Frühes 17. Jahrhundert)

Frühes 17. Jahrhundert)

Aus dem Veterinärwissenschaftlichen Department der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München Arbeit angefertigt unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. V. Goebel Ein anonymes Roßarzneibuch aus dem bairisch-böhmischen Sprachraum (frühes 17. Jahrhundert) Inaugural-Dissertation zur Erlangung der tiermedizinischen Doktorwürde der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München von Christine Theiss aus Weißenstadt München 2014 Gedruckt mit Genehmigung der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München Dekan: Univ.-Prof. Dr. Joachim Braun Berichterstatter: Priv.-Doz. Dr. Veronika Goebel Korreferent/en: Univ.-Prof. Dr. Lutz S. Göhring Univ.-Prof. Dr. Ellen Kienzle Tag der Promotion: 08. Februar 2014 Meinen Eltern Inhaltsverzeichnis Einleitung............................................................................................... 1 1 Die Handschrift ............................................................................... 3 1.1 Beschreibung .................................................................................................... 3 1.1.1 Äußeres Erscheinungsbild ....................................................................... 3 1.1.2 Gliederung des Werkes ........................................................................... 4 1.2 Verfasser und ehemalige Besitzer des Buches ............................................. 6 1.3 Entstehungszeit und Entstehungsort ........................................................... 10 1.3.1 Gewährsmänner und Zeitzeugen ........................................................... 10 1.3.2 Sprachliche Einordnung ......................................................................... 12 1.4 Abbildungen der Originaltexte ...................................................................... 14 2 Textwiedergabe ............................................................................ 20 2.1 Editionskriterien ............................................................................................. 20 2.2 Register ........................................................................................................... 21 2.3 Transkription des Textes ............................................................................... 29 3 Glossar ........................................................................................ 104 4 Der Quellenvergleich ................................................................. 119 4.1 Die Vergleichstexte ...................................................................................... 119 4.2 Methodik und Besonderheiten der Auswertung ........................................ 123 4.3 Vergleichstabellen ........................................................................................ 125 4.4 Ergebnisse des Textvergleichs ................................................................... 150 5 Veterinärmedizinisch-historische Einordnung ........................ 154 5.1 Stallmeisterzeit (1250-1762) ......................................................................... 154 5.1.1 Scharfrichter ............................................................................... 156 5.1.2 Rosstäuscher ............................................................................... 158 5.2 Ausgewählte Krankheiten ............................................................................ 159 5.2.1 Augenerkrankungen (25) ..................................................................... 159 5.2.2 Erkrankungen des oberen und unteren Respirationstraktes (24) ......... 160 5.2.3 Wurm (18) und Gastrointestinaltrakt (10) ............................................. 162 5.2.4 Neurologie und Erkrankungen des Harntraktes (17) ............................ 163 5.2.5 Leistungssteigerung (15) ..................................................................... 165 5.2.6 Reheerkrankungen (17) ....................................................................... 166 5.3 Therapeutische Maßnahmen ....................................................................... 168 5.3.1 Häufigkeit der Ingredienzien ................................................................ 168 5.3.2 Phytotherapeutik ............................................................................... 169 5.3.3 Substanzen chemischen und mineralischen Ursprungs ...................... 171 5.3.4 Substanzen tierischer und menschlicher Herkunft ............................... 173 5.3.5 Dreckapotheke ............................................................................... 174 5.3.6 Aberglaube und Tierquälerei ................................................................ 175 6 Zusammenfassung ..................................................................... 