[4] Concerto, Fantasia & Fugue Keyboard Works from the Weimar

[4] Concerto, Fantasia & Fugue Keyboard Works from the Weimar

HARPSICHORD MUSIC · CEMBALOMUSIC · LA MUSIQUE POUR CLAVECIN · MÚSICA PARA CLAVE COMPUESTA [4] Concerto, Fantasia & Fugue Keyboard Works from the Weimar Period Werke für Tasteninstrumente aus den Weimarer Jahren / Œuvres pour clavier de la période de Weimar Obras para instrumentos de teclado del periodo de Weimar MM4120-2 07.07.2004 12:03 Uhr Seite 2 Aufnahmeleitung und Digitalschnitt/Producer and digital editor/Directeur de l’enregistrement et montage digital/Dirección de grabación y corte digital: Stefan Weinzierl Johann Sebastian Toningenieur/Sound engineer/Ingénieur du son/Ingeniero de sonido: Stefan Weinzierl Aufnahme/Recording/Enregistrement/Grabación: 2. bis 5. Oktober/October/Octobre/Octubre 1999, Kath. Pfarrkirche Oberried/Breisgau Bach Einführungstext/Programme notes/Texte de présentation/Textos introductorios: Prof. Dr. Robert Hill (1685–1750) Redaktion/Editor/Rédaction/Redacción: Dr. Andreas Bomba Cembalo/Harpsichord/Clavecin/Clave: nach/after/d’après/según Pascal Taskin (Paris 1769) von/by/de Keith Hill (Manchester, Michigan/USA 1998) Stimmung: aus einer Publikation von 1780 unter dem Titel »Stimm-Regeln des berühmten Mr. Händel« (cf. Owen Jorgensen, Tuning, 1991) Tuning: a temperament published in 1780 as »Rules for tuning by the celebrated Mr. Handel« Concerto, Fantasia & Fugue (cf. Owen Jorgensen, Tuning 1991) Accord: tiré d’une publication de 1780 parue sous le titre «Règles d’accord du célèbre M. Händel» (cf. Owen Jorgensen, Tuning, 1991) Afinación: según una publicación de 1780 titulada »Reglas de afinación del afamado Mr. Händel« (cf. Owen Jorgensen, Tuning, 1991) Werke für Tasteninstrumente aus den Weimarer Jahren Deutsche Übersetzung: Bettina Zander Keyboard Works from the Weimar Period Traduction française: Hélène Jani Œuvres pour clavier de la période de Weimar Traducción al español: Carlos Atala Quezada © 1999 by Hänssler Verlag, Germany Obras para instrumentos de teclado del periodo de Weimar ൿ 2000 by Hänssler Verlag, Germany Internationale Bachakademie Stuttgart E-Mail: [email protected] Internet: http://www.bachakademie.de Robert Hill Cembalo/Harpischord/Clavecin/Clave 2 MM4120-2 07.07.2004 12:03 Uhr Seite 4 Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll BWV 903 12:19 »Chromatic« Fantasia and Fugue D Minor/Fantaisie »chromatique« et fugue en ré mineur/ Fantasía cromática y fuga en re menor Fantasia1 1 7:19 Fuga2 2 5:00 Fantasia a-Moll/A Minor/la mineur/la menor BWV 9223 6:08 Suite a-Moll/A Minor/la mineur/la menor BWV 818a 14:19 Prélude4 3 1:54 Allemande5 4 3:37 Courante6 5 1:41 Sarabande7 6 3:19 Menuet8 7 1:13 Gigue9 8 2:35 Fantasie und Fuge a-Moll BWV 904 9:17 Fantasia and Fugue A Minor/Fantaisie et fugue la mineur/Fantasía y fuga en la menor Fantasie 10 3:34 Fuge 11 5:43 Präludium und Fuge a-Moll BWV 894 10:06 Prelude and Fugue A Minor/Prélude et fugue en la mineur/Preludio y fuga en la menor Präludium12 5:35 Fuge 13 4:31 Total Time: 52:27 Robert Hill 4 5 MM4120-2 07.07.2004 12:03 Uhr Seite 6 DEUTSCH Robert Hill zum Beispiel der Suiten a-Moll BWV 807, g-Moll Wenn aber die Fantasie eine spätere Komposition Original und Transkription zunächst umgekehrt er- Im Konzertstil: Werke für Tasteninstrumente BWV 808, F-Dur BWV 809 und e-Moll BWV 810 ist, kann es gut sein, dass die Fuge ursprünglich als scheint!). Es bedarf großer Anstrengungen, im Gei- aus