132 Bemerkungen und unregelmäßig gesetzt. Der Spieler Suite Es-dur BWV 819 und wusste, dass er gleich bleibende Töne Allemande BWV 819a bei bloß harmoniefüllenden Stimmen, Quellen: solange der Ton der Saite noch trug, an- 1) *P 420 (aus Bachs Umkreis vor T = Takt(e) zubinden hatte – und auch der heutige 1730) Spieler wird entsprechend verfahren. 2) P 418 (aus Bachs Umkreis um 1724) Das textkritische Verfahren, mit dessen Wir haben deshalb solche Haltebögen in 3) Slg. Gorke 10 (H. N. Gerber um Hilfe versucht wird, den „Urtext“ wie- unserer Ausgabe nur sparsam ergänzt. 1724) derzugewinnen, ist in der Ausgabe der Ebenso steht es mit den Verzierungszei- 4) *P 1080 (E. M. Harttung, 2. Hälfte „Fantasien, Präludien und Fugen“ nä- chen. Es war eine selbstverständliche des 18. Jh.) her beschrieben worden. Es beruht auf Aufgabe des musikalischen Vortrags, 5) AmB 552 (2. Hälfte des 18. Jh.) möglicher Rekonstruktion des verlore- den Satz auch über die eingezeichneten 6) *P 542 (datiert „1781“, im Besitz nen Autographs bzw. der Ermittlung Ornamente hinaus mit Trillern, Doppel- von K. Lichnowsky) der verschiedenen Variantenträger schlägen, Mordenten, Schleifern und 7) *P 497 (19. Jh.) durch Filiation der Quellen und Berich- Vorhalten zu beleben. Auch der heutige Das fragmentarische Werk, dem die ab- tigung der bereits in den Variantenträ- Spieler lasse sich diese Möglichkeit zu schließende Gigue fehlt, ist in P 418 gern vorhandenen Verderbnisse. Bei der eigener improvisatorischer Mitgestal- und P 420 zusammen mit einigen der Filiation der Quellen war die Zusam- tung nicht nehmen. sog. „Französischen Suiten“ überliefert, menarbeit mit Hartwig Eichberg, der und wahrscheinlich ist es auch im Zu- eine Reihe der hier vorgelegten Stücke sammenhang mit dieser Suitenreihe um Suite a-moll BWV 818a und 818 in der Neuen Bach-Ausgabe herausgibt, 1722 entstanden. In P 418 ist später eine große Hilfe. Das Werk, das wahrscheinlich auf die eine zweite Allemande (BWV 819a) Die speziellen Anmerkungen zu den frühe Weimarer Zeit zurückgeht, ist uns eingefügt worden, die die erste offenbar einzelnen Werken beschränken sich auf in zwei Versionen überliefert. Wegen ih- ersetzen sollte. P 420 überliefert das die notwendigsten Angaben zu den rer z. T. beträchtlichen Abweichungen Werk nur mit dieser zweiten Allemande. Quellen und zur Quellenbewertung. drucken wir beide vollständig ab. Um dem Spieler selbst die Wahl zwi- Griechische Buchstaben bezeichnen ver- schen diesen beiden Allemanden zu las- lorene, aber rekonstruierbare Quellen. sen, geben wir sie in unserer Ausgabe BWV 818a P-, AmB- (= Amalienbibliothek) und beide hintereinander wieder. Quellen: Mus.ms.-Signaturen bezeichnen Hand- Die vorhandenen Quellen sind sämt- schriften der Deutschen Staatsbiblio- 1) Slg. Mempell-Preller Ms. 8 lich selbständig und gehen, mit unter- thek Berlin, sofern ihnen ein * vorange- 2) *P 804 schiedlicher Zuverlässigkeit, auf ver- stellt ist, der Staatsbibliothek Preußi- Beide Handschriften stammen von dem- schollene Vorlagen zurück. Sie geben scher Kulturbesitz in West-Berlin; Slg.