180 7 Summary ..................................................................................... 182 8 Literaturverzeichnis ................................................................... 184 9 Danksagung ................................................................................ 190 1 Einleitung Das im Titel genannte Buch als Gegenstand dieser Arbeit befindet sich in Besitz des Instituts für Paläoanatomie, Domestikationsforschung und Geschichte der Tier- medizin, LMU München, und wurde 1993 erworben. Es handelt sich um eine anonyme handschriftliche Rezeptsammlung über Arzneien und Behandlungs- methoden für Pferde ohne Angabe einer Jahreszahl. Der Verfasser der Handschrift wird nicht genannt, lediglich ein Kürzel am Ende der dritten und 31. Seite könnte auf einen Schreiber namens "f." hinweisen. Wie die Einleitung des Manuskriptes verrät, stammt die Sammlung von einem Johann Ernst von Ottersbach, dem obersten Rossbereiter und Stutenmeister im Königreich Böhmen unter seiner Königlichen Hoheit Rudolf II. Beide in der Einleitung aufgeführten Personen waren bei der Fertigstellung der Handschrift bereits gestorben, wie es die Begriffe "Weylandt" und "Gewesener" darlegen. Ein Scharfrichter namens Johann Michael Schlägel hat das Werk ─ folglich nach 1612 (Tod Rudolphs II.) ─ in einem Wirtshaus in "Zerbst" (heutiges Sachsen-Anhalt) von einem Rosstäuscher käuflich erworben. Der Scharfrichter bekundet diesen Umstand mit seinen eigenen Worten handschriftlich auf der ersten und zweiten Seite des Rezeptbuches. Die vorliegende Sammlung in Buchform mit 108 Seiten umfasst insgesamt 321 verschiedene Rezepte für Arzneimittelzubereitungen, allgemeine Behandlungsvorschläge sowie verhaltenstherapeutische Ansätze. Das Haupt- augenmerk liegt auf der Therapie bzw. Prophylaxe der Erkrankungen des Bewegungsapparates. Neben der Besprechung anderer organischer Leiden wie zum Beispiel Erkrankungen der Augen und des Gastrointestinaltraktes findet der Anwender dieses Büchleins auch Rosstäuscher- und Färbemethoden, Möglichkeiten zur Leistungssteigerung sowie exakte Anweisungen aus dem großen Gebiet des Aberglaubens, der Pferdehaltung und Pferdebeurteilung. Eine grobe Gliederung nach Symptomenkomplexen und eine Ordnung von "Kopf bis Fuß", wie sie in der damaligen Zeit üblich waren, sind vorhanden. Es handelt sich um ein praxisorientiertes Nachschlagewerk mit einer Sammlung einfach zu befolgender Rezepte. Keinesfalls kann von einem wissenschaftlich fundierten, systematischen Lehr- bzw. Fachbuch für Tierheilkunde gesprochen werden. Die Aufgabenstellung dieser Arbeit bestand darin, den vorliegenden Text zunächst buchstaben- und zeilengetreu in die moderne deutsche Schrift zu übertragen. Dabei wurden in der heutigen Zeit nicht mehr gebräuchlichen Fachausdrücke zum 2 besseren Verständnis des Textes erklärt. Außerdem wird die Häufigkeit der augenscheinlich wichtigsten Zutaten dargelegt und deren Bedeutung für die Therapie besprochen. Um die Rezeptsammlung trotz Besitzerwechsels und zusammen- gesammelter bzw. aus verschiedenen Werken kopierter Rezepte ungefähr zeitlich und geographisch einordnen zu können, wurden zehn historisch bedeutende bzw. weit verbreitete Vergleichstexte zur Quellenanalyse herangezogen. Ergänzende Informationen erbrachte eine genaue Recherche über Gewährsmänner sowie eine sprachliche Einordnung durch einen Experten. Die abschließende veterinär- medizinisch-historische Beurteilung des Werkes erfolgte mit Hilfe einer Auswahl relevanter Themenbereiche, die durch die Rezepte der vorliegenden Sammlung vorgegeben waren. Hierdurch konnten wichtige Fragestellungen erörtert werden, welche ─ gerade auf diese Rezeptsammlung bezogen ─ von Belang waren. Beispielsweise wurden die Tierheilkundigen der Stallmeisterzeit keinesfalls von ausgebildeten Tierärzten gestellt, sondern waren etwa Rossbereiter, Stutenmeister, Scharfrichter oder Rosstäuscher, deren damalige Behandlungsmethoden sicher in Frage gestellt werden müssen. Auch der abergläubische Aspekt und die offensichtlich tierquälerischen Praktiken in den einzelnen Therapien sowie die Anwendung der sogenannten "Dreckapotheke" sind charakteristisch und werden als Typikum dieser Arbeit diskutiert. Letztlich ist die Auseinandersetzung mit dem vorliegenden Werk der Versuch, die Handschrift exemplarisch für Texte, wie sie oft in der damaligen Zeit angefertigt wurden, in einen zeitlichen und geographischen Rahmen einzuordnen und historisch zu beurteilen, vergleichbar mit dem buchstäblichen Einfügen eines zusätzlichen Bausteins in das große Ganze der Geschichte der Tiermedizin. 3 1 Die Handschrift 1.1 Beschreibung 1.1.1 Äußeres Erscheinungsbild Das schlichte, gebundene Buch mit den Maßen von 21 cm (Höhe), 16 cm (Breite) und 2 cm (Tiefe) umfasst 108 Seiten. Es enthält keine Seitenzahlen und Nummerierungen

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