Der Kohlenbergbau Auf Spitzbergen Von Eckart Dege, Ippendorf 'C

Der Kohlenbergbau Auf Spitzbergen Von Eckart Dege, Ippendorf 'C

Der Kohlenbergbau auf Spitzbergen Von Eckart Dege, Ippendorf 'c Zusammenfassung: Der Verfasser schildert im Kreide. Die Ausbildung der Formation vorliegenden Beitrag die Entstehung der Kohlen­ lager Spitzbergens und die heutige wirtschaft­ deutet auf limnische Verhältnisse hin: Sand­ liche Lage der Kohlengruben. stein, Schiefer, Kohle und Süßwassermol• Abstract: In this contribution the author descri­ bes the formation of the coal beds of Spitzberg lusken. In der Mitte der Formation tritt and to day's economic situation of the coal pits. ein Kohleflöz auf, das jedoch sehr unrein Die unter norwegischer Verwaltung ste­ und geringmächtig ist. Abgebaut wurde hende Inselgruppe Spitzbergen liegt etwa diese Kohle in der Bohemanntundra und in 650 km nördlich des europäischen Nord­ Moskushamn an der Nordseite des Ad­ kaps und 1200 km südlich des Nordpols. ventfjords. Die Kohle aus der Bchemann­ Sie besteht aus der Hauptinsel Westspitz­ tundra stellt eine echte Steinkohle dar, die bergen (39 044 km"), dem Nordostland jedoch zu viel Asche enthält, um als Koks­ (14 530 km") und zahlreichen kleineren In­ kohle Verwendung zu finden. Die kreta­ seln; ihre Gesamtfläche wird mit 61 229 km 2 zische Kohle aus Moskushamn steht in ihrer angegeben; das entspricht ungefähr der Ausbildung zwischen der Braunkohle und Fläche der Niederlande und Belgiens zu­ Steinkohle. Der Abbau dieser Kreidekohlen sammen. ist heute wegen ihrer geringen Qualität eingestellt. Die Entstehung der Kohlenlager Die bedeutendsten Kohleflöze Spitzbergens Spitzbergens liegen in der unteren Tertiarformation, die eine Mächtigkeit von ca. 1400 m hat und In drei verschiedenen Epochen der Erd­ 2 bis 5 Flöze im unteren und ebensoviele geschichte kam es in Spitzbergen zur Bil­ im oberen Teil enthält. Abbauwürdig sind dung von Kohlelagerstätten: jedoch nur die Flöze des unteren, unmittcl­ Die ältesten Kohlelager befinden sich hier bar an der Basis der Formation gelegenen im Unterkarbon, dem Kulm. Durch inten­ Kohlehorizontes, da die des oberen Hori­ sive Faltung und Abtragung ist jedoch der zontes nur Mächtigkeiten von wenigen De­ größte Teil der Kulmablagerungen später zimetern erreichen. Die Ausbildung der wieder von der Landkarte Spitzbergens Formation, kontinentale Sandsteinablage­ verschwunden. Reste finden sich heute noch rungen mit eingeschalteten Kohleflözen, am Pyramidenberg im innersten Billefjord überdeckt von Sandsteinen mit marinen und an der Einfahrt des Bellsunds bei Camp Muscheln, läßt auf ihre Ablagerungsbedin­ Miller. Am Pyramidenberg treten in der gungen schließen: Zu Beginn des Tertiärs Kulmformation mehrere, z. T. recht mäch• war Spitzbergen landfest, wurde dann je­ tige Kohlenflöze auf. Die Kohle weist teil­ doch langsam vom Meer überflutet. Im weise Braunkohlencharakter auf. Sie wird Küstensaum bildeten sich tropische Sumpf­ heute von der sowjetischen Gesellschaft wälder aus, die später die Kohleflöze bil­ "Arktikugol" abgebaut. Die Kulmkohle deten. Zur Zeit dieser üppigen tertiären am Bellsund hingegen weist einen stärkeren Sumpfmoore muß .die Jahresmitteltempe­ Inkohlungsgrad auf, der wohl auf den in­ ratur