Rundschau Bürger Initiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg

Rundschau Bürger Initiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg

März/April • # 1030/1031 Gorleben Rundschau Bürger initiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg Interview mit Michael Müller Wieviel Macht hat er gegen die Atomlobby? Vergoldet Laienhaft Neu Der Atomausstieg sollte einen Echte Bürgerbeteiligung heißt Serie: Wendland bedeutet der größten deutschen Kon- auch, das enorme Wissen von Widerstand. Doch von der flikte lösen. Doch die Industrie betroffenen Bürgern vor Ort Region geht schon lange auch spielt falsch. ernst zu nehmen. Vorwärtsgewandtes aus. Der Kreis schließt sich Was für eine Ehre: Die legendäre Gorleben Rundschau ist dieses Jahr erstmals Partner von Lesen ohne Atomstrom – Die erneuerbaren Lese- tage. Schon mehr als 200 Schriftstel- ler/-innen und Künstler/-innen waren bei diesem Festival seit 2011 dabei – eine Woche jedes Jahr, auf Ham- burgs attraktivsten Bühnen. Für den Atomausstieg – jetzt! Dafür lasen, sangen und tanzten sie schon alle: Nina Hagen, Elke Heiden- reich, Gudrun Pausewang, Thomas Quasthoff, Dieter Hildebrandt, Jan Delay, Udo Lindenberg oder Frank Schätzing. Einst motiviert von jener Unverfrorenheit Vattenfalls, sich mit sogenannten Vattenfall-Lesetagen „in die Herzen der Hamburger schmei- cheln zu wollen“, wie es unser Schirm- herr Jakob von Uexküll formulierte. Als Lesen ohne Atomstrom Vatten- falls Greenwashing jedes Jahr aufs Neue beharrlich eskortierte, wütete der Konzern: Autoren und Förderer wurden massiv attackiert, Vertreter/- innen der hanseatischen Landesre- gierung legten Förderer/-innen nahe, ihre Unterstützung besser zu unter- lassen. Das Ergebnis aber: Die Vat- Frank Otto tenfall-Lesetage gibt’s nicht mehr. Während Hamburgs Landesregie- Oliver Neß rung noch um den Verlust ihrer strah- lenden „Mäzene“ trauert, kommen in diesem April erneut drei Dutzend Star-Autor/-innen und Schauspiel- Stars an die Elbe, um Flagge gegen die Atomindustrie zu zeigen. Nun schon im fünften Jahr. Zum Jubiläum schließt sich der Kreis – durch die Kooperation mit der Gorle- ben Rundschau. Denn die Wendlän- der/-innen waren Geburtshelfer/-in- A. Conradt Montage: PubliXviewinG, Thomas Betghe/Fotolia, ; Cover: PubliXviewinG Fotos: nen von Lesen ohne Atomstrom, damals zu Jahresbeginn 2011, als Günter Grass unseren Vorschlag, er möge im ehrwürdigen Schauspiel- haus lesen, leicht mürrisch kommen- tierte: „Wir müssen dahin, wo die sind.“ Und so baute eben eure char- mante Bäuerliche Notgemeinschaft für Günter Grass und Nina Hagen ein großes Literaturzelt vor Vattenfalls Reaktor in Krümmel. Für Jean Zieg- ler war damit ein „europaweit einzig- artiges Festival“ geboren. Frank Otto, Medienunternehmer Oliver Neß, Journalist Editorial Liebe Leserinnen und Leser, der Tsunami-Zone ermöglichte. das doppelte Spiel der Atomlobby Einzig für den Rückbau der Re- in der Endlagerkommission deren weit über ein halbes Jahrhundert aktoren und die Verteilung des Co-Vorsitzenden Michael Müller haben die strahlenden Energie- Strahlenmülls in Freimessung, befragt, der unsere Fragen aber versorger mit ihren Atomkraft- Zwischenlagerung und so ge- gleich für ein umfassenderes und werken fette Beute im Land