Wissenschaft und Bergwelt Witterungsberichte der MeteoSchweiz Oktober 2003 bis September 2005 Scienza e mondo alpino 2003 Extrem warm, sonnig und niederschlagsarm – Rekordsommer Oktober Massiver Kälteeinbruch, Schnee bis ins Flachland auf der Alpennordseite November Föhnig und mild, im Süden nass Science et montagne Dezember Föhnig, im Mittelland sonnig, im Süden viel Schnee – sonnige, kalte Weihnachten 2004 Wärmer als normal und wechselhaft – Hagelunwetter im Mittelland Januar Viel Niederschlag, Weststürme, schneereiches Monatsende Februar Frühlingshaft und sonnig zu Beginn, nach Monatsmitte zunehmend winterlich März Erst winterlich, zur Monatsmitte warm, dann grosser Schneefall an den Voralpen April Im Süden viel Regen, im Norden trocken, föhnig; nass und kühl über Ostern Die Gletscher Mai Wechselhaft; Wintereinbruch in den Bergen zu Monatsbeginn, Hochsommer der Schweizer Alpen an Auffahrt Juni Wechselhaft – Starkregen in der Innerschweiz, extrem trocken in der Südschweiz 2003/04 und 2004/051 Juli Im langjährigen Durchschnitt; verbreitete Hagelgewitter am 8. Juli nördlich der Alpen August Sehr warm und schwül, im Westen heftige Gewitter – dann wechselhaft Im 125. und 126. Berichtsjahr der Gla­ September Wegen spätsommerlichem Beginn zu warm – im Westen und Süden trocken ziologischen Kommission haben die Oktober Mild und föhnig in den Alpen; sonst regenreich und im Süden sehr sonnenarm November Im Norden sehr wenig Niederschlag, im Süden mild; grosse Stauregen zu Monats- Schweizer Gletscher weiter an Länge beginn und Masse eingebüsst. Die während Dezember Sonnig und mild in der Höhe, Hochnebel im Norden – ab Monatsmitte wechselhaft der Messperioden herrschende Witte­ 2005 In den Niederungen warm, im Süden extrem trocken – schwere Starknieder- rung, aber auch die Erwärmung auf­ schläge im August grund der sich global abzeichnenden Januar Sonnig und frühlingshaft, gegen Ende hochwinterlich; im Süden kaum Niederschlag Februar Hochwinterliche zweite Monatshälfte im Norden, grosse Trockenheit im Süden Klimaveränderung hinterlassen ein­ März Sehr kalt zu Beginn, sehr mild ab Monatsmitte; erneut niederschlagsarm deutige Spuren. Im Anhang wird April Insgesamt etwas zu mild – aussergewöhnlicher Schneefall in der Westschweiz etwas näher auf das Phänomen der Mai Wechselhaft, viel Sonne vor allem in Süden – hochsommerliches Monatsende Juni Extrem warm, sehr sonnig, vielerorts trocken – Hochsommer ab Monatsmitte Eisabbrüche eingegangen. Juli Im Süden sehr warm, trocken, im Norden wechselhaft – lokal heftige Gewitterstürme August Unbeständig und in den Alpen nass und sonnenarm – grosse Unwetterkatastrophe Gletscher sind ein gutes Instrument, um September Warm und vielerorts trocken Veränderungen des Klimas zu erkennen. Sie widerspiegeln nicht nur die langfris­ Quelle: Meteo Schweiz tigen Tendenzen, sondern vermögen auch direkt die oft unterschätzten grossen Witterung und Klima in der Schweiz von 1996 die wärmsten Jahre in den vor­ Fluktuationen von Jahr zu Jahr aufzuzei­ Überblick über die hydrologischen Jahre handenen Messreihen seit 1861. gen. Die vergletscherte Fläche und die 2003/04 und 2004/05 Über dem Durchschnitt lagen klima­ Gletscherlänge geben eher die langfristi­ Weltweit