Konzerte Zum 80. Geburtstag Von Helmut Lachenmann

Konzerte Zum 80. Geburtstag Von Helmut Lachenmann

Konzerte zum 80. Geburtstag von Helmut Lachenmann Fr 13. November 2015, 20 Uhr Sa 14. November 2015, 15 und 20 Uhr Theaterhaus Stuttgart 1 Programm Samstag, 14. November 2015, 15 Uhr Theaterhaus Stuttgart, T3–T1 attacca – geistesgegenwart.musik 13. bis 14. November 2015 Pierluigi Billone Theaterhaus Stuttgart »Equilibrio. Cerchio« für Violine solo (2015) UA/Kompositionsauftrag des SWR 20‘ Helmut Lachenmann Streichtrio (1966) 10‘ Freitag, 13. November 2015, 20 Uhr Theaterhaus Stuttgart, T1 Lisa Streich Helmut Lachenmann »NEBENSONNEN (für Helmut Lachenmann)« »Toccatina« für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello (2015) Studie für Violine allein (1986) 6‘ UA/Kompositionsauftrag des SWR 11‘ PAUSE Mark Andre »S2« Helmut Lachenmann »Trio fluido« für Schlagzeug (2015) für Klarinette, Viola und Schlagzeug (1966) 16‘ UA/Kompositionsauftrag des SWR 12‘ Malte Giesen Im Gespräch mit Mark Andre, Helmut Lachenmann und »Stilisierung, mit explosions« Oliver Schneller (Moderation: Björn Gottstein) für Kontrabassklarinette, Schlagzeug, Viola und Elektronik (2015) UA/Kompositionsauftrag des SWR 13‘ Luigi Nono »Sarà dolce tacere« PAUSE Christoph Delz Canto per 8 soli da »La terra la morte« di Cesare Pavese (1960) 10‘ »Arbeitslieder«, op. 8 Oliver Schneller für Tenor, vier falsettierende Bässe, gemischten Chor, »Kireji« Klavier (mit Verstärkung) und Bläserquintett (1983/84) 27‘ für Vokalensemble und Lautsprecher (2015) UA/Kompositionsauftrag des SWR 9‘ Marco Fusi, Violine ensemble recherche Marco Fusi, Violine Florian Hölscher, Klavier Christian Dierstein, Schlagzeug Stuttgart Winds Schola Heidelberg SWR Vokalensemble Dirigent: Walter Nußbaum Dirigent: Marcus Creed Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Christoph Delz 2 3 Samstag, 14. November 2015, 20 Uhr Theaterhaus Stuttgart, T1 Samstag, 14. November 2015, 20 Uhr Theaterhaus Stuttgart, T1 ESSAY Einführung: 19 Uhr, Glashaus Nicolaus A. Huber »Weiße Radierung« für Orchester (2006) 18‘ Alan Hilario »cost of production divided by total number of played notes equals cost per single note« »…sich verlieren und wiederfinden…« Helmut Lachenmanns »instrumentalkonkretes für Orchester geteilt in 2 Gruppen mit Solo-Schlagzeug und projizierten Zahlen (2015) UA/Kompositionsauftrag des SWR 23‘ Klangkomponieren« und die Folgen PAUSE Von Egbert Hiller Malin Bång »ripost« für Kontrabass, Schlagzeug und Orchester (2015) UA/Kompositionsauftrag des SWR 17‘ Helmut Lachenmann »Komponieren bedeutet für mich jedes Mal, wenn schon nicht ein Problem lösen, so doch »Les Consolations« mich mit einem Trauma angstvoll, lustvoll auseinandersetzen und anhand solcher empfun- für Soli und Orchester (1978) 38‘ dener oder angenommener kompositionstechnischer Herausforderungen eine klingende Situation zu verursachen, die mir selbst wenn nicht neu, so doch fremd ist, in der ich mich verliere und so erst recht mich wiederfinde.