ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen Jahr/Year: 1937 Band/Volume: 30_1-2 Autor(en)/Author(s): Dienemann Wilhelm Artikel/Article: Talsande im Durchbruchstal der Hunte durch die Nienburg-Meppener Geest 107-130 Talsande im Durchbruchstal der Hunte durch die Nienburg-Meppener Geest Von W. Dienemann, Berlin In seiner Arbeit „Zur Frage der Urstromverbindung zwischen Unterweser und Unterems“ (Schucht 1912) erklärt Schucht die Hunte-Leda-Niederung als ein von zahlreichen Mooren und Dünen bedecktes Urstromtal, eine Verbindung zwischen Weser- und Emstal, das mit diluvialen Talsanden erfüllt ist. Schucht schreibt weiter auf S. 213/14, daß diese Hunte-Leda-Niederung nicht als Fortsetzung des Aller-Weserurstromtals angesehen und daß für die Entstehung dieses großen Talzuges nicht allein eine glaziale Hunte verantwortlich gemacht werden könnte. Schucht sieht also in dieser Niederung zwischen Weser und Ems kein einheitliches glaziales Urstromtal, sondern meint, daß sie wie andere Täler des westdeutschen Flachlandes „vermutlich vorgebildet gewesen und von den Abschmelzwässern der für dies Gebiet letzten Vereisung wiederum als Stromtal ausgestaltet wurde.“ (S. 214.) Die Frage der Entstehung dieses großen Talzuges, mit der sich vor Schucht schon andere Autoren (Bielefeld 1906, B e h r - mann 1910) befaßt haben, soll hier nicht behandelt werden. Da­ gegen will ich über meine Untersuchungen über eine bereits diluviale Verbindung dieses Talsandgebietes entlang dem heutigen Huntetal mit den großen Talsandflächen im Süden in der Um­ gebung des Dümmers berichten. Diese Untersuchungen führte ich im Sommer 1936 für die geologische Aufnahme des Blattes Nienburg der geologischen Übersichtskarte 1 : 2 0 0 0 0 0 im Aufträge der Preußischen Geologischen Landesanstalt aus. Auf der seiner Arbeit beigegebenen Karte hat Schucht Talsand im Huntetal von Huntlosen aus nach Süden nur bis Döt­ lingen eingetragen, und zwar nur auf dem linken Ufer. Südlich von Dötlingen hat nach Schucht (S. 2 1 1 ) das Huntetal nicht mehr das Gepräge eines größeren Urstromtales, wenn es auch während 108 — der Abschmelzzeit „einen wichtigen Abflußweg aus den Talsand­ gebieten 66 südlich der Kloppenburg-Bassumer Geest gebildet habe. Zur Ablagerung von Talsand ist es nach Schucht in dem Hunte­ tal zwischen Dötlingen und Barnstorf aber nicht gekommen. In der Heimatkunde des Herzogtums Oldenburg (1913) schreibt Schütte (S. 163/64), daß das Huntetal von Wildes­ hausen abwärts wohl noch recht jung sei. „Wahrscheinlich war zur Postglazialzeit der Dümmer mit der ihn umgebenden Talsand- und Moorebene ein großer seichter Stausee, der westwärts zur Haase seinen Abfluß hatte . Später brach die Hunte nordwärts durch die mittlere Geeststufe unseres Landes (gemeint ist die Kloppen- burg-Bassumer Geest), wahrscheinlich indem in der Gegend von Colnrade, wo noch jetzt von beiden Seiten die Diluvialhöhen, 45 und 41 m hoch, dicht an sie herandrängen, ein nord- und ein südwärts entwässernder Bach sich rückwärts soweit eingesägt hatten, daß der Stausee des Dümmer, dessen Spiegel heute noch auf 37 m über Null liegt, bei hohem Oberwasser durch den hoch auf gestauten Coln- rader