Polizeibataillon 307(Lübeck) «Im Osteinsatz» 1940 -1945

Polizeibataillon 307(Lübeck) «Im Osteinsatz» 1940 -1945

„Die eingesetzten Kräfte der Ordnungspolizei... versahen ihren Dienst vorbildlich.“ Das Polizeibataillon 307(Lübeck) «im Osteinsatz» 1940 -1945 Eine Ausstellung der Landespolizei Schleswig-Holstein, Polizeidirektion Schleswig-Holstein Süd (Lübeck) in Zusammenarbeit mit der Landespolizei Hamburg, Landespolizeischule Projektleitung: Leitender Polizeidirektor Heiko Hüttmann, Lübeck Projektdurchführung: Studiendirektor Wolfgang Kopitzsch, Hamburg Projektmitglieder: Leitender Kriminaldirektor i.R. Karl-Georg Schulz, Stockelsdorf Polizeihauptkommissar Jochen Lipke, Polizeibezirksrevier Eutin Polizeioberkommissar Wolfgang Schulz, 1. Polizeirevier Lübeck Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Polizeihauptkommissar Detlef Hardt, Lübeck Grafik und Design: Christina Lauer, Hamburg Technische Unterstützung: Medienzentrum der Landespolizeischule Hamburg Herstellung der Ausstellungstafeln: Sören Pedersen, Grafik und Bildbearbeitung, Hamburg Druck des Kataloges: Verlag Schmidt-Römhild, Zweigniederlassung Essen PolizeibataillonGruß- und Vorwort 307 Grußwort Vorwort Wer die Vergangenheit nicht kennt, wird die Gegenwart nicht verstehen. Wer die Gegenwart nicht versteht, kann die Zukunft nicht gestalten. In der öffentlichen Diskussion über den Rechtsextremismus in Deutsch- Mit vorliegender Dokumentation widmet sich die Lübecker Polizei einem land ist zunehmend deutlich geworden, dass die NS-Vergangenheit in Ausschnitt der polizeilichen Rolle während des 2. Weltkrieges. der Nachkriegszeit nur unzureichend aufgearbeitet wurde. Aus dieser Er- Neben Zuspruch und Unterstützung von allen möglichen Seiten wurde kenntnis erwächst die selbstverständliche Verpflichtung aller gesellschaft- mir gelegentlich die Frage gestellt, warum sich denn die Polizei mit die- lichen Institutionen, sich heute intensiv und vorbehaltlos mit ihrer eige- sen „alten Geschichten“ befasse. Das Interesse der Polizeidirektion SH nen Geschichte und ihrer Rolle im „Dritten Reich" auseinander zu setzen Süd beruht auf folgenden Faktoren: und dabei auch unbequeme Wahrheiten auszuhalten. Will man die Ereignisse in der Hansestadt Lübeck von 1933 bis 1945 in Die Landespolizei Schleswig-Holstein hat sich ihrer Verantwortung in den ihren komplexen Zusammenhängen erfassen, so gehört eine Betrach- letzten Jahren in vorbildlicher Weise gestellt. Die Aufarbeitung der Ge- tung der Lübecker Polizei in jener Zeit dazu. Nur so wird das Bild des schichte des Lübecker Polizeibataillons 307 ist ein neues Beispiel für die Wandels von einer freien in eine unfreie Stadt komplett. Bereitschaft, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Das Projekt der Polizeidirektion Schleswig-Holstein Süd macht deutlich, wie menschen- Bei geschichtlichen Betrachtungen der Polizei blieb bis vor wenigen Jah- verachtend und brutal Hitlers Helfer vorgegangen sind. Hier wird endgül- ren der Zeitabschnitt des „3. Reiches“ – auch durch die Polizei selbst – tig mit dem Mythos der „Bandenbekämpfung“ der Polizeibataillone im weitgehend ausgeklammert. Da die Zeit des Nazi-Regimes gerade für die Osten aufgeräumt. Polizei als Bestandteil der Exekutive von hohem generellen Belang ist, sollte