« Pascal Pons, Schlagzeug Als Helmut Lachenmann 2001 diese Zeilen formulierte, hatte er seine »musique concrète ins- Uli Fussenegger, Kontrabass trumentale« längst »gefunden«, doch sie ist beileibe kein beliebig reproduzierbarer »Stil«, Jonny Axelsson, Schlagzeug sondern eine Haltung und (tägliche) Herausforderung – seit der Initialzündung mit »temA« SWR Vokalensemble Stuttgart für Flöte, Stimme und Violoncello (1968) und »Air. Musik für großes Orchester mit Schlag- Einstudierung: Michael Alber zeug-Solo« (1968/69), dem ersten groß besetzten Werk, in dem Lachenmann »instrumental- Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR konkretes Klangkomponieren« konsequent anwendete. In »Air« ließ er auch Äste brechen und Dirigent: Peter Rundel Zweige sausen; um Komik oder Show-Effekte ging es ihm aber nicht, sondern um die »Ver- weigerung des Gewohnten« und die Überwindung klanglicher Tabus. Das schloss politische Dimensionen und das Moment der Provokation ein, zumal sich Lachenmann nach eigenem Bekenntnis mit den massiven Studentenprotesten im Zuge der 68er-Bewegung identifizierte. Im Zentrum seines Denkens stand indes von Beginn an sein Credo von der »Musik als existen - zieller Erfahrung« – ein Kernsatz, der den Klang und das Leben selbst unmittelbar in Bezie - hung setzt und zugleich eine ungeheure Vielfalt an Assoziationen und Konnotationen eröff- net. Um dieser »existenziellen Erfahrung« mit unverbrauchten Klängen eindringlich Aus- druck zu verleihen, entwickelte er eine stark ins Geräuschhaft-Experimentelle vordringende Klang lichkeit, die zwar extrem abstrakt anmutet, jedoch stets die Balance mit intensivstem 4 5 Nachspüren seelischer Tiefenschichten hält. entschlüsseln, sondern zunächst ganz realistisch zu erfahren gilt. Hören heißt hier auf keinen Fall wieder: zustimmend mitvollziehen, sondern heißt: Rückschlüsse ziehen, umschalten, Das radikal Neue ist (nicht nur) in »Air« zudem dialektisch mit Rückbezügen auf die Musikge- denken.« schichte verknüpft. Lachenmann suchte, indem er das Instrumentalkonzert aufgriff, die Aus- einandersetzung mit einer traditionellen Gattung just in dem Moment, wo er sich mittels Dieses »Angebot an den Hörer« galt auch für traditionelle Gattungen wie das Streichquar- »instrumentalkonkreten Klangkomponierens« weit vom bis dato gängigen Musikverständnis tett. Übertrug Lachenmann in »Gran Torso« von 1971 die unbegrenzten Möglichkeiten der entfernte. Dazu kommt, dass sich hinter der Oberfläche vordergründig aktionistischer Klan- »musique concrète instrumentale« auf das Streichquartett als »sechzehnsaitigen Spielkör- gerzeugung strenge Konstruktivität verbirgt, die selbst, im Hinblick auf die Tradition der per«, so konzentrierte er sich 18 Jahre später im »Reigen seliger Geister« auf das drucklose »Neuen Musik«, als traditionsverhaftet aufgefasst werden kann. Auch gehen Spielweisen von Flautato-Spiel, mit dem er eine Schattenwelt der Töne hervorrief. Dagegen flossen ins Streich- einem Instrument auf das andere über und werden so fortgesponnen, wodurch klangliche quartett Nr. 3 »Grido (Schrei)« von 2000/2001 vermehrt »konventionelle« Klänge ein. Von ei- Merkmale thematische Wirkungen entfalten, die an die Kategorien klassischer Motivtechnik nem generellen Stilwandel wollte Lachenmann jedoch nichts wissen: »Was macht Robinson gemahnen. Es tauchen aber auch unverfremdete Klänge auf, die wiederum Lachenmanns di- Crusoe, wenn er seine Insel erschlossen glaubt? Wird er erneut sesshaft, kehrt er im selbst alektischen Ansatz