FELS Okt 04 Pf.Indd

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Papst Benedikt XVI.: „Unsere Sendung verlangt vollkommene Treue“ Schluss 275 Prof. Dr. Hubert Gindert: „Stark im Kampf am Tag des Herrn“ Das geistliche Erbe von Erzbischof Dyba 279 Prälat Dr. Wilhelm Imkamp: Ist Jesus politikverdrossen? 285 Katholisches Wort in die Zeit 40. Jahr Oktober 2009 DER FELS 10/2009 273 Am 19.06. hat Papst Benedikt den Brief „Unsere Sendung ver- langt vollkommene Treue“ an die Liebe Leser, Priester mit der Aufforderung zu einer geistlichen Erneuerung ge- Wer nach Urlaub und Ferien mit richtet. Wenn die Priester dieses neuem Schwung in die Normalität Anliegen aufgreifen, wird auch seiner Berufung zurückgekehrt ist, eine religiöse Erneuerung in den sollte sich nicht einfl üstern las- Pfarrgemeinden stattfi nden. INHALT sen: Mach dir keine Illusionen. Der Widersacher hat noch ei- Das Leben geht seinen gewohnten nen Einwand parat: Was kannst Trott. Es ändert sich nichts. du schon mit deinen geringen Die kleinen und großen Helden Fähigkeiten in dieser Welt aus- des Alltags beweisen das Gegen- richten? Vor der gleichen Frage Papst Benedikt XVI.: teil: Pfarrer, die mehrere Gemein- standen auch einmal Benedikt, „Unsere Sendung verlangt vollkommene den betreuen und keine Büro- Franz von Assisi, Ignatius von Treue“ Schluss .....................................275 stunden kennen, Mütter, die ihre Loyola, Theresa von Kalkutta kleinen Kinder selber aufziehen, usw. In der Zeit Ludwig XIV. gab Prof. Dr. Hubert Gindert: obwohl sie sich deshalb fi nanziell es den Kanzelredner Bossuet. Er „Stark im Kampf am Tag des Herrn“ war berühmt wegen seiner Rheto- Erinnerung an das geistliche Erbe einschränken müssen. von Erzbischof Dyba ............................279 Wer seinen Lebensstil ändern rik. Die Menschen bewunderten will, sieht sich mit mächtigen ihn wegen seiner geschliffenen „Alles aus Liebe zu Gott“ Einwänden konfrontiert: Es gibt Sprache. Wie weit er die Herzen Am 4. Oktober wird Bruder Eustachius keine Vorbilder mehr! Wer kennt der Zuhörer und ihre Bekehrung Kugler OH in Regensburg sie nicht, Manager, die sich maß- erreicht hat, ist wenig bekannt. seliggesprochen ..................................282 los bereichern, Politiker, die über Der Pfarrer von Ars, Jean Ma- Dienstwagen- und andere Affären rie Vianney, war in jeder Weise Prälat Dr. Wilhelm Imkamp: stolpern, Spitzensportler, die we- unscheinbar. Er hatte kein rheto- Ist Jesus politikverdrossen? ................285 gen Drogenmissbrauchs entzau- risches Talent. Aber er hat nicht bert werden. nur seine Pfarrgemeinde zum Raymund Fobes: Glauben zurückgeführt, sondern Eine bekennende, betende und frohe Als die Schlacht von Waterloo Kirche auf dem Weg zur Erneuerung für die Franzosen aussichtslos darüber hinaus Hunderttausen- der Gesellschaft ..................................286 geworden war und Wellington die de aus ganz Frankreich. französische Eliteeinheit zur Ka- Wer trotz aller Einwände be- Nathanael Liminski: pitulation aufforderte, erwiderte reit ist, das Abenteuer seiner Bei Wind und Regen ............................292 General Pierre Cambronne: „Die Berufung mit Gott zu gehen und alte Garde stirbt, aber sie ergibt seinen Lebensstil zu