Das Magazin der Kulturstiftung der Länder 2 2019 KULTUREN DES AUSTAUSCHS PERSPEKTIVEN DES DEUTSCH-RUSSISCHEN MUSEUMSDIALOGS OTTO DIX IN DÜSSELDORF KULTURHAUPT- STADT EUROPAS 2025 EDITORIAL menschliches Leid geworden sind. Mit dem Schwer­ punkt „Deutsch­Russischer Museumsdialog“ widmet sich diese Ausgabe von Arsprototo den Möglichkeiten, die Kulturinstitutionen haben, um mit solchen sensib­ DAS MITEINANDER len Erzählungen auf respektvolle und behutsame Weise umzugehen und in vollem Wissen um das Vergangene STÄRKEN einer gemeinsamen Zukunft durch Austausch und part­ nerschaftlichen Dialog den Weg zu bereiten. Zu Wort kommen dabei Expertinnen und Experten aus Russland und Deutschland, die sich seit mehr als einem Jahr­ zehnt für diese ‚Kulturen des Austauschs‘ einsetzen und damit einen wichtigen Beitrag zu den deutsch­russi­ schen Kulturbeziehungen leisten. Das Miteinander steht auch im Mittelpunkt zweier Beiträge, die wichtigen Partnerinstitutionen der Kultur­ stiftung der Länder gewidmet sind, der Hermann Reemtsma Stiftung sowie der Ernst von Siemens Kunst­ stiftung. Ohne die enge, vertrauensvolle Partnerschaft Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder mit diesen und weiteren Förderinstitutionen könnte die Kulturstiftung der Länder ihre zahlreichen Aufgaben nicht angemessen erfüllen. Liebe Leserinnen und Leser, Miteinander im Wettstreit um den Titel „Kultur­ hauptstadt Europas 2025“ stehen in Deutschland „Wir müssen uns immer neu verständigen auf die derzeit mehrere Städte, die sich im Rahmen des von Werte, auf die Rahmenbedingungen und Grundlagen, der Kulturstiftung der Länder organisierten deutschen in denen wir im gesellschaftlichen Miteinander agieren Wettbewerbsverfahrens mit der Frage beschäftigen, wie wollen“, sagt der Hamburger Kultursenator Carsten Europa und die Idee der europäischen Einheit die Kul­ Brosda im Interview mit Arsprototo und beschreibt da­ tur einer Stadt maßgeblich prägen können und wie eine mit die Kernaufgabe einer Gesellschaft, die der Sozio­ Stadt ihren unverwechselbaren Platz in den vielfältigen loge Andreas Reckwitz unlängst als „Gesellschaft der kulturellen Landschaften Europas finden und behaup­ Singularitäten“ charakterisiert hat. Das stetige Aushan­ ten kann. Im Bericht „Kulturhauptstadt Europas 2025“ deln von Werten, Rahmenbedingungen und Grund­ erhalten Sie einen spannenden Einblick in die Wettbe­ lagen gesellschaftlichen Miteinanders ist dem Wesen werbsvorbereitungen der deutschen Bewerberstädte. nach ein Prozess des Kulturellen, in dem durch Erzäh­ Virtuoses, Fesselndes und vormals Bedrohtes begeg­ lungen Sinnangebote entstehen. Solche Erzählungen net Ihnen schließlich in den Rubriken „Erwerbungen“, „NUR DURCH GEGENSEITIGES VERTRAUEN, begegnen uns in ganz unterschiedlicher Form, sehr häu­ „Ausstellungen“ und „Restaurierungen“. Ebenso wie fig als Werke der Literatur, der Musik, der bildenden in „Zahlen und Fakten zur Kulturstiftung der Länder DEN UNGEHINDERTEN ZUGANG ZU DEN ARCHIVEN und darstellenden Kunst. Einen besonderen Wert für im ersten Halbjahr 2019“ finden Sie dort umfassende die Gesellschaft haben solche Erzählungen dann, wenn Informationen zur Fördertätigkeit der Kulturstiftung UND DURCH TRANSPARENZ KANN DIE ARBEIT ihre Sinnangebote überzeugen, Menschen dauerhaft der Länder. Ohne die fortgesetzte großzügige Unter­ AN DER GEMEINSAMEN GESCHICHTE miteinander verbinden und so Gemeinsamkeit stiften, stützung aller 16 Länder wäre diese Fördertätigkeit auch über räumliche und zeitliche Distanzen hinweg. nicht möglich, für mich ein weiterer, sinnfälliger Beweis DER VERLORENEN SAMMLUNGEN GELINGEN.