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02.18 MÄRZ - APRIL 2018 D: EUR 7,50 / A: EUR 8,30 / CH: CHF 9,50 folker.de WELTOFFENE ALPINE VOLKSMUSIK ALMA REZENSIONEN TONTRÄGER, BÜCHER AUSSERDEM PLUS: TOURNEEN, AMPARANOIA FESTIVALS, MUSIK & BÜRGERRECHTS- KURSE, SESSIONS BEWEGUNG ORTSTERMIN CHRISTINA LUX MARIELA CONDO CARA GASTSPIEL MANFRED MAURENBRECHER - IN DER FREMDE SZENE AFRICA FESTIVAL WÜRZBURG HANS THEESSINK VENNER FOLK FRÜHLING Mit Hand & Herz Peter Finger Q Akustik-Gitarren „Dank der ‚Finger OMC1‘ erkläre ich meine Suche nach der perfekten Steelstring-Gitarre für beendet.“ Peter Autschbach Q Modell Finger OMC1 Boden, Zargen, Steg: Riopalisander Decke: Alpenfichte Photographie und Gestaltung: Manfred Pollert Photographie und Gestaltung: Manfred EDITORIAL ■ Post aus dem Beirat Mit dem Spruch „Es war nicht alles schlecht in der DDR“ macht man sich vor allem in den alten Bundesländern nicht unbedingt Freun- de. Was sich aber in den Achtzigerjahren in INGO NORDHOFEN INGO Liebe Musik freundinnen der Leipziger Liederszene abspielte, kann sich FOTO: heute immer noch sehen lassen. Diese Sze- und -freunde, ne bestand aus Liedermachern und Chanson- sängern, Schauspielern und Textern, Kom- eigentlich gab es ja andere und eher interne Themen für diese ponisten, Kabarettisten und Folkloristen, die Eröffnungsworte. Wussten Sie zum Beispiel, dass dieses Magazin auf einschlägigen Festivals wie den Chanson- nun zwanzig Jahre alt ist? Na ja, wir sind zugegebenermaßen tagen der DDR in Frankfurt/Oder mit schö- nicht die Besten darin, uns selbst zu feiern, aber es stimmt schon: ner Regelmäßigkeit Preise einsammelten, wie Wenn wir es nicht selbst machen, dann macht es keiner. Also etwa Heinz-Martin Benecke, Ute Frank, Wer- trösten wir uns mit dem Gedanken, dass wir das Folker-Jubiläum noch das ganze Jahr über ner Bernreuther, Tobias Klug, José Perez, Ilo- feiern und uns in diesen Monaten noch die eine oder andere Jubiläumsaktion einfallen kann. na Schlott, Joachim Schäfer und Andreas Rei- Nähern wir uns dem angesagten Thema auf Umwegen. Die Folker-Ausgabe 3/2017, am besten mann – die Litanei könnte man noch eine kombiniert mit dem Programmheft des Rudolstadt-Festivals vom letzten Jahr, erbrachte für alle Weile weiterbeten. Über sechzig Gruppen und Musikinteressierte in Deutschland den Beweis: Die schottische Folkmusik boomt ohne Ende. Solisten gehörten zur engeren Leipziger Sze- Und nicht nur das, die junge Generation übernimmt die Führung, zumindest was das aktive ne und bescherten der Messestadt den Beina- Musizieren angeht. Im Publikum überwiegt (noch) wie bei uns die Haarfarbe grau. Die anglo- men „Hauptstadt des Chansons“. Ohne tief- fone Folkmusik kennt diese Revivalwellen, aber der Erfolg in Schottland ist außergewöhnlich. zustapeln kann man sagen, dass die wortge- Was ist der Grund? Die Experten, unter anderem Phil Smillie von den Tannahill Weavers im waltige Liederszene 1989 einen nicht unwe- Interview auf den Seiten 50-51, sind sich einig: Es gibt natürlich diverse Faktoren, aber es ist sentlichen Beitrag zum „Großen Andersrum“, in erster Linie die folkmusikalische Ausbildung von Kindesbeinen an, die für diese kreative wie das Duo Sonnenschirm die Wende nann- Explosion verantwortlich