Unfassbares Glück

Unfassbares Glück

Katie Blue Unfassbares Glück Roman Buch Rike ist mit ihrem Leben in Ockernried, einer Kleinstadt in Brandenburg, eigentlich ganz zufrieden. Wenn da nur nicht ihre Familie wäre, mit der es andauernd Stress gibt! Doch dann zieht Jakob in ihren Heimatort. Wird es ihm gelingen, Rikes Herz zu erobern? Und kann er ihr dabei helfen, ihre Familienprobleme leichter zu nehmen? Autorin Katie Blue wurde 1974 in Brandenburg geboren und lebt und arbeitet heute im Spreewald. Sie veröffentlichte bisher unter anderem die Liebesromane „Nicht nur Schafe“, „Laune des Schicksals“, „Sommerflirren“, „Ein Tollpatsch kommt selten allein“, „Stürmische Tage“, „Himmelblaues Glück“, „Lavendelträume“, „Ein Paar wie Hund und Katz“, „Blaubeerschnee und Blätterteig“, „Verführerische Küsse im Gepäck“, „Auszeit in Brevenhall“ und „Der Männerhasserclub“. Inhaltsverzeichnis Prolog 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 Epilog Unfassbares Glück von Katie Blue © 2018 Katie Blue Alle Rechte vorbehalten. [email protected] 1. Auflage Dieses Buch, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung der Autorin nicht vervielfältigt, wiederverkauft oder weitergegeben werden. Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden. Carl Spitteler Prolog Rike schnitt den großen Pappkarton gekonnt mit einem Cuttermesser auf. Sie war froh, dass die Lieferung endlich gekommen war. Es machte ihr zwar nicht unbedingt großen Spaß, die Kartons auszupacken und die Waren in ihr kleines Lager zu räumen, aber die Arbeit musste nun einmal getan werden. Sie hatte ausreichend Nachschub an Kopierpapier und Schreibutensilien bekommen und das beruhigte sie enorm. Nichts war schlimmer, als wenn man Kunden vertrösten musste, weil man nicht im Angebot hatte, was diese kaufen wollten. Rikes kleines Schreibgeschäft, in welchem sie außer den Papier- und Schreibwaren auch noch Zeitschriften, Geschenke und Souvenirs anbot, lief mittlerweile so gut, dass sie davon leben konnte und sich um ihre Finanzen keine Sorgen machen musste. Große Sprünge waren zwar nicht drin, aber sie hatte ihr Auskommen. Das lag sicherlich zu einem großen Teil daran, dass es in Ockernried, einem etwas größeren Dorf in Brandenburg ansonsten keine Möglichkeiten gab, die Waren, die sie anbot, zu erwerben. Und bis zur nächsten Kreisstadt, Karstow, musste man doch immerhin zehn Kilometer fahren. Ockernried profitierte im Sommer außerdem von den Touristen, die am nahegelegenen See Urlaub machten. Diese fielen häufig in Rikes Laden ein, denn hier bekamen sie Ansichtskarten und Rätselhefte. Während Rike auspackte, dachte sie an die Geburtstagsfeier ihrer Großmutter, an der sie demnächst würde teilnehmen müssen. Es war leider unvorstellbar, diese einfach zu schwänzen. Rikes Unbehagen hing nicht mit dem eigentlichen Anlass zusammen, sondern hatte seinen Ursprung darin, ihrer gesamten Familie unter die Augen treten zu müssen. Sowohl ihre Eltern als auch ihre beiden Schwestern würden ihr, wie jedes Mal wenn sie ihr begegneten, sehr deutlich zu verstehen geben, dass sie komplett aus der Art geschlagen war. Als Einzige in der Familie konnte Rike keinen prestigeträchtigen Job vorweisen. Sie hatte nicht einmal studiert. Wie sollte sie da gegen drei Anwälte und eine Kinderärztin ankommen, die auf sie herabsahen? Sie war schon sehr oft traurig gewesen, weil ihre Familie einfach nicht verstehen konnte, dass sie mit dem Leben, das sie