widerspiegeln: Unter veränderten Bedingungen, im Umfeld des Neuen eingerichteten Ambiente zur bürgerlich-behaglichen Lebensweise zurück? Sollte er das Er- und Fremden, soll das Vertraute selbst als neu und fremd wahrgenommen werden. richtete heroisch wieder niederreißen, sollte er sein Nest verlassen? Was macht der Wegsu- chende, wenn er bereits sich Wege durchs Unwegsame gebahnt hat? Er stellt sich bloß und schreibt sein drittes Streichquartett. Denn der selbstgefällige Schein trügt: Nichts ist er- »Rückschlüsse ziehen, umschalten, denken« schlossen. ’Wege’ in der Kunst führen nirgendwohin und schon gar nicht zum ’Ziel’. Denn die - Erdacht und konzipiert hat Helmut Lachenmann seine »musique concrète instrumentale« ses ist nirgends anderswo als hier, wo das Vertraute nochmals fremd wird, wenn der kreative schrittweise. Als eine entscheidende Voraussetzung können seine Studienjahre bei Luigi Wille sich daran reibt – und wir sind blind und taub.« Nono begriffen werden, dessen einziger Schüler er zwischen 1958 und 1960 war. Nono schärf- te Lachenmanns politisches Bewusstsein und beflügelte dessen Sensibilität für Klang – eine »…den Klang immer neu beleuchten« »Sensibilität«, die dann Jahre später im »instrumentalen Klangkomponieren« volle Geltung erlangte. Zum Beispiel in »Pression für einen Cellisten« (1969), worin sich eine Entwicklung Mit jedem Werk stellte Helmut Lachenmann sich dem selbst auferlegten Anspruch, existen- von der tastend suchenden Kontaktaufnahme mit dem Instrument über die Erhöhung des zielle Erfahrungen in Klang zu transformieren. Und dadurch, dass er diesen Anspruch in ver- Materialwiderstands von Saiten und Bogenhaaren bis zur krassen Expressionskraft ver- schiedensten Ausformungen und Besetzungen immer wieder erfüllte, wurde er zu einem der meintlich hässlicher Nebengeräusche abzeichnet: »Man hört, unter welchen Bedingungen, bedeutendsten Komponisten der Jetztzeit. Doch was für Folgen hatte und hat sein Schaffen? mit welchen Materialien, mit welchen Energien und gegen welche Widerstände eine Klang- Es kann zwar mit Recht behauptet werden, dass niemand in der »Neuen Musik« heute an oder Geräusch-Aktion ausgeführt wird. Dieser Aspekt wirkt allerdings nicht von selbst. Lachenmann vorbeikommt. Doch er weiß selbst zu gut, dass die Bezugnahme auf ihn auch Er muss durch eine Kompositionstechnik erst einmal freigelegt und unterstützt werden, die zum bloßen Lippenbekenntnis geraten kann – zumal die »Befreiung des Hörens« als Verknüp - den üblichen, hier aber störenden Hörgewohnheiten stillschweigend, aber konsequent den fung von klanglichen mit gesellschaftspolitischen Dimensionen längst überholt scheint. Weg verstellt. In diesem ganz friedlichen Unterfangen liegt möglicherweise das öffentliche Womöglich hat Lachenmann aus genau diesem Grund die »Musik mit Bildern« »Das Mäd- Ärgernis.« chen mit den Schwefelhölzern« (1990-96) komponiert; abgesehen davon, dass er sein gebro- chenes Verhältnis zur Gattung Oper darin höchst produktiv ausleben konnte. Mit dem Hinweis auf das »öffentliche Ärgernis« deutete Helmut Lachenmann 1972 die Widerstände an, auf die er im Musikleben stieß. Dies umso mehr, als dass er sein »instrumen - Über das Sujet gelang es

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