Spitzbergens etwa 20 0 C über der tensiveren Faltungsdruck in der Faltungs­ heutigen, die -4 0 C beträgt, gelegen ha­ zone Westspitzbergens zurückzuführen ist. ben. Ein Wechsel von Transgressionen und Hier handelt es sich um anthrazitische Ma­ Regressionen ließ die einzelnen Flöze ent­ gerkohle mit jedoch nur 11 % flüchtigen stehen, während eine gänzliche Überflutung Bestandteilen. Da die Flöze sehr gering­ des Landes schließlich zur Auflagerung mächtig und unrein ausgebildet sind, erwies mächtiger mariner Sandsteinschichten führte. sich ein Abbau als unrentabel. Erneute Regressionen am Ende des unteren Die nächst Jungeren Kohlevorkommen Tertiärs ließen die Flöze des oberen Kohle­ Spitzbergens finden sich in der unteren horizontes entstehen. ') cand. rer. nat. Eckart Dege, 53 Ippendorf, Hauptstraße 121 268 Die tertraren Kohlen Spitzbergens sind Kohle von Longyearbyen, Crumantbyen durchweg als reine Steinkohle ausgebildet. und Barentsburg mit 40 % flüchtigen Be­ Das deutet darauf hin, daß früher über dem standteilen) und ganz am Außenrand gar unteren Tertiär noch mächtige, heute wie­ nur Glanzbraunkohle (Hiorthhamn an der der abgetragene Schichtpakete gelegen ha­ Ostseite des Adventfjords). Die Gasflamm­ ben, die mit ihrem Druck die weitgehende kohlen aus Longyearbyen haben einen Heiz­ Inkohlung dieser Tertiärkohle bewirkt ha­ wert von 7-8000 cal; das entspricht dem ben. In der großen südspitzbergischen Ter­ der Karbonkohlen des Ruhrgebietes. Sie tiärmulde bildete sich dort, wo die Kohlen zerfallen schnell zu Kohlengrus und eignen dem größten Druck ausgesetzt waren ­ sich nicht zur Verkokung. nämlich im Muldentiefsten - die gasärmste An der Westküste Spitzbergens kommen Kohle, die Fettkohle, wie z. B. am Hedge­ noch eine Reihe lokaler Tertiärgebiete vor, hogfjell (mit 20 % flüchtigen Bestandtei­ deren wirtschaftlich bedeutendstes an der len); wo der Druck nach und nach abnahm Kings Bay liegt. Sechs Flöze mit abbau­ - also an den Muldenflügeln - bildeten würdigen Mächtigkeiten fallen hier nach sich Gaskohle (Sveagruva am Ende des Van Süden ein. Die Kohle, eine Gasflammkohle, Mijenfjords, Kohle mit 30-35 % an flüch• hat einen überdurchschnittlichen Wasserstoff­ tigen Bestandteilen), Gasflammkohle (die gehalt und eignet sich gut als Bunkerkohle. Longyearbyen: Blick vom Adventdal auf die Kohlengruben I, H, IV und V. Die Berge sind im Niveau des Longyearfiözes (ca. 250 m über NN) abgehoben. Zeichnung: Eckart Dege Nach neueren Schätzungen belaufen sich die 400 000 to und die Grube der "Store Norske Vorräte an Kohle auf Spitzbergen auf 112 Spitsbergen Kulkornpani" bei Longyear­ bis 3/4 Milliarden Tonnen. Genauere Ab­ byen mit ca. 300000 to jährlich. schätzungen sind wegen der geringen Auf­ geschlossenheit der Flöze schwierig. Bei Barentsburg wird tertiäre Steinkohle aus einem Tiefschacht auf Kap Heer am Die heutigen Kohlengruben Eingang des Granfjords gefördert. Das an­ Heute fördern nur noch drei Gruben auf gefahrene Flöz hat eine Mächtigkeit von Spitzbergen: die beiden Anlagen der so­ 1,70 bis 1,80 m. Die geförderte Kohle ge­ wjetischen staatlichen Gesellschaft "Arkti­ langt auf einer Grubenbahn zu den 3 km kugol" in Barentsburg und Pyramiden mit entfernten Lager- und Ladeanlagen in Ba­ einer }ahresförderung von zusammen ca. rentsburg. 