ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Kataloge des OÖ. Landesmuseums N.F. Jahr/Year: 1992 Band/Volume: 054b Autor(en)/Author(s): Wimmer Reinhard Artikel/Article: Flussordnungszahlen, Gewässersystemanalyse und Abflussregime der Traun 27-38 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at FLUSSORDNUNGSZAHl£N, GEWÄSSERSYSIEMANALYSE UND 1. Einleitung den Gosauseen. Rechtsufrig gehören REINHARD WIMMER die Krems und die Alm mit dem Alm- Im Gegensatz zu früheren Praktiken see zum Einzugsgebiet der Traun. Die erfordern die Ansprüche der modernen Traun entwässert eines der nieder- Wasserwirtschaft, die Fließgewässer in schlagreichsten Gebiete der Ostalpen, möglichst schonender Weise zu nutzen das Salzkammergut. Im Ausseer bzw. naturnah zu gestalten, um das Becken vereinigen sich die Quellflüsse ökologische Gleichgewicht nicht irre- des Flußgebietes die größte Fläche ein. der Traun: Kainisch-, Grundlsee- und versibel zu schädigen. Unabdingbare Die Jura-Ablagerungen sind besonders Altausseer Traun. Durch die Enge zwi- Voraussetzung dazu ist, das jeweilige in der Umgebung von Ischl stärker ver- schen Sarstein und Dachstein fließt die Fließgewässer in bezug auf seinen breitet, während die Bildungen der Traun zunächst nach Südwesten zum naturgemäßen und landschaftsgerech- Kreidezeit auffällig zurücktreten. Diese Hallstättersee. Vom Ausfluß aus dem ten Zustand charakterisieren zu kön- bauen fast zur Gänze die Flyschzone See strebt sie durch ein tief einge- nen. Zwischen Geologie, Hydrologie, auf. Im Alpenvorland treten neben schnittenes Tal nach Norden, nach der Morphologie und der individuellen Ablagerungen des Tertiärs die der Eis- Einmündung der Ischl nach Nordosten. Ausprägung eines Flußsystems und sei- zeit stark in Erscheinung. Im weiteren Verlauf durch das Alpen- nen Biozönosen besteht eine direkte Entsprechend dem komplizierten Lauf vorland und die Welser Heide nimmt Beziehung. Jede Landschaftsform des Flußsystems Fuschlerache, Vöckla sie die bedeutendsten Nebenflüsse auf weist aber aufgrund der geologischen, und Ager, das im Gebiet des Fuschl- und mündet bei Ebelsberg in rund geographischen und anthropogenen sees beginnt und dessen letzte Sammel- 260 m Seehöhe in die Donau. Einflüsse charakteristische Fließgewäs- ader die aus dem Attersee austretende sertypen auf. Diese reale Vielfalt an Ager ist, werden verschiedene geologi- Gewässern systematisch zu ordnen und 3. Geologische Beschreibung sche Einheiten mit unterschiedlichem auf solche Unterschiede zu reduzieren, der Traun (aus STEIDL Gesteinsbestand durchquert, ganz die interdisziplinär von grundsätzlicher 1991) abgesehen von den weit verbreiteten Bedeutung sind, ist die Aufgabe der Die Traun ist ein ausschließlich nordal- eiszeitlichen Ablagerungen. Das Quell- Gewässertypisierung. piner Fluß. Der größere Teil des Fluß- gebiet und die in der Strecke bis zum Vorliegende Arbeit behandelt die Typi- gebietes liegt im Bereich der nördli- Attersee von Süden zulaufenden Gerin- sierung der Traun mit besonderer chen Kalkalpen, der kleinere im Alpen- ne kommen aus dem Bereich der Kalk- Berücksichtigung der Flußordnungs- vorland. Der alpine Teil wird als Salz- alpen. Ein großer Teil des Laufes zahlen, der Gewässersystemanalyse kammergut bezeichnet. Er gliedert sich selbst, angefangen vom Austritt aus und den Abflußregimetypen. in das Gebiet der Kalkhochalpen mit dem Fuschlsee bis etwa zum Nordende den Gebirgsstöcken des Dachsteins und des Attersees, sowie die in diesem Raum vom Norden und Osten münden- 2. Geographische Beschrei- des Toten Gebirges und in die Kalkvor- alpen mit dem Schafberg, dem Höilen- den Zuflüsse befinden sich innerhalb bung des Traunsystems gebirge, dem Traunstein und der Krems- der Flyschzone. Zuletzt fließt die (aus STEIDL 1991) mauer als markante Berge. Diesen ist eigentliche Ager mit ihren nordseitigen Das Flußgebiet der Traun umfaßt das das niedere Bergland der Flyschzone Zuflüssen über die Molasse des Alpen- Tal des Hauptflusses mit den von ihm vorgelagert, das den Übergang zum vorlandes der Traun zu. durchflossenen Seen, dem Traunsee, Alpenvorland darstellt. Im Alpenvor- Die Alm entspringt an den Nordhängen dem Hallstättersee, sowie den Quell- land bilden die Höhen des Hausrucks des Karststocks des Toten Gebirges, seen des Ausseerlandes. Der bedeu- die linksufrige Wasserscheide des Ein- durchquert den nördlichen Bereich der tendste Nebenfluß ist die Ager mit der zugsgebietes, während rechtsufrig ein Kalkalpen und die vorgelagerte Flysch- Vöckla und der Seenreihe Fuschlsee, Ausschnitt der ebenen bis flachwelli- zone. Im Alpenvorland tritt die Alm in Irrsee, Mondsee und Attersee. Linksuf- gen Traun-Enns-Platte zur Traun ent- die Molassezone ein. In diesem letzten rige Zuflüsse sind weiters die Ischl mit wässert. Die