"Trauerspiele Mit Gesang Und Tanz"

"Trauerspiele Mit Gesang Und Tanz"

Brigitte Dalinger „Trauerspiele mit Gesang und Tanz“ Zur Ästhetik und Dramaturgie jüdischer Theatertexte Böh lau Ve r lag Wi e n · Köln · We i mar Gedruckt mit der Unterstützung durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http ://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-205-77466-2 Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Über- setzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbildungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege, der Wiedergabe im Internet und der Speicherung in Daten - ver arbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. © 2010 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H. und Co.KG, Wien · Köln · Weimar http ://www.boehlau.at http ://www.boehlau.de Umschlaggestaltung: Judith Mullan Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlor- und säurefrei gebleichtem Papier. Druck : Generaldruckerei Szeged, 6726 Szeged Inhalt Vorwort ......................................... 9 AusgAngspunkt und ZIelsetZung einführung ...................................... 13 Einleitung und Ziele .................................. 13 Definition und Abgrenzung .............................. 17 Zum Forschungsstand ................................. 20 Methode ......................................... 28 Formale Hinweise ................................... 33 ÄsthetIsche und dr AmAturgIsche grundlAgen der jüdIschen dr AmAtIk Zur jiddischen sprache und dramatik .................. 37 Zur Entstehung und Entwicklung der jiddischen Sprache ............ 37 Das Purimspiel ..................................... 40 Erste Dramen in jiddischer Sprache – die Haskala-Komödien ......... 42 Die Dramatik der Sprache, oder : Ist das Jiddische eine „komische“ Sprache ? . 46 Die Entstehung der modernen jiddischen Dramatik ............... 50 Westjiddische Theatertexte des 19. Jahrhunderts ................. 52 Formen jiddischer und deutschsprachig-jüdischer theatertexte ..................................... 59 Grundlagen der jiddischen Dramatik ........................ 59 Das Lebensbild : „Bilder“ aus dem jüdischen Leben, in deutscher und jiddischer Sprache ................................ 61 Das jiddische Melodram ............................... 66 Exkurs : „Schund“ und „Jargon“ .......................... 70 Lebensbild, Melodram und well-made-play : Jacob Gordins Theaterstücke ... 72 Deutschsprachig-jüdische Lokalpossen, „Jargonschwänke“ und sogenannte „Judenstücke“ ............................... 75 6 Inhalt ZentrAle themenbereIche der jüdIschen theAterstücke AuF WIener bühnen liebe und partnerwahl, ehe und Familie ................ 87 Jüdische Familien in einer geschlossenen jüdischen Welt ............ 89 Konflikte rund um Partnerwahl und Verheiratung ............... 89 Arrangierte Ehen : Das Mädchen und der ihm bestimmte Bräutigam .. 91 Komödien und Possen, in denen sich die Mädchen mit einer List zur Wehr setzen ............................... 91 Exkurs : Hosenrollen im jiddischen Theater ................... 93 Jiddische Melodramen und „Legenden“ über Mädchen, die sich nicht wehren können .............................. 97 Was geschieht, wenn junge Männer verheiratet werden .......... 99 „Gott’s Schtroff“ für falsche Partnerwahl und andere Jugendsünden .... 106 Selbstgewählte Partner und (manchmal) geglückte Ehen ......... 112 Liebe und Ehe zwischen Juden und Nichtjuden ............... 124 Die schöne Jüdin und der übermächtige Herrscher ........... 124 Möglichkeiten und Scheitern interkonfessioneller Ehen ........ 126 Generationenkonflikte und die Behandlung der Eltern ............ 134 Der Wunsch nach der Frau und/oder nach dem Besitz des Nächsten ... 141 Der Zerfall der geschlossenen jüdischen Welt und der Zerfall der jüdischen Familien ................................. 151 Der Verlust des Glaubens ............................. 151 Die Entstehung des Proletariats, Armut und Krieg ............... 162 Antisemitismus ................................... 173 Die „Trauerspiele der Assimilation“ ......................... 176 Die „Pogromdramen“ ................................. 198 Tragödien und Komödien über die Absurdität des Judenhasses ......... 214 Die Tragödien : Vom Ritualmord bis zum „Dritten Reich“ .......... 214 Ritualmord in Ungarn (Die Sendung Semaels) von Arnold Zweig (1914) .. 214 Jud Süß von Lion Feuchtwanger (1916) .................... 225 Dreyfus-Dramen von Abisch Meisels und Hans José Rehfisch (1929 und 1929) ................................. 232 Die Grenze von Albert Ganzert (1936) .................... 238 Purim von Alfred Werner (1937) ........................ 242 Die Komödien .................................... 