41 DK 627.514.2 (282.243.23): 551.482 (091) RD. J. Sindern und RBD. H. Rohde Zur Vorgeschichte der Abdämmung der Eider in der Linie Hundeknöll- Vollerwiek On the History of the Damming of the Eider-River between Hundeknöll und Vollerwiek Zusammenfassung Die Eider hat im Laufe der Geschichte, wie kaum ein anderer Fluß, zahlreiche einschneidende Veränderungen durch künstliche Eingriffe erfahren. Die stärksten Eingriffe in den letzten 200 Jahren waren der Bau des Eiderkanals (1777-84), des Nord-Ostsee-Kanals (1887-95) und die Abdämmung bei Nordfeld (1934-36). Zur Zeit ist eine mündungsnahe Abdämmung in der Linie Hundeknöll - Vollerwiek in Bau. ln gedrängter Form wird ein Überblick über die Maßnahmen gegeben, durch die der Fluß und seine hydrografischen Verhältnisse geändert wurden. Insbesondere wird geschildert, wie es zu der Abdämmung bei Nordfeld kam und welche Umstände, Überlegungen und Vorarbeiten zu der neuen Abdämmung Hundeknöll - Vollerwiek geführt haben. Wegen aller Einzelheiten wird auf die Literatur verwiesen. Der Aufsatz soll zugleich eine- möglichst vollständige- Bibliographie zur Flußgeschichte der Eider bringen. Summary ln the course of history the river Eider had to undergo numerous drastic morphological transformations caused by artificial interference with its bed as hardly any other river. The strengest interferences of the last two centuries were the construction of the Eider-Canal (1777-84), the construction of the Kiei-Canal (1887-95), and the construction of the barrage close to Nordfeld (1934-36). At present a new barrage is under construction close to the mouth of the river in the alignment Hundeknöll - Vollerwiek. A concise review is given on the measures which have changed the hydrographical conditions of the river. lt is particularly described why the barrage close t~ Nordfeld was built and which facts, considerations and preliminary studies led to the costruction of the new barrage in the alignment Hundeknöll - Vollerwiek. With regard to all details it is referred to literature. Moreover, the paper is intended to be - as completely as possible - a bibliography of the history of the river Eideras weil. Zuerst erschienen in "Die Wasserwirtschaft" 3/1970 S. 85-92 Nachdruck mit Genehmigung der Franckh'schen Verlags­ handlung, Kosmos-Verlag, Stuttgart. 42 INHALT Seite · 1. Vorbemerkungen 43 2. Die Entwicklung bis zur Eiderabdämmung bei Nordfeld 43 3. Die Folgen der Abdämmung Nordfeld und die Vorarbeiten für eine Lösung des Eiderproblems 45 4. Bauplanung und Baubeginn 47 5. Schlußbetrachtungen 49 6. Schrifttum 50 43 1. Vorbemerkungen: kurzgefaßten Darstellung der Vorgeschichte der Eiderabdämmung wird wegen der Einzelheiten jeweils auf die vorhandene Lite ­ Nach langen sorgfältigen Vorarbeiten ist am 29. März 1967 ratur verwiesen, ohne dabei im einzelnen eine Wertung vor­ durch den ersten Spatenstich mit dem Bau der Eiderabdammung zunehmen. Die ausführlichste Arbeit über die Vorgeschichte der in der Linie Hundeknöii-Vollerwiek begonnen worden. Da s Werk, Eiderabdämmung ist die von der Vorarbeitenstelle des Wasser­ durch das eiper weiteren Versandung der Tide- und Außeneid er und Schiffehrtsamtes Tönning aufgestellte Grundlagenstudie [56], entgegengewirkt