Rundschau 1 | 2010

Rundschau 1 | 2010

RUNDSCHAU 1 | 2010 Publikation des Pilotenverbands AEROPERS SwissALPA – Swiss Airline Pilots Association Arbeitsbedingungen bei der SWISS und der Lufthansa • Piloten- streik: Heisser Herbst • Just Airborne – neu im SWISS-Cockpit • Was macht eigentlich … Peter Hunziker? • Freiwilliges Melde- wesen des BAZL • Bombardier CSeries für die SWISS Inhalt 6 24 26 30 3 The President’s Voice 25 Civilized Thinking Die Insolvenz der JAL löst bei unserem Präsidenten Rolf Biberli, Kugelschreiber und andere Phänomene … Odermatt ein Déja-vu-Erlebnis aus. Er macht sich Gedan- ken zur Qualität in der Dienstleistung und zum Preis, der für 26 Was macht eigentlich … Peter Hunziker? kompetente und flexible Arbeit gerechtfertigt ist. Ein Motorradunfall veränderte Peter Hunzikers Leben dra- matisch. Seine Gesundheit hing am seidenen Faden, seine 4 Editorial/Impressum Fluglizenz war für immer weg. Die «Rundschau» traf den lebensfrohen Privatier in seinem Heim in Wallisellen. 5 AEROPERS-Rückschau 28 Verkannte Gefahr – Bleed Air Oil Contamination 5 Nachgefragt Aussenluft wird auf ihrem Weg in die Flugzeugkabine an Dichtungen vorbeigepresst, aus denen Öl entweichen kann. 6 Heisser Herbst Die Verunreinigung der Luft kann mit der Nase wahrgenom- Im Herbst 2009 brach eine Streikwelle über europäische men werden, wird aber nur in seltenen Fällen gemeldet. Airlines hinweg. Flugzeuge der Air Berlin, der Finnair und der TAP blieben am Boden. Weitere Pilotenverbände sind 30 Von A bis C: Bombardier CSeries kurz davor, Arbeitskampfmassnahmen auszurufen. An der Ablösung des Avro RJ100 wird mit Hochdruck kons- truiert und getestet. Der CS100 soll im Jahr 2012 zum Erst- 9 Just Airborne flug starten und ab 2013 bei der SWISS eingeführt werden. Ist Pilot immer noch mehr Berufung als Beruf, oder hat sich Ein Besuch in Montreal lieferte interessante Informationen. der Traum vom Fliegen bald ausgeträumt? Diesen Fragen geht Tobias Mattle nach. 32 Gelesen Viktor Sturzenegger stellt zwei Bücher vor, die sich mit dem 11 Steter Tropfen höhlt den Stein Flugvorfall auf dem Hudson-River vom letzten Jahr befassen. Knapp 60 Airbus-Piloten haben an der Forschungsarbeit «Stress, Angst und Burnout» teilgenommen. Ein Grossteil 34 Seitenblicke leidet unter ständigem, hohem Stress am Arbeitsplatz. Das Kurzberichte von anderen Pilotenverbänden. führt zu hochgradigen Burnout-Symptomen. 34 International Youth Exchange 14 Lösungsansätze made by Lufthansa Beim Vergleich der Arbeitsbedingungen von SWISS- und 35 Steuertipps Lufthansa-Piloten fallen Unterschiede auf. Die Monats- Wie immer im Januar flattert die Steuererklärung ins Haus, planung und die Vergabe der fixen Freitage werden unter- und für die meisten beginnt das mühsame Zusammen- schiedlich vollzogen, Kurzstreckenpiloten entlastet. suchen der verschiedenen Unterlagen … 16 Freiwilliges Meldewesen SWANS 36 Eintritte, Austritt und Pensionierungen Neben dem obligatorischen Meldewesen bietet das BAZL seit zwei Jahren ein System für freiwillige, sicherheits- 39 On The Air … relevante Meldungen an. Basierend auf einer Just Culture, Aktuelles aus der Fliegerei. möchte das BAZL eine angstfreie Sicherheits- und Repor- ting-Kultur schaffen. 