Historische Vereinigung Wesel e.V. 2015 WESEL UND DER UNTERE NIEDERRHEIN BEITRÄGE ZUR RHEINISCHEN GESCHICHTE 1 WESEL UND DER UNTERE NIEDERRHEIN BEITRÄGE ZUR RHEINISCHEN GESCHICHTE Historische Vereinigung Wesel e.V. 3 Umschlag: VUE DE WEZEL, Kupferstich, koloriert, 22,2 x 36 cm, sog. „Guck - kastenblatt“ bei Mondhare, Paris, um 1750. Guckkastendarbietungen kann man als Vorgänger von Kino und Fern- sehen betrachten, mit denen auf Jahrmärkten gute Geschäfte zu machen waren. In einem Panoptikum konnte man weltberühmte Sehenswürdigkeiten – durch das Linsensystem des Guckkastens vergrößert – bestaunen (siehe Umschlag-Rückseite). Da dieses System spiegelverkehrte Bilder zeigte, mussten die Vorla- gen Spiegelbilder sein – siehe auch BRAUN, Volkmar: Geschichtliches Wesel, Band 3, Wesel 1979, S. 16, 17. Die Herausgabe dieses Buches wurde gefördert durch die VERBANDS-SPARKASSE WESEL WESEL UND DER UNTERE NIEDERRHEIN BEITRÄGE ZUR RHEINISCHEN GESCHICHTE Herausgeber und Verlag: © Historische Vereinigung Wesel e.V., 2015 Alle Rechte vorbehalten Redaktion: Hermann Knüfer, Manfred Krück, Werner Köhler Layout: Günther Rogmann Herstellung: B.o.s.s Druck und Medien GmbH ISBN: 978-3-929605-38-9 4 Inhalt Vorwort 7 IRMGARD HANTSCHE Die Festung Schenkenschanz 9 und ihre Bedeutung bei den Auswirkungen des niederländisch-spanischen Krieges (1568–1648) auf den Niederrhein PETER BRUNS 1629 – Wesel wird von den Spaniern befreit 35 1893 – versenktes spanisches Kriegsschiff entdeckt GÜNTER WARTHUYSEN Münzprägung und Geldumlauf am Niederrhein 47 Zur geldgeschichtlichen Entwicklung in Wesel und Umgebung UTTA ANGELIKA LANDAU Sophie Caroline Lisette Richter geb. Krupp (14. 3. 1777 – 24. 12. 1864) und Johann Zaremba 71 MARTIN WILHELM ROELEN Georg Friedrich Veenliet, ein Weseler Forty-Eighter 79 WERNER KÖHLER Saatkrähen gegen den Hunger 95 Wesel im Ersten Weltkrieg HELMUT LANGHOFF Wilhelm Carl Ridder – Ein Soldat aus Wesel im Ersten Weltkrieg 129 5 VOLKER KOCKS Die Außensportplätze in Wesel und deren Vereine bis 1945 161 Ein Beitrag zur Sportgeschichte von Wesel JOSEF VOGT Die Friedenskirche „Zu den Heiligen Engeln“ 181 Das Reduit des ehemaligen Forts Fusternberg als Fundament für die Kirche ALBRECHT HOLTHUIS Zwischen Anpassung und Widerstand – Kirchenkampf in Wesel 189 Ein Beitrag zur Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde Wesel im Dritten Reich CLAUS-DIETER RICHTER-KRANEIS Familie Günther Ein Mensch ist dann erst tot, wenn auch die Erinnerung an ihn 207 gestorben ist Talmud WINFRIED EVERTZ Wie die Stadt Wesel zu ihrem Namen kam 215 Neue Erkenntnisse zur Deutung des Ortsnamens Autoren 224 Bildnachweis hintere Umschlag-Innenseite 6 Vorwort Aus Anlass ihres 25-jährigen Bestehens im Jahre 2003 hat die Historische Vereinigung ihren ersten Sammelband zur Geschichte der Stadt Wesel und ihres regionalen Umfelds veröffentlicht. Nach der Herausgabe des zweiten Bandes im Jahre 2006 und des dritten Bandes 2009 sowie des vierten Bandes 2012 setzt sie nun mit dem vorliegen- den fünften Band ihre erfolgreiche Arbeit fort. Er enthält insgesamt zwölf Beiträge, die nach bewährtem Konzept Personen, besondere Ereignisse und Stationen in der wechselvollen Geschichte der Stadt Wesel und der Region Niederrhein zum