Communichator1617

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die Zeitschrift am IfKW der Uni München no 28| 2017 Einmal sterben und zurück Wie es sich zwischen Bobby Leben und Tod anfühlt Brederlow Sein Weg zum Flug ins Extreme Kinohelden Warum Menschen den Risikosport lieben Weil uns mehr verbindet, als uns trennt: Über die eine Seite, die andere Seite – und das Dazwischen 10 €* für die Zukunft * Nur so viel macht der monatliche Beitrag zur Absicherung Deiner beruflichen Perspektive als junger Journalist im Bayerischen Journalisten-Verband aus. Dafür erhältst Du Zugriff auf ein professionelles Netzwerk von Berufskolleginnen und -kollegen, ein qualifiziertes Fortbildungsangebot, vielfältige Hilfe vom Mentoring bis zur Rechtsberatung sowie Kontakt und Austausch mit Gleichgesinnten. Solidarität ist machbar – BJV Der Bayerische Journalisten-Verband vertritt die Interessen von mehr als 7 000 hauptberuflichen Journalistinnen und Journalisten in Bayern. Unsere Mitglieder arbeiten an Tageszeitungen und bei Zeitschriften, in Online-Redaktionen, bei Hörfunk und Fernsehen, als Festangestellte oder freie Journalisten. Nähere Informationen erfährst Du unter www.bjv.de facebook.com/bjvde twitter.com/bjvde ANZ_Journalistentage_2016_DINa4_RZ.indd 1 18.10.16 13:05 Editorial communichator 28 Gewinnspiel! Löse unser Grenzworträtsel und gewinne einen von drei Amazon- Gutscheinen im Wert von je 25 Euro. Liebe Leserinnen, # liebe Leser, Irgendwo hört es auf, irgendwo fängt etwas Neues an. Irgendwo unterscheiden wir uns, irgendwo überschneiden wir uns. Irgendwo ist uns manchmal ganz klar und manchmal braucht irgendwo weder Raum noch Zeit. Das hier, das ist ein Heft übers Irgendwo. Über etwas, das teilt und verbindet. Das hier ist ein Heft über Grenzen. Wir zeigen euch Menschen am Limit und darüber. Geschichten vom Unterschied und vom Miteinander. Es ist ein Heft über Grenzen, die es braucht und über solche, die sich au ösen, die überwunden werden. Über die eine Seite und über die andere Seite – und über das, was dazwischen liegt. Dieses Heft zeigt euch: Grenzen sind relativ. Ob man davor oder dahinter steht, kommt darauf an, wo man sie setzt. Klingt doch irgendwo ganz schön, oder? Viel Spaß beim Lesen. Eure Redaktion Fotos: pixabay Der communichator erscheint seit über zehn Jahren am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU München. Jedes Wintersemester produzieren Studierende das Magazin und sammeln dabei journalistische Erfahrung – dies ist die 28. Ausgabe. Als Redaktionsteam entwickeln die Teilnehmer ein Heft-Konzept, verfassen Beiträge und übernehmen Marketing- sowie Layoutaufgaben. NINA SPRINGER # Inhalt Weil uns mehr verbindet, als uns trennt: Über die eine Seite, die andere Seite – und das Dazwischen communichator 28 Einen Schritt weiter. Bis hierher. Und weiter? Grenzen hinter sich lassen. Wo es Grenzen braucht. 06 | Anders? Na klar! – Bobbys Weg zum Kinohelden 38 | Eine Spirale der Illusion 08 | Zwischen Leben und Tod 40 | Wenn Bildung und Glaube sich kreuzen 10 | A Hundred Silent Ways 42 | Hol dir deine Macht zurück! 