Jenny DUNST Der Friedhof im Mittelalter – mit Beispielen aus dem Alpen-Adria-Raum Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magister der Philosophie Studium: Geschichte Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Fakultät für Kulturwissenschaften Begutachter: Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. Johannes Grabmayer Institut: Institut für Geschichte März 2012 Ehrenwörtliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende wissenschaftliche Arbeit selbstständig angefertigt und die mit ihr unmittelbar verbundenen Tätigkeiten selbst erbracht habe. Ich erkläre weiters, dass ich keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle ausgedruckten, ungedruckten oder dem Internet im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt übernommenen Formulierungen und Konzepte sind gemäß den Regeln für wissenschaftliche Arbeiten zitiert und durch Fußnoten bzw. durch andere genaue Quellenangaben gekennzeichnet. Die während des Arbeitsvorganges gewährte Unterstützung einschließlich signifikanter Betreuungshinweise ist vollständig angegeben. Die wissenschaftliche Arbeit ist noch keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt worden. Diese Arbeit wurde in gedruckter und elektronischer Form abgegeben. Ich bestätige, dass der Inhalt der digitalen Version vollständig mit dem der gedruckten Version übereinstimmt. Ich bin mir bewusst, dass eine falsche Erklärung rechtliche Folgen haben wird. Klagenfurt, am 20. März 2012 Jenny Dunst 2 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ............................................................................................ 5 1.1. QUELLEN UND LITERATURLAGE… ......................................................................... 7 2. Die Lebenden und die Toten ................................................................ 9 2.1. „LEBENSWELTEN“ IM JENSEITS ........................................................................... 10 2.2. DER TOTE IN DER WELT DER LEBENDEN ............................................................. 14 3. Entstehung und Entwicklung des Kirchhofs ...................................... 17 3.1. BEGRIFFSERKLÄRUNG ....................................................................................... 17 3.2. ANTIKE BESTATTUNGSRITEN .............................................................................. 18 3.3. DIE ZWEITE CHRISTIANISIERUNGSWELLE ALS AUSGANGSPUNKT FÜR DIE VERÄNDERUNG IM BESTATTUNGSRITUS .............................................................. 20 3.4 AUSGEWÄHLTE GRÄBERFELDER IN KARANTANIEN ZUR SKIZZIERUNG DER BESTATTUNG...................................................................................................... 23 3.5 DIE ENTWICKLUNG DES FRÜHMITTELALTERLICHEN FRIEDHOFS ............................... 25 3.6 DER KLOSTERFRIEDHOF ..................................................................................... 26 3.7 DIE AUSLAGERUNG DES FRIEDHOFS .................................................................... 27 4. Der Kirchhof als sakraler und profaner Ort ............................................ 29 4.1. EIN ORT DES LEBENDIGEN TREIBENS – DAS ATRIUM ............................................. 31 4.2. DER WEHRFRIEDHOF ........................................................................................ 42 4.3. DIE BESTATTUNG .............................................................................................. 49 4.3.1. Bestattung außerhalb des coemeterium ........................................................ 53 5. Ausstattung des Friedhofs ................................................................ 60 5.1. DER BEINBRECHER ........................................................................................... 60 5.2. DAS EWIGE LICHT – EIN SCHUTZ VOR TOTEN UND BÖSEN GEISTERN ..................... 62 5.2.1. Lichtquellen des Friedhofs ............................................................................. 64 5.2.2. Das ewige Licht – eine Gegenüberstellung anhand ausgewählter Beispiele . 68 5.3. DAS KREUZ ...................................................................................................... 71 5.4. DIE UMFRIEDUNG DES KIRCHHOFS ..................................................................... 73 5.5. DAS BEINHAUS ALS LETZTE RUHESTÄTTE ............................................................ 74 5.5.1. Der Karner in der Romanik und Gotik ............................................................ 77 5.5.2. Illustrationen .................................................................................................. 81 5.5.3. Patrozinium ................................................................................................... 83 3 5.5.4. Der Karner in Kärnten und der Steiermark – eine architektonische Betrachtung .................................................................................................. 