Gegenstand haben. Zwei Beiträge befassen sich – mit unterschiedlichen Aspekten – mit dem niederländisch-spanischen Krieg (1568–1648), von dem Wesel und der unte- re Niederrhein unmittelbar betroffen waren. In vier Beiträgen werden Weseler Bürgerinnen und Bürger mit ihren ganz persönlichen Schicksalen in unterschiedlichen Lebenssituationen dargestellt. Zwei Beiträge schildern die besondere Not von Weseler Bürgerinnen und Bürgern, der eine den Hunger im Ersten Weltkrieg, der andere den Konlikt im Kirchenkampf der Evangelischen Gemeinde im Dritten Reich. Wie ein Fort zum Fundament einer Kirche wurde, zeichnet ein Beitrag über die Friedenskirche „ Zu den Heiligen Engeln“ nach. Ein weiterer Beitrag thematisiert noch einmal die Frage nach der Herkunft des Namens „Wesel“. Dass es unabhängig von der großen Politik auch Geschichte gibt, wird schließlich in zwei Beiträgen anschaulich dargestellt, und zwar in der ge- schichtlichen Entwicklung von Münzprägung und Geldumlauf in Wesel und zum anderen in der Geschichte der Sportplätze und deren Vereine in Wesel. Allen Autorinnen und Autoren und allen, die auf andere Weise zum Gelingen des Buches beigetragen haben, sei an dieser Stelle für ihr Engagement herz- lich gedankt. Wesel, im September 2015 Hermann Knüfer Vorsitzender der Historischen Vereinigung Wesel e.V. 7 Niederrheinbrücke Wesel 8 Irmgard Hantsche Die Festung Schenkenschanz und ihre Bedeutung bei den Auswirkungen des niederländisch-spanischen Krieges (1568–1648) auf den Niederrhein1 Der niederländisch-spanische Krieg (1568– Doch nicht die europäische Dimension 1648), bekannt auch unter der Bezeich- des 80-jährigen Krieges ist das Thema die- nung ‚80-jähriger Krieg‘, war die Ausein- ses Beitrags, sondern seine auf den Nieder- andersetzung, in der die sieben nördlichen rhein bezogenen regionalgeschichtlichen Provinzen der Niederlande ihre Unabhän- Aspekte. Denn seine Auswirkungen waren gigkeit von Spanien und damit vom Haus auch hier deutlich. Er beschränkte sich nicht Habsburg erkämpften, das um die Mitte auf die habsburgischen Gebiete. Vielmehr des 16. Jahrhunderts den Nordwesten des erfass te er auch Territorien, die nicht zu den Heiligen Römischen Reiches deutscher Niederlanden gehörten, so das Herzogtum Nation beherrschte. Eigentlich handelte Kleve, dessen bedeutendste Stadt Wesel war. es sich bei diesem ‚Freiheitskampf der Das Herzogtum Kleve war von 1511/21 bis Niederlande’ um eine bilaterale Ausein- 1609/14 Teil der Vereinigten Herzogtümer, andersetzung, aber sie fand große Beach- die sich im spanisch-niederländischen Krieg tung und teilweise auch Unterstützung in zwar neutral verhielten, aber dennoch von mehreren europäischen Staaten, z. B. in den Kriegshandlungen nicht verschont blie- England und Frankreich, und besaß lang- ben. Das Herzogtum Kleve grenzte im Nor- fristig große Bedeutung für die europäische den und Westen, zum Teil auch im Süden an Geschichte und zwar bis heute. Sehr ver- niederländisch-habsburgisches Territorium einfachend gesprochen geht die Existenz und wurde von diesem fast eingeklemmt. dreier Mitgliedsstaaten der Europäischen Wesel lag, wie die Karte2 (vgl. Abb. 1) zeigt, Union, nämlich der beiden Königreiche keine 30 km Luftlinie vom Herzogtum