ist. Und die Gelder dafür werden vom seit 1999 dezentral agierenden te, leistete. schottischen Parlament zur Verfügung gestellt. Es geht also alles, wenn der politische Wille da Vor zwei Jahren reifte die Idee, die Vielfalt der ist. damaligen Szene zu dokumentieren. Dieter Womit wir dann in Deutschland gelandet wären, wo der politische Wille, traditionelle Kalka und Hubertus Schmidt machten sich Volksmusik zu fördern, gegen null geht. Sorry, Folks, kein Geld für so was übrig. Das verstehen an die Arbeit und sammelten, was sich fin- wir selbstverständlich alle bestens. Es ist natürlich für eine Bundesregierung jedweder Couleur den ließ. Zuerst entstand ein Wikipedia-Ein- wichtiger, zum Beispiel den Verteidigungshaushalt mit Hinweis auf den politischen Willen der trag, dann folgte eine mit Fotos und selbstiro- NATO auf 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erhöhen, also von 37 Milliarden Euro 2017 nischen Sprüchen gespickte Website (logo- auf über 60 Milliarden. Wie viele Nullen waren das noch mal? paedie-connewitz.de/leipziger%20liedersze- Zumal es ein wunderbares Totschlagargument gibt: Hey, Kultur ist doch Ländersache! Stimmt, ne). Zusammen mit dem Leipziger Lœwen- aber auch da ist ziemlich tote Hose angesagt – meines Wissens mit ein bis zwei Ausnahmen. zahn-Verlag werkelte man seit Sommer letz- Es gibt den Kulturrat des Schwäbischen Albvereins, und es gibt das strikt konservativ regierte ten Jahres an der Produktion einer DVD/ Bayern. Da stellt die Landesregierung beziehungsweise das Staatsministerium für Bildung und CD-Edition. Dank Stefan Gööck, der als eins- Kultus, Wissenschaft und Kunst 718.500 Euro alleine zur Förderung der Volksmusik zur Verfü- tiger Kulturkabinettchef und Filmklubleiter gung. Hinzu kommen Millionenbeträge zur Förderung der Laienmusik, die unter anderem der viele Konzerte auf Video aufgezeichnet hat- Volksmusik zugutekommen. Das sind Gelder, mit denen natürlich auch hemmungslos getümelt te, gab es etwa fünfzig Stunden Bildmateri- und getrachtelt, aber ebenfalls von Kindesbeinen an traditionelle bayrische Musik unterrichtet al, unter anderem auch das Kehrauskonzert wird. Das ist die Basis, auf der Gruppen wie Kofelgschroa oder Labrassbanda ihren zeitgemäßen im Haus der Volkskunst, das fünfzehn Jahre Sound aufbauen. Wo in Deutschland gibt es Vergleichbares? lang wichtigster Veranstaltungsort der Szene Wenn ich hier von zu fördernder deutscher Volksmusik rede, dann garantiert nicht im gewesen war und 1993 schließen musste. Viele völkischen oder tümelnden Sinne. Ich meine solche traditionellen Lieder und Melodien, Künstler stifteten einen Song. Das sechzigsei- wie sie spätestens seit dem Kleinen dicken Liederbuch Anfang der Achtziger oder der Arbeit tige, von Jürgen B. Wolff lexikalisch aufge- des Volksliedforschers Wolfgang Steinitz für alle zugreifbar sind, ohne Chauvinismus oder machte Booklet versammelt Fotos, Zeitdoku- Nationalismus. Und klar dürfte auch sein: Es gibt keine reine Volksmusik, in keinem Land, auch mente und Kurzbiografien der Aktiven nebst nicht in Schottland. Musiken haben sich schon immer vermischt und Anregungen aus anderen persönlichen Resümees. Kulturkreisen bezogen. Insofern ist zum Beispiel das Konzept des Creole-Wettbewerbs