24 2011 Sancta SuSanna INHALT · CONTENTS · SOMMAIRE Impressum · Imprint · Impressum Hindemith-Forum „SCHÖNE MUSIK EINES KLUGEN KOMPO - Mitteilungen der Hindemith-Stiftung/Bulletin of the Hindemith Foundation/Publication de NISTEN“ · Ein Gespräch mit dem Dirigenten la Fondation Hindemith M Heft 24/ Number 24/ Cahier No 24 Hans Graf 3 ’BEAUTIFUL MUSIC BY AN © Hindemith-Institut, Frankfurt am Main 2011 INTELLIGENT COMPOSER’ · A Conversation Redaktion/Editor/Rédaction: with the Conductor Hans Graf 5 M « LA BELLE Susanne Schaal-Gotthardt Beiträge/Contributors/Articles de: Lenka Pibylová (LP), Susanne Schaal-Gott - MUSIQUE D’UN COMPOSITEUR INTELLIGENT » · hardt (SSG), Luitgard Schader (LS) Heinz- Un entretien avec le chef d’orchestre Hans Graf 7 Jürgen Winkler (HJW) Redaktionsschluß/Copy deadline/Etat des informations: 15. November 2011 Hindemith-Institut Frankfurt/Main Neuveröffentlichungen 8 M New Publications 8 M Eschersheimer Landstr. 29-39 D-60322 Frankfurt am Main Nouvelles publications 8 Tel.: ++49-69-5970362 Fax: ++49-69-5963104 e-mail: [email protected] internet: www.paul-hindemith.org EIN „OFFENES ÄRGERNIS“ · Zu Hindemiths Gestaltung/Design/Graphisme: M Stefan Weis, Mainz-Kastel Einakter Sancta Susanna 10 A ‘DOWNRIGHT Herstellung und Druck/Production and print ing/Réalisation et Impression: NUISANCE’ · On Hindemith’s One-Acter Sancta Schott Music GmbH & Co. KG, Mainz M Übersetzung engl./English translation/ Susanna 12 UN « SCANDALE PUBLIC » · Traduction anglaise: David Babcock Übersetzung frz./French translation/Traduc - À propos de Sancta Susanna, opéra en un acte tion française: Dominique de Montaignac de Hindemith 14 Bildnachweise/ Picture credits/ Illustrations: Marco Borggreve (Thomas Hampson), Brigi - da González (SWR Vokalensemble), Jochen Klenk/Theater Ulm (Sancta Susanna, Ulm M 2010), Matthias Creutziger/Sächsische CD Neuerscheinungen 16 CD New Staatsoper Dresden (Cardillac, Dresden Releases 16 M Nouveautés sur CD 16 2009), Christian Steiner (Hans Graf) Umschlag/Cover/Couverture: © MAST - Fotolia.com Printed in Germany Forum 18 Hindemith-Forum 24/2011 SANCTA SUSANNA Können Sie sich noch an Ihre erste „SCHÖNE MUSIK Begegnung mit der Musik Hindemiths EINES KLUGEN erinnern? KOMPONISTEN“ Hindemith war schon sehr früh eine Ein Gespräch mit dem große Liebe von mir. Ich war wohl 16 oder 17, als mir mein Schwager seine Dirigenten Hans Graf umfangreiche Plattensammlung zum Seit 2001 Chefdirigent des Houston Durchwühlen überließ. Darunter befand sich die „Mathis“-Sinfonie , und wenig Symphony Orchestra, gehört Hans später erhielt ich eine tschechische Ein - Graf zu den renommierten Dirigen - spielung der Konzertmusik für Klavier, ten unserer Zeit. In den Jahren 1984- Blechbläser und Harfen op. 49, die bis 2004 leitete er als Chefdirigent das heute noch zu meinen Lieblingsstücken Mozarteumorchester Salzburg, das von Hindemith zählt. So eroberte ich mir sein Werk allmählich, und ich habe Calgary Philharmonic Orchestra und großen Respekt vor einem solch klugen das Orchestre National Bordeaux Komponisten, der so schöne Musik zu Aquitaine. Als Gastdirigent leitet er schreiben imstande ist. regelmäßig die führenden Orchester Haben Sie noch andere „Lieblingsstücke“? Nordamerikas