85 6. Der Totentanz .................................................................................... 89 6.1. DIE ENTSTEHUNG DES TOTENTANZES ................................................................. 89 6.2. CHARAKTERISTIKA ............................................................................................ 91 6.3. DER TOTENTANZ VON HRASTOVLJE, BERAM UND METNITZ – EINE GEGENÜBERSTELLUNG ..................................................................................... 94 6.3.1. Beram ............................................................................................................ 95 6.3.2. Hrastovlje ...................................................................................................... 97 6.3.3. Metnitz ........................................................................................................... 99 Schlussbetrachtung ............................................................................ 102 Quellen- und Literaturverzeichnis ....................................................... 105 4 1. Einleitung Wenn man einen Friedhof ganz bewusst besucht, wird man merken, welche Ruhe dieser Ort ausstrahlt. Sobald man den Eingang passiert, bildet die Umfriedung nicht nur eine sichtbare, sondern auch eine spürbare Grenze zur restlichen Welt. Meistens sind Friedhöfe unter der Zeit auch verlassen und man kann ihre besondere Atmosphäre ungestört genießen. Umso schwerer fällt es heutzutage, sich das Treiben auf einem mittelalterlichen Friedhof vorzustellen. Um die mittelalterliche Friedhofskultur zu verstehen, muss man sich zuerst mit dem Umgang des Todes und dem Stellenwert des Lebens im Mittelalter auseinandersetzen. Mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 35 Jahren, einer fünfzigprozentigen Kindersterblichkeitsrate, der schweren Arbeit der Männer sowie der vielen Schwangerschaften und Geburten der Frauen war der Tod im Mittelalter allgegenwärtig. Der Tod kam an den Ort, an dem sich das Leben abspielte - zwischen Vieh, Freunden und Verwandten.1 Das Sterben als ein alltäglicher Bestandteil des Lebens vollzog sich im Kreis von Verwandten und Bekannten, der Zunft, von Mitbürgern, Nachbarn und Bruderschaften.2 Zu diesem „normalen“ Tod kamen Seuchen wie etwa die Pest hinzu. Die Pest stellte dabei den grausamen Tod in einer Art und Weise dar, die man zuvor noch nicht gekannt hatte. Doch anstatt vor ihm zu fliehen, wollten die Menschen ihn genau betrachten, sich ihn täglich vorstellen und das Sterben lernen. Die heutige Tabuisierung des Tods verhindert eine Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. Umso schwieriger ist es, dem Tod Einlass in unser Leben zu gewähren und sich der Vergänglichkeit des Lebens bewusst zu werden. In den ersten Jahrhunderten des Christentums wurde der Tod als Schlaf verstanden, als Übergangszustand, der bis zur Auferstehung und dem Ende der Zeit anhält. Mit 1 Vgl. Arnold Angenendt, Geschichte der Religiosität im Mittelalter, S. 661ff. 2 Vgl. Norbert Ohler, Sterben und Tod im Mittelalter (Düsseldorf 2003), S. 56. 5 der Fegefeuertheorie im Mittelalter bestand aus theologischer Sicht nun die Möglichkeit, eine Beziehung zwischen den Lebenden und den Toten herzustellen.3 Dieser Mentalitätswandel im Sinne einer mittelalterlichen Koexistenz der Lebenden und der Toten wird im zweiten Kapitel dieser Arbeit näher betrachtet, um das Treiben auf dem mittelalterlichen Friedhof besser zu verstehen. Das darauffolgende dritte Kapitel widmet sich dem Wandel in der Bestattungskultur und beschreibt die daraus resultierende Entstehung der christlichen Friedhöfe. Nach dieser Einführung ins Thema wird im vierten Kapitel die sakrale und profane Funktion des Kirchhofs behandelt und es werden kurz, die Funktion und die Architektur des Wehrfriedhofs herausgearbeitet. Schließlich wird auf die Bestattungspraxis und den Wandel zur Sekundärbestattung eingegangen, um im fünften Kapitel Karner, Lichtquellen und Umfriedung zu erläutern. Der Tod als eine standesunabhängige Folge des Lebens in Form des Totentanzes wird im sechsten Kapitel dargelegt, bevor die Erkenntnisse dieser Arbeit abschließend zusammengefasst werden. Das Ziel der vorliegenden Arbeit besteht in der näheren Betrachtung der mittelalterlichen Todesvorstellung in Form des mittelalterlichen christlichen Friedhofs mit einer Vertiefung auf den Alpen-Adria-Raum. Auf die Bestattungspraxis in Form von Teil- und Kirchenbestattungen der oberen sozialen Schicht wird in dieser Arbeit nicht eingegangen, da dies den Rahmen sprengen würde. 3 Vgl. Anne-Katrin Hillebrand, Erinnerung und Raum, Friedhöfe und Museen in der Literatur (Würzburg 2001), S. 21. 6 1.1. Quellen und Literaturlage Zur mittelalterlichen Religiosität und Mentalität lässt sich ein umfangreicher Literaturbestand
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