Ausbildungsdidaktiken: Lehrerausbildung Didaktik Sozialwissenschaften Educating Social Science Educators

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Journal of Social Science Education Journal für sozialwissenschaftliche Studien und Didaktik JSSE, Volume 8, 2009, Number 2, © JSSE 2009, ISSN 1618-5293 Ausbildungsdidaktiken: Lehrerausbildung Didaktik Sozialwissenschaften Educating Social Science Educators Herausgeber: Tilman Grammes Editor: Tilman Grammes Tilman Grammes: Editorial: Ausbildungsdidaktiken – Themen und Aufgaben einer Hochschulfachdidaktik der Sozialwissenschaften in der Lehrerausbildung ................................................................................................... 2–22 Sibylle Reinhardt: Gelingende Lehrerbildung – Professionstheorie und Fachdidaktik, Erfahrungen und Konse- quenzen ................................................................................................................................................................23–31 Bettina Zurstrassen: Kompetenzorientierte Lehrerbildung in den sozialwissenschaftlichen Unterrichtsfächern – Blühende Landschaften in der sozialwissenschaftlichen Lehrerbildung von morgen? ................................. 32–45 Anja Besand: 12 Jahre Berufserfahrung – Die besondere Situation des Lehramtsstudiums als Herausforderung für die fachdidaktische Ausbildung ....................................................................................................................... 46–56 Andreas Petrik: „… aber das klappt nicht in der Schulpraxis!“ Skizze einer kompetenz- und fallorientierten Hoch- schuldidaktik für die Politiklehrer-Ausbildung ................................................................................................ 57–80 Niklas Eklund, Anna Larsson: Teacher Education in Social Science in Sweden in Historical and Comparative Per- spectives ............................................................................................................................................................. 81–93 Peter Davies: Improving the quality of students’ arguments through ‘assessment for learning’ ............. 94–104 Praxisteil Anselm Cypionka, Heike Hornbruch, Waltraud Kallenbach: Stand, Probleme, Perspektiven der Ausbildung im Fachseminar SoWi .......................................................................................................................................... 105–123 Rezensionen Matthias Busch: Planungsdidaktiken in sozialwissenschaftlichen Fächern. Bereichsrezension aktueller fachdidak- tischer Planungskonzepte ...............................................................................................................................124–145 Tilman Grammes: Vermittlungswissenschaft. Zur Verwendung sozialwissenschaftlichen Wissens am Beispiel einer Wei- ter bildung ....................................................................................................................................................... 146–164 Linkliste: .......................................................................................................................................................... 165–175 Wiedergelesen (Dokumentation) ...................................................................................................................... 176–201 Keywords: Higher Education, Ausbildungsdidaktiken, Hochschuldidaktik, Weiterbildungsdidaktik, Wissen- schaftsdidaktik [der Fachdidaktik], Professionalisierung, Politiklehrerausbildung, Lehrerausbildung, Hochschul- didaktik, Methoden der politischen Bildung, Methodencurriculum, Politikdidaktik, Fallarbeit, Fachdidaktische Kompetenzen, Konstanzer Wanne, Verwendungsforschung, Theorie-Praxis-Problem, Praxisschock, Burn-Out, Wissensformen, Social studies education, Brückenproblem, Lehrkunstdidaktik, Genetisches Prinzip Journal of Social Science Education © JSSE 2009 Volume 8, Number 2, 2009, pp. 2–22 ISSN 1618-5293 Tilman Grammes Editorial: Ausbildungsdidaktiken – Themen und Aufgaben einer Hochschulfachdidaktik der Sozialwissenschaften in der Lehrerausbildung Inhalt manistischen Universität in der Realität immer schon 1. Hochschuldidaktik – eine Trivialisierung von Wis- gefährdet bzw. nicht gegeben waren. Die freie, sich senschaft und Studium? von selbst regulierende Kommunikation zwischen 1.1 „… nach Bologna“ – neue Hochschulpolitik Lehrenden und Lernenden wird unter den Bedingun- 1.2 Generation Klick – neue Wissensarchitekturen gen der Massenuniversität zum Problem, was eine Pä- 1.3 „Sie schäumen lieber Milch auf, als auf die Straße dagogisierung der Lehre notwendig erscheinen lässt zu gehen.