werden soll und das ein großes Niederungs­ in der das bis zum Jahre 1963 vorliegende Schrifttum kritisch gebiet vor SturmAuten schützt, wird bei planmäßigem Baufort­ ausgewertet ist. schritt im Jahre 1973 vollendet sein [47, 49, 24]. ln nächster Ze it werden in Fachzeitschriften voraussichtlich mehrere Arbeiten er­ 2. Die Entwicklung bis zur Eiderahdämmung bei Nordfeld scheinen. Als Einführung zu künftigen Veröffentlichungen über dieses große und interessante Bauvorhaben soll der vorliegende Die Eider entspringt in dem Hügelland von Bornhöved im Aufsatz in gedrängter Form einen Oberblick über die Vor­ Nordosten von Neumünster. Sie durchfließt das ostholsteinische geschichte der Eiderabdämmung geben. Er soll aber auch gleich ­ Jungmoränengebiet, das diesem im Westen vorgelagerte Sander­ zeitig ein Wegweiser durch die bisher vorhandene Literatur über gebiet und tritt bei Rendsburg in die Niederung ein. Der Fluß­ die Eider und ihre Probleme sein . lauf oberhalb von Rendsburg wird als obere Eider, unterhalb als Die Eider ist ein Fluß, der im Laufe der Geschichte vielfachen Untereider, bezeichnet. Das gesamte Niederschlagsgebiet mit Veränderungen unterworfen gewesen ist ; die einschneidendsten den großen Nebenflüssen Treene und Sorge hatte eine Größe 2 waren der Bau des Nord-Ostsee-Kanals (1887 bis 1895) und die von 3 275 km (Bi I d 1). Die Entwicklung des Unterlaufs der Eiderabdämmung bei Nordfeld (1936) . Insbesondere über die Eider nach der letzten Eiszeit wird in [11] und Abschnitt 1 der Abdämmung der Eider bei Nordfeld, die Vorarbeiten, die zu der Grundlagenstudie [56] geschildert. Die Entwicklung nach der Be­ Abdämmung geführt haben, die Folgen der Abdämmung und si edlung der Marschen im Eidermündungsgebiet vor etwa 2000 deren Ursachen ist ein umfangreiches Schrifttum vorhanden. Jahren und des Niederungsgebietes ist gekennzeichnet durch das Z. T. handelt es sich um unveröffentlichte Gutachten l!nd Berichte, Vordringen der Tidebewegung flußaufwärts und das Zusammen­ z. T. um Veröffentlichungen, die auf verschiedene Publikations­ fassen des Flu sses zu einem weitgehend einheitlichen Lauf durch organe verstreut sind. Das gleiche gilt für die Vorarbeiten, di e Eindeichungen und durch das Abdämmen von Nebenarmen und schließlich zu dem Bau der neuen Eiderabdämmung in der Linie Nebenflüssen. Der Einbruch der Trichtermündung infolge der Hun deknöii-Vollerwiek geführt haben. Die wichtigsten Gutachten, schweren SturmAuten des 14. Jahrhunderts begünstigte das Vo r­ Beri chte und Veröffentlichungen sind im Literaturverzeichnis des dringen der Tide. Das Abschneiden des Mündungsarmes der vorliegenden Aufsatzes erfaßt. Im Rahmen einer chronologischen Eider zur Hever wu rde 1489 durch die Eindeichung des Damm- Bild l. Obersichtspion der Eider mit Niederschlag sgebi eten Flensburg I OSTSEE l i Manstab : I 0 5 10 15km L .J I I Neumünster NORDSEE L~ • 44 kooges beendet. Die Treene konnte 1569/70 un d die So rge zwi­ und Fo rsten am 25. Oktober 1926 erstattete [20] . Krey vergleicht sche n 1620 und 1630 obgesch leust und damit der Tide entzogen alle b is herigen Abdämmungsvorschläge mite·inander. Mit Rück• werden . Diese Maßnahmen bewirkten ein weite res Ein dringen sicht auf den De