Die CO2-Reichen Mineralquellen Von Scuol-Tarasp (Unterengadin, Kt

Die CO2-Reichen Mineralquellen Von Scuol-Tarasp (Unterengadin, Kt

Die CO2-reichen Mineralquellen von Scuol- Tarasp (Unterengadin, Kt. GR) Autor(en): Bissig, Pius Objekttyp: Article Zeitschrift: Bulletin für angewandte Geologie Band (Jahr): 9 (2004) Heft 2 PDF erstellt am: 30.09.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-224995 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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GR) Pius Bissig1 Stichwörter: Grundwasser, Mineralquellen, CO2, Bündnerschiefer, Scuol-Tarasp Abstract Zusammenfassung The carbogaseous springs of Scuol-Tarasp in the Die Mineralquellen von Scuol-Tarasp zeichnen sich Lower Engadine Valley are characterised by high durch ihren Gehalt an C02 und durch ihre hohe C02 concentrations and a generally high mineralisation. Mineralisation aus. Das Mineralwasser enthält The mineral water contains C02 fixed as sowohl gebundenes C02 in Form von Kohlensäure carbonic acid and hydrogencarbonate, and also as und Hydrogenkarbonat, wie auch freies C02. Die solved free species. The carbogaseous springs show Quellen wurden deshalb auch als Säuerlinge low temperatures, even below 10°C for high mineralized bezeichnet. Bei den Mineralquellen handelt es sich springs. Discharge rates of these springs are trotz ihrer hohen Mineralisation nicht um Thermalquellen, also low with values of less than 10 l/min. sondern um kalte Quellen: Die Hydrochemistry of the mineral springs varies Wassertemperaturen der höchst mineralisierten Quellen significantly due to different origins and flow paths of liegen unter 10°C. Diese weisen auch nur geringe groundwater. The highest mineralized waters are Schüttungen von weniger als 10 l/min auf. of sodium-hydrogencarbonate-chloride-type and Die Hydrochemie der Mineralquellen ist aufgrund are considered as deep waters, upstreaming within der unterschiedlichen Entstehung und Fliesswege the fracturated aquifer of the Bündnerschiefer des Grundwassers sehr unterschiedlich. Die formation. höchst mineralisierten Quellen entsprechen einem At the northern slope around Scuol, springs of Natrium-Hydrogenkarbonat-Chlorid-Typ und werden intermediate mineralisation and higher discharge als Tiefenwasser interpretiert, welches im rates occur. They form the group of calcium-hydro- Kluft-Grundwasserleiter der Bündnerschiefer gencarbonate-watertype springs. At many springs, aufströmt. more than 2'000 mg/l of free C02 are measured. Am Hang von Scuol treten massig stark mineralisierte These carbogaseous springs belong to a relatively Quellen auf, welche meist höhere Schüttungen shallow groundwater circulation system within the als die oben genannten Mineralquellen aufweisen. Bündnerschiefer formation north of the river Inn. Es sind dies Calcium-Hydrogenkarbonat-Wäs- Residence time of this shallow groundwater is less ser mit teilweise hohen Gehalten an freiem C02von than 5 years. For certain springs mixing with meteoric über 2'000 mg/l. Diese Quellen gehören zum untiefen fresh water has been shown. Grundwasser-Zirkulationssystem in den Bündnerschiefern nördlich des Inn. Die Verweilzeiten dieser Wässer liegen unter 5 Jahren; bei gewissen Quellen wurden auch Mischungen mit meteorischem «Frischwasser» nachgewiesen. Dr. Heinrich Jäckli AG, Albulastrasse, Zürich 39 1. Einleitung aus leicht metamorphen, pelagischen Sedimentgesteinen, bestehend aus Kalkschiefern, 1.1 Grundlagen Kalksandsteinen und Tonschiefern. Die Abfolge der Bündnerschiefer führt Der vorliegende Beitrag basiert auf den Grundwasser entlang von Kluftsystemen und hydrogeologischen Untersuchungen der kann als heterogener Kluft-Grundwasserleiter Mineralquellen von Scuol-Tarasp, welche beschrieben werden. Am Hang südlich der Autor im Rahmen einer Nachdiplomarbeit des Inn treten über den Bündnerschiefern am Centre d'Hydrogéologie de Neuchatel schlecht durchlässige Gesteine wie Serpenti- durchgeführt hat (Bissig 1997). In dieser nite, Quarzite und Gneise auf, welche einen Arbeit wurden 34 Quellen untersucht. Bei 29 Grundwasserstauer bilden (Roz-Champatsch Messstellen wurden Wasserproben entnommen Zone, Zone von Ramosch und Tasna-Decke). und chemisch analysiert. Es wurden Darüber befinden