42 Zeitreise Ein Rückblick über 100 Jahre Luftfahrtgeschichte. 21 Unsere Pensionskasse im Sog der Finanzkrise Die Finanzkrise hat bei den Vorsorgeeinrichtungen im gan- 44 Insertionstarife der AEROPERS-«Rundschau» zen Land Spuren hinterlassen. Auch die Piloten fragen sich, wie sich ihre Kasse im grössten Sturm an den Finanzmärk- 45 Wir trauern/Termine und Mitteilungen ten seit 1930 behauptet und was das für die einzelnen Des- tinatäre bedeutet. 46 Gedanken eines Fliegenden Ein Copilot spürt den Frühling … 24 Shooter’s Corner Unser Kollege Dominique Wirz (F/O A330/340) lässt uns im 47 Merci, Lukas Viglietti neuen Shooter’s Corner an seinem Erfahrungsschatz aus Nach vielen Jahren der Mitarbeit in unserem Redakti- über 20 Jahren professioneller Reisefotografie teilhaben. onsteam tritt Lukas leider aus Zeitgründen zurück. Seine gelungenen Zeichnungen haben zum Schmunzeln und Nachdenken angeregt. 2 AEROPERS The President’s Voice Das richtige Produkt allzu viel verändert hat. Natürlich gab es auch einige Die grösste Fluggesellschaft Sparübungen. Auf Europastrecken wurde das Essen Asiens hat Konkurs angemeldet. abgeschafft, Zeitungen wurden gestrichen, um nur ein Die Gesellschaft beantragt Gläu- paar Beispiele zu nennen. Das meiste wurde wieder bigerschutz und versucht über rückgängig gemacht. Die SWISS investiert weiterhin in eine Insolvenz einen Neustart. Die neuestes Flugmaterial mit komfortabelsten Passagier- Firma soll Schulden von 25 Milli- sitzen. Einzig die Abstriche beim Personal sind geblie- arden Dollar angehäuft haben. ben: Es gibt deutlich weniger Flugbegleiter pro Flug, Der Staat will das Unternehmen und die Piloten arbeiten massiv mehr und flexibler als mit Hilfe einer Sanierungsgesell- früher. schaft namens «Enterprise Turn- around Initiative Corp.» (Etic) mit fast elf Milliarden Der richtige Preis Dollar unterstützen. Eine Restrukturierung mit neuem Der Kunde entscheidet sich aus den verschiedensten Management, deutlich weniger Flugrouten und einem Gründen für den Flug mit einer bestimmten Flugge- Drittel weniger Angestellten soll es richten. Ab dem sellschaft. Optimale Abflugzeiten, bequeme Sitze und Geschäftsjahr 2012 müsse JAL wieder profitabel wer- gutes Essen erhöhen seine Bereitschaft, mehr für das den … Produkt zu bezahlen. Bei den günstigen Tickets muss Diese Meldungen lösten bei mir – und, dessen bin ich sich der Kunde an feste Reisedaten halten. Will er sich mir sicher, auch bei vielen anderen, die mit der Luft- terminlich nicht festlegen, wird es ebenfalls teurer: Fle- fahrt verbunden sind – ein «Déjà-vu» aus: So etwas xibilität kostet. Beim Preis spielt auch der Vergleich mit haben wir doch bei uns auch schon erlebt, wenn auch den Produkten der Mitbewerber am Markt eine grosse nicht absolut identisch und in einem etwas kleineren Rolle. Ausmass. Aber beide Fluggesellschaften galten frü- Fliegerei ist vor allem ein People’s Business. So wird her als nationaler Carrier, und beide waren berühmt ein wesentlicher Teil der Qualität des Produkts Flug für ihre Pünktlichkeit und ihren Komfort. Man weiss, durch das Personal geprägt. Das gilt vom Verkaufs- dass in Japan die Identifi- büro bis ins Cockpit. Kom- kation der Mitarbeiter mit «Es ist nur legitim und konse- petenz, Zuverlässigkeit und dem