Jahresbericht 2016 Weil Ich Meine Innere Freiheit Suchte» Vom Leben in Einer Mennonitischen Gemeinschaft in Paraguay

Jahresbericht 2016 Weil Ich Meine Innere Freiheit Suchte» Vom Leben in Einer Mennonitischen Gemeinschaft in Paraguay

«Ich wurde eine Verstossene der eigenen Familie, Jahresbericht 2016 weil ich meine innere Freiheit suchte» vom Leben in einer mennonitischen Gemeinschaft in Paraguay Sexueller Missbrauch an Kindern in der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas Impressum Text Susanne Schaaf, Claudia Schwager, Jürg Treichler Redaktion / Produktion Susanne Schaaf Gestaltung Ruth Feurer, Zürich, ruthfeurer.ch Druck Onlineprint24 Auflage 1 900 Exemplare, Mai 2017 Inhaltsverzeichnis Editorial 2 Fachstelle infoSekta – Rückblick 2016 und Ausblick 3 infoSekta-Statistik – Informations- und Beratungsarbeit 2016 7 Sexueller Missbrauch an Kindern in der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas 17 «Ich wurde zur Verstossenen in der eigenen Familie» 18 Vorträge, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit 2016 31 Erfolgsrechnung und Bilanz 2016 / 2015 34 Anhang zur Jahresrechnung und Revisionsbericht 36 Fachstelle infoSekta – In eigener Sache 38 Vorstand und Team 39 Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser (aufgeflogene) Liebesbeziehung mit einem alle. Auch nach ihrer Flucht konnte sie lange Aussteiger und wird von den Ältesten aufge- nicht verstehen, wie radikal ein Grossteil der Eine traditionelle muslimische Familie er- fordert, die Beziehung zum «Abtrünnigen» Familie sie ablehnte. Ihre Erlebnisse hat sie fährt von ihrem Sohn, dass er eine Schwei- umgehend abzubrechen. Familiäre Konflikte im Buch «Mit den Wolken fliegen» niederge- zerin heiraten wird; die Schweizer Familie er- aufgrund von Entfremdung zeigen sich schrieben. Auszüge daraus und persönliche fährt von ihrer Tochter, dass die Hochzeit mit auch immer wieder im Zusammenhang mit Kommentare lesen Sie im Beitrag «Ich wurde einem gläubigen Moslem bevorsteht. Das evangelikalen Gemeinschaften. Oft sind eine Verstossene der eigenen Familie, weil Improvisationstheater act-back inszenierte Kinder und Jugendliche involviert, die mit ich meine innere Freiheit suchte», Seite 18. kürzlich unter Anleitung des Psychologen der Situation völlig überfordert sind (siehe und Islamismusexperten Ahmad Mansour Statistik Beratungsarbeit, Seite 7). infoSekta verzeichnet seit Jahren eine stete diese Szenen zum Thema Konfrontation Zunahme der Anfragen. Neben dem Herz- und Integration. Die Reaktionen der bei- Die Angst vor dem Verlust der Familie war stück der Beratungen engagiert sich die den Familien – von den Schauspielern ein- auch der Grund für Roni Baerg, sich viele Fachstelle in Fortbildungen für Fachstellen drücklich dargestellt – waren geprägt von Jahre lang einer unerträglichen Situation und Vorträgen an Schulen. Die finanzielle der Angst vor Entfremdung und vor Verlust auszusetzen. Sie wuchs in einer Menno- Situation ist nach wie vor sehr angespannt. des eigenen Kindes. nitengemeinde in Paraguay auf. Ihr Alltag Nur dank Spenden und Unterstützungsbei- war geprägt von Entbehrung, harter Arbeit trägen können wir einen grossen Teil unse- Entfremdung und Verlust können traurige und Zwang. Mit 19 Jahren heiratete sie und res Aufwandes abdecken. Realität werden – davon