
Die rechtsextreme Rezeption des Nibelungenliedes nach 1945 Beispiele und Hintergründe einer Vereinnahmung Masterarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Arts (MA) an der Karl-Franzens-Universität Graz vorgelegt von Matthias KRASSER am Institut für Germanistik Begutachterin: Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr.phil. Brigitte Spreitzer-Fleck Graz, 2019 Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inlän- dischen oder ausländischen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröf- fentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Versi- on. Datum: 01.10.2019 Unterschrift: Die Krux mit den Geschlechtern bzw. dem generischen Maskulinum In dieser Arbeit beschäftige ich mich mit dem heiklen Thema Rechtsextremismus. Neben seinen anderen Erscheinungsformen ist der Rechtsextremismus per se stark männlich geprägt1, patriarchale Weltvorstellungen sind zentral. Umso mehr ist also eine besondere Sensibilität beim geschlechtergerechten Formulieren geboten. Allerdings bin ich mit dem vollständigen Ausschreiben der männlichen und der weiblichen Formen aus Gründen der umständlichen Lesbarkeit unzufrieden. Auch das Binnen-I oder die Verwendung von Schrägstrichen, Unterstrichen oder Sternen halte ich aus ästhetischen Aspekten für unzureichend. Deshalb galt es, eine passen- dere Form zu finden: Zuerst hatte ich die Idee ‚neutral‘ zu gendern à la Autoras und Leseras, doch spätestens bei den Pluralformen bzw. den Pronomen wird es hier mühsam und die eigentlich gewünschte Vereinfachung zunichte gemacht. Die übrig- gebliebene Lösung schien nur mehr der Einsatz des generischen Maskulinums2 mit Inklusionsverweis zu sein. Dies ist aber meines Erachtens nur eine halbherzige Lö- sung und führt zudem die bestehende schriftliche Benachteiligung der Frauen weiter. Ein ausschließliches Verwenden der femininen Form würde zwar ein kleiner Aus- gleich zur ‚maskulin dominierten deutschen Sprachwelt‘ sein, allerdings sind die in der Arbeit behandelten Personen zumeist männlich, weshalb diese Methode wieder- um irreführend wäre. Letztendlich entschied ich mich deshalb doch für das vollständige Ausschrei- ben beider3 Geschlechterformen. Dennoch werden vorzugsweise ‚genusunmarkierte‘ 1 Vgl. Helmut Willems: Fremdenfeindliche Gewalt. Einstellungen, Täter, Konflikteskalation. Zusammen mit Roland Eckert, Stefanie Würtz und Linda Steinmetz. Opladen: Leske und Budrich 1993, S. 112- 115. 2 Mit dem generischen Maskulinum ist die Benutzung der männlichen grammatischen Form gemeint, welche auch implizit die weibliche inkludiert. Mehr dazu in Claudia Posch: Mitgefangen – Mitgehan- gen. Generisches Maskulinum und Normen geschlechtergerechten Sprachgebrauchs. In: Methoden und Wahrheiten. Hrsg. von Christina Antenhofer, Andreas Oberprantacher und Kordula Schnegg. Innsbruck: Universität Innsbruck 2011, S. 207-228. 3 Neben den zwei großen biologischen Geschlechtern gibt es auch Menschen, die biologisch nicht klar einen der beiden zuordenbar sind, darüber hinaus existiert noch eine Vielzahl von gesellschaftlich- konstruierten Geschlechterrollen. Mangels Alternativen wird jedoch die in der Arbeit angewandte Lö- sung als die sinnvollste angesehen. Mehr über Geschlechteridentitäten in Gudrun-Axeli Knapp: Sozia- le Verortung der Geschlechter. Gesellschaftstheorie und feministische Kritik. 4. Auflage. Münster: Westfälisches Dampfboot 2002. (= Forum Frauenforschung. 13.) Formen wie Rechtsextreme4, Personen, Lesende, Studierende, Literaturschaffende etc. verwendet, um hier beiden Geschlechtern möglichst gerecht zu werden und zugleich eine leichte Lesbarkeit zu gewährleisten. 4 In der Arbeit wird der Plural (die) Rechtsextremen – Substantivierung von rechtsextrem – statt Rechtsextremistinnen und Rechtsextremisten – Derivation von Rechtsextremismus – verwendet. Ers- terer beinhaltet beide Geschlechterformen, die Begriffe werden ohnehin zumeist synonym verwendet. Vorwort Zwar ist diese Masterarbeit thematisch hauptsächlich der Germanistischen Mediävis- tik zuzuordnen, dennoch habe ich mit dieser Abschlussarbeit versucht, alle Aspekte meines Studiums miteinzubeziehen: Anstatt mich ausschließlich editorisch mit einer mittelhochdeutschen Handschrift auseinanderzusetzen, entschied ich mich für ein interdisziplinäres und breiter gefächertes Thema. Immerhin zeichnet die Germanistik generell ein hoher Grad an Interdisziplinarität aus, was zugleich der Hauptgrund war, weshalb ich mich für diesen Studienzweig entschied. So werden im Laufe des Ger- manistikstudiums literarische, geschichtliche, philosophische, psychologische, lingu- istische, politische, theologische etc. Themen behandelt. Zudem ist mein gebunde- nes Wahlfach das Fach