1 100 JAHRE SCHWALMVERBAND BEWAHREN UNTERHALTEN GESTALTEN INHALT 100 Jahre Schwalmverband Bewahren, unterhalten, gestalten 3 Die Schwalm Ein Fluss verbindet Länder 4 Ereignisreiche Geschichte 100 Jahre Schwalmverband 6 Wasserwirtschaft Im Einklang mit der Natur 11 Bewahren Artenreiche Gewässerlandschaft 12 Unterhalten Aufmerksame Pflege 15 Gestalten Mit Erfahrung und guten Ideen 18 Gute Gründe Warum werden Gewässer ausgebaut? 22 100 JAHRE SCHWALMVERBAND Bewahren, unterhalten, gestalten 3 Der Schwalmverband ist wichtig, weil er in vorbildlicher Weise die Belange der Gewässerpflege und des „ Gewässerschutzes in einer Hand vereint. Unsere vorbildliche Zusam- menarbeit erlebe ich immer wieder mit großer Freude. Wolfgang Müller, Bezirksregierung Düsseldorf, Dezernat 54 weil wir in die Niederlanden sagen: „lieber ein guter „ Nachbar als ein entfernter Freund“. Und in unserem Fall weil er schon seit den 1980er Jahren Vorreiter in Sachen ist der Nachbar zugleich auch ein guter Freund mit den „ Fließgewässerrenaturierung ist. Gleichzeitig trägt er eine gleichen Ideen zur Renaturierung! große Verantwortung, weil an der Schwalm einige der Jac Peerboom, Adviseur watersysteem en –keten, wertvollsten Naturschutzgebiete im Kreis Viersen liegen. Waterschap Limburg Nicht ohne Grund hat sich hier 1997 der erste Biber der Region angesiedelt. Peter Kolshorn, NABU Krefeld/Viersen e.V. weil er gradlinig die Gewässer wieder krumm macht. Am Nie- „ derrhein gehört ein gewaltiger Spagat dazu, um den ordnungs- gemäßen Wasserabfluss, den Hochwasserschutz und die Öko- logie in ein Bachbett zu bekommen. Für die ersten 100 Jahre „Gradlinigkeit + Spagat“ ein herzliches DANKE SCHÖN, für die weiteren 100 Jahre ein ebenso herzliches GLÜCK AUF!!! Bruno Schöler, Landwirtschaftskammer NRW; Ressourcenschutz Wasser und Boden weil die Unterhaltung und Pflege der Schwalm und ihrer Nebengewässer für die Natur, die „ Landschaft und die Menschen im Kreis Heinsberg von großer Bedeutung sind. Dieser wun- derschöne Landstrich entlang der Schwalm beherbergt zahlreiche Naturschutzgebiete und ist darüber hinaus auch aus touristischer Sicht äußerst wertvoll. Stephan Pusch, Landrat Kreis Heinsberg 4 DIE SCHWALM Ein Fluss verbindet Länder Die Schwalm ist ein Nebenfluss der Maas. Sie Ein geologischer Exkurs fließt rund 33 Kilometer durch den Westen Die Schwalm durchquert auf ihrem Weg durch das niederrheinische Tiefland meh- Nordrhein-Westfalens und mündet nach wei- rere Fließgewässerlandschaften und weist dementsprechend eine relativ vielsei- teren 12 Kilometern in der niederländischen tige Typologie auf. Von der Quelle bis zur Mündung durchläuft der Fluss den Na- Provinz Limburg bei Swalmen in die Maas. Zwi- turraum Schwalm-Nette-Platte. Im Bereich des Oberlaufs durchfließt er zunächst schen Erkelenz und Wegberg liegen die Quell- die Löß- und Verwitterungsgebiete, Flussterrassen, Moränen und hauptsächlich läufe der Schwalm. In Folge des Braunkohleab- Sandgebiete. Beginnend mit der Flussniederung des Mittellaufs, dominieren baus südlich des Schwalmeinzugsgebietes und typische organische Substrate sowie Sande und Kiese. Die organisch geprägten der damit verbundenen Sümpfungsmaßnah- Gewässertypen überwiegen eindeutig. men