sich die vorwiegend kalkig- weitere hydrogeologische Feldmethoden dolomitischen Sedimentgesteine des Ost- angewandt, u.a. auch eine Bestimmung der alpins (Unterengadiner Dolomiten), die eine relevanten Kluftsysteme und der Kluftdichte. Karstwasserzirkulation aufweisen. In einer früheren Dissertation (Wexsteen 1988) waren einzelne Mineralquellen bereits geochemisch untersucht worden, wobei 2. Historisches, Nutzung der Quellen auch Isotopenmessungen ausgeführt wurden. Neuere Untersuchungen erfolgten im Schon früher waren die kohlensäurereichen Jahre 2003 mit dem Ziel, die Herkunft und Mineralquellen der Region Scuol-Tarasp für Verteilung von CO2 im Untergrund zu klären ihre aussergewöhnlichen Eigenschaften (Mayoraz 2004). bekannt. Vermutlich kannte sie bereits der in der Nähe der Quellvorkommen siedelnde 1.2 Lage und hydrogeologische Übersicht prähistorische Mensch. Nach einer Sage wurden die «Salzwasserquellen» durch Hirten Das Untersuchungsgebiet der C02-reichen von Tarasp entdeckt, die beim Durstlöschen Mineralquellen liegt im Unterengadin und auf den sonderbaren Geschmack des umfasst die Gemeinden Scuol, Tarasp und Wassers aufmerksam wurden. Bereits seit Ftan (vgl. Fig. 1 und 2). Die meisten der dem 16. Jahrhundert wurden die Quellen beobachteten Mineralquellen treten am Inn und von verschiedenen berühmten Naturforschern am Hang von Scuol aus. Die Austritte befinden und Ärzten untersucht. Die Trinkhalle sich auf einer Höhe zwischen 1165 m und oder Büvetta Tarasp wurde 1876 am rechten 1350 m ü.M. Innufer erbaut. Hangseits dieses Gebäudes Im Unterengadin treten die penninischen erfolgten im Jahre 1899 die noch heute Decken in einem tektonischen Fenster zu bestehenden Fassungen der Lucius- und Tage. Die südliche Begrenzung dieses Emerita-Quellen (Stecher 1990). Nach einer Fensters wird durch die Engadiner Linie gebildet. ersten Blütezeit des Kurbetriebes wurden An dieser Störungslinie wurde gemäss anfangs der 30er-Jahre beim Kurhaus Tarasp Schmid (1993) das Gebiet der penninischen zwei Bohrungen abgeteuft, um zusätzliches Decken relativ zu den südöstlich gelegenen Mineralwasser zu gewinnen. Ganz unerwartet ostalpinen Decken um ungefähr 6 km gehoben. zeigten diese periodische Gas- und Der Erosionseinschnitt des Inn verläuft Wasserausbrüche wie Geysire. im Untersuchungsgebiet nördlich der Engadiner Die Mineralquellen von Scuol-Tarasp werden Linie. Dort sind die nordpenninischen heute unterschiedlich genutzt. Die meisten Bündnerschiefer aufgeschlossen, eine mehrere Quellen sind gefasst, werden allerdings Kilometer mächtige Gesteinsabfolge nicht für die Trinkwasserversorgung ge- 40 ] Austroalpine nappes [ -Jmij Ramosch ione E^5j Arosa ione and Tasna llysch gZ^§ SîammerspMi unii Tasna nappe: j ; ; : j Ro2-Champatsch *one ] Mesozoic sedimenls _j Bùndnerschieïer [7*1 Granitìc-gneissic basemen! j Pi« Half terpentine —r— SUvreiia basal ihrust Stammef ¦*-\ Engadine line ¦spit« "yr. ¦¦:¦., Ptx Natr Passug Scuoi-Taras Rhazuns BejPf Vais Scuoi St. Moritz S-charf- Sesvi nappe Fig. 1: Links: Tektonische Übersicht des Unterengadins in der Gegend von Scuol (aus FLorineth & Froitzheim 1994]. Rechts: Geografische Übersichtskarte des Kantons Graubünden. _ --— Lhauennas Clozza Bundnerschiefer Sotsass Sur Vi ts ^o Runa "»--Corg nuns y 187W0 Val Chalzina v B/ih Chalzina/Tulai^ Scuol ra. Sfondraz _ S-churduna ¦**• Lischanar Geysir I und II Kurhaus * — Ftan rt^Funtana Nova A^*^ Fuschna oben ^s. ,* 0» San Jon dadain Fuschna unten /LUCIUS rr'• <r,& \ jr OS Inn Emerita ^Hangquelle Trinkhalle Schweizerhof < WryJ/7^Rote Lischana ^y.y / "¦s."V./ bVfSS <• f oo • Bonifacius i r/ / ^#Z• # <Sy b=ssW Sf*\ a.» MEEP^ &—Clemgia J A-"5^ & Tarasp rii t° ^ 0<» ms> arasper Schwefelquelle \ö$"S / Plan da Funtanas Leqende E O Quelle gefasst / ungefasst erbohrte Mineralquelle / «Geysire-Bohrung • Mineralquelle gefasst / ungefasst ¦ (el. Leitfähigkeit >1000MS/cm) Fig. 2: Übersichtskarte der Region Scuol-Tarasp mit den masssgebenden tektonischen Einheiten sowie den in der vorliegenden Arbeit untersuchten Mineralquellen (ca. 1:50'000]. 41 nutzt. Diese bezieht ihr Wasser von schwach einem Höchstwert von 17 g/1 sogar die Hälfte mineralisierten Quellen des Gebietes Motta

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