12 | Alexander Zverev – Ho nungsträger des deutschen Tennis Alles ießt. Zusammen sind wir mehr. Wozu schon Grenzen? Grenzen gemeinsam au ösen. 46 | Der Traum vom Fliegen 48 | Eine neue Ära des Helfens 16 | Tierisch gut drauf 50 | (K)ein Masterplan 18 | Die Universade – Eine eigene kleine Welt 52 | Eine Sprache, die verbindet 20 | Hilfe zwischen Krieg und Krisen 22 | Wie Musik es scha t, Europa zu einen 24 | Mauern im Kopf Keine Grenzen. Zeit für uns. Menschen am Limit. 14 | Deine Gewinnchance: Grenzworträtsel Die eigenen Grenzen testen. 34 | Unser Institut 26 | Up to God and down to Hell – Extremlauf über die Alpen 44 | Während des Studiums Grenzen überwinden: 28 | Wenn die Welt grau wird Dein Auslandssemester mit Erasmus+ und 30 | Shit Happens LMUexchange 32 | Gleitzeit: Flug ins Extreme 54 | Impressum Anders? Na klar! Bobbys Weg zum Kinohelden Rolf Brederlow spricht als erster deutscher Schauspieler mit Down-Syndrom ein großes Publikum an. Seine Filmauftritte zeigen, wie besonders Menschen mit Trisomie 21 sind. Von Sarah Latzel Eine Altbauwohnung im Münchner Stadtteil Lehel. Mittendrin: nehmen. „Das kann nicht sein”, sagte er damals. „Ich habe ihn letzte „Bobby, Herr Bredi und Mister Herr Bendel“. Eine verrückte, aber Woche im Fernsehen gesehen.“ Für Bobby vermischen sich Realität liebevolle Männer-WG. Die Hochglanzmagazine schreiben: „Bobby und Film, seit er das erste Mal selbst vor der Kamera stand. Das war Mutmacher“, „Der ganze Bobby ist ein großes Herz“. Ausnahmsweise 1997, im Film „Weihnachts eber“. Diese Komödie legte den Grund- behalten die Klatschblätter stein für Bobbys einzigartige Recht. Und nicht umsonst nennt und besondere Karriere. Seine man Menschen mit Down-Syn- Szene darin war kurz, bestand drom „Sonnenscheinkinder“. nur aus wenigen Worten, aber sie war prägnant. So prägnant, Bobby, der TV-Star und Bambi- dass neben dem österreichisch- Gewinner, kommt gerade von en Regisseur Bernd Fischerauer seiner Arbeit in der Behinder- auch der Bayerische Rundfunk tenwerkstatt im Münchner Nor- auf ihn aufmerksam wurde. den zurück. Jeden Tag fährt er alleine mit dem Bus und kommt Seine erste Hauptrolle folgte gegen 18.00 Uhr zu Hause an. zwei Jahre später mit Senta „Ein geregelter Tagesablauf mit Berger an seiner Seite in „Liebe festen Strukturen, Abläufen und und andere Katastrophen“. Bezugspersonen ist für ihn von Der Vierteiler-Film bereicherte höchster Bedeutung und wich- sein Leben: Während den tig“, sagt sein Bruder Gerd. Dreh arbeiten betreute ihn die Künstlerin Heidi Ha enrichter. Eine herzliche Umarmung, ein Sie nahm Bobby mehrmals mit Gang in Bobbys Zimmer. Um- in ihr Atelier und dort entdeckte geben von au allend bunt be- er seine Leidenschaft fürs malten Wänden, Tiermustern Malen. Heute ist diese Leiden- an der Wand, fällt der Blick auf schaft zu einem seiner liebsten den kleinen Schreibtisch mit Hobbys geworden. seinen Auszeichnungen und da- runter ist die neuste Ausgabe Bald gab es die erste große An- des „Spiegel” zu nden. „Ich lese erkennung in seiner Karriere: sehr gerne“, sagt Bobby und den Bambi für seine Rolle in „Lie- beginnt stotternd, aber selbst- be und andere Katas trophen”. bewusst und stolz, den Unter- Doch das reicht Bobby nicht: titel zu lesen: „Eeeinee schreck... „Ich will einen Oscar“, sagt er. lich määächtige Familieee“. Die Einen Oscar hat er zwar (noch) Sprachentwicklung bei Men- Stolzer