“ Es ist die Gründungsidee der Kulturstiftung der für die Stärke des Miteinanders! Länder, diejenigen Vorhaben im Bereich Kunst und Kultur zu fördern, die von gesamtstaatlicher Bedeu­ Ihr Dr. Britta Kaiser-Schuster, Dezernentin der Kulturstiftung der Länder tung in dem Sinne sind, dass in ihnen das Verbindende und Gemeinsame in unserer Gesellschaft sichtbar wird. Dabei kann es beispielsweise um die Erwerbung von Werken der bildenden Kunst und der Literatur ge­ hen, die zu Referenzpunkten unserer Erzählungen über kulturelles und gesellschaftliches Zusammenleben in Deutschland geworden sind. Ebenso wichtig sind in diesem Kontext aber auch Projekte, die Dialog und Austausch in Situationen fördern, in denen Kultur güter zum Gegenstand von Erzählungen über Verlust und ARSPROTOTO 2 2019 3 AUTOREN HANS-GEORG MOEK Trinks’ Leidenschaft gehört jedoch der 3 EDITORIAL Mediävistik. Für Arsprototo analysiert Mehrere 1.000 Kilometer ist Hans­Georg Trinks die sinistre Bildsprache des Renais­ 4 AUTOREN Moek schon durch den Berliner Friedrichs­ sancemalers Baldung und berichtet über hain gejoggt, bei seinem Training für die die sensationelle Entdeckung zweier Ironman­Distanz. Dennoch war er faszi­ unbekannter Tafeln des Künstlers, die mit INHALT ERWERBUNGEN niert, als er erfuhr, was sich dort 1945 im Hilfe der Ernst von Siemens Kunststiftung Flakbunker abgespielt hat. Es sind aber jetzt nach Karlsruhe gelangten. nicht nur die Geschichten, die ihn faszinie­ ––– Seite 80 9 DECKELTERRINE ren, sondern auch die Vielfalt der mögli­ für den Ruppiner Landrat Friedrich chen Erzähl formate und Kommunikations­ Wilhelm von Schenckendorff kanäle. Hans­Georg Moek hat nach dem Studium der Philosophie und der Theo­ 1 0 SCHLITTSCHUHLÄUFER logie und einer Journalistenausbildung beim RBB­Fernsehen und als Sprecher IM TIERGARTEN im brandenburgischen Ministerium für von Adolph Menzel Wissenschaft, Forschung und Kultur ANASTASSIA BOUTSKO gearbeitet. In der Kulturstiftung der Länder 12 ZWEI ALABASTERRELIEFS ist er Leiter der Kommunikation und 1972 als Tochter einer Musikwissenschaft­ Chefredakteur. Hier produziert er Texte mit der Verkündigung an Maria lerin und eines Komponisten in Moskau und Videos, Interviews, Slideshows und geboren, wuchs Anastassia Boutsko in einer Fotos oder sonstigen Social Media­Con­ 14 OUVERTÜRE ZU DEN „SZENEN weltoffenen Künstlerfamilie auf, die sich tent. In den Podcasts können Sie seine AUS GOETHES ‚FAUST‘“ gegenüber der offiziellen politischen Linie Stimme hören. ––– Seite 48 von Robert Schumann in der Sowjetunion kritisch verhielt. Nach ANNA SCHULTZ ihrem Studium der Linguistik und Philolo­ gie zog es sie wie viele junge Menschen der Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin der 15 BIBLIOTHEK Perestroika­Generation mit Anfang zwanzig Kunstsammlung der Berliner Akademie