führte, absolut zufrieden war. Und sie hatte sich doch auch etwas aufgebaut, führte immerhin ein eigenes Geschäft. Verdiente das denn gar keine Anerkennung? Rike seufzte. Dieses Thema verfolgte sie leider seit dem Abitur und sie wusste, dass der Geburtstag ihrer Oma genau deshalb schrecklich für sie werden würde. Sie schluckte zweimal heftig und versuchte die negativen Gedanken zu verdrängen. Es blieben ihr noch einige Tage Zeit, bis sie zu der Feier aufbrechen musste. Sie wollte wenigstens versuchen, sich bis dahin das Leben nicht schwerer zu machen als nötig. 1 Rike war gerade dabei, den Geschirrspüler auszuräumen, als das Telefon klingelte. Sie hoffte, dass nicht etwa ihre Mutter an der Strippe war, denn dann würde der Abend in jedem Fall ruiniert sein. „Ich bin's bloß“, tönte es jedoch fröhlich aus dem Hörer. Rike atmete erleichtert auf, denn sie hatte die Stimme ihrer besten Freundin Maria erkannt. „Zum Glück. Ich dachte schon, ich müsste mich gleich mit diversen Vorwürfen auseinandersetzen.“ „Hat deine Mutter denn nicht erst vor drei Tagen angerufen?“ Maria wusste sofort, worauf Rike anspielte, denn sie kannte sie in- und auswendig. „Ja, aber Großmutters Geburtstag steht vor der Tür und der liegt meiner Mutter offenbar so sehr am Herzen, dass er zig Mal durchdiskutiert werden muss. Und dann kommt sie natürlich vom Hundertsten ins Tausendste und prompt bin ich wie üblich diejenige, die sie unbedingt noch kritisieren muss, bevor sie das Gespräch beendet.“ „Wenn der große Anlass vorüber ist, werden sich ihre Anrufe bestimmt wieder auf ein Mindestmaß beschränken“, entgegnete Maria. „Das will ich ganz stark hoffen.“ Rike knabberte nervös an ihrer Unterlippe, denn allein die Vorstellung, ihre Mutter könnte sie von nun an dauerhaft mehr als einmal wöchentlich behelligen, rief blanke Panik in ihr hervor. „Wenigstens wohnt sie weit weg. Stell dir mal vor, sie würde ganz plötzlich bei dir hereinschneien“, tröstete Maria ihre Freundin. „Das will ich mir lieber nicht ausmalen.“ „Insofern hast du es ja eigentlich noch ganz gut getroffen.“ „Es ist alles eine Frage der Perspektive, was?“ Rike lachte gequält. „Ich gebe zu, dass du mit deinen Eltern deine Schwierigkeiten hast und meine im Vergleich zu deinen die reinsten Engel sind, aber auch ich fetze mich mit meinen hin und wieder ordentlich.“ „Familie ist eben anstrengend.“ „Die kann man sich leider nicht aussuchen, seine Freunde schon. Apropos Freunde, ich bräuchte morgen Abend dringend deine Hilfe“, leitete Maria geschickt auf den Grund ihres Anrufs über. „Schieß los. Was gibt's?“ „Wir sind von Xenia eingeladen worden, ganz kurzfristig. Aber natürlich konnte ich nicht zusagen, solange ich keinen Babysitter habe.“ „Xenia hat euch spontan eingeladen? Dann muss irgendwas passiert sein. Deine Cousine plant doch sonst jedes noch so kleine Ereignis komplett durch.“ „Das glaube ich auch, deshalb müssen wir unbedingt hin, obwohl Lukas eigentlich keine große Lust hat. Aber wann haben Männer schon das Bedürfnis, eine Einladung anzunehmen?“ Rike kicherte. Lukas war wirklich in Ordnung und passte hervorragend zu Maria. Er liebte sie und die Kinder von Herzen. Und er war fleißig, half im Haushalt und kümmerte sich um den Garten. Allerdings war er ein Partymuffel, wenig unternehmungslustig und hielt sich am liebsten in seinen eigenen vier Wänden auf. „Ein Abend bei deiner Cousine ist ja kein großes Ding, da muss er sich nicht einmal in Schale schmeißen.