FRUTIGLÄNDER DIE ZEITUNG FÜR ADELBODEN, AESCHI, FRUTIGEN, KANDERGRUND, KANDERSTEG, KRATTIGEN UND REICHENBACH «Frutigländer», 15.05.2020 Nr. 40 Freitag, 15. Mai 2020 www.frutiglaender.ch Seite 5 125 Jahre lebendige Geschichte KANDERGRUND Seit 1895 gibt es den Gasthof Altels. Auch Bethli und Georg Ryter blicken 2020 bereits auf 50 Jahre im Betrieb zurück. Seit 2011 wird dieser aber von Junior chef Roland Ryter und seiner Frau Brigit in vierter Generation geführt. MICHAEL SCHINNERLING Vor dem Gasthof Altels steht beim Be- such des «Frutigländers» noch ein Ge- rüst. Oben sind Dachdecker dabei, neue Ziegel einzusetzen. «Eigentlich wollten wir erst 2021 das gesamte Dach neu machen lassen. Nun haben wir halt alles vorgezogen», erklärt Roland Ryter, der gemeinsam mit seiner Frau Brigit die Geschicke des Gasthofs führt. Beim Umbau sind Roland Ryter und sein Bru- der federführend. Ihr Vater hilft ihnen aber nach allen Kräften. «Wir machen, was wir können und noch dürfen», schmunzelt Georg Ryter zu seiner Frau Bethli. «Wir sind froh, haben wir die beiden», fügt Roland Ryter an. «Es ist die erstmalige unfreiwillige Schliessung in 125 Jahren.» Roland Ryter, zur Zwangspause im Corona-Lockdown Tische raus bei Konzerten Immer wieder wird im «Altels» etwas er- neuert, saniert und modernisiert. Seit vier Generationen ist das Haus in den auch im Gasthof Altels untergebracht Händen der Ryters. Vor 50 Jahren, am und versorgt. General Guisan traf sich 15. Mai 1970, übernahmen Bethli und hier mit Oberstbrigadiers und Mitarbei- Georg Ryter den Betrieb von Vater Hans. tern der Glückskette, um Informationen Mit dem Wirtepatent in der Tasche star- über das Ausmass des Unglücks zu er- tete der neue Küchenchef. Seine Frau half halten. ihrem Mann in der Küche. Damals stand Während der Weltkriege, der Spani- dort ein Holzofen mit drei Platten. «Wenn schen Grippe, schwerer Stürme und La- ein Gast etwas bestellen wollte, kam er in Bethli und Georg Ryter prägen das «Altels» seit fast einem halben Jahrhundert mit. Oben sind sie winenwinter blieb der Betrieb immer die Küche und gab seinen Wunsch durch. mit Brigit und Roland Ryter zu sehen – und mit der neuen Tafel zum Jubiläum. BILDER MS offen. Erst 2020 erzwang das Corona- Damals gab es kein À-la-carte-Geschäft», virus einen Unterbruch und Kurzarbeit. erinnern sich Bethli und Georg Ryter. Im «Es ist die erstmalige unfreiwillige Saal wurden auch Konzerte und Theater tränke 70 Prozent und das Essen 30 seine Frau den Gasthof. Auf der Speise- der Betrieb wieder. «Wir feiern dabei Schliessung in 125 Jahren», so Roland von den Dorfvereinen organisiert. «Dann Prozent des Umsatzes aus. Heute ist es karte stehen aber noch heute Klassiker auch das Jubiläum der Eltern», so Ro- Ryter. mussten wir die Tische ins Freie stellen. umgekehrt. In den 1970er- und 1980er- von früher wie Blausee-Forellen, Cor- land Ryter. Welchen Stellenwert der Gasthof Alt- Im Winter hiess das, beim Zurückräumen Jahren sassen die Gäste bis Mitternacht don-bleu oder die bekannte «Grossmut- els heute in Kandergrund hat, erklärt erst einmal den Schnee wegzuputzen.» am Stammtisch und im Restaurant. ter-Rösti». General Guisan zu Besuch Gemeindepräsident Roman Lanz: «Er Später entstand in Kandergrund eine «Meine Frau und ich arbeiteten rund 80 Die heutigen Besitzer reagierten Elisabeth und Samuel Ryter erbauten ist eine Vereins- und Kommissionsplatt- Mehrzweckhalle, und viele Anlässe wur- Stunden pro Woche. Zudem hatten wir rasch, als wegen des Coronavirus die den Gasthof Altels 1895. Fast gleichzei- form für Veranstaltungen, Sitzungen den dorthin verlagert. noch drei Kinder», berichtet Georg Schliessung kam. «Wir haben regionale tig erfolgte der Strassenbau Richtung und vieles mehr. Gut strukturierte, zu- Ryter. Handwerker aufgeboten und unseren Kandersteg. Ein schweres Ereignis kunftsorientierte Gewerbebetriebe mit 80-Stunden-Wochen waren normal Im Laufe der Jahre bauten sich Ry- Umbau sofort in Angriff genommen. folgte am 19. Dezember 1947. Als der vollzogenen oder aufgegleisten Nachfol- Verändert hat sich ebenfalls das Kon- ters eine Stammkundschaft auf. 2011 Zum Glück waren alle flexibel», berich- Munitions stollen bei Mitholz explo- geregelungen sind sehr wichtig für die sumverhalten: Früher machten Ge- übernahmen dann Roland Ryter und tet Roland Ryter. Heute Freitag eröffnet dierte, wurden die geflüchteten Leute Gemeinde.» BLICKPUNKT Blüem-Kühe sollen Glück bringen Sport auf schweren www.frutiglaender.ch [email protected] Copyright: Frutigländer Medien AG LANDWIRTSCHAFT In der Schweiz gibt veränderten Bedingungen in der Land- rund 50 Jahren auch auf Swiss Fleck- Sohlen es nebst den traditionellen Jass-Gren- wirtschaft sind diese jedoch nicht mehr vieh oder Red Holstein. In der Inner- zen (französiche / deutsche Karten) sakrosankt. Im Kanton Bern setzt man schweiz – und auch im Haslital – sieht Nach Wochen des auch «Viehzucht»-Grenzen. Mit den traditionell auf Simmentaler oder seit man vor allem Braunvieh. Interessan- Homeschoolings terweise verläuft diese Grenze also geht an den Schulen nicht zwischen den Kantonen, sondern auch der Turnunter- zwischen Brienz und Meiringen. richt wieder los. Es Blüem- oder Ryf-Kühe sind auffällig ist allerdings anzu- gefleckt mit weissen Streifen auf Rü- nehmen, dass die cken und Bauch und verdanken ihren Turnschuhe dabei Namen einem «geblümten» Muster auf ein bisschen anders der Stirn: In manchen Regionen der aussehen als die be- Schweiz gelten sie als Glücksbringer für schlagenen Exem- Stall und Hof. Vor allem im Appenzel- plare in diesem In- lerland und im Toggenburg gehört es serat aus dem zum guten Ton, beim Alpaufzug und bei «Anzeiger für den der Alpabfahrt von einer Blüem- oder Amtsbezirk Fruti- Gurt-Kuh (weisser Streifen rund um gen» von 1945. den Körper) die Herde anführen zu las- sen. Auf vielen Betrieben werden heute KATHARINA WITTWER gezielt einzelne Kühe mit dieser beson- deren Zeichnung gezüchtet. Das abge- bildete Tier aus Meiringen scheint sich allerdings nicht besonders um sein Aus- sehen zu kümmern. Auffällig gefleckt mit einem weissen Streifen: eine Blüem-Kuh in Meiringen. BILD WI KATHARINA WITTWER.
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