den Weimarer Jahren (s. Edition Bachakademie Vol. 113). BWV 818 ist in unabhängige Komposition existiert hat. Die Struk- ste BWV 894 von BWV 1044 zu trennen, so eng mehreren Versionen überliefert – mit und ohne das tur einer Doppelfuge mit einem passus duriusculus sind die beiden Werke miteinander verknüpft. Falls Der entscheidende Wendepunkt in Johann Sebast- Präludium, möglicherweise Ausdruck für Bachs (chromatisch absteigendes Motiv) als zweitem The- Bach vor der Komposition des fünften Brandenbur- ian Bachs Komponistenleben trat wohl ein, als er im Empfindung gegenüber den ansonsten bescheidenen ma verleiht der Fuge eine archaische Strenge, die gischen Konzerts die Idee eines Konzerts mit einem Juni 1713 auf Antonio Vivaldis Opus 3 stieß, die Dimensionen dieser Suite, die, mit Ausnahme der sich vom fließenden Charakter der Fantasie deutlich Solo-Tastenspieler hatte, war BWV 894 möglicher- Konzerte der Sammlung »Estro Armonico«. Bis da- Gigue, weniger umfangreich sind als die der Eng- abhebt. Gleichzeitig weist die Fuge am Ende der weise eine Art »Generalprobe«, jedenfalls so weit es DEUTSCH hin hatten die italienischen Konzerte von Tomaso lischen Suiten. Bachs anhaltendes Interesse an dieser zweiten Hälfte eine bemerkenswerte dramatische die Integration von für das Tasteninstrument spezi- Albinoni, Giuseppe Torelli und anderen Komponi- Suite ist daran zu erkennen, daß sie gemeinsam mit Steigerung auf und vermittelt so ihren Proportionen fischen Elementen in das Konzert betrifft. sten wichtige Anstöße für die Entwicklung des deut- den so genannten Französischen Suiten BWV 812- ein Gewicht, das sie zum ebenbürtigen Partner der schen Konzerts von Bach und Georg Philipp Tele- 817 (Vol. 114) überliefert wurde. Dem Stil nach Fantasie werden läßt. Insbesondere die hervorstechenden Elemente der mann geliefert. Es fehlte diesen Modellen jedoch die stammt das Menuett in BWV 818a aus den Leip- Kadenz in BWV 894/I scheinen die Möglichkeiten vollkommene Integrität der Vivaldischen Konzerte ziger Jahren und ist vielleicht die letzte Änderung Präludium und Fuge a-Moll BWV 894 ermög- für die Form eines charakteristischen Konzerts für aus Opus 3. In ihnen sind die harmonische Archi- von vielen, die Bach an der Struktur der Suite vor- lichen uns vielleicht den deutlichsten Einblick in die Tasteninstrument vorwegzunehmen, wie es Bach tektur, die thematische Struktur aus Ritornello-Epi- nahm. Art und Weise, wie Bach – in den Jahren nach seiner später im ersten Satz von BWV 1050 verwirklichte. soden sowie eine Nebeneinanderstellung von Tutti- Vivaldi-Apotheose – das italienische »Concerto« Die Fuge in BWV 894 zeigt uns eine Seite Bachs, und Solo-Kräften in einer Art koordiniert, die der Es kann gut sein, daß Fantasie und Fuge a-Moll sich zu eigen machte. Das Präludium scheint in je- die an Besessenheit grenzt: das Thema entfaltet sich Form des Allegro im Konzert ein klares Profil und BWV 904 ebenfalls in mehreren Phasen entstanden der Hinsicht nichts anderes als die Transkription ei- in einer ungewöhnlich strengen und homogenen eine eindringliche rhetorische Energie verleiht. Von sind. In der Fantasie wird die übliche Trennung zwi- nes Konzert-Allegro-Satzes zu sein, obwohl es ein- Weise, die motorischen Sechzehntel sind unerbitt- diesem Zeitpunkt an ist kaum ein Satz in Bachs Mu- schen den Tutti- und Soloabschnitten durch die Ho- deutig eine Originalkomposition für Solo-Cembalo lich, während ein Gegensatz zwischen den Tutti- sik