- selben Schreiber und sind um 1740 ent- verschiedene Entwicklungsstadien des Signaturen bezeichnen die Handschrif- standen. Wahrscheinlich gehen sie un- Werkes wieder. Wir legen unserer Aus- ten aus den verschiedenen Sammlungen abhängig voneinander auf eine nicht gabe den Text von P 420 zugrunde. der Musikbibliothek der Stadt Leipzig, mehr erhaltene Vorlage zurück. Ms. 8 Die dort nicht enthaltene Allemande von denen die Sammlung Gorke im ist insgesamt korrekter. BWV 819 ist nach P 418 ediert. Für die Leipziger Bach-Archiv verwahrt wird. Ornamente ist Folgendes zu beachten: Offensichtliche Verschreibungen der P 418 und Gerbers Kopie sind reich BWV 818 Kopisten wurden überall dort, wo sich ausgeziert, und zwar überwiegend der richtige Text zweifelsfrei herstellen Quellen: gleich lautend. P 420 enthält sehr viel lässt, stillschweigend berichtigt. Ergän- 1) Slg. Gorke 9 (Heinrich Nicolaus Ger- weniger Ornamente, und in den übrigen zungen des Herausgebers werden, wo ber um 1725) Quellen fehlen sie fast ganz. Wir über- nichts anderes vermerkt, im Kleinstich 2) P 418 (anonymer Kopist Bachs um nehmen die Verzierungen von P 418 wiedergegeben. Sie betreffen meist Stel- 1725) bzw. Gerbers im Kleinstich. Im Normal- len, die in den Handschriften korrum- Die beiden Quellen aus Bachs nächstem stich werden nur die Verzierungen aus piert sind, ferner die Aussetzung des Umkreis gehen auf dieselbe verschollene P 420 wiedergegeben. Generalbasses sowie die generalbass- Vorlage zurück. Auch in den sehr zahl- mäßige Ergänzung von Mittelstimmen, reichen Verzierungen stimmen sie nahe- Lesarten: die in einigen Stücken geboten ist. zu überein. Wie aus anderen Hand- Courante, T 10 unteres System: Haltebögen bei liegenden Akkorden schriften zu entnehmen ist, zieren beide Quelle 2 ante corr. und Quellen 3, 4, sowie bei gleich bleibenden Tönen Schreiber den Text stärker aus, als Bach wechselnder Akkorde werden in den dies in seinen eigenen Handschriften zeitgenössischen Quellen nur sparsam tut. 5 und 7: 133 Menuet 1: Satztitel in P 418: Menuet 1 Der größte Teil der Verzierungen ist aus Kellners Besitz *P 804 (dort zusam- Altern: erst nachträglich, allerdings vom Schrei- men mit der Orgelfuge h-moll BWV 579 Menuet 2 Trio Schluss: Repetitionsver- ber des Notentextes eingetragen. Ob sie überliefert). merk für Menuet 1 fehlt in P 420. auf Bach selbst zurückgehen, ist des- Die sehr fehlerhafte Handschrift hat halb unsicher. zahlreiche Auslassungen. Die nötigen Ouverture F-dur BWV 820 Die in der Air von späterer Hand ein- Ergänzungen und Richtigstellungen, die Quelle: Andreas Bach-Buch (Slg. Becker getragenen Verzierungen wurden nicht wir (z. T. im Anschluss an die Erstaus- Ms. III.8.4.) in die Ausgabe übernommen. Ein Rück- gabe bei Peters und die alte Bachausga- Die übrigen bekannten Handschriften verweis T 63, der die Wiederholung des be) vorgenommen haben, sind im Klein- *P 279, *P 486 und Mus.ms. 30069 Anfangsritornells fordern sollte, ist vom druck wiedergegeben. Um nicht Merk- gehen hierauf zurück. Sie leisten zur Kopisten offenbar missverstanden wor- male des jugendlichen Stils zu verfäl- Identifizierung nachträglicher Zusätze den. schen, haben wir, wo es irgend möglich in der Hauptquelle gute Dienste, blei- schien, den Text der Quelle übernommen. ben aber sonst unberücksichtigt. Die Zweites Menuett zur französischen