Zufluß sich mit dem nördlichen Bachlauf in Verbindung setzen und ihn nun zum Huntelauf auf weiten konnte66. T h. Reil schreibt in seinem geographischen Überblick auf S. 39 derselben Heimatkunde vom mittleren Huntetal: „Dieser unser größter Fluß zeigt in manchen Teilen noch verhältnismäßig jugendliche Züge, so besonders bei Dötlingen und nördlich von Wildeshausen, wo die hohen Ufer dicht an die Hunte herantreten, und der Fluß an der Verbreiterung seines Bettes noch kräftig ar­ beitet. Vielleicht ist dieser Abschnitt des Huntetales durch An­ zapfung eines nach Süden fließenden Baches entstanden. Doch be­ darf dieser Punkt ebenso wie die folgenden Fragen: Wann sind die hohen Hunteufer heraus gearbeitet worden? Liegt ein Urstromtal vor, oder hängt die Vertiefung zusammen mit einem erneuten An­ zapfen in der Gegend von Oldenburg, wodurch zugleich der Ab­ fluß zur Weser hin erfolgte? noch eingehender Untersuchung . 66 Dewers (1932, S. 169) schreibt, daß sich zwischen dem eigentlichen, steil eingeschnittenen Huntetal und den seitlich an- Zeichenerklärung zur Karte auf Seite 109- 0 0 0 3ZTSZ X X » o o q V ,*.’ XLV * EU X X X 0 0 0 N » v . ' m i j 3 4 5 6 7 8 9 10 1. Tertiär 6. Flottsand 2. Höhendiluvium (Geest) 7. Dünen und Flugsandflächen 3. Endmoränen 8. Hochmoor 4. Talsand 9. Flachmoor 5. Tiefere Terrasse 10. Alluvialer Lehm und Sand Geologische Karte des Durchbruchstales der Hunte durch die Nienburg-Meppener Geest. (Maßstab 1: 200 000) 110 — grenzenden Flottsandgebieten von Goldenstedt und Syke ein „auf beiden Seiten der Hunte verschieden breiter Streifen von stein­ freien Sanden einschiebt, welcher wiederum durch allmähliche Übergänge mit den Flottsanden verbunden ist“. Diese Sande hält Dewers für Flugsande, wenigstens in der Hauptsache. Weiter schreibt er jedoch (S. 170): „Die Frage, wieweit ein Teil dieser von mir ihrer Körnung und absoluten Steinfreiheit nach für Wind­ absatz gehaltenen Sande vielleicht doch Reste einer älteren Ter­ rassenablagerung sind, muß späteren Arbeiten zur restlosen Klä­ rung überlassen bleiben.“ In einem Schreiben vom 29. 1 0 . 36 und auch in gelegentlichen Unterhaltungen teilte mir Herr Dewers ferner mit, daß ihm im Huntetal von Dötlingen bis südlich von Goldenstedt eine Terrassenfläche bekannt ist. In der seiner Arbeit über Probleme der Flugsandbildung in Nordwestdeutschland (Dewers 1934/35) beigegebenen Karte hat er dementsprechend auch zu beiden Seiten der Hunte zwischen Barnstorf und Dötlingen einen schmalen Streifen in der Talsandsignatur angegeben; aller­ dings ist Talsand und Alluvium auf dieser Karte nicht getrennt. Ich habe die Angaben der Autoren, die sich mit dem Huntetal innerhalb der Kloppenburg-Bassumer Geest befaßt haben, hier deshalb ausführlicher wiedergegeben, weil in ihnen auf alle noch ungeklärten Punkte hingewiesen ist und auch schon zum Teil Lösungen gegeben sind. Einen weiteren Teil wenigstens der noch offenen Fragen hoffe ich im folgenden klären zu können. Die Talsandebene, welche Schucht auf seiner Karte von Huntlosen nach Süden bis Dötlingen eingetragen hat, hört hier an einem von Südwesten nach Nordosten verlaufenden, in seinen Formen stärker bewegten und