Vandenhoeck & Ruprecht Streitkultur und Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz Beiheft 95 Öffentlichkeit im konfessionellen Öffentlich ausgetragene Debatten gehören nicht allein zu den Grundmerkmalen moderner Gesellschaften. Die dieser Annahme Zeitalter oft implizit zu Grunde liegende These vom »Strukturwandel der Öffentlichkeit« ist in den letzten Jahrzehnten von Seiten der Geschichtswissenschaft verschiedentlich relativiert worden. Herausgegeben von So zeichnete sich, unter gänzlich anderen Voraussetzungen, auch das konfessionelle Zeitalter durch das Phänomen öffentlichen Henning P. Jürgens und Thomas Weller Streits aus. Themen, Foren und Medien zeitgenössischer Debatten lassen Konturen einer entwickelten und facettenreichen Streit- kultur erkennen. Mit Beiträgen von Kenneth G. Appold, Mariano Delgado, Irene Dingel, Marian Füssel, Henning P. Jürgens, Kolja Lichy, Barbara Mahlmann-Bauer, Laura Manzano Baena, Ursula Paintner, Marcus Sandl, Gerd Schwerhoff, Silvia Serena Tschopp, Thomas Weller. Die Herausgeber Dr. phil. Henning P. Jürgens ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Vandenhoeck & Ruprecht Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz. Dr. phil. Thomas Weller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz. Streitkultur und Öffentlichkeit im konfessionellen Zeitalter www.v-r.de Jürgens / Weller (Hg.) / Weller (Hg.) Jürgens V 99783525101209_Umschlag_Juergens_VIEG_Beiheft_GRAU.indd783525101209_Umschlag_Juergens_VIEG_Beiheft_GRAU.indd 1 113.03.133.03.13 110:130:13 1 Standard-Titelei 15,5 x 23,2 cm Seite 1: immer nur das Verlagssignet. Abstand Signet zum Beschnitt: 48 mm. 2 Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz Abteilung für Abendländische Religionsgeschichte Abteilung für Universalgeschichte Herausgegeben von Irene Dingel und Johannes Paulmann Beiheft 95 Vandenhoeck & Ruprecht Seite 2: Reihentitel Abstand Oberkante Satz zum Beschnitt (hier Buchblock 15,5 x 23,2 cm): 26 mm. 3 Streitkultur und Öffentlichkeit im konfessionellen Zeitalter Herausgegeben von Henning P. Jürgens und Thomas Weller Vandenhoeck & Ruprecht Seite 3: Innentitel Abstand Oberkante Satz zum Beschnitt (hier Buchblock 15,5 x 23,2 cm): 26 mm. 4 Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Erzbistums Köln, des Erzbistums Paderborn und des Bistums Münster. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN (Print) 978-3-525-10120-9 ISBN (OA) 978-3-666-10120-5 https://doi.org/10.13109/9783666101205 © 2013, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A. www.v-r.de Dieses Material steht unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International. Um eine Kopie dieser Lizenz zu sehen, besuchen Sie http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/. Satz: Vanessa Brabsche Gesamtherstellung: e Hubert & Co, Göttingen Seite 4: Impressum Abstand Oberkante Satz zum Beschnitt (hier Buchblock 15,5 x 23,2 cm): 26 mm. Inhalt Einleitung ................................................................................................. 7 I. THEMEN Irene Dingel Zwischen Disputation und Polemik. »Streitkultur« in den nachinterimistischen Kontroversen ...................... 17 Silvia Serena Tschopp Politik in theologischem Gewand. Eine jesuitisch-lutherische Kontroverse im Kontext des Dreißigjährigen Krieges ............................. 31 Kolja Lichy Das Böse ist immer und überall. Antijesuitismus in Polen-Litauen um 1600 ................................................................................................... 57 Thomas Weller »Très chrétien« oder »católico«? Der spanisch-französische Präzedenzstreit und die europäische Öffentlichkeit ................................ 85 Mariano Delgado Die Kontroverse De Indis als Paradigma für den Wandel von Streitkultur und Öffentlichkeit im Spanien des 16. Jahrhunderts ........... 129 II. FOREN Kenneth G. Appold Disput und Wahrheitsfindung im Konfessionellen Zeitalter ................... 149 Marian Füssel Zweikämpfe des Geistes. Die Disputation als Schlüsselpraxis gelehrter Streitkultur im konfessionellen Zeitalter ................................................. 159 Barbara Mahlmann-Bauer »Gender« – eine Kategorie bei der Analyse theologischer Streitschriften von Frauen, oder: Sind die vereinzelten Autorinnen der Reformationszeit »subalterne«? ........................................................ 179 6 Inhalt Gerd Schwerhoff Das frühneuzeitliche Duell in der öffentlichen Streitkultur. Zum paradoxen Verhältnis von Gewaltpraxen und normativen Diskursen ............................................................................. 215 III. MEDIEN Henning P. Jürgens Das »Urteil der Kirche« im Osiandrischen Streit. Theologische Öffentlichkeit als Schiedsinstanz ...................................... 