ichschutz hält er die Abdämmung bei Tönning der Tide eideraufwärts, dem wiederu m die Bedeichung des Fluß• für d ie günstigste Lösung. Wenn man aber zugleich an die Land­ laufes zum Schotze gegen Stu rmfl uten folgen mußte. Die Tide gewinnung denkt, so empfiehlt er eine Abdämmung weiter fluß• erreich te Ende des 17. Jahrhunderts schließ lich Ren dsburg. Ein a bwä rts, etwa in der Linie Vollerwiek-Hundeknöll. Krey kritisiert, Ei ndringen der Tide in die obere Eider war wegen der M üh len­ daß bis her immer nur eine vollständige Tidesperrung untersucht sta ue bei Rendsbu rg nicht mög lich. Einzelheiten über diese Ent­ worden sei. Da di e Abdämmung nur Sturmflutschutz geben soll, wicklung sind in [11 , 16, 56, 37, 21, 28] dargestellt. hält er es f ür günstiger, nur Stu rmfluten zu sperren und normale Eine Vergrößerung der Tid ebewegung trat durch den Bau des Tiden ganz oder teilwei se beeinflußt ein- und ausschwingen zu Eiderkanals (1777 bis 1784) dadurch ein, daß Durchstiche und lassen . ln [11] und im Abschnitt 2 der Grundlagenstudie [56] Fl ußboggerungen unterha lb von Rendsburg ausgeführt w urden . wird auf die einzel nen Entwürfe, Gutachten und Stellungnahmen Außerdem wurde ein Teil des oberen N iedersch lagsgebietes ab­ ausführlicher ei ngegangen. geschn itten. Ein etwa 300 km2 großer Teil des N iedersch lags­ Im O ktober 1926 w urde die Eiderniederung w ieder von zwei gebietes der oberen Eider en twässerte in die Scheitelhaltung des schweren Sturmfluten hei mgesucht. Oberhalb von Friedrichstadt Kanals, dessen Vorfl ut zeitweise zur Ostsee gerichtet war ka m es zu großen Ubersch wemmungen als Folge zahlreicher [11, 56, 37, 28]. Durch die A bdämmungen der Tree ne un d Sorge Deich brü ch e. Unter dem Eindruck d ieser Ere ignisse wurde 1927 war der Eider dagegen kei n N iederschl agsgebiet entzogen wor­ in Re nds burg ei n Vorarbeitenamt gegründet, das die Aufgabe den. Ein bedeutend-er Ein griff in die hydrologischen Verhältnisse hatte, A lternativ- Entw ürfe für die Beseitigung der M ißstände im war der Bau des Nord-O sts ee-Kana ls in den Jahren von 1887 bis Gebiet der Untereider aufzustellen, und zwar 1895 [14]. Der Kana l ersetzte oberha lb von Rends burg den alten Eiderkanal und ve rl äuft unterhalb von Rendsb urg auf rund 25 km l. ErHö hung und Normalisier!,J ng der Eiderdeiche von Rends ­ Länge in engem A bstand paral lel zur Untereider. Dadurch w urde burg bis Friedrichstadt ein N iederschl agsgebiet von rund 1200 km 2 von der Eider ab­ 2. Abdämmung der Eid er gegen die Tidebewegung. gesch nitten [11, 37]. Die Tidebewegung in der Eider unterhalb von Ren dsburg nahm sta rk zu, das Tnw sank ab, das Thw stieg Der Gedanke ein er Abdämmung weiter flußabwärts als Nord­ an. Der Ti dehub verg rößerte sich so von 1895 bis 1935 um 80 cm fe ld wa r inzwischen wegen der damit verbundenen technischen [37, 21]. Die Strömu ngsgeschwindigkeiten erfuhren auch eine und finanziellen Sch w ierigkeiten aufgegeben worden. Außerdem Änderung, die Eb bestromgeschwindigkeit wurde ve rringert und hielt man bes onders in Eiderstedt eine Abdämmung unterhalb die Flu tstromgeschwindigkeit vergrößert. Es kam zu einer
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages10 Page
-
File Size-