auch stark kiesigen höheren Geest­ rücken auf (Scharpe-Berg usw., vielleicht eine Eisrandlage). Süd­ lich dieses Rückens gibt Schucht keinen Talsand mehr an. Meine Begehungen ergaben jedoch, daß sich vom Südrande dieses Rückens aus erst auf der linken, dann auf beiden Seiten des Hunte­ tales bis nach Bamstorf im Süden ein Streifen von Taldiluvium verfolgen läßt, in den das eigentliche Huntetal mehrere Meter tief eingeschnitten ist. Südlich von Bamstorf geht dieser Streifen in die weiten Talsandebenen bei Diepholz und am Dümmer über. Das besagt also, daß die heutige Hunte bei ihrem Durchbruch durch die Nienburg-Meppener Geest einem alten Schmelzwassertal folgt, welches mit Talsand erfüllt ist. Die Talsandnatur geht aus der Geländegestaltung und der Gesteinsbeschaffenheit hervor. 111 Die Geländegestaltung im Bereich der Talsande Von ihrem Austritt aus dem Dümmer an nach Norden bis in die Gegend von Diepholz durchfließt die Hunte in mehreren Armen, von denen aber nur die Alte Hunte oder Wäteringe als durchgehender natürlicher Lauf gelten kann, während die anderen künstlich angelegt sind, (Keller II, S. 574) ein weites, fast tisch­ ebenes Talsandgebiet. Zur Ausbildung eines eigentlichen, klar ab- grenzbaren Flußtales ist es hier nirgends gekommen. Vielmehr hat man sich vorzustellen, daß hier vor dem Eingreifen des Men­ schen ein schlecht entwässertes Bruchgebiet mit vielen flachen und ständig wechselnden Wasserläufen vorhanden war. Nördlich der Linie Diepholz—Wagenfeld legt sich dieser Tal­ sandebene ein Riegel von Höhendiluvium vor, der aus der höheren Kellenberg-Endmoräne und einigen nach Westen die Verbindung zur Endmoräne des Hohen Sülms herstellenden ganz niedrigen Höhen von Geschiebelehm und Schmelzwassersand besteht. (Vgl. die Karte bei D e w e r s 1928). Im Osten zieht sich die Talsandebene in kilometerbreiter Fläche um diesen Riegel von Höhendiluvium herum und stellt so die Verbindung zu einer weiteren großen Talsand­ ebene im Norden des Riegels zwischen Barver und Barnstorf her (Blatt Barver und Diepholz 1 .*25 000). Diese Talsandebene er­ streckt sich etwa 2 0 km von Ost nach West und 6 km von Süd nach Nord. Außer ostwärts um die Kellenberg-Endmoräne herum bestehen auch Verbindungen zwischen der nördlichen und süd­ lichen Ebene durch den genannten Riegel von Höhendiluvium hin­ durch. So liegt ein schmaler Talsandstreifen von Diepholz bis Mariendrebber, dem heute die Hunte folgt; ein weiterer, schmälerer läßt sich, teilweise mit Flugsand verweht, weiter im Osten zwischen Spreckel und Wehrkamp hindurch nach Norden verfolgen; ihm folgt heute der Ompteda-Kanal. Die Frage der Entstehung dieser weiten Talsandebenen soll uns hier nicht beschäftigen. Eines ihrer Kennzeichen ist, daß eine scharfe Grenze gegen das Höhendiluvium nur sehr schwer zu ziehen ist, wenn es sich nicht um Eisrandlagen handelt. Der Übergang erfolgt vielmehr ganz allmählich, wie z. B. zwischen Barnstorf und Dörpel (Bl. Barver) zur Grundmoränenfläche hin. Außerdem wird diese Grenze noch häufig von Mooren, Dünengebieten oder ebenen Flugsandflächen verdeckt. Diese Talsandfläche läßt sich nun
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