Unternehmen generell Freundlichkeit steigern die sehr gross ist. Und für diese quent, wenn die Arbeits- Attraktivität. Es wird eine Identifikation waren spezi- Dienstleistung erbracht. Eine ell auch die Mitarbeiter der bedingungen im Cockpit Dienstleistung ist Arbeit, Swissair bekannt. In der und Arbeit hat ebenfalls Schweiz war der Konkurs mit jenen von Kollegen im einen Preis. Mit Maschinen der SR Group für das Land Konzern, in der Allianz oder kann zwar ein Teil der Arbeit bisher die grösste Insol- und somit des Personals venz, in Japan handelt es vergleichbaren Fluggesell- wegrationalisiert werden. sich bei der JAL-Pleite um Erst vor Kurzem wurden bei die viertgrösste. Auch die schaften gemessen werden.» der SWISS Check-in-Automa- Lösungen für die beiden ten bereitgestellt. In wieweit Probleme sind sich sehr ähnlich: Der Staat soll für die dies die Attraktivität für den Kauf eines SWISS-Tickets Rettung noch einmal Geld einschiessen. Mittels einer beeinflusst, wird sich zeigen. Auffanggesellschaft muss sich dann das Unternehmen Im Cockpit eines Linienflugzeugs braucht es Piloten. selbständig am Markt behaupten. Am eigentlichen Pro- Dies wird in absehbarer Zeit so bleiben. Es entspricht dukt ist in beiden Fällen offensichtlich nicht gezweifelt der Logik in unserem Wirtschaftssystem, dass höher worden. qualifizierte Arbeit, Zuverlässigkeit und Kompetenz Peter Voser war massgebend an der Sanierung der auch einen höheren Preis verlangten. Ist der Einsatz ABB beteiligt. Er ist heute CEO bei Shell. Im Rahmen des dann noch instabil, wird es noch teurer: Flexibilität diesjährigen WEF in Davos wurde er zu seinen Lehren kostet. Doch was ist der richtige oder eben gerechte aus dem Fall ABB befragt: «Wenn eine Firma die richti- Preis für die Arbeit im Cockpit? gen Produkte und einen guten Namen hat, dann kann In anderem Zusammenhang werden die Exponen- man sie auch in der grössten Not retten.» Die Swissair ten der schweizerischen Wirtschaft nicht müde, gleich hatte zweifellos beides: den guten Namen und auch lange Spiesse im internationalen Wettbewerb zu ver- das richtige Produkt. langen. Da setzen auch wir an: Es ist nur legitim und Die SWISS ist inzwischen gut im Markt positioniert. konsequent, wenn die Arbeitsbedingungen im Cockpit Auch im schwierigen vergangenen Jahr konnte sie im mit jenen von Kollegen im Konzern, in der Allianz oder Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern einen Gewinn vergleichbaren Fluggesellschaften gemessen werden. erwirtschaften. Die Kosten sind optimiert. Das Manage- ment pflegt in diesem Zusammenhang gerne den Rolf Odermatt, Präsident Begriff «lean» zu gebrauchen. Und wie präsentiert sich das Produkt dem Kunden heute? Ich wage die Behauptung, dass sich für den Passagier gegenüber früher unter dem Strich nicht Rundschau 1 | 2010 3 Editorial Wenn ich mit Kollegen flie- zierter Leistungsfähigkeit, der als Endzustand einer gen gehe, die erst seit Kurzem Entwicklungslinie bezeichnet werden kann, die mit ide- bei uns in der Firma sind, dann alistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende fühle ich deren Enthusiasmus Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychoso- und erinnere

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