zu finden, der nicht auf diese entscheidende Be- mogenität der Textur verwischt, so daß die Über- war. Geht man davon aus, daß BWV 894 aus der und Solopassagen nur durch den Vergleich mit der gegnung mit Vivaldis Konzertidee Bezug nimmt. gänge von Tutti nach Solo eher subtil erfolgen und zweiten Hälfte der Weimarer Jahre stammt (1713- abschließenden Fuge von BWV 1044 erkennbar ist. über kein klares Profil verfügen. Im Ritornell selbst 1717), mag das Präludium die Geburtsstunde des Dieser ausgesprochen motorische Charakter findet Die meisten Werke auf dieser CD haben in irgend- wird der italienisch beeinflußte Ursprung als Kon- Solokonzerts für Tasteninstrumente dokumentieren. sich in zwei anderen, eng mit BWV 894/II verwand- einer Weise mit dem italienischen Concerto zu tun. zertsatz heruntergespielt und läßt eher auf eine kon- In Bachs Oeuvre ist es jedenfalls der einzige eindeu- ten Sätzen wieder: wie die Fuge a-Moll BWV 944/II Das Präludium der Suite a-Moll BWV 818a stellt servative deutsche oder sogar französische Ensem- tige Vorläufer des ersten Satzes des fünften Branden- (Vol. 102) beruht BWV 894/II auf einem Allegro- höchstwahrscheinlich eine Verarbeitung des italieni- blestruktur schließen (wie etwa im mittleren Ab- burgischen Konzerts BWV 1050 (vgl. Vol. 126). Die Satz aus einem Violinkonzert von Torelli in d-Moll, schen Konzertprinzips v o r Bachs Begegnung mit schnitt des Pièce d’Orgue BWV 572, Vol. 90). An- Bedeutung von BWV 894 ist wohl durch seine enge das Bach für Cembalo nach h-Moll transkribierte Vivaldi dar. Dieser Satz, ein Konzert-Allegro in Mi- gesichts der Tatsache, dass alle Quellen von BWV Beziehung zu dem dreisätzigen Konzert a-Moll (BWV 979, Vol. 111). Eine weitere, allerdings etwas niaturausgabe, nimmt – wie, auf ihre Weise, die an- 904 ziemlich spät datieren, ist eine Entstehung des BWV 1044 (Vol. 130) aus den 1730er Jahren in den losere Beziehung besteht zu der Orgelfuge a-Moll deren Sätze der Suite BWV 818 auch – die äußerst Stücks in Leipzig nicht nur denkbar, sondern, im Hintergrund getreten: Der erste und der dritte Satz BWV 543/II (Vol. 90). umfangreichen, konzertartigen Einleitungssätze ei- Hinblick auch auf die differenzierte Formung der von BWV 1044 sind nämlich Transkriptionen von niger der sogenannten Englischen Suiten vorweg, so Konzertelemente, sogar ziemlich wahrscheinlich. BWV 894/I und II (obwohl die Beziehung zwischen 6 7 MM4120-2 07.07.2004 12:03 Uhr Seite 8 DEUTSCH Die Fantasie a-Moll BWV 922 wurde lange Zeit die Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll Robert Hill (erschienen bei hänssler classic), den »Goldberg-Varia- als zweifelhaft angesehen, da ihr ungestümer, impro- BWV 903. Die große Anzahl von Abschriften aus tionen« sowie ausgewählten Cembalosuiten, ebenfalls Fortepianist, Cembalist und Dirigent, ist seit 1990 visatorischer und beinahe antikontrapunktischer dem 18. Jahrhundert legt Zeugnis ab von ihrer Be- von Bach. Auf dem Fortepiano sind u.a. das Gesamt- Professor für historische Tasteninstrumente und histo- Charakter so auffällig weit von Bachs gewohntem liebtheit unter den Klavierspielern. Die Eignung werk von Franz Schubert für Violine und Fortepiano rische Aufführungspraxis an der Staatlichen Hoch- Stil entfernt liegt. Selbst die »Fuga« innerhalb der dieses Werks zur Begeisterung einer breiten Öffent- mit Anton Steck erschienen, sowie Duowerke von Fer- schule für Musik Freiburg.

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