sind diese teilweise trockengefallen. Das Gebiet des Schwalmverbandes Eine vorübergehende Quellschüttung im Be- Das Verbandsgebiet des Schwalmverbandes erstreckt sich über das in Deutschland reich von Genhof wird heute erreicht, indem liegende oberirdische Einzugsgebiet der Schwalm einschließlich ihrer Nebenge- Sümpfungswasser direkt eingeleitet wird. wässer. Es hat eine Größe von 249 Quadratkilometer. Die größten Schwalm-Zuflüs- . se sind Elmpter Bach, Kranenbach, Knippertzbach, Mühlenbach und Beeckbach. Im Oberlauf durchfließt die Schwalm zunächst Schwalm stark begradigt und eingetieft entlang diverser Torfstichseen und Kies- landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie den abgrabungen durch das Naturschutzgebiet Elmpter Schwalmbruch und geht hier Tüschenbroicher Wald. Daran schließt sich der in die Niederlande über. urban geprägte Raum der Stadt Wegberg an, wo auch der Beeckbach in die Schwalm mündet. Im weiteren Verlauf folgen ausgedehnte, feuchte- 5 geprägte Auenwaldbereiche. Innerhalb dieser naturnahen Landschaft nordwestlich des Orts- teils Rickelrath münden sowohl der Mühlenbach als auch der Knippertzbach in die Schwalm. Ab Kranenbach der Ortschaft Schwalmtal-Lüttelforst werden die Elmpter Bach Flächen an der Schwalm vorwiegend als Grün- land, Ackerflächen und Hausgärten genutzt. Knippertzbach Die Landschaft der Schwalm ist geprägt von Mühlen, deren Ursprung zum Teil bis ins 13. Mühlenbach Jahrhundert zurückreicht. Nördlich der Ort- Beeckbach schaft Brempt, unterhalb der Brempter Müh- le, ist die Schwalm durch das Wehr an der Mühlrather Mühle zum Hariksee aufgestaut. Dieser ehemals durch Torfstich entstandene See ist heute ein beliebtes Ausflugsziel im Er- Organisch geprägte Gewässer holungsgebiet Schwalm-Nette. Unterhalb der Mühlrather Mühle ist die Schwalm streckenweise Organisch geprägte Gewässer sind gekennzeichnet durch eine Sohle aus organi- schem Material: Holz, Torf und Detritus. Das Wasser ist oftmals durch Huminstof- eingedeicht. Innerhalb des Laarer Bruchs an der fe bräunlich verfärbt. Meist kann man natürliche, organische Tieflandgewässer Borner Mühle mündet der Kranenbach in die auch am flachen Profil, dem mäandrierenden Verlauf und dem unregelmäßigen Schwalm, unterhalb schließt sich die Gemeinde Mehrbettgerinne erkennen. Die Gewässer sind durch Totholz und Wasserpflan- Brüggen mit der Brüggener Mühle an. zen strukturreich geprägt. Der Wasserspiegel liegt auch bei Mit- An der westlichen Grenze von Brüggen mündet telwasser nur kurz unter dem um- der Elmpter Bach in die Schwalm. Im weiteren liegenden Gelände, so dass die Verlauf der Schwalm nach Westen schließt sich angrenzenden Flächen und die auf über zwei Kilometern der renaturierte Be- Talsohle bei jedem Hochwasser reich der Dilborner Benden mit seiner naturna- überflutet werden ‒ die Auen mit hen Aue an. Unterhalb der Dilborner Benden ihren Bruchwäldern können gut bis zur niederländischen Grenze verläuft die gedeihen. .de 6 EREIGNISREICHE GESCHICHTE 100 Jahre Schwalmverband Es klappern die Mühlen... Nebengewässern, von denen einige heute noch zu sehen sind, andere immerhin Seit dem 13. Jahrhundert gehörte die Schwalm noch im Ortsnamen verankert sind. Für die Nutzung des Flusses