2013 Das Leben Auf Dem Lande in China in Der Sicht Zweier

2013 Das Leben Auf Dem Lande in China in Der Sicht Zweier

2013 Das Leben auf dem Lande in China aus der Sicht zweier Nobelpreisträger – Gegenüberstellung von Pearl S. Buck, Die gute Erde und Mo Yan, Das rote Kornfeld Literarische Gesellschaft Lüneburg, Vortrag von Gisela Müller am19.3.2013 Inhaltsverzeichnis 1. Fragestellung 1 2. Die Autorin Pearl S. Buck 1 - 2 3. Der Inhalt von „Die gute Erde“ 2 - 3 4. Historischer Hintergrund 3 - 4 5. Erzählstruktur und Erzählstil 4 - 5 6. Brauchtum 5 - 9 7. Die gute Erde 9 - 10 8. Der Autor Mo Yan 10 - 11 9. Erzählstruktur und Inhalt 11 – 12 10. Die Hauptfiguren 12 – 14 11. Der Enkel 15 – 16 12. Tradition und Revolution 16 – 17 13. Die Sprache der Gewalt und der Gefühle versus Sprache des einfachen Bauern Wang Lung 17 - 19 1. Fragestellung Die Wahl Mo Yans zum Literaturnobelpreisträger 2012 war eine große Überraschung und führte zu einer Diskussion, ob ein Anhänger des chinesischen Systems überhaupt gewählt werden dürfte. Schon einmal hat die Verleihung des Literaturnobelpreises großes Aufsehen erregt, nämlich die an Pearl S. Buck 1938. Sie „gehört zu den umstrittenen Entscheidungen des Nobelpreiskomitees. Die Kritiker dieser Entscheidung hielten ihre Romane für literarisch wertlos und eigentlich für Trivialliteratur. Die seither verwendete inoffizielle Regel, den Nobelpreis nur an Autoren zu verleihen, die bereits vorher mindestens einmal dafür nominiert waren, wird in den Feuilletons bis heute „Lex Buck“ genannt.“ 1 Beide Autoren beschäftigen sich mit der chinesischen Gesellschaft auf dem Lande, also dem Leben der Bauern. Die Ablehnung ist einmal ästhetischer, einmal politischer Natur. Das war der Anreiz für mich, genauer hinzuschauen. 2. Die Autorin Pearl Sydenstricker wird am 26. Juni 1892 in Hillsboro, West-Virginia geboren. Ihr Geburtsname Sydenstricker findet sich in der häufig verwendeten Schreibweise Pearl S. Buck wieder. Sie ist die Tochter eines Missionars der Presbyterianer, der sich berufen fühlt, in China die „ Heiden“ zum Christentum zu bekehren. Diese Bewertung entspricht der üblichen Arroganz des Westens gegenüber den wenig bekannten Hochkulturen Asiens. Somit verbringt sie einen Teil ihrer Kindheit im Kaiserreich China. Pearl wächst zweisprachig auf. Sie teilt das Schicksal ihrer chinesischen Spielkameraden: Hunger und frühes Leid. Drei von Pearls Geschwister sterben an Krankheiten. Der Strenge des Vaters entflieht das Mädchen, indem es liest. Von 1910 bis 1914 studiert sie an einem College in Virginia, USA. 1917 heiratet sie und zieht mit ihrem Mann, dem amerikanischen Agrarexperten John Lossing Buck, in die chinesische Provinz Anwhei. Während ihr Mann Feldforschung über „Die Bodennutzung in China“ (1937) an der Universität Nanjing betreibt2, arbeitet Buck von 1922 bis 1932 als Professorin für englische Literatur ebendort, in der Hauptstadt der Republik China. Ihre Tochter leidet 1 unter der Erbkrankheit Phenylketonurie3, die zu damaliger Zeit medizinisch noch nicht erforscht ist. 1935 lässt Buck sich scheiden und heiratet ihren Verleger Walsh. Die beiden adoptieren im Laufe der Jahre acht Kinder. In ihrem Buch The Child Who Never Grew (Geliebtes unglückliches Kind) fasst sie 1950 all