dies – mehr als ein halbes Jahrhundert nach Ende des 2. Weltkrie- Die erschütternde Dokumentation von Auswüchsen der NS-Schreckens- ges – so gut es geht nachgeholt werden. Die Dokumentation kann und herrschaft drängt die Frage auf, wie es dazu kommen konnte, dass Poli- will diesen Zeitabschnitt nicht vollständig erfassen. Aber sie leistet einen zeiangehörige zu Mördern wurden. Es bleibt die Frage, welche Schutz- Beitrag dazu. mechanismen versagt haben und welche Umstände das Verhalten beein- flusst oder erst ermöglicht haben. Vor dem Hintergrund der aktuellen Dis- Mein Dank gilt kussion über Fremdenfeindlichkeit und Extremismus müssen wir insbe- – denen, die uns mit der Zuwendung finanzieller Mittel so nachhaltig un- sondere unseren Jugendlichen zeigen, wozu Menschen fähig sein kön- terstützt haben, also der Possehl-Stiftung Lübeck, der Gesellschaft zur nen, wenn ihr Handeln nicht von einem ethischen Grundgerüst getragen Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, der Gewerkschaft der Polizei – wird, in dem die Unantastbarkeit der Würde des Menschen oberste Prio- Kreisgruppe Lübeck –, dem Freundeskreis zur Unterstützung der Poli- rität genießt. zei Schleswig-Holstein e.V. sowie dem Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein Ich freue mich über das beeindruckende Ergebnis und besonders darü- – denen, die uns ansonsten sehr geholfen haben, nämlich zahlreiche ber, dass mit dem Stellvertretenden Leiter der Landespolizeischule Ham- Personen und Zeitzeugen aus Lübeck und Umgebung, die uns Material- burg, Wolfgang Kopitzsch, ein Historiker für das Projekt gewonnen wer- ien und Dokumente selbstlos zur Verfügung gestellt haben den konnte, der für seine Aufarbeitung der Geschichte der Polizeibataillo- – denen, die in unermüdlicher Klein- und manchmal auch Großarbeit re- ne über die Grenzen Hamburgs hinaus bekannt ist. cherchiert, kopiert, diskutiert, sortiert, organisiert und arrangiert haben, namentlich den Mitgliedern unseres kleinen Teams LKD a. D. Georg Die Bereitschaft zum Mahnen und Gedenken und das Wissen um die Schulz, PHK Jochen Lipke, PHK Detlef Hardt, POK Wolfgang Schulz. Fehler der Vergangenheit ist Voraussetzung für die Gestaltung einer bes- Ganz besonders danke ich Herrn Studiendirektor Wolfgang Kopitzsch, seren Zukunft. Ich wünsche daher der Polizeidirektion Schleswig-Holstein der es sich nicht hat nehmen lassen, als Hamburgischer Beamter – Süd, dass die Ausstellung viele Menschen erreicht. Allen, die mit ihrer Ar- sozusagen von Hansestadt zu Hansestadt – mit seinem enormen ge- beit zum Gelingen des Projektes beigetragen haben, spreche ich meinen schichtlichen Wissen und großem persönlichen Engagement diese Dank und meine Anerkennung aus. Dokumentation zusammenzustellen. Klaus Buß Heiko Hüttmann Innenminister des Landes Schleswig-Holstein Leiter der Polizeidirektion Schleswig-Holstein Süd Polizeidirektion Schleswig-Holstein Süd PolizeibataillonKurze Geschichte der Polizei in Lübeck 307 1852-1937 01 Kurze Geschichte der Polizei in Lübeck 1852 bis 1937 Als Beginn der staatlichen Polizei in Lübeck muss das Jahr 1852 gelten. Mit der Gründung des Polizeiamtes standen ein Oberpolizeidiener und zwölf Polizeidiener in der Stadt und den Vorstädten zur Verfügung. 