Wie Sammelfächer Die Schule Verändern Und Was Daran Problematisch Ist. Seite Freitag 6 21.04.2017 Nr

Wie Sammelfächer Die Schule Verändern Und Was Daran Problematisch Ist. Seite Freitag 6 21.04.2017 Nr

Lehrplan 21 Wie Sammelfächer die Schule verändern und was daran problematisch ist. Seite Freitag 6 21.04.2017 Nr. 16 Fr. 5.– GEO ODER GESCHICHTE? MÖBEL | MODE | SCHMUCK MESSE BASEL HALLE 3 21. 23. APRIL GUTES DESIGN KAUFEN WWW.BLICKFANG.COM 3 INHALTFC Basel Foto: FreshFocus Luca Zuffi ist Stammspieler beim FCB, egal wie der Trainer heisst. Im Interview Seite spricht er über die neue Führung, Spektakelfussball und sein rotblaues Herz. 24 Kurzurlaub Foto: ZVG Blickfang Foto: a. preobrajenski Schnuffi, Johanniskraut-Tee und Seite Die Geschichte des Ticotaca-Stuhls Seite Langeweile: ein Weekend im Stücki. 15 und seiner Designer. 28 Luca Bruno S. 4 Frankreich ANZEIGE Bestattungen S. 14 Kulturflash S. 29 Le Pen und das Kultwerk S. 31 Zeitmaschine S.32 AKW: Ruedi Wochenendlich S. 33 Rechsteiner über Kreuzworträtsel S. 34 die Wahl und Impressum S. 34 Seite Fessenheim. 12 titelFoto: getty images titelFoto: getty TagesWoche 16/17 EDITORIAL PORTRÄT Diskutieren ohne Scheuklappen Luca Bruno von Olivier Joliat m Anfang stand die Frage: «Wie wird Der neue «Sounds!»-Moderator eigentlich heute Geschichte unterrich- Luca Bruno will sein Publikum tet?» Die Recherche führte Redaktor überraschen. Auf lokalpatriotische Gabriel A Unterstützung des Baslers sollten J eremias Schulthess in die Basler Sandgruben- Brönnimann lokale Bands aber nicht zählen. Leiter Region Schule. Dort werden die Fächer Geschichte und er im Netz nach Informatio- Geografie nach Vorgabe des Lehrplans 21 ge- nen zum neuen «Sounds!»- meinsam unter dem Namen «Räume, Zeiten, Moderator Luca Bruno Gesellschaften» (RZG) unterrichtet. sucht, folgt erst einmal Wfalschen Fährten: ein italienischer Fuss- Es ist unbestritten, dass Lehrpläne mit den Weiterlesen, S. 9 ballprofi, ein Football-Talent und ein Mode label verdrängen ihn von den Anforderungen der Zeit Schritt halten müssen. Topplätzen. «Und wer nach Fotos sucht, Ob der Lehrplan 21 in die richtige Richtung geht, findet die von einem Fotografen gleichen Namens», lacht der Basler. ist allerdings umstritten. Die lautesten Kritiker Dabei ist eine bessere Webpräsenz von Lehrplan 21 und HarmoS-Konkordat kom- Wenn der ein Hauptthema, das Bruno ins neue Kilimandscharo in «Sounds!»-Team einbringen will: «Wir men aus der konservativen Ecke. «Früher war Deutschland steht, brauchen Ideen, was eine Radiosendung alles besser», so das Leitmotiv: ein strenger Leh- tageswoche.ch/ kann, das Soundcloud oder Spotify nicht +5sdac können.» Der 28-Jährige gehört zur Gene- rer, eine Wandtafel, jede Menge Stoff statt wie ration der Digital Natives, nennt sich heute «Kompetenzen» – und notfalls eins mit selbst «Kind des illegalen Internets», dem die Musiktausch-Börse Napster in Teen- dem Lineal auf den Schulkörper, wenn der nicht agertagen gratis und frei Haus die musika- tut, wie der Lehrkörper will. lische Sozialisation vereinfachte. Bevor rechtschaffene Musikkäufer Georg Geiger gehört nicht zu dieser Gruppe. Weiterlesen S. 6 über solch schändliches Verhalten den Und als Gymnasiallehrer betrifft ihn der Kopf schütteln: Wenn man im Web doch noch Fotos von