ge- nannter Endlagerung mussten grundsätzlicheres Plädoyer nutz- macht. Ungeliebte Kosten wie die Konzerne bislang 36 steuer- te. So bleibt es Reimar Paul vor- Forschung, Entwicklung, Trans- freie Milliarden Euro Rücklagen behalten, darzulegen, wie sich die portsicherung, sogar illegale „Ent- bilden. Dieser Betrag ist aber ge- Atomindustrie aus dem gesell- sorgung“ in Morsleben und der rade so glaubwürdig wie die Be- schaftlichen Konsens verabschie- Asse haben wechselnde Regie- rechnungen bei Elbphilharmonie Martin Donat, det. Wolfgang Ehmke sprach mit rungen fleißig auf die Steuer- und Hauptstadtflughafen. Weil je- Vorsitzender der Regisseur Edgar Hagen, dessen BI Lüchow- zahler verlagert, die neben ihrer de weitere Anforderung an Zwi- Film „Die Reise zum sichersten Dannenberg Stromrechnung stillschweigend schenlager-Sicherheit, Endlager- Ort der Erde“ über das postnuk- auch das „Restrisiko“ aufgebür- suche und Öffentlichkeitsbeteili- leare Zeitalter gerade bundesweit det bekamen. Eine wahre Geld- gung weitere Kosten verursachen anläuft. Der Wissenschaftstheore- druckmaschine, garantierte doch wird, hat E.on seine lukrativen tiker Peter Finke hat mit seinem bis 1998 das nationalsozialistische Geschäftsbereiche schon mal in Buch über Laienwissenschaftler Energiewirtschaftsgesetz von 1935 ein grüngewaschenes Rettungs- auch die Rolle des Atomwider- den Atomkonzernen auch noch boot abgesetzt. Ihrer Verantwor- standes erklärt: direkte Demokra- das Monopol am Strommarkt. tung für Millionen Jahre radioak- tie in der Wissenschaft. Kopiert wurde dieses Prinzip tiver Strahlung versuchen sich die Es bleibt uns also nichts, als auch übrigens von Deutschlands Atomkonzerne weiterhin mit Dut- in diesem Frühjahr wieder einmal Partner im Weltkrieg, Japan, zenden von Klagen gegen Atom- das Schöne mit dem Nützlichen wo es dem verantwortungslo- ausstieg und Neuanfang bei der zu verbinden und auf die Straßen sen Konzern TEPCO den Bau Endlagersuche zu entziehen. zu gehen. Gute Versammlungs- der AKWs Fukushima-Daichi in Die Gorleben Rundschau hat über freiheit wünsche ich! Impressum Die Gorleben Rundschau ist ein kosten- Redaktion: Andreas Conradt (ac), Druck: dieUmweltdruckerei GmbH loses Informationsblatt der Bürger- Torsten Koopmann (kp) (beide verant- Lohweg 1, 30559 Hannover initiative Umweltschutz Lüchow- wortlich, Adresse wie vor), Jan Becker Auflage: 5200, gedruckt auf Dannenberg e. V. (jb), Falko Berkemeier (fb), Angelika Blank Recyclingpapier Circle Matt White Rosenstraße 20, 29439 Lüchow (asb), Wolfgang Ehmke (we), Marianne Weiter Infos, Leserbriefe und Fritzen (mf), Torben Klages (tk) [email protected] Feedback auf der Website: [email protected] Gestaltung: Andrea Hagen www.gorleben-rundschau.de 3 Kurzmeldungen Nachruf „Udo, jetzt musst du Verein ran!