Gel- Niederlande und Belgien sowie des Groß- dern entfernt, das seit dem Vertrag von Ven- herzogtums Luxemburg, auf den 80-jähri- lo 1543 habsburgischer Besitz war und seit gen Krieg zurück. Denn durch ihn zerbrach der Reichsteilung Karls V. im Jahre 1555 zu die historische Einheit der Niederlande, in- den spanischen Niederlanden gehörte. We- dem die sieben nördlichen Provinzen zur sel stand daher allein schon wegen seiner völkerrechtlich unabhängigen Republik der geographischen Lage in der Gefahr, von Vereinigten Niederlande wurden und auch den kriegerischen Auseinandersetzungen aus dem Heiligen Römischen Reich deut- tangiert zu werden, die 1568 offen ausge- scher Nation ausschieden. Die südlichen brochen waren zwischen Spanien und den Niederlande hingegen, also das heutige aufständischen nördlichen Niederlanden. Luxemburg sowie Belgien (allerdings ohne Diese hatten 1581 ihre Unabhängigkeit von das ehemalige Territorium des Bistums Lüt- Spanien erklärt, konnten sie aber erst im tich), blieben spanischer (ab 1713 dann Januar 1648 nach einem jahrzehntelangen österreichischer) Besitz und gehörten bis Krieg völkerrechtlich erlangen. zur Neuordnung Europas in der napoleoni- Für Wesel verschärfte sich diese strate- schen Ära weiterhin dem Deutschen Reich gisch gefährliche Lage dadurch, dass im an. Herzog tum Geldern bei der spanisch-nieder- ländi schen Auseinan der setzung bzw. im 9 Abb. 1: Das Herzogtum Geldern 1543. 10 Abb. 2: Geldern im 17. Jahrhundert. 11 80-jährigen Krieg un - terschiedliche We ge eingeschlagen wur - den. Die drei geldri- schen Niederquartiere Arnheim, Nimwegen und Zutphen schlossen sich den aufständischen Provinzen an, während das Oberquartier an seiner Zugehörigkeit zu Spanien festhielt, wo- durch es zu einer Tei- lung des historischen Herzogtums Geldern kam (vgl. Abb. 2). We- sel geriet damit gewis- sermaßen zwischen die Fronten, obwohl es im neutralen und an den kriegerischen Ausein- andersetzungen eigent- lich nicht beteiligten Herzogtum Kleve lag. Weil die beiden krieg- führenden Parteien sich in ihren Auseinander- setzungen nicht auf das niederländische Ge biet beschränkten, sondern auf den gesamten Nie- derrhein ausgriffen, muss dessen Geschichte bei der Betrachtung der spanisch-niederländi- schen Auseinanderset- zungen mit einbezogen Abb. 3: Territorien am Niederrhein um die Mitte des 16. Jahrhunderts. wer den (vgl. Abb. 3). Dass der spanisch-niederländische Krieg achtung der fremden Landeshoheit nahmen auf den Niederrhein übergriff, lag einerseits sie dort, wie auch Wesel leidvoll erfahren daran, dass sowohl Spanien wie die auf- musste, monate- oder sogar jahrelange ständischen Niederlande den Niederrhein Besetzungen vor, führten Requirierungen militärisch wie wirtschaftlich gesehen als durch, verlangten Abgaben und legten Fes- wichtiges Hinterland ansahen, besonders tungen an oder verstärkten bereits vorhan- als Aufmarsch- bzw. Rückzugsgebiet. Mit dene Festungen, wie z.B. im Fall von Wesel Hilfe kriegerischer Gewalt und unter Miss- und Emmerich. In diesem Zusammenhang 12 zeigt (vgl. Abb. 5). Die niederrheinischen Landes- herren waren weder mili- tärisch noch politisch
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages223 Page
-
File Size-