ihre leidvollen Erfahrungen, die sie mit ihrer Tochter gemacht hat, zusammen. Nach Walshs Tod 1960 engagiert Buck sich auf vielen neuen Gebieten: Bildhauerei, Filmregie, Landwirtschaft. Sie gründet Hilfsorganisationen für behinderte Kinder und für Kinder amerikanischer Soldaten und asiatischer Frauen. Mit 70 belegt sie einen Tanzkurs; der 40 Jahre jüngere Tanzlehrer, T.F.Harris, wird ihr Freund und Biograph. Am 6. März 1973 stirbt sie in Danby, Vermont. The Good Earth aus dem Jahre 1931 ist ihr zweiter Roman, der 1933 mit dem Titel Die gute Erde ins Deutsche übersetzt wurde. 1932 bekommt sie dafür den Pulitzer-Preis, 1938 den Nobelpreis. Sie veröffentlicht 80 Werke sowie fünf Romane unter dem Pseudonym John Sedges.1 3. Der Inhalt „Die gute Erde“ In Pearls S. Bucks Roman geht es um den Aufstieg eines armen Kleinbauern zum Großgrundbesitzer, der gekoppelt ist an den Abstieg der Familie Hwang. Buck zeichnet die Lebensgeschichte des Wang Lung von seiner Hochzeit bis zum nahen Tode nach. Er lebt mit seinem alten Vater als Bauer vom Ertrag eines kleinen Landes und kann sich daher nur die hässliche O-lan, die der angesehenen städtischen Familie der Hwang als Sklavin dient, als Ehefrau leisten. O-lan erweist sich als tüchtige Arbeiterin und gebiert ihm zwei Söhne und eine Tochter, die, wie sich bald herausstellt, durch Mangelernährung schwachsinnig ist. Durch einen glücklichen Umstand kann Wang Lung gutes Land von der Familie Hwang dazukaufen, doch die Hungersnot, die infolge der Dürre ausbricht, trifft auch ihn. Die völlig abgezehrte Familie entschließt sich, nach Süden zu gehen; O-lan tötet vor dem Aufbruch ihr viertes Kind unmittelbar nach der Geburt, um die Familie nicht mit einem weiteren Esser zu belasten. Wang Lung verkauft, um die Reise zu finanzieren, auf Anraten seiner Frau Möbel und Gerätschaften, nicht jedoch sein Land. Während seine Frau und die beiden Söhne in der Stadt im Süden betteln, verdingt er sich als Rikscha-Fahrer und erfährt so vom Leben der wohlhabenden Chinesen und der dort lebenden Weißen. An eine Rückkehr in die Heimat ist wegen des geringen Einkommens nicht zu denken, bis Wang Lung und O-lan sich bei Revolutionswirren an der Plünderung des Hauses einer reichen Familie beteiligen und viel Geld sowie Schmuck erbeuten. Damit können sie nicht nur zurückkehren, sondern auch im großen Stil weiteres Land von der Familie Hwang kaufen. Wang Lung steigt zum Großgrundbesitzer auf, der sein Land nicht mehr allein bewirtschaften kann, seine Frau schenkt ihm ein Zwillingspaar. Er entschließt sich, eine sinnliche und verwöhnte Frau aus dem Freudenhaus in sein Haus aufzunehmen, was O-lan verbittert. Auch sein verhasster Onkel zieht mit Frau und Sohn bei ihm ein. Er kann Wang Lung erpressen, da er Mitglied einer Räuberbande ist, die die Landbewohner überfallen, ausrauben und töten. Der 1 http://de.wikipedia.org/wiki/Pearl_S._Buck 2 Jonathan D. Spencer, Chinas Weg in die Moderne, 1990, dt.1995, S. 515 3 angeborenen Stoffwechselstörungen. … Betroffene Patienten können die Aminosäure Phenylalanin nicht abbauen, wodurch diese sich im Körper anreichert und Phenylpyruvat, Phenylacetat oder Phenyllactat entsteht, was unbehandelt zu einer schweren geistigen Entwicklungsstörung mit einer Epilepsie