1857 wurden die bisherigen „Landdragoner“ durch neun unberittene Landjäger ersetzt, die für den Schutz der lübeckischen Dörfer zuständig waren. 1867 wurde die Polizei neu organisiert. An die Spitze der Polizei wurde der vom Senat gewählte „Polizeikommissar“ berufen. Die Zahl der Polizeidiener erhöhte sich auf 17, die Zahl der Landjäger auf 16. Die „Nachtwache“ wurde durch ein „Polizeiwachkorps“ (Kommandeur, vier Oberwächter und 42 Wächter) ersetzt. 1877 wurde die nächtliche Bewachung auf die Vorstädte ausgedehnt (zusätzliche 24 Polizeiwäch- ter). Mit Beschluss vom 18. März 1889 wurde die Polizei zum 1. Juni 1889 vollständig reorganisiert. Es entstand die „Schutz- mannschaft“ mit einer Stärke von einem Polizeiinspektor, sechs Polizeiwachtmeistern, 92 Schutzleuten und drei Ha- fenschutzleuten. Alle übrigen Organisationen wurden auf- Verfassungsfeier 1930 Quelle: Privat gelöst. Die Schutzmannschaft verrichtete einen Tag- und Nachtdienst. Im Laufe der folgenden Jahre wurde die Schutzmannschaft In der Weimarer Republik ständig vergrößert. Am 1. Juni 1914 bestand sie aus einem Polizeimajor, zwei Polizeikommissaren (davon einer bei der Ähnlich wie in den anderen Hansestädten brachte die November-Revo- Kriminalpolizei), zehn Polizeiwachtmeistern (zwei bei der lution 1918 schwere Belastungen für die Lübecker Polizei. Aufgrund der Kriminalpolizei), 170 Schutzleuten (davon 14 bei der Kriminal- allgemeinen Entwicklungen (u.a. Reduzierung des Militärs, innere Un- polizei) und 12 Hilfs-Schutzleuten, sowie 60 Reserve- ruhen) wurde auch in Lübeck die Aufstellung einer kasernierten Sicher- Schutzleuten. In den ländlichen Gebieten verrichteten 19 heitspolizei (zunächst grüne Uniformen) in Stärke von 370 Beamten be- Schutzleute ihren Dienst. Insgesamt bestanden in der Stadt schlossen. Daneben sollte die bisherige Schutzmannschaft (blaue Uni- Lübeck fünf Polizeiwachen (Kanzlei-Wache, St.Jürgen-Wa- formen) weiter bestehen. Am 1. Oktober 1919 verfügte die Lübecker che, St. Getrud-Wache, St. Lorenz-Wache, Wache an der Polizei über eine Gesamtstärke von 565 Beamten. Die geplante Stärke der Einsiedelstraße). Sicherheitspolizei wurde – wie in allen deutschen Ländern – dann deutlich reduziert. Zunächst bestand sie aus dem Stab (Kommando) und drei Hundertschaften mit 370 Beamten, die Zahl wurde dann zum 1. April 1921 Verfassungsfeier 1931 Quelle: Privat auf 343 Beamte und zum 1. November 1922 auf 330 Mann reduziert. Die Schutzmannschaft blieb zunächst selbständig und wurde dann aber dem Kommandeur der Sicherheitspolizei unterstellt. Ab dem 1. November 1926 gab es in Lübeck – wie auch in fast allen deutschen Ländern – nur noch blaue Polizeiuniformen. Die kasernierte Sicherheitspolizei und die Schutz- mannschaft wurden zur Ordnungspolizei Lübeck vereinigt. Sie umfasste das Kommando der Schutzpolizei, die Polizeibereitschaft mit technischem Dienst, fünf Polizeireviere und eine Landstaffel für die Beamten im Landgebiet. Eingerichtet wurde auch der Polizeiverwaltungs- dienst (Verkehrs-, Gewerbe-, Markt-, Lebensmittel-, Maß- und Gewichts- polizei, Verwaltungs- und Vollstreckungsdienst). Polizeidirektion Schleswig-Holstein Süd PolizeibataillonKurze Geschichte der Polizei in Lübeck 307 1852-1937 02 Gliederung der Ordnungspolizei

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