“ – neue Sozialisationslagen – Hochschuldidaktik als „Reparaturdidaktik“ (Mittelst- 2. Themen und Aufgaben einer Hochschulfachdidak- rass). In der “Hochkonjunktur” der Hochschuldidaktik tik: Zu den einzelnen Beiträgen in den 1960er Jahren steht eine kritische Auseinander- 2.1 Erste Phase: Universität setzung mit Inhalten von Studiengängen und die Stu- 2.2 Zweite Phase: Referendariat dienreform im Mittelpunkt. Der “Vermittlungsaspekt”, 2.3 Dritte Phase: Weiterbildung d.h. die Planung und Durchführung von Unterricht 2.4 Wiedergelesen und Lehrveranstaltungen (Hochschulmethodik) ist 2.5 Linkliste ebenfalls bereits Thema (Remmele/Ritsert/Voegelin 3. Literatur 1976, Hagemann-White 1976). Die Hochschulreform- bestrebungen der 1970er Jahre führen zur Gründung Keywords einer Reihe von hochschuldidaktischen Zentren und Ausbildungsdidaktik, Higher Education, Hochschuldi- Arbeitsstellen in Deutschland, so z.B. 1971 des Interdis- daktik, Hochschulmethodik, Hochschulfachdidaktik, ziplinären Zentrums für Hochschuldidaktik (IZHD) der Hochschulpädagogik, Professionalisierungsforschung, Universität Hamburg (vgl. Linkliste). Ende der 1990er Referendariat, Vermittlungswissenschaft, Weiterbil- Jahre hat die Hochschuldidaktik mit der Umsetzung dungsdidaktik, Wissenschaftsdidaktik der Bologna-Beschlüsse zur europaweiten Einführung gestufter Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor 1. Hochschuldidaktik – eine Trivialisierung und Master und den damit erforderlichen Änderungen von Wissenschaft und Studium? wie Modularisierung der Studienangebote, studienbe- „Keiner scheint die Universität zu lieben: die Politiker nicht, gleitendes Prüfungswesen, systematische Evaluation weil sie Geld kostet, die Professoren nicht, weil das Ideal usw. erneut stärkere Aufmerksamkeit erhalten. Inzwi- freier Forschung und Lehre nicht mehr aufrechterhalten schen gibt es eigene Fachzeitschriften Studiengänge wird, und die Studenten nicht, weil sie die angeblich schöns- zum Master of Higher Education (siehe Linkliste). Eine ten Jahre ihres Lebens in Wissensfabriken verbringen.“ (Allgemeine) Hochschuldidaktik ist als Disziplin im in- (Hörisch 2006, Klappentext) ternationalen (Cannon/Newble 2003) und im deutsch- Dieses Schwerpunktheft von JSSE widmet sich dem sprachigen Diskurs (im Überblick: Huber 1995, Reiber/ Thema „Hochschulfachdidaktik“ der Sozialwissenschaf- Richter 2007) etabliert. ten in der Lehrerbildung („Ausbildungsdidaktiken“). Als Disziplin ist Hochschuldidaktik allerdings nach Hochschuldidaktik (in der DDR bis 1989: Hochschul- wie vor umstritten. Sie fördere die Trivialisierung von pädagogik) beschäftigt sich mit allen Aspekten von Wissenschaft und Studium anstelle notwendiger wis- Studium, Lehren und Lernen an Hochschulen. Sie hat senschaftlicher Selbstbildungsprozesse (Mittelstrass eine lange Tradition, die in Deutschland auf die Ahn- 2006). Hochschuldidaktik könne, auch wenn sie sich herrn der Berliner Universitätsgründung Anfang des anders versteht, Universität nur als Schule denken; 19. Jahrhundert zurückgeht, die eine konsistente Ver- hochschuldidaktische Modelle würden die Forschung bindung der drei Pole personale Bildung, Teilhabe an nicht erreichen – die Einheit von Forschung und Leh- Wissenschaft, Befähigung zu praktischem gesellschaft- re mache aber gerade das didaktische Geheimnis der lichen Handeln konzipieren (vgl. den ausgezeichneten deutschen Universität aus. Studieren heißt vor allem, historischen Abriss bei Huber 1995, S. 117ff.) Die klas- sich selbst etwas beizubringen (Rost 1999), ist Auto- sischen Begründungsschriften von Fichte, Schelling, Didaktik, die den Wechsel von der Fremderziehung zur v. Humboldt, Schleiermacher und Steffens dokumen- Selbsterziehung erfordert (Schiek 1982).1 Ein Lehramts- tiert Anrich (1960). Die Gesellschaft für Hochschul- pädagogik (1898-1934) setzt sich damit auseinander, 1 ����������������������������������Der auch als Politikdidaktiker pro��������������������������lierte Erziehungswissen- dass die Voraussetzungen dieser humboldtschen hu- schaftler Hermann Giesecke dazu: „Im Prinzip kann ein gei- 2 Tilaman Grammes Journal of Social Science Education Editorial Volume 8, Number 2, 2009, pp. 2–22 studierender muss zunächst und vor allem sein eigener Die Kritik an der Trivialisierung von Wissenschaft Lehrer werden, eine reflexive Lernhaltung einnehmen. durch Hochschuldidaktik macht deutlich, dass auch Reflexion und Verantwortungsübernahme von Studie- die (Allgemeine) Hochschuldidaktik immer den Ge- renden für ihren eigenen Lernerfolg wird nicht erst seit genstandsbezug ins Zentrum stellen muss, sonst wird heute mit Hilfe des Führens eines Seminartagebuchs sie zur technokratischen Hochschulmethodik werden, oder von Portfolios gefördert (vgl. Völkel 2007). Ein ein- wie es sich zur Zeit in der Entwicklung eines ABK-Berei- drucksvolles Dokument der Rolle von Umwegen und ches (Allgemein Berufsquali�zierende Kompetenzen; Lernkrisen ist der Studienbericht von Eduard Spranger Vermittlungswissenschaft�������������������������) mit „Schlüsselkompeten- (vgl. unter Wiedergelesen/Dokumentiert). ������������Das Verhält- zen“

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