
Bonner Schriften zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Band 5 Herausgegeben von Thomas Becker, Dominik Geppert, Mathias Schmoeckel, Joachim Scholtyseck und Heinz Schott Thomas Becker (Hg.) Bonna Perl am grünen Rheine Studieren in Bonn von 1818 bis zur Gegenwart Mit 24 Abbildungen V&R unipress Bonn University Press Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-8471-0131-4 ISBN 978-3-8470-945-7 (E-Book) Veröffentlichungen der Bonn University Press erscheinen im Verlag V&R unipress GmbH 2013, V&R unipress in Göttingen / www.vr-unipress.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Titelbild: »Studentenbude«, kolorierter Kupferstich aus dem Album »Bonner Studentenleben« von 1826. Institut für Hochschulkunde an der UniversitätWürzburg Druck und Bindung: CPI Buch Bücher.de GmbH, Birkach Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Inhalt Vorwort . ................................... 7 Heinz Schott Gründungsgeneration und Studentenideal . ...... 11 Jens-Peter Müller Ritualisierte Geselligkeit. Bonner Studenten im Vormärz ......... 23 Franz Bosbach Prinz Albert als Student in Bonn (1837–1838) . ...... 41 Julia ten Haaf Die Bonner Studenten zwischen Revolution und Reichsgründung. Eine quantitative Untersuchung . ................... 65 Dominik Geppert Kaiser-Kommers und Bismarck-Kult. Bonner Studierende im Kaiserreich, 1871 bis 1914 . ................................ 83 Ralf Forsbach Studieren in der NS-Zeit . ...................105 Marcus Velke Die »alten Ansprüche an das Leben stellen« – Jüdische und andere Displaced Persons als Studenten an der Universität Bonn 1945–1951 . 117 Christian George Die Bonner Studenten in den Nachkriegsjahren (1945–1955) . ......161 6 Inhalt Christian Hillgruber Die Studentenrevolte in Bonn – Vorgeschichte, Verlauf und Folgen . 189 Georg Rudinger & Katharina Olejniczak Studium in Bonn in der Gegenwart . ...................217 Autorenverzeichnis . ...................239 Vorwort »Bonna Perl am grünen Rheine« lautet der Titel eines über hundert Jahre alten Studentenliedes. Die Melodie folgt dem 1888 von Albrecht Graf Wickenburg (1838–1933) geschriebenen und von Otto Lob vertonten Studentenlied »Hei- delberg Du Jugendbronnen«. Ein Blick ins Internet zeigt, dass das Lied aus der wilhelminischen Zeit, in der Kaiser- und Fürstensöhne des Deutschen Reiches in Bonn studierten, auch heute noch bei Bonner Studentenverbindungen hoch im Kurs steht1. Die Entscheidung, eine im Sommersemester 2011 durch das Archiv der Universität Bonn abgehaltene Ringvorlesung zur Geschichte der Bonner Stu- dierenden mit dem Titel dieses Liedes zu versehen, fiel erst nach längerer Dis- kussion. Das Lied beschwört mit seinem fröhlichen Text und seinem flotten Rhythmus die Assoziation von »alter Burschenherrlichkeit« herauf, für die Universitätsstädte wie Bonn, Heidelberg oder Göttingen in der kollektiven Er- innerung der deutschen Öffentlichkeit immer noch stehen. Abgesehen davon, dass ein Studium heutzutage unendlich weit von dieser weinseligen Idylle ent- fernt ist, ist generell kritisch anzufragen, ob es eine solche Form von unbe- schwertem Studentenleben überhaupt je gegeben hat. Wir nahmen daher den Titel des bekannten Liedes zum Anlass, um nach den Eigenheiten studentischen Lebens in Bonn durch die Jahrhunderte hindurch zu fragen, von der Gründung der Universität im Jahre 1818 bis zur Gegenwart. Es war das Ziel der Ringvor- lesung, die Lebensumstände von Studierenden zu beleuchten, die sich in den einzelnen Epochen seit Gründung der Universität Bonn mit knappen Budgets, unterschiedlichen Zukunftsperspektiven und unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander zu setzen hatten. 1 Der Texter der üblichen vier Strophen dieses Liedes ist ebenso unbekannt wie sein genaues Entstehungsdatum. Aber da seit 1907 eine Dichtung weiterer Strophen durch die Bonner Studentenverbindung Cimbria bestand, ist die Entstehung des Textes vorher anzusetzen. Über Bonn hinaus hat das Lied verständlicherweise keine große Bedeutung. Ein wikipedia- Eintrag dazu wurde 2007 wieder gelöscht. Der gesamt Text des Liedes ist im Anhang zu finden. 