244 Professor Bernhardi von Arthur Schnitzler (1912) ............... 244 Inhalt 7 Jüdische Weltherrschaft (1927) .......................... 250 Jude oder Christ ? Verwechslungskomödien von Scholem Alejchem, Emil Tabori und Sammy Gronemann (1914, 1925 und 1937) ....... 252 geschichten und personen aus der Zeit vor der diaspora ... 265 Die Bibel, Legenden aus dem Talmud und Heldengeschichten als Fundus jiddischer Singspiele .................................. 266 Shulamit oder Die Tochter des Morgenlandes von Abraham Goldfaden (1879) 266 Bar Kochba oder Die letzten Tage Jerusalems (Bar Kokhba) von Abraham Goldfaden (1883) .................................. 272 Die Opferung Isaaks (= Akeydas Yitskhok) von Abraham Goldfaden (1897) . 278 Die „Sehnsucht nach dem Messias“ und die „Auserwählung des jüdischen Volkes“ als dramatische Motive ..................... 286 Die Sehnsucht nach dem Messias : Der ewige Jude von David Pinski (1906) 286 Die Auserwählung des jüdischen Volkes : Jaákobs Traum von Richard Beer-Hofmann (1918) .......................... 291 Ein auserwählter Prophet : Jeremias von Stefan Zweig (1917) ......... 301 Moses führt das jüdische Volk „aus der Sklaverei in die Freiheit“ (1925 und 1938) ....................................... 307 mythen und legenden .............................. 311 Die dramatischen Bearbeitungen des Golem-Mythos .............. 311 Der Golem-Mythos ................................. 311 Die Golem-Dramen ................................ 311 Besessen vom Geist des Geliebten : Der Dibbuk oder Zwischen zwei Welten von An-Ski (1914–1919) und Das Gelöbnis von Perez Hirschbein (1916) .. 326 resümee und Anregung zu weiteren themenbereichen ...... 337 bibliographien ................................... 341 Dramenbibliographie ................................. 341 Texte ohne Angabe des Autors ............................ 352 Literaturverzeichnis .................................. 353 register ........................................ 375 Vorwort Das vorliegende Buch „Trauerspiele mit Gesang und Tanz“. Zur Ästhetik und Dra- maturgie jüdischer Theatertexte basiert auf meiner Habilitationsschrift. Diese wurde in den Jahren 2000 bis 2003 verfaßt und für die Druckfassung leicht gekürzt und bearbeitet. Die Recherchen und das Verfassen der Arbeit ermöglichte ein apart- Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, wofür ich mich an dieser Stelle bedanken will. Entscheidende Forschungsarbeiten konnte ich in Archiven durchführen, vor allem im yivo Institute for Jewish Research in New York City und in der Wienbibliothek im Wiener Rathaus, deren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ich für ihre Unterstützung danke. Für Anregungen und Beistand während dieser Arbeit danke ich ferner Evelyn Adunka, Joel Berkowitz, Miroslawa Bulat, Julia Danielczyk, Hilde Haider-Pregler, Angelika Hausenbichl, Beate Hoch- holdinger-Reiterer, Emmerich Kolovic, Ulrike Mayer, Hanni Mittelmann, Heidi Lexe, Birgit Peter, Warren Rosenzweig, Silvia Stastny, Armin A. Wallas (†) und Ve- ronika Zangl. Thomas Soxberger danke ich für genaues und geduldiges Korrigieren der Arbeit, meiner Tochter Roxane für das Erstellen des Registers und Frau Eva Reinhold-Weisz (Böhlau Verlag) für ihre Geduld und das anhaltende Interesse. Gewidmet ist dieses Buch Bruno Weinhals (verstorben im Mai 2006), der mit sei- ner Liebe und Aufmerksamkeit eine Arbeit wie diese ermöglicht hat. AusgAngspunkt und ZIelsetZung einführung einleitung und Ziele Im Zentrum dieser Arbeit stehen jüdische Theatertexte, die von etwa 1890 bis 1938 in Wien aufgeführt und/oder geschrieben wurden. Dazu gehören jiddische Sing- spiele, Melodramen und ernsthafte Dramen ebenso wie die dezidiert als „jüdisch“ bezeichneten Texte berühmter deutsch-jüdischer Autoren der Wiener Moderne und die sogenannten „Jargonschwänke“, die äußerst populär waren. An diese sprachlich, ästhetisch, dramaturgisch und rezeptionsgeschichtlich äu- ßerst unterschiedlichen Theatertexte werden folgende Fragen gestellt : Warum können sie als „jüdische“ Dramen bezeichnet werden ? Welche Themen und Mo- tive werden aufgegriffen, welche Milieus und Personen werden gezeigt ? Welche dramatischen Formen, welche dramaturgischen und ästhetischen Mittel kommen beim Schreiben/Inszenieren zum Einsatz ? Ein wichtiges Ziel dieser Arbeit ist der Versuch einer neuen Sichtung jiddischer Texte, die – besonders im deutschsprachigen Raum – oft als eine Art „fröhliches Operettentheater“ gesehen beziehungsweise gleich als „Schund“ abgetan und da- mit von jeder ästhetischen Analyse sowie sozialen oder politischen Interpretation ausgenommen werden. Freilich gibt es jiddische Operetten und Melodramen, die inhaltlich nicht sehr anspruchsvoll

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