Sonata a-moll BWV 967 Verzierungen T 1–17 der Ouvertüre Suite c-moll BWV 813a Das Werk ist vor 1707 entstanden und sind sämtlich nachträglich gesetzt. Quellen: wahrscheinlich die Bearbeitung eines 1) *P 420 (unbekannter Kopist um fremden Konzert- oder Sonatensatzes. Suite f-moll BWV 823 1730) Quellen: Einzige Quelle ist eine Kopie J. P. Kell- 2) Slg. Mempell-Preller Ms. 8 (J. G. 1) *Mus.ms. 40644 („Möllersche Hand- ners im Konvolut *P 804 (S. 325–327). Preller, 1740–1750) schrift“, Kopie um 1710) Das dreisätzige Werk wird dort – pars Das Stück ist offensichtlich als Menuett- 2) *P 804 (Kellner um 1725) pro toto – als Prélude en F-mol bezeich- Trio zur c-moll-Suite nachkomponiert. Quelle 2 geht auf Quelle 1 zurück, die net. Es dürfte in Bachs mittlerer Weima- Beide Handschriften sind voneinander deshalb der Ausgabe allein zugrunde- rer Zeit, vor 1715, entstanden sein. unabhängig. Quelle 2 ist flüchtiger ge- schrieben und enthält einige unbedeu- gelegt wird. Einige in der Quelle nur in den Außen- Suite A-dur BWV 832 tende Varianten. Wir folgen dem Text von Quelle 1. stimmen ausgeführte Partien verlangen Quellen: generalbassmäßige Ausfüllung der Mit- 1) Zeitgenössische Abschrift der beiden Menuett zur französischen Suite telstimmen. Sie wird im Kleindruck er- ersten Sätze in der sog. „Möllerschen Es-dur BWV 815a gänzt. Handschrift“, *Mus.ms. 40644 (vor Quellen: 1710) Sonata a-moll (nach Reinken) 2) Sammelband aus der 2. Hälfte des 1) *P 420 (um 1730) BWV 965 2) P 418 (Nachtrag um 1730) 18. Jahrhunderts, Bibliothèque Quellen: Royale Brüssel, II. 4093. (mit Titel 1) P 803 (J. G. Walther um 1715) Drei Menuette aus dem Klavier- Partie statt Suite) 2) *P 804 (J. P. Kellner um 1725) büchlein für Wilhelm Friedemann 3) Abschrift des Nürnberger Organis- Erweiternde Klavierbearbeitung der Bach BWV 841–843 ten Leonhard Scholz (2. Hälfte des 1. Triosonate aus dem 1688 erschiene- Quellen: Das 1720 begonnene Klavier- 18. Jahrhunderts), im Besitz des nen Hortus musicus von Jan Adams büchlein, Bibliothek der Yale School of J. S. Bach-Instituts Göttingen (ohne Reinken. Music, New Haven, USA; das 1. Menu- Werktitel) Die Akzidentien sind nicht überall ett auch im ersten Klavierbüchlein für Alle drei Handschriften sind voneinan- konsequent gesetzt. An verschiedenen Anna Magdalena Bach, P 224. der unabhängig. Wir folgen für die ers- Stellen sind sie offenbar nach dem har- ten beiden Sätze der ältesten und kor- Die beiden ersten der auch tonartlich monischen Zusammenhang zu ergän- rektesten Quelle 1). Die wichtigsten zusammengehörenden Stücke sind of- zen. Um keine falsche Sicherheit in die- gemeinsamen Abweichungen der Quel- fenbar Kompositionsübungen des jun- ser Frage vorzutäuschen, haben wir sie len 2) und 3) sind als ossia angegeben. gen Wilhelm Friedemann, die J. S. Bach in Kleinstich über bzw. unter die betref- Für die weiteren Sätze gilt 2) als Haupt- verbessert und zu Ende geführt hat. Das fende Note gesetzt. Diese „Zusatz-Akzi- quelle. letzte ist ganz von diesem selbst einge- dentien“ gelten jeweils nur für die ein- tragen. zelne Note. Präludium et Partita del Tuono Terzo F-dur BWV 833 Sonata D-dur BWV 963 Sonata C-dur (nach
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