8 Vorwort Die einzelnen Beiträge der Ringvorlesung folgen dabei keinem festen Schema. Wir haben uns bemüht, die Besonderheiten der jeweiligen Epoche einzufangen. Natürlich waren die Verhältnisse für Studenten und (ab 1896) Studentinnen in Bonn nicht wesentlich anders als in anderen deutschen Universitätsstädten. Daher hat dieses Buch durchaus den Anspruch, exemplarische Aussagen zu treffen. Der Schwerpunkt liegt aber auf der Analyse und Wiedergabe der Bonner Verhältnisse. In bestimmten Bereichen bzw. Epochen sind die Bonner Ent- wicklungen nicht verallgemeinerbar, etwa wenn Bonn mit den Prinzen Albert und Ernst von Sachsen-Coburg und Gotha die Söhne regierender Häuser als Studierende aufnimmt, womit die besondere Rolle als »Prinzenuniversität« beginnt, wenn in einer preußischen Universität mit einem entsprechend hohen Anteil an Protestanten unter Dozenten und Studierenden der sogenannte »akademische Kulturkampf« und seine Vorgeschichte in der Kaiserzeit deutliche Spuren hinterlässt oder wenn bei den Studentenunruhen der späten 1960er Jahre die Rolle Bonns als Bundeshauptstadt der Auseinandersetzung zwischen APO, staatlichen Ordnungskräften und Universitätsleitung eine eigene Note gab. In vielen anderen Bereichen der Bonner Studentengeschichte überwiegen aller- dings Parallelen und Ähnlichkeiten zu anderen Universitäten. Insgesamt stellte sich die Bonner Studentengeschichte als weniger erforscht als erwartet dar. Einige Bereich sind sehr gut oder zumindest ausreichend gut erforscht, um hier Aussagen machen zu können. Dies gilt in erster Linie für die Geschichte der Studentenverbindungen, für die neben einer Unzahl an Fest- schriften von unterschiedlichem wissenschaftlichem Gehalt zumindest zwei Werke vorliegen, die in der wissenschaftlichen Literatur Anerkennung genießen, auch wenn es nötig wäre, sie fortzuschreiben2. Dies gilt auch für die Geschichte der Bonner Studenten (und natürlich auch der Professoren) in der sogenannten »Deutschen Revolution« von 18483. Dies gilt aber auch für die Geschichte des Frauenstudiums, die seit den 90er Jahren eine verstärkte Aufmerksamkeit er- 2 Hans Gerhardts, Hundert Jahre Bonner Corps. Die korporationsgeschichte Entwicklung des Bonner S.C. von 1819 bis 1918. Mit einem geschichtlichen Nachtrag bis zur Gegenwart sowie mit 148 zeitgenössischen Bildern und 3 Farbendruckbeilagen, Frankfurt 1926. Arbeitskreis Bonner Korporationen (Hg.), Studentenverbindungen und Verbindungsstudenten in Bonn. Zusammenstellung Karl Kromphardt, Dr. Herbert Neupert, Michael Rotthoff und Stephen G.Stehli, Haltern 1989. 3 Max Braubauch, Bonner Professoren und Studenten in den Revolutionsjahren 1848/49, Köln und Opladen 1967; Thomas P. Becker, Bonner Professoren und Studenten in der Revolution von 1848, in: Petitionen und Barrikaden. Rheinischen Revolutionen 1848/49, bearb. von Ingeborg Schnelling-Reinicke in Verbindung mit Eberhard Illner, hrsg. von Ottfried Dascher und Everhard Kleinertz, Münster 1998, S: 285–288; Derselbe, Universität und Revolution. Das Beispiel Bonn, in: Revolution im Rheinland. Veränderungen der politischen Kultur 1848/ 49, hrsg. von Stephan Lennartz und Georg Mölich, Bielefeld 1998, S. 199–216. Vorwort 9 fahren und zu einigen Publikationen geführt hat4. Diese Themen wurden hier nicht aufgenommen. Das macht sie nicht weniger wichtig, aber es erschien sinnvoller, anderen Themen Raum zu geben, die noch nicht so umfangreich bearbeitet worden sind. Einige andere Themen konnten ebenfalls nicht aufgenommen werden, aber nicht weil sie schon bearbeitet wären, sondern weil sie im Gegenteil bisher noch nicht Gegenstand umfangreicher wissenschaftlicher Forschung geworden sind. Das gilt z.B. für die Geschichte des studentischen Sports von den ersten An- fängen im Vorgarten des Hauses von Ernst Moritz Arndt bis zu den Aktivitäten des Hochschulsports in der Gegenwart. Hier versagen die erreichbaren Quellen der bekannten Archive. Dies gilt genauso für die Aktivitäten von studentischen Vereinigungen, die nicht dem Typus »Studentenverbindung« angehören, also die Kulturgruppen, die politischen Zirkel, die studentischen Jugendorganisa- tionen politischer Parteien oder auch der Studentische Filmclub. Nur zu einem Teil sind die entsprechenden Quellen im Bonner Universitätsarchiv und in an- deren Archiven greifbar, und bisher sind nur die wenigsten dieser Quellen aufgearbeitet oder gar in wissenschaftliche Darstellungen eingeflossen. Weitere Themen sind denkbar, die bisher noch gar nicht in den Fokus wissenschaftlicher Aufmerksamkeit geraten sind. Ein Beitrag konnte noch nachträglich einge- worben werden, nämlich eine quantitative Auswertung der Bonner Matrikel für die Jahre 1850 bis 1870. Die interessanten Ergebnisse dieser Arbeit zeigen, dass auch auf dem Feld der Matrikelanalyse noch große Chancen auf neue Er- kenntnisse zur studentischen Geschichte bestehen, sofern die hier vorgeführte Methode auf weitere Zeitabschnitte ausgedehnt werden kann. Angesichts der Fülle weiterer Möglichkeiten zur Erforschung der Bonner Studentengeschichte versteht sich dieser Band in erster Linie
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