Ablagerungen der Trias- Flußabschnitt ist das Almtal in den dem Abersee und der Gosaubach mit formation nehmen im alpinen Bereich Schliersockel der Traun-Enns-Platte Kataloge des OÖ. Landesmuseums N. F. Nr. 54, 1992,27-38 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at eingeschnitten. Die Tallandschaft ist ineinander, weist das weiterfließende Emährungstypen (functional feeding durch junge Schotterablagerungen der Gerinne die höhere der beiden Ord- groups; CUMMINS 1974) werden zuein- letzten Eiszeit und des Alluviums nungszahlen auf. ander in Beziehung gebracht. geprägt. Die praktische Bedeutung des Konzep- Das Konzept des Flußkontinuums geht tes der Flußordnungen beruht auf der davon aus, daß sich entlang der Fließ- 4. Die Flußordnungszahlen Hypothese, daß im Mittel die Ord- strecke die physikalischen Bedingun- nach HORTON (1945) und nungszahlen direkt proportional der gen kontinuierlich ändern und die bio- STRAHLER (1957) Größe des Einzugsgebietes, dem Fluß- logischen Komponenten diesem Gradi- querschnitt und dem Durchfluß sind. enten anpassen: Die Angabe der Flußordnungszahlen Bei steigender Flußordnungszahl Die Oberläufe, Flußordnungszah- (stream order) nach HORTON (1945) nimmt die Breite, Tiefe und Geschiebe- len 1 bis 3, stehen unter dem Ein- und STRAHLER (1957) ist ein vor allem bewegung eines Gewässers zu. Das fluß der umgebenden Vegetation: im anglo-amerikanischen Raum häufig Gefälle und das Schotter- und Kiesge- Beschattung hemmt die autochtho- angewendetes Kriterium zur Typisie- schiebe nimmt mit steigender Ord- ne Produktion. Als Folge des star- rung eines Fließgewässers bzw.- Fließ- nungszahl ab. Generell gilt, daß die ken allochthonen Eintrages an gewässerabschnittes. Zahl der Fischarten bzw. die Anzahl grobpartikulärem Material setzt Um Flußsysteme quantitativ beschrei- der Fische mit Erhöhung der Flußord- sich die wirbellose Fauna vor allem ben zu können, entwickelte HORTON nungszahl zunimmt. aus Vertretern der Zerkleinerer und (1945) das Flußordnungskonzept: Die Die Flußordnungszahlen dienen wei- Filtrierer zusammen. Ausbildung von Gerinnen, insbesonde- ters zur Bestimmung der relativen Lage Entlang der Mittelläufe, Ordnung 4 re deren Lage zueinander, unterliegt eines Fließgewässerabschnittes im bis 6, nimmt der Einfluß der Ufer- bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Die Fließgewässersystem, der ungefähren vegetation, bei gleichzeitig anstei- Grundlage für die Beschreibung eines Abschätzung der mittleren Rußbreiten gender Primärproduktion im Einzugsgebietes und dessen Gerinne (PLATTS 1979), der Ermittlung der Ge- Gewässer ab. Weidegänger, Rasp- bildet die Festlegung eines Systems wässerdichte (Länge/Räche), der Ge- ier, Kratzer und Filtrierer sowie von Flußordnungszahlen. Die darin wässervernetzung (Gabelung/Fläche), Detritusfresser weisen typische enthaltenen Parameter lassen sich aus der Häufigkeit (Summe der einzelnen Verteilungsmuster auf. Landkarten, in denen sämtliche Gerin- Gewässer/Fläche), und bilden auch die Die Unterläufe, Flußordnung > 6, ne in deutlich erkennbaren Tälern ein- typologische Grundlage für das "River werden vom Eintrag des in den gezeichnet sind, ermitteln. Um eine Continuum Concept": oberliegenden Abschnitten produ- internationale Vergleichbarkeit zu Anfang der 80er Jahre bringen VANNO- zierten feinpartikulären organi- gewährleisten, müssen Karten ver- TE, MINSHALL, CUMMINS, SEDELL & schen Materials geprägt. Detritus- gleichbarer Maßstäbe verwendet wer- CUSHING (1980) die Theorie des "River fressende Organsimen prägen das den. Für Mitteleuropa empfiehlt sich Continuum Concepts" in die Fließge- Faunenbild. die Verwendung von Karten im Maß- wässerökologie ein. Die Autoren ver- stab 1:50.000. suchen, entlang eines Fließgewässers 4.1 Die Flußordnungszahlen der STRAHLER (1957) modifizierte das fluviatile geomorphologische Prozesse, Traun Konzept der Flußordnungszahlen nach physikalische Strukturen und hydrolo- gische Gesetzmäßigkeiten mit der Ver- HORTON (1945): Als theoretische Grundlage für die teilung und Funktion aquatischer Bio- Die kleinsten Gerinne, solche die ihren Ermittlung der Ordnungszahlen der zönosen zu korrelieren. Ursprung in einer Quelle haben, wer- Traun dient das Ordnungsschema nach Die Flußordnungszahlen (stream den als Gerinne erster Ordnung STRAHLER (1957), sowie die Verwen- order), autochthoner und allochthoner bezeichnet. Fließen zwei Gerinne der dung der ÖK-Karten im Maßstab Eintrag sowie Transport, Verwertung ersten Ordnung ineinander, ensteht ein 1:50.000. und Bindung des organischen Materials Bach der zweiten Ordnung. Fließen Die Auflistung der einzelnen Gewässer durch unterschiedliche benthische zwei Gerinne verschiedener Ordnung im Traunsystem
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