wurden schon wegen der Wasserkraft zu den wichtigen Wirt- damals Umbauten vorgenommen: Es wurden Mühlengräben und -teiche gebaut. schaftsfaktoren in der Region. Davon zeugen Durch die Gewässerverlegung vergrößerte sich die Fallhöhe des Wassers und lie- die einst 36 Mühlen am Hauptfluss und seinen ferte somit mehr Energie. Konflikte und Professionalisierung 1917 wurde schließlich die Schwalm-Meliorationsgenossenschaft gegründet, die Im 15. Jahrhundert kam es zunehmend zu die Schwalm von der Landesgrenze bis zum Oebeler Bruch (westlich von Brüggen) Konflikten zwischen den Müllern: Aufgrund ausbaute: Die Schwalm wurde begradigt und vertieft, es wurden neue Entwässe- höher gelegener Staue stand den flussabwärts rungsgräben hergestellt. gelegenen Mühlen weniger Wasserenergie zur 7 Verfügung. In dieser Zeit wurden die ersten Zwischen 1919 und 1939 erreichten die Meliorationsmaßnahmen ihren Höhe- wasserwirtschaftlichen Regelungen getroffen, punkt. Zur Gewinnung weiterer landwirtschaftlich nutzbarer Flächen wurden gro- über die sich die Müller untereinander einigen ße Auenbereiche entwässert und gerodet. mussten. Die extremen Veränderungen am Gewässer be- Melioration dingten, dass die Unterhaltung – zum Beispiel die Reinigung der Mühlenteiche – immer auf- Unter Melioration (lat. melioare = verbessern) versteht man in Deutschland den Einsatz von Maßnahmen, die den Wert der Bö- wändiger und gefährlicher wurde, sodass man den erhöhen sollen. Gewässer wurden zum Beispiel begradigt, um zu Beginn des 17. Jahrhunderts Unternehmer die Bewirtschaftung von landwirtschaftlich genutzten Flächen zu für diese Arbeiten beauftragte. Es entstand vereinfachen. Auch Entwässerung, Drainierung und Eindeichung eine professionelle Gewässerunterhaltung. von Überschwemmungsgebieten sind Meliorationsmaßnahmen. Industrialisierung und Melioration Im Zuge der Industrialisierung verloren die Mühlen im 19. Jahrhundert zunehmend an Bedeutung. Auch der wachsende Tourismus veränderte die Schwalm nachhaltig – Mühlen wurden zu Gaststätten und Badeanstalten um- genutzt. Gleichzeitig wurden die ersten Pla- nungen zur Melioration der Schwalm durch das Preußische Kulturbauamt aufgestellt. Mit sehr aufwändigen und teuren Maßnahmen wurden die Schwalm begradigt, künstliche Entwässe- rungsgräben angelegt und der Wasserspiegel in den Gewässern abgesenkt. Die Meliorationspläne sahen Eingriffe auf über 1.100 Hektar, davon 440 Hektar Moor- und Wasserflächen und 24 Flusskilometern vor. Zeit des Wandels Die negativen Auswirkungen der Melioration führten zu Beginn der 1970er Jahre Die fortwährenden Eingriffe in die Landschaft zu einem Umdenken und man versucht seitdem, die ursprünglichen Strukturen blieben nicht ohne Folgen. Die Begradigung der so gut wie möglich durch ökologische Gewässerunterhaltung und biologische Ab- Gewässer brachte höhere Fließgeschwindig- wasserreinigung in Kläranlagen wiederherzustellen. keiten und stärkere Tiefenerosionen mit sich. 8 Da durch die baulichen Veränderungen das Aus der Meliorationsgenossenschaft der Schwalm wurde 1938 der Wasser- und Grundwasser abgesenkt wurde, verlandeten Bodenverband der Schwalm und dann im Jahr 1971 der Schwalmverband
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