berichten uns un- wurde von ihrem mennonitischen Ehemann zählige Ratsuchende. Eine Tochter bricht den drangsaliert und missbraucht. Als sie sich Wir danken für Ihr Interesse und Ihre Unter- Kontakt zur Familie ab, nachdem sie der Ge- wehrte, wurde sie von der Gemeinschaft stützung. meinschaft der Zeugen Jehovas beigetreten gemieden. Die meisten Familienmitglieder ist. Eine Zeugin Jehovas lebt eine heimliche wandten sich von ihr ab – zum Glück nicht Ihr infoSekta-Team 2 Fachstelle infoSekta – Rückblick 2016 und Ausblick Susanne Schaaf und Claudia Schwager 2016 war wiederum ein aktives und Rückblick Begleitete Selbsthilfegruppe intensives Jahr für die Fachstelle: Die 2016 trafen sich zehn Personen einmal mo- Gesamtkontakte haben um 6 % zu- Informations- und Beratungstätigkeit natlich. Zum Teil reisten sie von weit her genommen. Viele Anfragen betrafen 2016 verzeichnete die Fachstelle einen er- an, was die Wichtigkeit solcher Unterstüt- die Gemeinschaft der Zeugen Jehovas. neuten Anstieg der Anfragen - die Gesamt- zungsangebote unterstreicht. Angehörige Neben der Beratungstätigkeit ist die kontakte haben gegenüber dem Vorjahr um von Sektenmitgliedern sind derzeit in der Fortbildung für Fachpersonen aus dem 6% zugenommen. Die meisten Anfragen Mehrheit. In den Gesprächen in der Selbst- Schul-, Sozial- und Gesundheitsbereich erhielt infoSekta zur Endzeitgemeinschaft hilfegruppe steht meistens das Wohlbe- ein wichtiger Pfeiler. infoSekta hat ihr der Zeugen Jehovas (13 %). Immer wieder finden der zahlreichen involvierten Kinder Fundraising verstärkt. Bei der stetig an- finden auch gläubige Mitglieder den Mut, im Vordergrund. Die AussteigerInnen aus steigenden Nachfrage nach Beratungen sich an infoSekta zu wenden, um ihre Pro- den sehr unterschiedlichen sektenartigen ist infoSekta dringend auf zusätzliche bleme zu besprechen. Weitere Gruppen, zu Gruppen erlebten oft sexuellen Missbrauch, Finanzen angewiesen. denen sich Ratsuchende an uns wenden, z.B. bei satanistischen Ritualen. Seelischer sind Scientology, verschiedene Freikirchen Missbrauch wurde als fast ebenso schlimm wie ICF und YOU Church, die rechtseso- erlebt. Die Selbsthilfegruppe kann eine terische Anastasia-Bewegung, dem VPM- wertvolle Ergänzung zu individueller Psycho- Gedankengut nahestehende Kreise, die therapie sein. (Eva Haas und Jürg Treichler) Kirschblütengemeinschaft um den kürzlich verstorbenen Samuel Widmer u.v.a. Drei Viertel aller Anfragen stammen von Privat- personen. Mehrheitlich handelt es sich um Angehörige, die sich um ein Familienmit- 3 glied sorgen (siehe Statistik, Seite 7). Fachstelle infoSekta – Rückblick 2016 und Ausblick Fortbildung von Fachpersonen im Weiterhin angespannte Finanzlage Dank zahlreicher Spenden von Privaten Sozial- und Gesundheitsbereich Während die Beratungsanfragen bei info- sowie ausserordentlicher Beiträge von po- infoSekta führte massgeschneiderte Fort- Sekta Jahr für Jahr zunehmen, bleiben die litischen Gemeinden und Kirchgemeinden bildungen und Roundtable-Gespräche für finanziellen Ressourcen der Fachstelle be- kann glücklicherweise ein grosser Teil des Fachpersonen aus dem Schul-, Sozial- und schränkt. Deshalb haben wir unsere Fund- Budgets abgedeckt werden. Die Jahres- Gesundheitsbereich durch, die in ihrer Arbeit raisingbemühungen verstärkt. Neu ist es rechnung