“ „Das ist vermutlich der einzige Grund, warum ich ihn diesmal nicht erst stundenlang überreden musste, bei Xenia vorbeizuschauen. Also, wie sieht es aus? Kannst du auf meine beiden Racker aufpassen?“ „Geht klar. Ich habe nichts vor. Und die beiden freuen sich bestimmt sehr, wenn ich komme.“ „Gesagt habe ich ihnen noch nichts, aber sobald ich die Katze aus dem Sack lasse, fangen sie an, Pläne zu schmieden, was sie alles mit dir machen wollen“, gab Maria lachend zu. „Wann soll ich da sein?“ „Halb sieben reicht völlig.“ „Das ist in Ordnung. Da muss ich nach Ladenschluss nicht hetzen“, meinte Rike. „Bloß nicht. Du kannst noch mit uns Abendbrot essen und dann gehen wir so gegen sieben los.“ „Einverstanden. Und sonst so? Alles in Ordnung bei euch?“ Maria stöhnte. „Das übliche Chaos. Lena ist ausgefallen, sie hat's mal wieder mit dem Rücken, da mussten wir ihre Patienten mit übernehmen. Du kannst dir vorstellen, dass da Freude aufkommt.“ Maria arbeitete als Physiotherapeutin und in der Praxis gab es außer ihr noch drei weitere Kolleginnen. Fiel eine aus, erhöhte sich automatisch das Arbeitspensum der anderen. „Hoffentlich zieht sich deren Krankengeschichte nicht wie beim letzten Mal wochenlang hin.“ Maria schnaubte laut. „Wenn sich das abzeichnet, werden wir über eine vernünftige Lösung nachdenken müssen. Wir können ja nicht auf Dauer jeden Tag drei, vier Patienten mehr betreuen.“ „Es dürfte schwierig werden, eine kurzfristige Aushilfe einzustellen“, überlegte Rike. „Die Zeitarbeitsfirma in Karstow hatte schon im Februar keine Lösung für uns.“ „Und noch eine Mitarbeiterin dauerhaft zu beschäftigen, kommt nicht in Frage?“ „Eher nicht, sind wir alle vier da, können wir das Pensum bewältigen. Eine fünfte Physiotherapeutin wäre da überflüssig.“ „Tja, dann habe ich keine Lösung für euer Problem.“ „Lieb von dir, Rike, dass du dir deswegen Gedanken machst. Vielleicht könnte man jemanden finden, der generell Teilzeit arbeiten möchte. Zwanzig Stunden oder so. Die wären bestimmt auch drin, wenn Lena gesund ist.“ „Klingt ganz plausibel. Und dadurch entfiele sogar die große Arbeitsbelastung, wenn ihr Urlaub nehmt.“ „Ja, da hast du recht. Wir werden sehen, wie sich Lena dazu äußert und dann Nägel mit Köpfen machen. Und wie läuft es bei dir? Ist mit dem Laden alles in Ordnung?“ „Läuft wie geschmiert. Die letzte Lieferung war vollständig und ich muss nun keinen Engpass mehr befürchten. Eine Sorge weniger. Ich merke jedoch, dass die Saison langsam wieder losgeht.“ „Fallen die Touristen also schon in Scharen bei dir ein?“ „Noch geht es eigentlich“, verneinte Rike. „Aber sie gucken jetzt zahlreicher rein. Noch zwei, drei Wochen, dann ist bestimmt die Hölle los.“ „Es ist schön, wenn im Ort wieder etwas mehr Leben ist“, meinte Maria. „Das ist wahr. Außerdem genieße ich es ja, viel zu tun zu haben. Dann vergeht so ein Arbeitstag schneller. Und über den Umsatz will ich mich ganz sicher nicht beklagen“, fand Rike. „Wir sehen uns dann also morgen, ja?“ „Geht klar, macht euch noch einen schönen Abend.“ Rike legte zufrieden auf. Ein kurzer Plausch mit ihrer Freundin hob ihre Stimmung doch immer sofort an. Am anderen Tag hatte Rike bereits am Vormittag ein sehr unangenehmes Erlebnis mit einem Kunden. Es kam nur selten vor, dass sie sich wünschte, sie wäre nicht die einzige Verkäuferin im Laden, aber heute war das definitiv der Fall gewesen.

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