Bruno gefunden hat, sieht Lehrplan 21 nur indirekt. Trotzdem steht er den man ausser seinen Zehen nur Regale voller Neuerungen kritisch gegenüber: «Wenn du den Vinyl-Platten. «Parallel zum Downloaden habe ich immer Alben gekauft. Was ich Lehrplan anschaust, kriegst du eine halbe «Der Spielraum liebe, will ich in Händen halten.» Am liebs- Depression», sagt er im Interview. Das Resultat wird enger», ten auf Vinyl, weil er schon früh als DJ tageswoche.ch/ auflegte, «aber nur als Hobby». Seine der Reformen sei weniger demokratische +vzf36 Radiokarriere startete er 2009 beim loka- Mitbestimmungsmöglichkeiten und mehr len «Sounds!»-Pendant, der Sendung «Mainstream» auf Radio X. «Damals ging Bürokratie-Aufwand. es bei der Musik für mich um Leben und Geiger sagt auch: «Innerhalb der Linken Tod. Ich litt richtig, wenn grossartige Bands vor 30 Leuten spielen mussten. gibt es fast keine Diskussion über den Lehrplan Dann setzte es am nächsten Tag böse Mails 21 – dabei ist die Basis der linken Parteien in die- an alle, die beim Konzert gefehlt hatten.» ser Frage erstaunlich heterogen.» Eine Aussage, Ein Algorithmus überrascht nicht die uns aufrütteln sollte: Fragen zur Qualität Eine kleine Krise führte fünf Jahre spä- ter dazu, dass er das Radio zum Beruf des neuen Unterrichts müssen von allen Seiten machte: «Nach 14 Semestern hatte ich ge- gestellt werden – frei von politischem Ballast nug von Geschichte und vor allem den Me- dienwissenschaften. Wie Filme an der Uni und ideologischen Scheuklappen. besprochen wurden, war für mich als Kino- Sonst könnte es geschehen, dass künftige und TV-Nerd der Horror.» Er spürte: «Ich muss was mit meinem Leben anfangen», Generationen den Kopf schütteln über Konst- und bewarb sich bei SRF Virus. rukte wie «Räume, Zeiten, Gesellschaften» und Seit drei Jahren moderiert Bruno dort das Vorabendprogramm. Sein Spezial- die dort vermittelten «Kompetenzen». gebiet sind TV-Serien und Musik. Ist das tageswoche.ch/+er48a × sinnvoller als Seminare an der Uni? «Zu- TagesWoche 16/17 «Musik ist keine Nebensache oder reine Unterhaltung.» Luca Bruno, der Neue bei «Sounds!». Foto: Nils Fisch mindest verschafft es mir eine grössere er für seine Leidenschaft andere Wege Ist da Zuhören und Moderieren befrie- innere Befriedigung», so Bruno. Befriedi- nutzen. «Ich disse noch immer und durch- digend genug, oder will Bruno auch selber gend findet er auch die Rolle, der er als aus gerne, wenn es Gründe gibt.» musizieren? «Ich bin total unmusikalisch «Sounds!»-Macher im Gegensatz zu den Basler Bands sollten nicht darauf zäh- und besitze keinerlei Rhythmusgefühl», Algorithmen von Spotify und Soundcloud len, nun einen lokalen Fürsprecher beim winkt er ab. Trotzdem kaufte er sich mit spielt: «Wir kuratieren Musik und liefern nationalen Sender zu haben: «Momentan 16 Jahren einen Bass. Dreimal angefasst, Zusatzinformation. Der Algorithmus kann begeistern mich in Basel nur DJs, wie etwa steht er seither im Keller. «Aber ich habe dir zwar unendlich viel Musik liefern, Audio Dope. Luzern, Bern und Zürich noch dieselbe Hoffnung, wie wenn ich die deinem Geschmack entspricht, aber haben grad interessantere Bands.» im Joggeli sitze und träume, plötzlich als nicht mit Neuem überraschen, das in dem Ob das stimmt, lässt er offen. «Bei Talent entdeckt