der in den Westen, auf der Suche nach neuen Künste betreut Anna Schultz die Bestände der Grafen zu Stolberg­Wernigerode Herausforderungen und Chancen. Boutsko der Kunst des 19. Jahrhunderts, die entschied sich für die Journalistik und Plakatsammlung und den künstlerischen 16 KNABENKOPF (WILLI BLAB) arbeitete fortan für öffentlich­rechtliche Nachlass von John Heartfield. Ihre Be­ von Gabriele Münter Sender wie WDR, SWR, Deutschlandfunk geisterung für die deutsche Kunst des 19. und Deutschlandradio Kultur, zudem Jahrhunderts wurde während ihres Studi­ SKIZZE ZU FIGURENBILD schrieb sie für die Frankfurter Allgemeine ums in London geweckt. Zunächst speziali­ (DER MALER) Zeitung, Monopol sowie viele andere sierte sie sich auf die Kunst auf Papier, hier 15 deutsche und russische Medien. Vor 20 insbesondere Druckgrafik. Nach langjähri­ von Willi Baumeister Jahren wechselte Boutsko zur Deutschen ger Tätigkeit in der grafischen Sammlung Welle, zunächst als freie Mitarbeiterin, des British Museum trat sie in Berlin eine KONSOLTISCH dann als Redakteurin für Kultur und STEFAN TRINKS Stelle am Kupferstichkabinett an und von Franz Conrad Link Leben. Zu ihren Kernthemen gehört seit wechselte schließlich zur Berliner Akade­ 2001 auch der sogenannte Beutekunst­ Der Maler Hans Baldung, der in der mie der Künste. Seit einigen Jahren 17 THRONENDE MADONNA MIT KIND komplex. Bei ihren Recherchen und Künstlerinschrift auf dem Freiburger beschäftigt sie sich dort mit der Rolle der Publikationen vermeidet sie stets den Hochaltar stolz „Grien“ als seinen Beina­ Akademie für die Berliner Kunstproduk­ eines Lucchesischen Meisters einseitigen Blick auf dieses hochkompli­ men angibt, fesselt den Kunsthistoriker tion seit dem späten 17. Jahrhundert. Ihr zierte und dramatische „Wimmelbuch der Stefan Trinks nicht erst seit seinem Vortrag Interesse gilt insbesondere der Rekon­ Geschichte“ und möchte damit einen zu Baldung auf dem Symposion des struktion der seit Kriegsende in weiten SCHWERPUNKT Beitrag zum Dialog und dem gegenseitigen Mediävistenverbandes „Farbiges Mittel­ Teilen verschollenen bzw. zerstreuten Verständnis leisten. Für Arsprototo sprach alter“ im Jahr 2009. Der ausgebildete akademischen Lehrsammlung. Als sie 2013 DEUTSCH-RUSSISCHER- Boutsko mit Barbara Schneider­Kempf Mittelalterarchäologe buddelte auch schon erstmals das Depot der Kunstsammlung und Vadim Duda über Durchbrüche und in der Erde seiner Studienorte Bamberg betrat, fiel ihr ein im Zweiten Weltkrieg MUSEUMSDIALOG Hindernisse des Deutsch­Russischen und Berlin nach mehr oder weniger schwer beschädigtes Gemälde von Oscar Bibliotheksdialogs. ––– Seite 29 farbigen Hinterlassenschaften. Trinks, der Begas gleich ins Auge. Für Arsprototo 20 VERTRAUEN UND TRANSPARENZ seit 2017 das Kunstressort der Frankfurter erzählt Schultz, wie dieses kapitale Werk Allgemeinen Zeitung leitet, promovierte wieder für die Öffentlichkeit zugänglich Der deutsch­russische Kulturdialog über die renaissancehaften Skulpturen des gemacht werden konnte. ––– Seite 114 — von Britta Kaiser-Schuster 11. Jahrhunderts entlang des spanischen Jakobswegs. Seine Habilitation untersucht 24 eigenbewegte Stoffe vom
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