U1-U4Straßennamen 08.04.2009 9:52 Uhr Page 1 Wer steckt dahinter? steckt Wer Wer steckt dahinter? Nach Frauen benannte Straßen, Plätze und Brücken in Hamburg Nach Frauen benannte Straßen, Plätze und Brücken in Hamburg und Brücken benannte Straßen, Plätze Frauen Nach Rita Bake Freie und Hansestadt Hamburg Behörde für Schule und Berufsbildung Amt für Weiterbildung Landeszentrale für politische Bildung Die Landeszentrale für politische Bildung ist Teil der Behörde für Schule und Berufsbildung der Freien und Hansestadt Hamburg. Ein pluralistisch zusammengesetzter Beirat sichert die Überparteilichkeit der Arbeit. Zu den Aufgaben der Landeszentrale gehören: ❖ Herausgabe eigener Schriften ❖ Erwerb und Ausgabe von themengebundenen Publikationen ❖ Koordination und Förderung der politischen Bildungsarbeit ❖ Beratung in Fragen politischer Bildung ❖ Zusammenarbeit mit Organisationen und Vereinen ❖ Finanzielle Förderung von Veranstaltungen politischer Bildung ❖ Veranstaltung von Rathausseminaren für Zielgruppen ❖ Öffentliche Veranstaltungen Unser Angebot richtet sich an alle Hamburgerinnen und Hamburger. Die Informationen und Veröffentlichungen können Sie während der Öffnungszeiten des Informationsladens abholen. Gegen eine Bereitstellungspauschale von 15 € pro Kalenderjahr erhalten Sie bis zu 5 Bücher aus einem zusätzlichen Publikationsangebot. Die Landeszentrale Hamburg arbeitet mit den Landeszentralen der anderen Bundesländer und der Bundeszentrale für politische Bildung zusammen. Unter der gemeinsamen Internet-Adresse www.politische-bildung.de werden alle Angebote erfasst. Die Büroräume befinden sich in der Dammtorstraße 14, 20354 Hamburg. Der Informationsladen ist im Dammtorwall 1, 20354 Hamburg. Öffnungszeiten des Informationsladens: Montag bis Donnerstag: 13.30 Uhr bis 18.00 Uhr, Freitag: 13.30 Uhr bis 16.30 Uhr In den Hamburger Sommerschulferien: Montag bis Freitag: 12.00 Uhr bis 15.00 Uhr Erreichbarkeit: Telefon: (040) 42823 - 4808 Telefax: (040) 42823 - 4813 E-Mail: [email protected] Internet: www.hamburg.de/politische-bildung Impressum: Copyright: August 2011, Landeszentrale für politische Bildung, 6. aktualisierte Aufl. Umschlag: Adrea Orth, Bilder und Zeichnungen: Birgit Kiupel Druck: Schüthedruck GmbH, 21079 Hamburg ISBN: 978-3-929728-70-5 Rita Bake Wer steckt dahinter? Nach Frauen benannte Straßen, Plätze und Brücken in Hamburg Landeszentrale für politische Bildung Hamburg 6. aktualisierte und erweiterte Auflage Straßenbenennungen: Seismograph gleichstellungspolitischer Strömungen Vorwort zur 6. aktualisierten Auflage Straßennamen sind Teil der persönlichen Adresse jeder Bürgerin und jedes Bürgers. Deshalb ist es naheliegend, dass nach Personen benannte Straßen zur Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Lebenslauf derjenigen Menschen anregen, nach denen die eigene Wohnstraße benannt wurde. In Straßennamen drückt sich auch die Stadtgeschichte aus. Grad und Stand der Aufarbeitung der Geschichte zeigen sich an der Benennung von Straßen nach Personen, so z. B. bei der Aufarbeitung der NS-Zeit. Und endlich bietet die Straßenbenennung nach Personen die Chance, historische Ereignisse und gesellschaftspolitische Zusammenhänge, die an einer Person der Zeitgeschichte exemplarisch aufgezeigt werden können, breiten Bevöl- kerungskreisen zugänglich und deutlich zu machen und auf diese Weise im Gedächtnis zu bewahren. Angesichts dieser vielen Möglichkeiten, Geschichte zu vermitteln und bewusstseinsbildend zu wirken, ist es unabdingbar, dass bei der Benennung von Straßen nach Personen die gleichberechtigte Berücksichtigung von Frauen und Männern ihren Niederschlag findet, denn damit kann im öffentlichen Bewusstsein gleichstellungspolitisch viel bewirkt werden. 8535 benannte Straßen durchziehen Hamburg wie ein kompliziertes Schnittbogenmuster. Die meisten Straßen erhielten Flur- und Geländebezeichnungen. Daneben gibt es eine Vielzahl von Straßen, die z. B. nach Pflanzen und Tieren benannt sind, auf ehemaligen klösterlichen und kirchlichen Besitz oder öffentliche Gebäude und Wirtshäuser hinweisen, andere sind der deutschen Grenzfrage nach dem Ersten Weltkrieg gewidmet oder erinnern an Dörfer und Städte der Umgebung. Rund 2300 Straßen sind nach Männern und 332 nach Frauen benannt. Das bedeutet: gerade mal ca. 12 Prozent der nach Personen benannten Straßen sind nach Frauen be- und mit- benannt („mit- benannt“ bedeutet: Diese Straßen wurden nach Familien, Ehe- und Geschwisterpaaren selben Nachnamens benannt: 27 Mal). In diesen 12 Prozent sind auch diejenigen Frauen mit inbegriffen, die Fabelwesen, Märchenfiguren oder literarische Gestalten darstellen. Da gibt es z. B. die Hexentwiete und den Hexenberg. Aber auch bei den nach Männern benannten Straßen kommen Märchengestalten wie z. B. der Hänselstieg vor. Den Meister der Hexen, den Teufel, suchen