zu werden und doch noch Zusammenhang eben doch passt.» Musikkritik gibt es kaum handwerklich eine Profikarriere zu starten.» Bruno will Menschen zur Musik brin- klare Kriterien für gut oder schlecht.» Es Den italienischen Fussballprofi mit gen. Bei aller Liebe zum Film und anderen geht meist mehr um Meinung. Musik als dem gleichen Namen wird er wohl nicht Künsten bleibt sie für Bruno in ihrer Ein- ursprünglichste und persönlichste aller aus der Hitliste drängen. Doch das Profil fachheit das emotional und physisch be- Kulturformen ist immer subjektiv, dessen des neuen «Sounds!»-Moderators wird wegendste Kulturgut: «Oder hast du mal ist sich Bruno bewusst: «Alpen rocker An- immer schärfer. Menschen vor einem Bild oder im Kino dreas Gabalier und DJ Bobo bewegen tageswoche.ch/+hus2k × tanzen sehen?» Hassmails verschickt er emotional wohl mehr Menschen als die heute keine mehr. Als Radiokritiker kann meiste Musik, die ich liebe.» «Sounds!», Mo–Fr, 22–24 Uhr, SRF 3. TagesWoche 16/17 Wissen ist nie fix, sagt Georg Geiger: Die Welt dreht sich weiter. foto: getty images 7 Lehrplan 21 Georg Geiger unterrichtet seit über 20 Jahren an einem Basler Gymnasium. Im Interview erklärt der Pädagoge, wie Schulreformen den Lehreralltag verändert haben. «DER SPIELRAUM WIRD ENGER» von Jeremias Schulthess Herr Geiger, Sie sind seit über 20 Aufwand. Viele Reformen, die man mit Jahren Gymnasiallehrer. Geht mit der guten Begründungen von oben befahl, ir treffen Georg Geiger im Zeit der Elan verloren? hatten keinen besonders guten Effekt auf Unternehmen Mitte. An Nein. Je älter man wird, umso vielfäl- unseren Schulalltag. der Schule, wo er unter- tiger unterrichtet man. Man hat eine Zum Beispiel? richtet, darf er keine Inter- natürliche Autorität, ein gelasseneres Man will, dass Lehrpersonen mehr im Wviews geben. Wir dürfen auch nicht Verhältnis zu den Schülerinnen und Team arbeiten. Das Problem dabei: Wenn schreiben, an welcher Schule er unter- Schülern, man weiss mehr. Man wird mit du Teamarbeit erzwingst, ist es keine richtet – das ist die Weisung des Erzie- dem Alter eigentlich nur besser. gute Teamarbeit mehr. Man hat zum hungsdepartements (ED) für alle Lehr- Wie haben Sie die Veränderungen Beispiel gesagt, man soll gemeinsame personen in Basel-Stadt. im Bildungsbereich in den letzten 20 Prüfungen machen. Jedes Fach muss Was Geiger sagt, soll nicht in Zusam- Jahren erlebt? mindestens alle drei Jahre nachweisen, menhang mit der offiziellen Sichtweise Der Unterricht hat sich nicht gross dass man gemeinsam prüft. Das ist gut des ED gebracht werden. Beim Gespräch verändert. Die bildungspolitischen Refor- gemeint. Es tut jedem Lehrer gut, wenn wird auch klar, warum. Der Geschichts- men greifen noch nicht total in den Unter- er mal mit jemandem zusammen einen und Deutschlehrer spart nicht mit Kritik richt ein, aber der Gestaltungsspielraum Theaterbesuch macht und danach eine an den Reformen, die in den letzten Jahr- wird spürbar enger. gemeinsame Fragestellung erarbeitet. zehnten durchgeführt wurden. Wo machen sich die Reformen denn Daraus wird aber eine bürokratische Der Lehrplan 21 ist für ihn eine Fehl- bemerkbar? Massnahme. konstruktion – und das, obwohl Georg In den äusseren Rahmenbedingungen.

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