schliesst mit einem Verlust von Fr. mit problematischen Gruppen konfrontiert auch möglich, Spenden via SMS zu überwei- 9'852.35 ab (siehe Erfolgsrechnung, S. 34). sind und Hintergrundwissen zur Thematik sen. Da die Leistungen von infoSekta auch sowie Anregungen für angemessene und von Personen nachgefragt werden, die nicht Die Fachstelle ist in Zukunft auf mehr Er- sorgfältige Interventionen wünschen. Im im Kanton Zürich leben, haben wir bei wei- träge angewiesen, um der hohen Nachfra- Fokus steht dabei das Kindeswohl. teren zehn Deutschschweizer Kantonen ein ge gerecht zu werden und ihre Arbeit in fundiertes Finanzierungsgesuch eingereicht. gewohnter Professionalität fortsetzen zu infoSekta auf facebook Die Kantone St. Gallen, Zug und Schwyz können. Zudem sind die Problemsituationen Seit Herbst 2013 hat infoSekta einen eige- haben einen Jahresbeitrag zugesprochen. häufig sehr komplex und der Weltanschau- nen facebook-Auftritt. Im Jahr 2016 wur- Die anderen Kantone – auch diejenigen mit ungsmarkt ist unübersichtlich. den 535 Beiträge gepostet. Die Seite zählt vielen Anfragen – haben uns eine Absage derzeit rund 550 Likers, die die Beiträge mit bezüglich Betriebsbeiträgen erteilt. Zum Teil Eigenleistungen des Vereins infoSekta ihren Kommentaren bereichern. Die Posts wurden wir auf die kantonalen Lotterie- Die Leistungen des ehrenamtlich tätigen Vor- sind für alle Interessierte auch ohne face- fonds verwiesen. Über diese werden jedoch standes sowie der freiwilligen Mitarbeiten- book-Registrierung zugänglich und werden meistens lediglich Projektbeiträge ausge- den, die infoSekta in finanziellen und recht- je nach Thema von 50 bis 1’500 Personen sprochen. lichen Angelegenheiten unterstützen und gelesen. die Selbsthilfegruppe führen, werden un- entgeltlich erbracht. Vorstand und freiwillige 4 Fachstelle infoSekta – Rückblick 2016 und Ausblick Mitarbeitende haben im 2016 rund 600 • Sozialdepartement der Stadt Zürich für • Vereinigung der Katholischen Kirch- Stunden für infoSekta gearbeitet. den jährlichen Beitrag von Fr. 19’900.– gemeinden des Kantons Zug VKKZ für den Beitrag von Fr. 1'000.– Ausblick 2017 • Kanton Zug für den Beitrag von Fr. 2'000.– • die Evangelisch-Reformierten Kirchge- Zentrales Thema im 2017 wird die Überar- meinden Bätterkinden, Bergdietikon, beitung der Strategie sein. infoSekta wird • Kanton Schwyz für den Beitrag von Beringen, Dagmersellen, Gachnang, sich in organisatorischer und finanzieller Fr. 1'000.– Hitzkirch, Horn, Interlaken-Matten, Hinsicht neu ausrichten. Dabei werden der Leuzigen, Neftenbach, Neuhausem am verstärkte Einbezug von Freiwilligen und • Hamasil-Stiftung, die uns jährlich Rheinfall, Niederwenigen, Oetwil am eine Steigerung der Erträge eine wichtige grosszügig unterstützt See, Schöftland, Solothurn (Süd), Stäfa, Rolle spielen. Sursee, Thierachern, Thunstetten- • Römisch-Katholische Kirche im Kanton Bützberg, Veltheim-Oberflachs und Dank für die Unterstützung Bern für den Beitrag von Fr. 2'000.– Zürich-Witikon sowie die Evangelisch- Vorstand und Geschäftsstelle von infoSekta methodistische Kirche in der Schweiz, bedanken sich herzlich bei allen, die die • Kirchgemeinde Brugg für den Betrag die uns mit Fr. 100.– bis 900.– Fachstelle im 2016 mitfinanziert und unter- von Fr. 1'280.–

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