ändern, P. Canisius Friedrich OP: sich nicht“. Eine Haltung, die Be- sollte nicht erwarten, dass ihm Seelsorge in dünner Luft ......................294 wunderung hervorgerufen hat und viele sogleich begeistert folgen. zum gefl ügelten Wort geworden Das kann auch eine einsame Jürgen Liminski: ist. Die Kirche hat mehr zu bieten. Wüstenwanderung sein. Wir sind Zurück in die Barbarei ........................295 Im vorigen Jahrhundert haben 20 gut beraten, nicht allein auf die Millionen ihr Leben für Christus eigene Kraft zu setzen. In einem Auf dem Prüfstand ...............................299 hingegeben, weil sie das Knie nicht Fürbittgebet an den seligen Kai- Zeit im Spektrum..................................300 vor den Götzen ihrer Zeit und dem ser Karl kommt das so zum Aus- Bücher .................................................301 Mainstream gebeugt haben. druck: „Wir bitten Dich, tritt bei Leserbriefe ...........................................302 Uns fehlt heute die Orientie- Gott für uns ein und erfl ehe uns Veranstaltungen ...................................302 rung, lautet ein anderer Einwand. Vertrauen und Mut, damit wir Stimmt nicht! Es mag für weite selbst in menschlich aussichtslo- Bereiche in Medien, Film und sen Situationen nicht verzagen, Theater zutreffen. Papst Benedikt sondern gläubig den Weg Christi Impressum „Der Fels“ Oktober 2009 Seite 302 XVI hat mit seinem Schreiben gehen.“ Redaktionsschluss ist jew. der 5. des Vormonats „Caritas in Veritate – Liebe in Titelbild: Forum Deutscher Katholiken der Wahrheit“ Wege aufgezeigt, Freude am Glauben, Fotos: Renate Gindert wie die moralische Krise, die der Finanz- und Wirtschaftskrise zu- Fotos: 275, 276, 277, 279 Archiv Pater Hermes; 276, 284 Schauber/Schindler: Heilige und Namenspatro- grunde liegt, überwunden werden ne; 282 Bischöfl . Ordin. Regensburg, Abt. Selig- und kann. Es geht dem Papst vor allem Heiligsprechungen; 280, 286, 287, 288, 289, 290 291, um die ganzheitliche Entwicklung 293 Renate Gindert, 292 WJT; 294 P. Friedrich OP; Mit den 296, 297 Liminski; des Menschen. „Fortschrittliches besten Wünschen Denken“ wurde Benedikt XVI. aus aus Kaufering Quelle S. 304: Athanas Recheis in Martyrologium Kreisen hochrangiger Fachleute „Zeugen für Christus“ II, 2006, Seite 726-729. bescheinigt. Ihr Hubert Gindert 274 DER FELS 10/2009 Papst Benedikt XVI.: „Unsere Sendung verlangt vollkommene Treue“ Schluss ist das! “ Und er lehrte sie zu beten: Papst Benedikt XVI. hat in seinem Brief an „die Mitbrüder im „Mein Gott, erweise mir die Gnade, priesterlichen Dienst“ vom 19. Juni 2009 ein „Jahr der Priester“ dich so sehr wie nur möglich zu lie- ausgerufen. In seinem Schreiben erläutert der Papst worum es ihm ben.“ dabei geht: Dieses Jahr soll „dazu beitragen, das Engagement einer inneren Erneuerung aller Priester für ein noch stärkeres und wirk- Der Pfarrer von Ars hat in sei- sameres Zeugnis für das Evangelium in der Welt von heute zu för- ner Zeit das Herz und das Leben dern“. Der Hl. Vater stellt darin das beispielhafte Wirken des Pfar- so vieler Menschen zu verwandeln rers Johannes Maria Vianney von Ars vor Augen, sein persönliches vermocht, weil es ihm gelungen ist, Beispiel, das eine verlotterte Pfarrei zu einer blühenden Gemeinde