führt. http://de.wikipedia.org/wiki/Phenylketonurie 2 Onkel und sein Sohn haben bislang Wangs Familie davor bewahrt. O-lan stirbt an einem Geschwür, bald darauf auch Wang Lungs Vater. Während seine beiden älteren Söhne die Schule besuchen, als »Gelehrter« bzw. Kaufmann tätig sind und heiraten, hat er seinen jüngsten Sohn zum Nachfolger als Bauer bestimmt. Dieser weigert sich jedoch, Bauer bzw. Grundbesitzer zu werden, und schließt sich den Revolutionären an. Auf Betreiben des ältesten Sohnes zieht die Familie in die Stadt und übernimmt das Haus der verarmten Familie Hwang. Wang Lung, der noch eine späte Liebe mit der Sklavin Pfirsichblüte erlebt, sieht weiterhin »die gute Erde«, also sein Land, als Fundament seines Reichtums an. In seinem letzten Lebensjahr zieht er wieder in sein altes Haus auf dem Lande und lebt dort wie sein Vater. Doch die beiden ältesten Söhne planen bereits einen Teil des Grundes nach seinem Tod zu verkaufen. Sie trösten ihren Vater, der sie belauscht, mit einem falschen Versprechen, es nicht zu tun. 4. Historischer Hintergrund4 1911 wird die mandschurische Qing-Dynastie mit dem Kindkaiser Puji gestürzt. (s. Film Der letzte Kaiser) Erste Versuche, eine Verfassung mit einer demokratischen Gewaltenteilung zu installieren, werden nach kurzer Zeit durch eine Militärdiktatur zerstört, die 1917 sogar eine Rückkehr zum Kaisertum versucht und dabei scheitert. Eine starke Zentralmacht kann nicht aufgebaut werden, sondern unter Räuberbanden, Warlords und Regionalregierungen zerfällt China in viele Teile. Vor dem Ersten Weltkrieg gehen verstärkt Gebildete zum Studium ins westliche Ausland, und während des ersten Weltkrieges werden Tausende von Arbeitern und Soldaten nach Europa gebracht. Viele von ihnen kehren nach dem Krieg zurück und übernehmen Verantwortung in den Parteien. Zwei politische Bewegungen versuchen zu einem Einheits- und Zentralstaat zurückzuführen, die Nationalrevolutionäre Partei Guomindang (GMD) unter Sun Yat-sen (gest. 1925) und seinem Nachfolger Chiang Kai-shek sowie die KPCh. Die finanziellen Mittel sind knapp, da die Eisenbahnen und die Industrie zu 50 – 90 % in den Händen von Ausländern liegen, die in eigenen Wohngebieten, den sogenannten Konzessionen, wohnen und dort ihre eigenen Gerichte haben. Diese Sonderrechte werden erst im Januar 1943 aufgehoben. Die Bauern bezahlen ihre Pacht an die Grundherren und kaum an den Staat. Geld haben jene Warlords, die ausländische Interessen unterstützen. So gibt Japan großzügig Kredite an ihre chinesischen Verbündeten und lässt sich dafür Wirtschaftsmacht übertragen. Dennoch gelingt es der GMD durch Ausbildung eines Elitekorps, im Nordfeldzug 1926 große Teile der wirtschaftsstarken und fruchtbaren Ostprovinzen von Kanton bis Nanjing zu erobern und dort die Macht der Warlords zu brechen. Chiang Kai-shek geht dabei nach Bedarf Bündnisse mit der KPCh, aber auch mit Industriellen und Großgrundbesitzern ein. Da China um 1918 noch zu 85 – 90 % bäuerlich geprägt ist, führen Missernten zu großen Katastrophen, zu Bauernrevolten und Hungertoten, wie z.B. 1920/21 mit 500 000 Toten in fünf Provinzen. Bei den Bauernunruhen 1926/7 werden Grundherren gelyncht und das Land verteilt. Diese Unruhen

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