völlig Um dem Projekt ein gerüttelt Maß Aufmerk- richtig. Nur fehlt dort mit ganz wenigen regionalen Ausnahmen das Moment der deutschen samkeit angedeihen zu lassen, fand am 2. Feb- Volks- oder wegen meiner auch Volxmusik. Nur wenn diese so selbstverständlich wie Jazz ruar 2018 im Leipziger Werk 2 ein dreistün- oder Klassik unterrichtet wird, können Musiker und Musikerinnen ausgebildet werden, die diges Livekonzert mit noch aktiven Protago- irgendwann dazu in der Lage sind, kreativ mit ihrer traditionellen Musik zu arbeiten – wie das nisten der damaligen Liederszene statt (Kon- eben in Schottland selbstverständlich ist. zertbericht folgt in Folker 3/2018), zu dem Ich bin sicher, ich erzähle Ihnen in diesem Zusammenhang nichts Neues: Der Folker ist mangels sich Jens-Paul Wollenberg, Jörg „Ko“ Kokott, Pressemacht rein subjektiv gesehen in erster Linie ein wunderbares und unerlässliches, aber Ines Krautwurst & Stephan König, Dieter faktisch bloß begleitendes und dokumentierendes Medium. Dinge ansprechen und diskutieren Kalka, Susanne Grütz & Hubertus Schmidt, ist machbar und unsere Pflicht, aber eine mittlere Revolution loszutreten ist die Sache von Willy Keindorf und das Duo Sonnenschirm Gruppen, Initiativen, Institutionen – oder eben auch Regierungen, regional oder national. Wenn die Ehre gaben. Der einstige Szenerezensent sie denn den Willen dazu haben … Harald Pfeifer schrieb in der Leipziger Volks- zeitung: „Das Programm steht als ein Zei- Ihr Folker-Herausgeber chen, dass vor Jahren das Lied in Leipzig eine Mike Kamp bemerkenswert gute Zeit hatte.“ Ulrich Doberenz FOLKER 2.18 3 03_folker 2-18.indd 3 21.02.2018 18:46:04 INHALT 2.18 präsentiert: FOLK BALTICA 2018 Die neue Innigkeit Alma 26 Reise zur Seele einer weltoff enen alpinen Volksmusik Sie ist in Bewegung, die Volksmusik der Alpenländer. Wobei nicht die Neue Volks- musik gemeint ist, die seit den Neunzigern eher plakativ und laut in Erscheinung tritt. Seit einigen Jahren gibt es eine eher intro- spektive Tendenz, die sich gerne auch mal mit der Klassik verbrüdert, die Seele des Alpinen auf diese Weise neu herausarbeitet und sich trotzdem für die weite Welt öff net. Das Quintett Alma wirkt da ganz weit vor- ne mit und wird in diesem Jahr zum zweiten Mal beim Festival Folk Baltica auft reten. Von Stefan Franzen We Shall Overcome 30 Musik und Bürgerrechtsbewegung in den USA Von der Sklavenzeit bis zur Gegenwart Obwohl in den USA ein wichtiger Teil der afrikanischen Tradition verlorengegangen war, überleb- ten viele essenzielle afrikanische Musizierprinzipien. Lieder wurden eine wichtige Form der Kom- munikation. Das wusste auch Martin Luther King, dessen Todestag sich im April zum fünfzigsten Mal jährt. Von Wolfgang König Auf Stimmenfang Amparo Sánchez & Amparanoia 34 Jubiläumsfeier und Neulektüre des alten Repertoires Seit zehn Jahren auf Solopfaden, hatte sich die andalusische Singer/Songwriterin mit etlichen Musikerfreunden zum Aufnehmen verabredet sowie mit einigen aus ihrer ehemaligen Band für ein paar Livetermine. Von Katrin Wilke Das Erbe aus der Enge in die Weite tragen Vierzig Jahre Fraunhofer Saitenmusik 36 Während das Trio Anfang der Achtziger bei vielen

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