Filmpreis-Gewinner: Bobby zeigt seine Bambi-Trophäe. nicht bekommen, aber es folg- schen mit Down-Syndrom ist ten weitere Auszeichnungen. verlangsamt, doch Bobby wird regelmäßig von einer Logopädin und 1999 wird seine Lebensgeschichte unter dem Titel „Bobby“ ver lmt: Schauspieltrainerin geschult, um sein Stottern zu verringern und Auf den Bambi folgt die Goldene Kamera. Der Name Bobby ge el ihm seinen großen Traum leben zu können: vor der Kamera zu stehen. so gut, prompt benannte er sich selber um. Ließ den Namen sogar von der Stadt München in seinen Pass eintragen. Das echte Leben ist für ihn das, was im Film passiert – alles, was sich auf der Leinwand, im Fernsehen, Kino oder Theater abspielt – bei Im gleichen Jahr folgte die Krönung: Die „Lebenshilfe Deutschland“ ihm ndet eine Realitätsverschiebung statt. Das zeigt zum Beispiel verlieh ihm einen Preis für den Film „Bobby“, der seine Lebensge- eine Begebenheit während eines USA Auf- schichte aufzeigt. Seither trägt dieser Preis enthaltes vor einigen Jahren: In New York seinen Namen. Er heißt nun „Lebenshilfe- angekommen, wollte er sofort den US- ICH WOLLTE NICHT Preis BOBBY“. amerikanischen Schauspieler „Telly“ Savalas sehen. Sein Bruder Gerd erklärte ihm, dass MEHR ROLF HEIßEN, „Ich will allen Menschen mit Trisomie 21 dieser tot sei. Das wollte Bobby nicht hin- SONDERN BOBBY sagen, dass es sich lohnt zu kämpfen“, sagt 6 | communichator Bobby. Seine Botschaft breitet sich prompt in der ganzen Republik aus. Und weil diese Botschaft wirkt, erhält er im Jahr 2004 das Bundes- verdienstkreuz aus den Händen der damaligen Bundesministerin Ulla Schmidt. Er selbst sieht sich als Star. Er wollte immer vor der Kamera stehen und berühmt werden. Und er weiß: Er hat es gescha t. Das beweist auch ein gemeinsamer Auftritt mit sei- ner Schauspielkollegin und guten Freundin Veronica Ferres, bei dem er sich auch gerne alleine auf der Bühne feiern lies. Doch das war nicht immer so. EIN MENSCH OHNE MACKE IST KACKE Bobby und sein Bruder Gerd haben einen langen, steinigen Weg hin- ter sich: Anfang der 1990er Jahre Bobby und sein Bruder Gerd, mit dem er in einer Wohngemeinschaft lebt. Fotos: Sarah Latzel starben beide Eltern kurz hinterei- nander, sodass Bobby gezwungen war, sein gewohntes Umfeld zu seinem Partner, Bobby ein neues Zuhause zu geben. Seither meistern verlassen. Nach immer wieder aufrollenden Streitereien und Kämp- die Drei jede Herausforderung gemeinsam. fen mit den Behörden darüber, ob er bei seinem homosexuellen Bruder und dessen Lebensgefährten leben darf, gelang es Gerd und Bobby ist das beste Beispiel dafür, dass Handicaps niemanden auf- halten sollten. Glaubt man Bobbys Worten, lebt er nach dem Credo: „Ein Mensch ohne Macke ist kacke.” Mit seiner Unterstützung der „Aktion Mensch” und der Kampagne „Du bist Deutschland” will er das der ganzen Welt zeigen und anderen Mut machen. Ebenso engagiert er sich als Pate des Down-Sportfestivals. Und solange „Herr Bredi und Mister Herr Bendel“ an seiner Seite sind, ist alles gut – denn als Trio sind sie unschlagbar. !Info Die Ursachen des Down-Syndroms liegen in einer Ver änderung des Erbguts. Statt 23 Chromosomen haben betroffene Menschen

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