269 Im inneren Billefjord werden zwei arn Py­ schraubte Bolzen verstärkt. Den Boden der ramideriberg in etwa 400 m Höhe frei aus­ Stollen bildet ein nur 2 bis 5 cm dickes Flöz; streichende Kulm-Kohlenflöze von der auf ihm als Unterlage kann das losge­ "Arktikugol" angefahren und im Stollen­ sprengte Gestein beim Stollenbau durch bau abgebaut. Das obere Flöz hat eine Ernco-Lader gut weggeräumt werden. Mächtigkeit von etwa 2 m, das 40 m tiefer Das Hauptkohlenflöz wird in den Feldern gelegene Flöz ist bis zu 6 m mächtig. Vom zwischen den Querschlägen, von außen zum Stollenausgang gelangt die geförderte Kohle Hauptstollen vorschreitend, von den Quer­ in einem 1100 m langen, auf Schienen lau­ schlägen aus abgebaut. Gearbeitet wird in fenden Schrägaufzug an den Fuß des Py­ drei Schichten. Die erste Schicht sprengt die ramidenberges und von dort in einer über• Kohle vom Hangenden los, die zweite för• dachten, etwa 1,5 km langen elektrischen dert sie mit Schrappern bis zu den Quer­ Kleinbahn und schließlich auf einem Trans­ schlägen, wo sie über Bretterbühnen in be­ portband zum Ladekai am Billefjord. reitstehende Loren geladen wird, und die In Longyearbyen wird von der "Store dritte Schicht nimmt die Stahlstempel dort Norske Spitsbergen Kulkompani" das Long­ weg, wo die Kohle bereits abgebaut ist, und yearflöz, ein Flöz des unteren tertiären bringt sie dort an, wo die vorhergehende Kohlehorizontcs, abgebaut. Da es fast ho­ Schicht die Kohle gerade abgeräumt hat. So rizontal und ungestört durchschnittlich 250 schreitet der Abbau des Flözes zwischen den Meter über dem Meeresspiegel liegt und einzelnen Querschlägen auf ganzer Länge durch die kastenförmigen südlichen Neben­ um 1,50 m pro Tag vor. In den ausgeraum­ täler des weiten Adventdals aufgeschlossen ten Feldern läßt man das hangende Gestein ist, kann es von den Talflanken aus ange­ herunterfallen, die Lücke schließt sich wie­ fahren und im Stollenbau abgebaut werden. der. Bei diesem Abbauverfahren wird durch die einfache Lagerung der Kohle und Die Grube I (auf der Westseite des Long­ den dadurch möglichen weitgehenden Ein­ yeardals), die Grube II (auf der Ostseite des satz von Maschinen eine Förderleistung von Longyeardals unter dem Bergklotz zwischen 7 to pro Mann und Schicht erreicht. Das Longyear- und Endalen) und die Grube IV ist, verglichen mit unseren deutschen Zechen (im Talschluß des Longyeardals) sind in­ sehr hoch. Jedoch müssen alle Arbeiten vor zwischen erschöpft. Deshalb verlegte man Ort im Liegen ausgeführt werden, da das 1960 den Kohlenabbau aus dem Longyear­ Flöz· nur eine Mächtigkeit von 70 cm hat dal in das südöstlich anschließende Parallel­ Da die Grube im Bereich des Dauerfrostes ral, das Endal, und baut heute von seiner liegt, herrscht in ihr immer eine gleich­ Ostflanke aus in der Grube V ("König mäßige Temperatur von - 4 0 C. Das Olav-V-Grube") das unter dem Bergklotz kommt den Arbeitern, die im Winter von zwischen Endalen und Todalen liegende draußen aus Temperaturen von häufig unter Longyearflöz ab. Die Mündung des Haupt­ - 30 0 C kommen, recht warm vor. Außer• stollens liegt 250 m über dem Meere an dem hat das noch den Vorteil, daß alles der steilen Bergflanke.

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