wir allerdings vergeblich. In diesem Falle wurde wohl angesichts des schlechten Images, das der Teufel hat, auf die Darstellung der dominanten Herrschaftsrolle des Teufels unter den Geistern verzichtet. Der geringe Anteil der geehrten Frauen (die rund 70 Straßen, die lediglich nach frei gewählten Frauennamen oder nach den Gattinnen und Töchtern der Geländebesitzer benannt sind, werden im Folgenden nicht berücksichtigt) macht deutlich, dass viele Berufe und gesellschaftspolitische Aktivitäten, denen Frauen nachgegangen sind, und berufliche und ehrenamtliche Positionen, die sie errungen haben, als weniger erwähnenswert und nicht zu ehren erachtet wurden. Aufzuholen ist diese große Diskrepanz zwischen den nach Männern und Frauen benannten Straßen dennoch nicht, denn die Möglichkeit, in einem Stadtstaat wie Hamburg neue Straßen zu bauen ist logischerweise begrenzt. Wurden zwischen Dezember 2003 und Juni 2005 noch vierzehn Straßen nach Männern und nur zwei Straßen nach Frauen benannt, so wurden von Juni 2005 bis Februar 2009 von den insgesamt 122 neu benannten Straßen und Wegen 14 Straßen, Wege und Plätze nach Frauen und 16 nach Männern benannt. Diese positive Entwicklung hielt jedoch nicht an. Zwischen Januar 2009 und August 2011 sind insgesamt 67 Straßen, Wege und Parks benannt worden; davon 29 nach Personen und 38 nach anderen Namensmotiven. Von den 29 nach Personen benannten Straßen wurden 21 nach Männern und lediglich acht nach Frauen benannt. Das ist ein Verhältnis von 72% zu rund 28%. Bisher gab ich als einen Grund für die geringe Benennung von Straßen nach Frauennamen die Kriterien für den Begriff „bedeutend“ an, denn wie man an der Auswahl der durch einen Straßennamen zu ehrenden Personen unschwer erkennen kann, sind die Auswahlkriterien vielfach geprägt durch eine Sichtweise, die in erster Linie Tätigkeiten als bedeutend erachteten, wenn diese Männern zugeordnet wurden. Das entspricht einem jahrhun- dertealten patriarchalen Denken, was seinen öffentlichen Ausdruck fand z. B. in der großen Anzahl erfolgter Benennungen von Straßen nach Mitgliedern des Rats, des Senats, der Kirchspielverwaltungen, der Deputationen, der Bürgerschaft, nach Kaufherren, Wissenschaftlern, Architekten, Ingenieuren und Männern der Verwaltung. Auf diesem Gebiet waren Frauen lange Zeit nicht tätig bzw. nicht zugelassen, und deshalb konnten Frauen hier keine Berücksichtigung finden. Doch hat sich mittlerweile einiges geändert. Es gibt immer mehr Frauen z. B. im Senat und in der Bürgerschaft. So verstarb 2005 Hamburgs erste Senatorin Paula Karpinksi. Doch bis heute ist noch keine Straße nach ihr benannt. Dagegen wurde 2010 eine Treppe nach dem 2007 verstorbenen Immobilienbesitzer Willi Bartels benannt, die zu seinem Hotel „Hafen Hamburg“ an den Landungsbrücken führt. Ganz in der Nähe befindet sich auf dem Stintfang die Jugendherberge. Von dort hat man einen wunderschönen Blick auf die Landungsbrücken und die Elbe. Als dieser Platz nach dem Krieg bebaut werden sollte, hatte sich die damalige Jugendsenatorin Paula Karpinski dafür stark gemacht, dass dort - nicht wie von den Herren im Senat geplant – ein Hotel errichtet werde, sondern eine Jugendherberge. Ihre Begründung dafür, die dann auch durchschlagenden Erfolg hatte: „Die Jugendherberge ist der Ort, zu dem viele junge Menschen aus allen Städten, ja sogar aus allen Ländern kommen. Sie sehen auf den Hafen, erblicken dieses rege Leben dort und sind begeistert. Wenn sie älter werden, erinnern sie sich und kommen wieder und sind dadurch für Hamburg ein Wirtschaftsfaktor.“ Vor diesem geschichtlichen Hintergrund wäre es angemessen, dass nun endlich bald auch eine Straße oder ein Platz nach Paula Karpinksi benannt wird, z. B. der auf einem unbenannten öffentlichen Fußweg zu erreichende Platz vor der Jugendherberge mit Blick auf den Hafen? Betrachtet man sich die zwischen 2009 bis zum August 2011 nach Männern und Frauen benannten Straßennamen, dann fällt auf: Bei den Frauenstraßennamen handelt sich es in fünf Fällen um Opfer des Nationalsozialismus ( Marie Jonas, Martha Muchow, Dorothea Bernstein, Henny Schütz und Flora Neumann, letztere auch Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus); in einem Fall um eine Künstlerin (Hanne Darboven), in einem weiteren Fall um eine Gewerkschafterin und Betriebsrätin (Frieda Wieking) und um eine Volksschauspielerin (Heidi Kabel). Unter den Männern, die durch die Benennung einer Straße, eines Weges, Parks oder Platzes geehrt wurden, sind: der Naturschützer Hans-Ulrich Höller, der sich um den Naturschutz in der Boberger Niederung verdient gemacht hat; der Schulleiter Jan Külper; der deutsche Komiker Heinz Erhardt; der Erfinder des nach ihm benannten Punktschriftsystems für Blinde Louis Braille; der Komponist Pjotr Iljitsch
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