zählten 2004 und 2005 ein­ tische Extreme wie Dürren, Überschwem­ gen Signale wieder, Schneezuwachs mal mehr zu den wärmsten Jahren seit mungen und Wirbelstürme. Die Ausdeh­ (Niederschlag) und Eisabtrag (Schmelze) 1860, dem Beginn der instrumentellen nung des Meereises auf den arktischen stehen in direkter Beziehung zu aktuellen Messungen. Das globale Mittel der Tem­ Meeren erreicht jeweils im Monat Sep­ klimatischen Verhältnissen. peratur an der Erdoberfläche übertraf tember das Minimum. Im September den langjährigen Mittelwert von 1961– 2005 wurde die geringste Ausdehnung 1 Auszug aus dem 125. und 126. Bericht der Glaziologischen Kommission der Akademie der 1990 um +0,44 °C bzw. +0,48 °C, wobei seit Beginn der satellitengestützten Mes­ Naturwissenschaften Schweiz (GK/SCNAT) und 1998 noch immer das wärmste Jahr mit sungen 1979 festgestellt. der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und +0,54 °C bleibt. Die letzten zehn Jahre Auch in der Schweiz waren die beiden Glaziologie an der ETH Zürich (VAW/ETHZ) (1996–2005) waren aber mit Ausnahme Berichtsjahre warm und niederschlags­ arm, wobei sich besonders das zweite durch einen sehr warmen Sommer und 34 DIE ALPEN 10/2006 3 C) o ( 2 ) 20 1 0 0 Temperaturabweichung −1 −20 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 Entwicklung der Sommertempe- telwert pro Jahr wurde jeweils Abweichung des Niederschlags (% raturen, gezeigt als Abweichung über die Periode vom 1. Mai bis −40 vom langjährigen Mittelwert 30. September berechnet. 1880 1900 1920 1940 1960 1980 2000 der Jahre 1961 bis 1990. Der Mit- Die Kurve zeigt die Entwicklung des Jahresniederschlags in Ab- weichung vom langjährigen Mit- deutliche Niederschlagsdefizite aus­ hältnisse zurückkehrten und einen mil­ telwert der Jahre 1961 bis 1990. zeichnete. Für Gletscherveränderungen den Spätsommer bescherten. Im hydro­ sind die Sommertemperaturen und die logischen Jahr 2003/04 gab es weder Gebieten der Schweiz zu Überschwem­ Jahresniederschläge von besonderem In­ grössere landesweite Extremereignisse mungen und Murgängen. teresse. Neu werden in den Abbildungen noch Monate, die sich gesamtschweize­ die zeitliche Entwicklung der gemittelten risch durch Temperatur, Niederschlag Temperatur Abweichungen von den Normalwerten2 oder Besonnung hervorhoben. In der ersten Berichtsperiode waren we­ an zwölf ausgewählten Stationen aus der kalte noch extrem warme Monate zu dem Messnetz von MeteoSchweiz mit Hydrologisches Jahr 2004/05 verzeichnen, in der zweiten Periode speziell aufgearbeiteten Zeitreihen dar­ Nach einem warmen und nassen überwog analog zu früheren Jahren die gestellt. Oktober und Kaltlufteinbrüchen erst im Anzahl der Monate mit überdurch­ November war ein schneearmer Früh­ schnittlich hohen Temperaturen. Die Hydrologisches Jahr 2003/04 winter zu verzeichnen. Die Schneefälle Monate November, April und August in In der ersten Berichtsperiode setzte von Mitte Dezember sorgten verbreitet der Periode 2003/04 beziehungsweise der Winter mit Schneefällen bis in tiefe für durchschnittliche Schneehöhen. Auf Oktober, Mai und Juni 2004/05 waren Lagen bereits Anfang Oktober 2003 ein. den Kaltlufteinbruch Mitte Februar gesamtschweizerisch überall zu warm. Weitere