229 Marcus Sandl »Von dem Anfang der Zerrüttung«. Streit und Erzählung in den innerprotestantischen Kontroversen der 1550er und 1560er Jahre ......... 253 Laura Manzano Baena Diplomaten und Pamphletisten. Die Debatten um eine mögliche Vermählung der Infantin Maria Theresia mit Ludwig XIV. in Archiv- und Druckquellen (1644–1648) .................................................. 277 Ursula Paintner Streiten über das, was Streit verhindern soll. Die öffentliche Debatte um den Index librorum prohibitorum im konfessionellen Zeitalter ....... 297 Autorenverzeichnis .................................................................................. 323 Register .................................................................................................... 325 Einleitung »Streitkultur« ist als Schlagwort in aller Munde: Sie wird in Ansprachen des Bundespräsidenten als essentieller Bestandteil der Demokratie beschwo- ren1, von Debattierklubs als Aushängeschild verwendet und von Unterneh- mensberatern mittels Checklisten trainiert 2. Sogar in die Sportberichterstat- tung hat der Terminus Einzug gehalten3. Seit 2007 weist der Begriff auch einen Eintrag in der deutschen Version der Online-Enzyklopädie Wikipe- dia auf; in die anderssprachigen Fassungen hat er dagegen keine Aufnahme gefunden4. Der vorliegende Band versammelt die Beiträge einer Tagung, die am 18.– 20. November 2010 am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG) in Mainz stattgefunden hat. Der Titel »Streitkultur und Öffentlichkeit im kon- fessionellen Zeitalter« bedient sich dabei nur scheinbar des angesprochenen Modeworts. Er nimmt vielmehr Bezug auf das Forschungsprogramm des IEG. Unter dem Leitbegriff der »Streitkultur« sind mehrere am Institut ange- siedelte Projekte zusammengefasst, darunter zwei große theologiegeschicht- liche Editionsunternehmen: die Neuedition der »Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche«, die in Mainz koordiniert und vorberei- tet wird, und das Projekt »Controversia et Confessio«, in dem die theologi- schen Streitschriften in den innerprotestantischen nachinterimistischen Kon- troversen zwischen 1548 und 1577 ediert werden5. Seit den ersten Entwürfen zu diesem Langfristprojekt vor zehn Jahren verwendet die He rausgeberin Irene Dingel den Begriff »Streitkultur« als wissenschaftlich-heuristischen Terminus 6. 1 Vgl. Roman Herzog 1995 bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, URL: <http:// www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Roman-Herzog/Reden/1995/03/19950313_ Rede.html> oder Horst Köhler in einem Focus-Interview 2004, URL: <http://www.bundes praesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Horst-Koehler/Interviews/2004/20040913_Rede.html>, zuletzt besucht: 28.11.2012. 2 Vgl. die Debattierklubs »Streitkultur e.V.« in Tübingen und »Streitkultur Berlin e.V.« oder das Angebot von »Die Umsetzungsberatung«: URL: <http://www.umsetzungsberatung.de/unter nehmenskultur/streitkultur.php>, zuletzt besucht: 28.11.2012. 3 Vgl. Moritz KIELBASSA, Bayerisch-holländische Streitkultur. Nach dem Sieg in Bremen, mit Männerfehde zwischen Robben und Müller, sprechen die Bayern von einem förderlichen Reiz- klima, in: SZ vom 31.01.2011. 4 URL: <http://de.wikipedia.org/wiki/Streitkultur>, zuletzt besucht: 28.11.2012. 5 Irene DINGEL (Hg.), Controversia et Confessio. Theologische Kontroversen 1548–1577 / 80. Kri- tische Auswahledition, hg. im Auftrag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, Göttingen 2008ff. 6 Vgl. dazu auch den Beitrag von Irene DINGEL, Zwischen Disputation und Polemik. »Streitkul- tur« in den nachinterimistischen Kontroversen, S. 17–29, in diesem Band. 8 Henning P. Jürgens / Thomas Weller Ausgehend von dieser Verwendungsweise des Begriffs dokumentiert der Band die Ergebnisse eines interdisziplinären Dialogs zwischen Theologen, Historikern und Vertretern anderer historisch arbeitender Disziplinen, wie er am IEG seit vielen Jahren Tradition hat. Die enge Zusammenarbeit zwi- schen den Mitarbeitern der beiden Abteilungen für »Abendländische Reli- gionsgeschichte« und »Universalgeschichte« macht das Überschreiten und Hinterfragen von disziplinären Grenzen und Gewissheiten zu einem integra- len Bestandteil der Forschungsarbeit des Instituts. Die folgenden Überlegun- gen verstehen sich auch in diesem Sinne als Denkanstöße und Anregungen. Ungeachtet der eingangs angesprochenen Konjunktur des Begriffs der »Streitkultur« wird das Phänomen des Streits in unserer Gegenwart durch- aus ambivalent wahrgenommen. So mangelt es einerseits
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