sie die barmherzige Liebe des Herrn werden ließ. Der Papst zeigt auch, wie groß der demütige Pfarrer wahrnehmen zu lassen. Auch in un- von Ars von der Priesterberufung und –aufgabe dachte (August/ serer Zeit ist eine solche Verkündi- September-Heft des „Fels“) Hier folgt der zweite und abschließen- gung und ein solches Zeugnis der de Teil dieses Briefes. Wahrheit der Liebe dringend: Deus caritas est (1 Joh 4, 8). Mit dem Wort und den Sakramenten seines Jesus wusste Johannes Maria Vianney Priester müssten alle der Schönheit: „Der liebe Gott weiß sein Volk aufzubauen, auch wenn er, Wir spüren, dass jene Worte, alles. Noch bevor ihr sündigt, weiß überzeugt von seiner persönlichen die er Christus in den Mund legte, er schon, dass ihr wieder sündigen Unzulänglichkeit, oft schauderte, so uns persönlich angehen: „Ich beauf- werdet, und trotzdem vergibt er dass er mehrmals wünschte, sich der trage meine Diener, den Sündern zu euch. Wie groß ist die Liebe unseres verkünden, dass ich immer bereit Gottes, der so weit geht, freiwillig bin, sie zu empfangen, dass meine die Zukunft zu vergessen, nur da- Barmherzigkeit unbegrenzt ist.“ Vom mit er uns vergeben kann!“ Wer sich heiligen Pfarrer von Ars können wir dagegen lau und fast gleichgültig Priester nicht nur ein unerschöpfli- anklagte, dem bot er durch seine ches Vertrauen in das Bußsakrament eigenen Tränen die ernste und er- lernen, das uns drängt, es wieder ins littene deutliche Einsicht, wie „ab- Zentrum unserer pastoralen Sorge scheulich“ diese Haltung sei: „Ich zu setzen, sondern auch die Metho- weine, weil ihr nicht weint“, sagte de des „Dialogs des Heils“, der sich er. „Wenn der Herr bloß nicht so darin vollziehen muss. Der Pfarrer gut wäre! Aber er ist so gut! Man von Ars hatte gegenüber den ver- muss ein Barbar sei, um sich einem schiedenen Büßern eine jeweils un- so guten Vater gegenüber so zu ver- terschiedliche Verhaltensweise. Wer halten!“ Er ließ die Reue im Herzen zu seinem Beichtstuhl kam, weil der Lauen aufkommen, indem er sie er von einem inneren und demüti- zwang, das im Gesicht des Beicht- gen Bedürfnis nach der Vergebung vaters gleichsam „verkörperte“ Lei- Gottes angezogen war, fand bei ihm den Gottes wegen der Sünden mit die Ermutigung, in den „Strom der eigenen Augen zu sehen. Wer sich göttlichen Barmherzigkeit“ einzu- dagegen voll Verlangen und fähig tauchen, der in seiner Wucht alles zu einem tieferen geistlichen Leben mit sich fortreißt. Und wenn jemand zeigte, dem öffnete er weit die Tie- niedergeschlagen war beim Gedan- fen der Liebe, indem er ihm erklär- ken an seine Schwäche und Unbe- te, wie unbeschreiblich schön es ist, P. Rupert Mayer – Priester, Or- ständigkeit und sich vor zukünftigen mit Gott vereint und in seiner Ge- densmann, Männerseelsorger. Rückfällen fürchtete, offenbarte der genwart zu leben: „Alles unter den * 13.1.1876 in Sigmaringen, Pfarrer ihm das Geheimnis Gottes Augen Gottes, alles mit Gott, alles, + 1.11.1945 in München; am mit einem Ausspruch von rühren- um Gott zu gefallen … Wie schön 3.5.1987 seliggesprochen. DER FELS 10/2009 275 Adolph Kolping – Priester, Grün- P. Maximilian Kolbe – Priester, Or- Bernhard Lichtenberg – Priester, der des

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