Schneefälle, besonders Mitte folgte eine ungewöhnlich lange Periode Kälter als im langjährigen Durchschnitt und Ende März, führten zu einem insge­ mit anhaltendem Winterwetter und ex­ fielen einzig die Monate Oktober in der samt schneereichen Winter. Die erste trem tiefen Temperaturen Anfang März. ersten und Februar in der zweiten Periode Jahreshälfte 2004 war geprägt von eini­ In allen Regionen waren die Schneehö­ aus. Während der für die Schneeschmel­ gen grösseren Temperaturschwankun­ hen Ende März unterdurchschnittlich. ze (Mai und Juni) und Ausaperung (Juli gen und Niederschlagsereignissen. Nach Die Südschweiz litt in den ersten Mona­ bis September) bedeutungsvollen, strah­ der frühsommerlichen Hitze Anfang ten des Jahres unter grosser Trockenheit. lungsintensiven Sommermonate lagen Juni folgte ein wechselhafter Juli, bevor Dem warmen Frühjahr schloss sich ein die Werte in den Alpen 2004 um 1 °C Anfang August hochsommerliche Ver­ heisser Juni an. Nach veränderlichem, und 2005 um rund 2,4 °C über dem aber warmem Wetter stellte sich erst Ende Durchschnitt. Der Sommer 2005 war 2 Normalwerte sind langjährige Durchschnitts­ Juli stabileres Hochdruckwetter ein. Der nur unwesentlich wärmer als jener von werte zur Beschreibung des «normalen» Klimas. Seit 2001 wird dafür allgemein die international Abschluss des hydrologischen Jahres war 1947 und folgt auf Rang zwei direkt hin­ standardisierte 30­Jahr­Periode 1961–1990 ver­ durch eine zunehmende Trockenheit ter dem Extremsommer 2003. wendet. und einem markanten Temperatursturz Mitte September geprägt. Die verheeren­ Niederschlag den Unwetter von Ende August mit ex­ In beiden Berichtsperioden fiel der Nie­ Sichtlicher Massenverlust am Tiefen- tremen Starkniederschlägen von teilweise derschlag unterdurchschnittlich aus. gletscher: Wegen fehlendem Massen- nachschub aus dem Nährgebiet hat sich mehr als zwei Tagen führten in weiten Dieses Defizit konnten auch die extremen die im Jahr 1990 (Bild siehe S. 34, links) noch deutlich aufgewölbte Zunge suk- zessive ausgedünnt (1999 Mitte und 2005 rechts). Fotos: Archiv VAW/Amt für Forst und Jagd UR WISSENSCHAFT UND BERGWELT Starkniederschläge vom August 2005 Längenänderung der Gletscher in den Schweizer Alpen 2003/04 und 2004/05 kaum vermindern. Das hydrologische Nr. Gletscher Kt. Änderung, Änderung Nr. Gletscher Kt. Änderung, Änderung Jahr 2003/04 war in den Walliser und Länge (m) Länge (m) Länge (m) Länge (m) 2003/04 2004/05 2003/04 2004/05 Bündner Bergen verbreitet, in den übri­ gen Regionen mehrheitlich nieder­ Einzugsgebiet Rhone 111 Ammerten BE st st 1 Rhone VS –11,4 –7,5 65 Rätzli BE n n schlagsarm. Kein einziger Monat fiel 2 Mutt VS –11,7 –6,8 112 Dungel BE st –6 überall in der Schweiz zu trocken oder 3 Gries VS –27,0 –58,0 113 Gelten BE x x zu nass aus, jedoch fanden sich in allen 4 Fiescher VS x x Regionen eine grössere Anzahl Monate 5 Grosser Aletsch VS –41,0 –65,6 Einzugsgebiet Reuss mit deutlich zu trockenen Verhältnissen. 6 Oberaletsch VS –3,3 –5,8 66 Tiefen UR –6,8 –19,8 7 Kaltwasser VS –2,0 st 67 Sankt Anna UR –7,8 n Es waren keine grossen landesweiten 10 Schwarzberg VS –13 –19 68 Kehlen UR –20,5 –21,3 Niederschlagsereignisse
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