“ Mitgliederversammlung Wenn es darum ging, den Die diesjährige Mitgliederver- offiziellen Beschwichtigungen sammlung der Bürgerinitiative der Atomiker etwas entgegen Umweltschutz Lüchow-Dannen- zu setzen, konnten wir auf ihn berg e. V. findet am Sonntag, setzen, unseren „Professor“ Udo dem 15. März, um 15 Uhr im Jentzsch. Ob es um die Strahlen- Lokal Trebeler Bauernstuben, belastung durch Castor-Transpor- Am Markt 5 in 29494 Trebel statt. te, Konstruktionsmängel oder die Dabei wird es einen Rückblick auf Strahlenschutzverordnung ging politische Entwicklungen und die – mit seinen profunden physikali- Arbeit des Vorstands im vergan- schen Kenntnissen war Jentzsch genen Vereinsjahr geben, aber unsere Speerspitze. Das tat der auch einen Ausblick auf das, was Gegenseite weh, wenn er als 2015 und 2016 kommen mag. Fachmann den Mythos „sicherer Anschließend wird die Neuwahl Behälter“ entzauberte. des Vorstands abgehalten. (gr) Udo Jentzsch hatte als Diplom- Bürgerrechte Physiker früher für die andere Wendenpass für Snowden Seite gearbeitet, das räumte Ein symbolischer Schritt bei den Bemühungen, Ed- er zwischen zwei Pfeifenzü- ward Snowden nach Deutschland zu holen, könnte gen und einem kurzen Hüsteln die Initiative der grünen Bürgermeisterin von Dan- unumwunden ein. Garching und nenberg, Elke Mundhenk, sein: Sie stellte für Edward Geesthacht waren seine Stati- Snowden den sogenannten „Wendenpass“ der Freien onen. Doch die Zweifel an der Republik Wendland aus und übergab ihn am Rande Beherrschbarkeit der Atomkraft einer Diskussionsveranstaltung an Dr. Konstantin von wuchsen, und nach Tschernobyl Notz. Als grüner Obmann im NSA-Untersuchungs- schlug er sich innerlich auf die ausschuss setzt sich von Notz dafür ein, Snowden als Seite der Gegner/-innen. Zeugen vor den Untersuchungsausschuss nach Berlin Dass er und seine Frau dann zu laden und ihm Asyl in Deutschland zu gewähren. Tschernobyl, Fukushima aber 1993 gerade im Wendland Er versicherte dem Dannenberger Publikum, Edward Jahrestage landeten, sei ein absoluter Zufall Snowden den Pass so schnell wie möglich zukommen Im März und April jähren sich die gewesen. Bei einer ICE-Fahrt zu lassen. (asb, pm) Atom-Katastrophen in Fukushi- blätterten sie im Reisebegleiter ma (2011) und Tschernobyl (1986) und waren von der ländlichen zum 4. beziehungsweise zum 29. Idylle sofort angetan. „Und Vernetzung Mal. Aus diesen Anlässen wird im Grunde war es dann eine Atommüllkonferenz es in den kommenden Monaten logische Folge, auch gleich der Die BI nimmt am 21. März an der erneut Gedenkveranstaltungen Bürgerinitiative beizutreten“ Atommüllkonferenz (AMK) in geben. So wird am 14. März – sagt Jentzsch einmal in einem Kassel teil. Die Zusammenkunft drei Tage nach dem Jahrestag Gespräch mit dem Nachrichten- wird regelmäßig ausgerichtet der Katastrophe von Fukushi- magazin Spiegel. Fortan schlich von Initiativen an den Standor- ma – eine Demonstration durch er mit Messgeräten um Castor- ten, an denen Endlager geplant Dannenberg führen. Die genaue Behälter herum und verteilte werden: Schacht Konrad, ASSE, Route kann auf der Internetsei- Flugblätter an verunsicherte Po- Morsleben, BI Lüchow-Dannen- te der BI eingesehen werden. lizistinnen und Polizisten, warnte berg. Schwerpunkt wird dieses Beginn der Demo ist um 14.47 vor der Strahlengefahr. Mal die Rechts- und Verfahrens- Uhr, dem Zeitpunkt des Beginns Zuletzt lebte das Ehepaar entwicklung im Umgang mit der Katstrophe in Japan. Weite- Jentzsch sehr zurückgezogen in Atommüll sein. Die Mitarbeit re Mahnwachen und Aktionen ihrem Haus in Tießau. Als Udo der BI an der AMK wird wie finden am oder nach dem 11. Hörsten,Privat von PubliXviewinG, Hubertus Fotos: im Juni

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