und Europas. So hat meinem Abschied dort im Jahr 1994 er u.a. mit den Sinfonieorchestern habe ich mich davon etwas befreit und Ein besonderes Faible habe ich für die von Boston, Cleveland, Los Angeles, mich den Komponisten zugewandt, die mittlere Periode, die die „Mathis“-Sinfo - New York und Philadelphia wie auch schon seit meiner Jugendzeit wichtig für nie einschließt und das Violinkonzert mit dem Concertgebouw Orkest Am - mich waren. Mein erstes und ganz eige - (1939), das ich sehr liebe. Aber mir gefal - nes Interesse galt früh schon Debussy, len auch frühere Werke wie das Konzert sterdam, dem Deutschen Sympho - Ravel, Bartók oder Strawinsky, und für Orchester op. 38 (1925), das kaum nie-Orchester Berlin, den Wiener während meines Studienjahres in Rus - einer kennt und das ich so gerne einmal Philharmonikern und den Wiener sland habe ich besonders Schostako - dirigieren möchte, oder die Kammermu - Symphonikern zusammengearbeitet. witsch schätzen gelernt, aber auch Pro - siken, besonders die Kammermusik Nr. 1 kofjew. Und nicht zu vergessen Anton op. 24 Nr. 1 (1922) mit ihrem grellen, fre - Hans Graf blickt zudem auf eine er - Bruckner: Mein Heimatort liegt ja nur we - chen Tonfall. Dieses Stück ist ja nur we - folgreiche Operntätigkeit zurück: nige Kilometer von Bruckners Ansfelden nig später als die Sancta Susanna ent - 1981 gab er sein Debüt an der entfernt, und selbstverständlich habe ich standen und zeigt zusammen mit ihr die Wiener Staatsoper, gefolgt von Pro - immer eine große emotionale Nähe zu Doppelgesichtigkeit, die Hindemiths diesem Komponisten gespürt, auch Werk in dieser Phase seines Schaffens duktionen an den Opernhäusern in wenn ich im Alter von 25 bis 35 ein we - auszeichnet. Mit der Kammermusik Nr. 1 Berlin, München, Paris und Rom. nig den Glauben an ihn verloren hatte – erscheint Hindemith als der „böse Bube“, Hindemiths Einakter Sancta Susanna um ihn dann, gestärkt, wiederzufinden. der die Provokation liebt. Zur Erkenntnis, steht auf dem Programm von Kon - dass er auch Verantwortung dafür trägt, Mit Hindemith teilen Sie die große Vereh - etwas Neues aufzubauen, gelangt Hinde - zerten mit Hans Graf und dem Deut - rung für Anton Bruckner: Was, glauben mith erst später, und am Ende seines Le - schen Symphonie-Orchester Berlin Sie, hat Hindemith an Bruckner geliebt? bens neigt er dann doch zu einer eher im kommenden April. scholastischen, doktrinären Haltung, die Ich sehe bei Hindemith z.B. großartige sehr streng wirkt. Gibt es einen speziellen Schwerpunkt in Choralharmonisierung, wie man am Dessen ungeachtet interessiere ich Ihrem Repertoire? Schluss des letzten Satzes der „Mathis“- mich auch sehr für die großen Werke der Sinfonie hören kann. Eine Kunst, die Gu - späteren Jahre, etwa die Sinfonie „Die Das habe ich eigentlich immer vermie - stav Mahler von seiner Gattin Alma abge - Harmonie der Welt“ , auch für die Sinfo - den, auch wenn sich im Laufe des Le - sprochen wurde. Man könnte Hinde - nia Serena oder die Symphonie in Es . bens natürlich einige Schwerpunkte her - miths Harmonik als ein Weiterdenken Doch leider ist es gar nicht so einfach, für auskristallisiert haben. Ich wollte nie ein der Brucknerschen bezeichnen. Außer - solche Werke Konzertveranstalter zu ge - „Spezialist“ werden, weil man damit zu dem entwickelte Hindemith einen ausge - winnen: Viele haben doch Angst davor, sehr zum sogenannten „type casting“ prägten Spürsinn für Größe und ruhiges dass sich diese Stücke nicht gut verkau - eingeladen hätte. Natürlich habe ich aber Pathos, und deshalb dürfte er Bruckner, fen könnten. Das ist deshalb so bedauer - beispielsweise aufgrund meiner zehn - der anders als Liszt oder Strauss ganz lich, weil sie, wenn sie denn einmal ge - jährigen Arbeit mit dem Mozarteum-Or - ohne Arroganz daherkommt, so ge - spielt werden, rundweg auf positive Re - chester sehr viel Mozart gespielt. Nach schätzt haben. Hindemith-Forum 24/2011 3 sonanz stoßen. Auf Vorbehalte treffe ich Die entscheidende Anregung kam übrigens sowohl in Europa als auch in vom Orchesterdirektor des DSO, Alexan - Amerika, wenn ich Hindemith vorschlage. der Steinbeis, der mich fragte, ob ich In - teresse an diesem Stück hätte. Ich ant - Was fasziniert Sie an Hindemiths Musik wortete sogleich, dass Sancta Susanna besonders? schon immer auf meiner heimlichen Wunschliste gestanden habe, seit ich mir Vor allem beeindrucken mich die in den 1970er Jahren die Partitur gekauft Stringenz und Logik, die sich in seiner habe. Es ist schon unglaublich, mit welch Musik finden. Und natürlich das tadello - sicherer Hand der junge Mann da kom - se, gegen jeden Einwand gefeite Hand - poniert hat und welche geradezu beäng - werk des Musikmachens, das er be - stigende Souveränität aus der Partitur herrschte. Mich überzeugt auch seine spricht. Dass ich das Stück bislang nicht große Inspiration: Hindemiths Musik hat realisieren konnte, hatte mehrere Grün - Schwung und Charakter, und sie hat eine de: Während meiner Zeit als Musikali - völlig eigene Sprache. In seinen schön - scher Leiter des Salzburger Landesthea - sten Stücken ist Hindemith im besten ters fehlten mir die Möglichkeiten, das Sinne populär: Wer Ohren hat zu hören, gesamte Triptychon auf die Bühne zu der hört die Schönheit seiner Musik. bringen, und wenn Sancta Susanna aus Wenn man die „Mathis“-Sinfonie spielt, dem Zusammenhang des Triptychons ist das Publikum jedesmal hingerissen. herausgenommen wird, dann stellt sich die Frage, womit man dieses kurze Stück Wie kam es zum Projekt, mit dem Deut - kombinieren könnte, zumal ja das Sujet Sie kombinieren in Berlin Sancta Susan - schen Symphonie Orchester Berlin die schon etwas sonderbar ist. Deshalb war na mit Puccinis Suor Angelica und Skrja - Sancta Susanna zu spielen? ich ganz begeistert, als die Anfrage des bins Poème de l’extase . Können Sie uns DSO kam. etwas über das dramaturgische Konzept dieser Zusammenstellung verraten? Zunächst ist es ja kaum zu übersehen, dass Hindemith sich thematisch mit sei - nen drei Einaktern an Puccinis Trittico ori - entiert: Mörder, Hoffnung der Frauen kann zu Puccinis Il Tabarro und dem dort geschehenden Mord in Beziehung ge - setzt werden, und wir haben vergleichba - re Sujets bei Suor Angelica und Sancta Susanna , die allerdings unterschiedlich akzentuiert werden. In Puccinis Suor An - gelica wird der sozialkritische Aspekt stark hervorgehoben,
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