden, die Der Einsatz, für den die örtlichen durch das an den Durchflußengpässen über weitaus leistungsfähigere Pum­ Kräfte voll ausreichten, dauerte bis sich stauende Schwemmgut zu Scha­ penaggregate verfügt. zum 21. Juli. An Fahrzeugen wurden den; so barst die Almebrücke in Gegen 19 Uhr 30 wird' der Einsatz verwendet: Schloß Neuhaus. Die Bundesstraße 64 von zwei Gruppen nach Etteln ange­ THW: 1 -Kombiwagen, 1 Mann­ wurde dadurch unterbrochen. ordnet; sie rücken kurz darauf mit schaftslastkraftwagen, 2 Schlauch­ Durch Lippstadt fließt die Lippe in zwei Mannschaftskraftwagen (MKW) boote, 1 Schmutzwasserpumpe; mehreren Armen und Kanälen. Diese und einem Gerätekraftwagen (GKW) LSHD: 1 Funkkommandowagen, konnten die heranströmenden Was­ ab. Ihnen werden die gegen 23 Uhr 2 Gerätekraftwagen, 2 Mannschafts­ sermengen nicht mehr fassen. Die aus Höxter beorderte Motorschaluppe kraftwagen. Flußanne traten am Abend des und ein Mannschaftslastkraftwagen In der Innenstadt von Lippstadt 17. Juli über ihre Ufer und über• (ML W) nachgeschickt. begannen die überschwemmungen schwemmten die Innenstadt. Bald Pausenlos laufen bereits Pumpen­ am Abend des 17. Juli. Strom, Was­ stand hier stellenweise das Wasser und Bergungseinsätze im Stadtgebiet ser, Gas, teilweise auch Telefon wa­ fast ein Meter über der Fahrbahn. von Paderborn. Ein Helfertrupp wird ren ausgefallen. Die Arbeiten der Teile der Stadt waren voneinander zur Brückensicherung nach Schloß eingesetzten Hilfseinheiten vollzogen abgeriegelt, der Zugang zu wichtigen Neuhaus abgestellt. Während der sich ohne Stadtbeleuchtung. So über• Gebäuden, darunter die beiden Kran­ Nacht treffen die am Abend herbei­ raschend und plötzlich wie in Etteln, kenhäuser, unterbrochen. An den gerufenen Fahrzeuge und Helfer aus Paderborn und Warburg kam die städtischen Versorgungsnetzen und den Ortsverbänden Detmold, Minden, Flut gotUob hier nicht zur Wirkung. am Telefonnetz traten Schäden auf, Lemgo und Gütersloh ein; am Mor­ Die Katastrophenabwehrleitung des und der größte Teil der Leitungen gen des 17. Juli sind im Raum Pa­ Kreises war früh genug zusammen­ fiel aus. derbom 120 THW-Helfer im Einsatz. getreten und traf die erforderlichen Zum Sonntag, dem 18. Juli, er­ Ihre Arbeiten erstrecken sich auf Maßnahmen. Der Ortsverband alar­ reichte die Hochwasserwelle der Lippe Bergung von Menschen, Vieh, Haus­ mierte 70 Helfer; der Ortsbeauftragte das Gebiet um Hamm und weiter rat, Lagergütern, Betriebsanlagen; trat zum Einsatzstab d-es Kreises. die Orte Datteln, Haltern und Dor­ Sicherung von Gebäuden und wich­ Von der OV-Unterkunft aus, die von steno Auch hier gab es große über• tigen Betriebsräumen gegen Wasser­ der KAL durch überschwemmte schwemmungsflächen; an den Lippe­ einbrüche; Freipumpen von Räumen,. Straßen getrennt war, verlief ein dämmen wuro.en Sicherungsmaßnah• Kabelschächten usw.; Sicherung von pausenloser Einsatz, bei dem die zur men notwendig. gefährdeten Brücken und Wasser­ Verfügung stehenden LSHD-Fahr­ Der Einsatz des THW im Zusam­ durchlässen; Beseitigung von Hin­ zeuge außerordentlich wertvolle menhang mit diesen Katastrophen­ dernissen auf Straßen und an den Dienste leisteten. Der Einsatz des ereignissen beginnt in Paderborn Wasserläufen; Bau von Behelfsbrük• Ortsverbandes Lippstadt dauerte bis gegen Mittag des 16. Juli mit Einzel­ ken; Bergung von Toten und Tier­ zum 21. Juli. aktionen einiger Helfer in ihrem un­ kadavern. Es wurden folgende Aufgaben mittelbaren Wohnbereich. Den THW­ Zur Durchführung der THW-Auf­ durchgeführt: Abdichten der Lippe­ Ortsverband erreichen gegen 12 Uhr gaben waren nachstehende Fahr­ dämme; E-Versorgung des katholi­ 30 die ersten Hilferufe von Stellen, zeuge eingesetzt: schen und evangelischen Kranken­ bei denen das Wasser in Lagerräume, THW: 2 Kombiwagen, 1 Mann­ hauses durch Notstromaggregate; Küchen und Labore eingedrungen schaftslastkraftwagen (MLW) , 1 Ge­ Einsatz der Feldküche nach Ausfall ist; es werden in erster

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