Geschichte, was die hohe Affinität zu geschichtlichen The- men in dieser Arbeit erklärt. Warum ich mich schlussendlich genau für dieses Thema entschied? Beim Seminar Die Nibelungen vom Mittelalter bis zur Gegenwart bei Frau Prof. Brigitte Spreitzer-Fleck wurden kurz die rechtsextremen Auseinandersetzungen mit dem Epos angeschnitten, was sofort mein starkes Interesse weckte. Daraufhin beschloss ich, mich ausführlicher dieser Thematik zu widmen, der Grundstein für die Masterarbeit war gelegt. An dieser Stelle möchte ich mich deshalb besonders bei Frau Prof. Spreitzer-Fleck bedanken, welche sich dazu entschied, mich bei der Arbeit zu betreuen. Bei der Masterarbeit selbst war das Hauptproblem, angemessene rechtsextreme Anschauungsbeispiele zu finden. Gründe dafür waren v. a. die Verbo- te bzw. öffentliche Ablehnung der rechtsextremen Texte und die damit zusammen- hängende schwere Zugänglichkeit. Allerdings wurde mir bei der Recherche vom Do- kumentationsarchiv des österreichischen Widerstands geholfen und besonders Herr Andreas Peham unterstützte mich bei der Literaturfindung. Für Ratschläge und An- merkungen zu meiner Masterarbeit danke ich Anjali Arthofer und Mario Peyha. Fer- ner möchte ich an dieser Stelle meinen Eltern Brigitte und Helmut Krasser für ihre mentale und finanzielle Unterstützung danken. Schlussendlich widme ich den letzten Satz meiner Partnerin Claudia Payer und danke ihr für das Korrekturlesen sowie für jeglichen anderen nachsichtigen Beistand beim Erstellen meiner Masterarbeit. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ............................................................................................................. 1 2 Der Rechtsextremismus – der Versuch einer Begriffsdefinition ........................... 6 3 Über das Nibelungenlied – Historischer Abriss der NL-Rezeption ..................... 13 3.1 Das NL in seiner Entstehungszeit ............................................................... 13 3.2 Wiederentdeckung der Handschrift C und Beginn des nationalistischen Interesses am NL .................................................................................................. 14 3.3 Der Höhepunkt der Vereinnahmung im Nationalsozialismus ....................... 21 3.4 Nach 1945 ................................................................................................... 26 4 Die Ambivalenz des NLs – Warum sich das NL für eine rechtsextreme Vereinnahmung (nicht) eignet ................................................................................... 29 4.1 Historische und formale Gründe für die Ambivalenz des NLs ..................... 30 4.2 Ambivalenz der Figuren ............................................................................... 35 4.3 Ambivalenz des Treuebegriffs ..................................................................... 41 4.4 Religionen als Spannungsfelder .................................................................. 43 5 Konkrete Beispiele rechtsextremer Rezeptionen ............................................... 49 5.1 Fritz Stüber – Die Nibelungendichtung ........................................................ 51 5.2 Gerd Honsik – Die Nacht der Nibelungen .................................................... 65 5.3 Das Alldeutsche Jahrbuch ........................................................................... 71 5.4 Die Metapedia ............................................................................................. 77 5.5 Musik ........................................................................................................... 82 5.6 Kleidung ...................................................................................................... 90 5.7 Der Siegfriedskopf an der Wiener Universität .............................................. 94 5.8 Verwendung von Namen aus dem NL ......................................................... 97 6 Schlussbemerkungen......................................................................................... 99 7 Literaturverzeichnis .......................................................................................... 102 7.1 Quellen ...................................................................................................... 102 7.2 Sekundärliteratur ....................................................................................... 103 8 Links ................................................................................................................. 111 9 Bildanhänge ..................................................................................................... 113 Abbildungsverzeichnis
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